Abrunden möchte ich diese Themenreihe mit ein paar Erfahrungen die ich mit meinem Tchibo Torpedo gemacht habe. Diese habe ich zwar schon ich ein paar Berichten gepostet, möchte die Beobachtungstipps aber hier noch einmal zentralisieren.
Die Montierung des Bresser Venus wird in Astronomiekreisen als Wackeldackel bezeichnet. Gerade im Anfängersegment gibt es viele Angebote, die dieses Prädikat verdienen, dies ist nicht nur dem als Tchibo Torpedo bekannten Bresser Venus 76/700 vorbehalten. Genau genommen wird jede Montierung mit zu schwerer Zuladung zum Wackeldackel.
Deshalb sollten in einem ersten Schritt alle Schraubverbindungen geprüft und ggf. etwas fester angezogen werden.
Grundsätzlich gilt, je weiter die Teleskopbeine ausgezogen werden, desto schwingungsanfälliger ist das System. Deshalb sollten die Teleskopbeine so wenig wie möglich ausgezogen werden um ein Nachschwingen nach dem Fokusieren oder Ausrichten zu vermindern. Nachdem sich bei einem Newton Reflektor der Okularauszug vorne bzw. oben befindet, können die Beine komplett eingezogen bleiben und ein Duschhocker zur Beobachtung benutzt werden. Dies vermindert das Schwingungsverhalten des Systems beachtlich und im Sitzen zu beobachten ist auch komfortabler, machen übrigens die Besitzer eines Dobson Teleskops bis zu einer gewissen Grösse auch. Hier zwei Beispiele
https://www.cloudynights.com/uploads/monthly_04_2012/post-3933-14073872728453_thumb.jpg
oder auch so
https://www.loptics.com/starmaster/short-chair.jpg
Als nächster Schritt sollte der Sucher justiert werden. Die Justage findet bei Tageslicht an einem Objekt in ca. 1 bis 2 km Entfernung statt, ich habe hierzu das Kreuz einer Kirche in meiner Nähe benutzt. Sowohl beim Blick durch den Sucher als auch beim Blick durch den Okularauszug sollte sich das Objekt bei korrekter Justage jeweils in der Mitte befinden. Wurde das zu beobachtet Objekt dann in der Beobachtungsnacht im Sucher zentriert, sollte es sich auch beim Blick durch den Okularauszug ungefähr in der Mitte zeigen, vielleicht muss auch noch ein wenig nachkorrigiert werden.
Jetzt fängt man mit der geringsten Vergrößerung an, da hier das sichtbare Bildfeld am größten ist. Die Vergrößerung wird nach folgender Formel berechnet V = fTeleskop / fOkular. Für das Bresser Venus ergibt sich daraus bei der Wahl des 20mm Okulars eine Vergrösserung von 35 fach oder 35x, errechnet aus 700 dividiert durch 20. Im weiteren Verlauf, verringert man die Brennweite des Okulars (Vergrößerung) bis das gewünschte Bild zu sehen ist.
Gerade zur Vergrößerung gibt es viele Meinungen, von 2x Öffnung (Maximalvergrößerung) bis 1x Öffnung (Minimalvergrößerung), was sinnvoll ist. Für das Tchibo Torpedo also 152 fache Vergrößerung (~ Okular 4 mm) und 76 fache Vergrößerung (~ Okular 9 mm). Allgemein wird deshalb oft die Normalvergrößerung oder förderliche Vergrößerung empfohlen, die sich aus Öffnung geteilt durch 0,7 errechnet und damit für das Tchibo einer 108 fachen Vergrößerung (~ Okular 7 mm) entspricht.
Aus meinen Beobachtungen habe ich erfahren, daß 2x zu viel, 1x zu wenig und die förderliche Vergrößerung zu konservativ ist, da neben dem Seeing auch das menschliche Auge eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Deshalb würde ich, je nach Seeing, im Bereich 108x (~ Okular 7x) bis 120x (~ Okular 6 mm) experimentieren.
Für die Benutzung einer Barlow Linse gilt die Regel, das jede zusätzlich in den Strahlengang gebrachte Glaslinse eine Verminderung des Kontrasts und der Helligkeit zur Folge hat. Deswegen sollte man eine Barlow Linse nur verwenden, wenn die gewünschte Okular Brennweite ohne Barlow Linse nicht zur Verfügung steht.
Eine hohe Vergrösserung benötigt man zur Beobachtung der Objekte im Sonnensystem, also Mond, Jupiter, Saturn und Mars, wobei man darauf achten sollte, diese nur bei ihrer größten Annäherung zu beobachten. Mars ist deswegen nur alle zwei Jahre mit kleinen Teleskopen lohnenswert.
Die meisten Objekte für das Tchibo Torpedo bietet der Mond. Am Detailreichsten sind die Objekte entlang des sog. Terminators, also der "Hell-Dunkel" Grenze" weshalb Beobachtung bei Vollmond eher entäuschend sind. Ich habe mir zur Orientierung auf dem Mond das Programm Virtual Moon installiert das auch den Terminator anzeigt, gibt es für Linux und Windows.
Hier zeige ich ein paar Aufnahmen in meinem Mondalbum.
eine weiter Hilfe zur Orientierung auf der Mondoberfläche bietet folgende Webseite.
Mond - Beobachtung und Wissen zu unserem Erdbegleiter
Für Mondbeobachtungen gilt das Buch von Antonin Rükl, der Mondatlas (ISBN: 978-80-7151-270-7) als Standardwerk.
Für Deepsky Objekte, also Objekte die sich ausßerhalb des Sonnensystems befinden, werden kleineren Vergrößerungen bevorzugt. Hier unterscheidet man zwischen planetarischen Nebel (M42 Orionnebel), Galaxien (M31 Andromeda) und geschlossenen oder offenen Sternhaufen (M13 Herkules Haufen). Einfach zu finden und zu beobachten ist M42 der Orionnebel, M45 die Plejaden, M13 der Herkules Haufen oder M31 Andromeda.
Hier zeige ich ein paar Aufnahmen in meinem Messieralbum.
Was mit Anfängerteleskopen zu erwarten ist, wird auf dieser Seite beschrieben.
Ein Teleskopvergleich am Beispiel Jupiter, Saturn und bekannten Deepsky Objekten ist hier zu finden (ein wenig runterscrollen bis zum 7. Thema)
Praxis | VdS-Fachgruppe Amateurteleskope / Selbstbau
Wie unsere Augen den Himmel sehen wird hier beschrieben
Eine weitere empfehlenswerte Webseite für kleine Optiken stellt „Messier im Fernglas“ dar.
Bereits im im Frühjahr 1998 erschien die erste Version "Tchibo-Spiegel"-Info-Text oder auch kürzer: Tchibo-FAQ" von Michael Hahn und stellt bis heute das Basiswerk zum Tchibo-Spiegel dar. Mit freundlicher Genehmigung von Michael Hahn, Kiel. eMail: winnie@ki.tng.de. empfehle ich für weitere hilfreiche Tipps, Hintergrundinformation und Beobachtungsberichte die angefügte Tchibo-FAQ.