Messung Frühlingspunkt

  • Hallo zusammen,
    ich weiss, dass ein Sterntag der Zeitraum zwischen zwei oberen Kulminationen des Frühlingspunkts ist. Aber wie ermittle ich den Frühlingspunkt?


    Wer kann mir helfen oder einen Hinweis auf gescheite Literatur dazu geben ? Danke.


    mailto:

  • Hi,
    eigentlich ein astrometrisches Problem. Allerdings nicht ganz trivial. Fangen wir mal mit den diversen Störgrößen an:


    Erdbahn gleich Ellipse. Die Apsiden (sonnennächste, sonnenfernste Punkte) bestimmen die räumliche Lage dieser Ellipse. Diese sind nicht ganz konstant, sondern verschieben sich durch Bahnstörungen von Venus, Jupiter und Co.
    siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Periheldrehung


    Maßgeblich ist auch nicht die Erdmitte, sondern der gemeinsame Schwerpunkt aus Erde-Mond. (Ach ja, der liegt auch nicht konstant in Bezug zur Erde, den auch die Mondbahn ist ja eine Ellipse und dazu noch zur Erdbahn leicht geneigt.) Ausweg: Ein gemitteltes tropisches Kalender-Jahr.
    siehe auch u.a. http://de.wikipedia.org/wiki/Tropisches_Jahr versus Sonnenjahr


    Die Erdachse eiert durch Präzession und Nutation. Wohl der wichtigste Umstand, dass das tropische Jahr nicht dem siderischen Jahr gleicht. Dieses kreiselhafte Pendeln ist langfristig leider nicht konstant, da wiederum von Ströreinflüssen vor allem des Mondes abhängig.


    Die Sonne steht nicht still, sondern eiert selbst, weil Jupiter und Co. mal auf einer Seite mal auf der anderen Seite ziehen. (Doppelt gemoppelt, weil die gravitativen Einflüsse auch auf die Erde einfließen und oben bereits angedeutet wurden. Nur der Vollständigkeit halber erwähnt.)


    Dazu kommen noch opt. Fehlerquellen, die man als Nautiker im Sextantenlehrgang mit Korrekturtabellen korrigierte. Siehe Kimmlinie http://de.wikipedia.org/wiki/Horizont oder Refraktion http://de.wikipedia.org/wiki/Astronomische_Refraktion


    Die nötige Messgenauigkeit entsteht erst durch lange Messserien und Fehlerminimierung durch Mittelung/Regression. Anfangen tut man durch Aufzeichnungen der genauen Richtungen (Kompass) von Auf- und Untergang der Sonne am horizont, Uhrzeiten, max. Mittagshöhe und idealerweise weiterer Punkte des Sonnenstandes im Tagesverlaufs. Je mehr Punkte, desto genauer lässt sich der "Großkreis" am Himmel berechnen. Genaugenommen kein Großkreis, da ja die Erde immer weiter wandert, und abends schon wieder ein paar Sternzeitsekunden hinzugewonnen hat. [:D]


    Gruß


    Messfehler, die aufgrund von Plattentektonik (Ortstreue des Beobachterstandpunkt) herrühren, lasse ich mal außen vor. Bei der Bestimmung von Tageslängen (Eingenrotation) von Jupiter und den anderen Gasplaneten (sowie der Sonne) ohne "feste" Oberfläche aber ein offenkundiges Problem, wenn man den Drehimpuls genau ermitteln will, und die Schichten unterschiedlich schnell rotieren.

  • Hi Kalle,
    vielen Dank für deine Antwort. Bin nun beruhigt, dass ich mich nicht genieren muss, wenn's mir nicht gelingt mal schnell an einem Samstagmittag den Frühlingspunkt selber zu bestimmen.


    Nochmals Dank + Gruss wimu


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br />Hi,
    eigentlich ein astrometrisches Problem. Allerdings nicht ganz trivial. Fangen wir mal mit den diversen Störgrößen an:


    Erdbahn gleich Ellipse. Die Apsiden (sonnennächste, sonnenfernste Punkte) bestimmen die räumliche Lage dieser Ellipse. Diese sind nicht ganz konstant, sondern verschieben sich durch Bahnstörungen von Venus, Jupiter und Co.
    siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Periheldrehung


    Maßgeblich ist auch nicht die Erdmitte, sondern der gemeinsame Schwerpunkt aus Erde-Mond. (Ach ja, der liegt auch nicht konstant in Bezug zur Erde, den auch die Mondbahn ist ja eine Ellipse und dazu noch zur Erdbahn leicht geneigt.) Ausweg: Ein gemitteltes tropisches Kalender-Jahr.
    siehe auch u.a. http://de.wikipedia.org/wiki/Tropisches_Jahr versus Sonnenjahr


    Die Erdachse eiert durch Präzession und Nutation. Wohl der wichtigste Umstand, dass das tropische Jahr nicht dem siderischen Jahr gleicht. Dieses kreiselhafte Pendeln ist langfristig leider nicht konstant, da wiederum von Ströreinflüssen vor allem des Mondes abhängig.


    Die Sonne steht nicht still, sondern eiert selbst, weil Jupiter und Co. mal auf einer Seite mal auf der anderen Seite ziehen. (Doppelt gemoppelt, weil die gravitativen Einflüsse auch auf die Erde einfließen und oben bereits angedeutet wurden. Nur der Vollständigkeit halber erwähnt.)


    Dazu kommen noch opt. Fehlerquellen, die man als Nautiker im Sextantenlehrgang mit Korrekturtabellen korrigierte. Siehe Kimmlinie http://de.wikipedia.org/wiki/Horizont oder Refraktion http://de.wikipedia.org/wiki/Astronomische_Refraktion


    Die nötige Messgenauigkeit entsteht erst durch lange Messserien und Fehlerminimierung durch Mittelung/Regression. Anfangen tut man durch Aufzeichnungen der genauen Richtungen (Kompass) von Auf- und Untergang der Sonne am horizont, Uhrzeiten, max. Mittagshöhe und idealerweise weiterer Punkte des Sonnenstandes im Tagesverlaufs. Je mehr Punkte, desto genauer lässt sich der "Großkreis" am Himmel berechnen. Genaugenommen kein Großkreis, da ja die Erde immer weiter wandert, und abends schon wieder ein paar Sternzeitsekunden hinzugewonnen hat. [:D]


    Gruß


    Messfehler, die aufgrund von Plattentektonik (Ortstreue des Beobachterstandpunkt) herrühren, lasse ich mal außen vor. Bei der Bestimmung von Tageslängen (Eingenrotation) von Jupiter und den anderen Gasplaneten (sowie der Sonne) ohne "feste" Oberfläche aber ein offenkundiges Problem, wenn man den Drehimpuls genau ermitteln will, und die Schichten unterschiedlich schnell rotieren.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

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