Quantensprung in der beobachtenden Astronomie angekündigt

  • Einem interdisziplinären Team aus Kalifornien soll es mit Hilfe künstlicher Intelligenz gelungen sein, das Prinzip der Interferometrie für kleinere Teleskope anwendbar zu machen. Das geht aus einer Arbeit von Firest Fourthmonth et al. in der neuesten Ausgabe von Nature hervor.



    Interferometrie ist in der Radioastronomie seit Jahrzehnten ein gängiges Verfahren. Durch Kopplung mehrerer Parabolantennen lässt sich deren Auflösung vervielfachen, indem ein Radioteleskop mit wesentlich größerem Durchmesser simuliert wird. Dieses Prinzip auch für die kurzen Wellenlängen der optischen Astronomie anzuwenden, ist normalerweise eine extreme technische Herausforderung, denn die Strahlengänge der Einzelteleskope müssen auf einen Bruchteil der jeweiligen Wellenlänge genau zusammengeführt werden. Das gelang bisher nur an modernsten Großteleskopen wie dem VLT.

    Prinzip des VLT-Interferometers
    Prinzip des VLT-Interferometers
    www.eso.org

    Wie Mitautor Fjodor Lschezev bereits im Vorjahr gezeigt hatte, wird durch einen quantenmechanischen Ansatz das Zusammenführen nicht gleichzeitig gewonnener Bildinformationen ermöglicht. Die Auflösung des Summenbildes hängt dabei allein vom räumlichen Abstand der Aufnahmeorte ab.

    Als Beispiel für derartige Superresolution enthält die Arbeit ein Bild der Landestufe von Apollo 17, für das ein simples 8“-SC-Teleskop verwendet worden sei. Der für eine so hohe Auflösung nötige Abstand der Aufnahmeorte ergebe sich wie von selbst durch die Rotation der Erde, so Co-Autorin Jacobyn Munichhouse. Eine weitere Herausforderung sei die benötigte extrem lange Brennweite gewesen. Hier kam nun die KI ins Spiel. Diese habe mit einem extrem komplexen Iterationsverfahren die Ausgangsbrennweite von zwei Metern um den Faktor 1000 erhöht.

    Wie die Autoren ankündigten, wollen sie im nächsten Schritt eine Software entwickeln, die es auch Amateurastronomen ermöglicht, die bisherigen Grenzen ihrer Teleskope aufzuheben. Dazu Fourthmonth: Welches gewaltige Potenzial in diesem Verfahren steckt, ist bisher noch gar nicht abzusehen. Wir gehen davon aus, dass es nicht nur den Wettbewerb um Beobachtungszeit an den Großteleskopen beenden wird, sondern auch zahlreiche teure Weltraummissionen obsolet macht. Deshalb hat das LIST*) die NASA, Microsoft und Apple ins Boot geholt. Gemeinsam wollen wir eine allen zugängliche KI-Plattform namens Citizen Ultra High Resolution Space Imaging ins Leben rufen.


    *) Liars Institute of Space Technology, Pasadena

  • Besonders gut soll das mit einem Lirpa-1-Teleskop klappen.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Firrest Fourthmonth for Nobel Price oder gar for President... und Jacobyn Munichhouse gleich dazu.

    Gockelt man unter "Fjodor Lschezev" kommt gleich der Link auf dieses Forum. Da sieht man mal, wie aktuell der Astrotreff selbst in Cutting Edge Science Dingen ist. Danke für die redaktionelle Aufarbeitung gleich am frühen Morgen dieses denkwürdigen Tages.


    Frage an Jörg: Wie siehst du das Potential dieser Methode für Deep Sky? Ausgemusterte Landefähre auf dem Mond hat ja eher den Charm von Fotosafari auf dem Schrottplatz.

  • Wie siehst du das Potential dieser Methode für Deep Sky?

    Hi Stathis,


    … auf jeden Fall mächtig-gewaltig.


    Ob wirklich echte Stereoaufnahmen von DS-Objekten mit dem bischen Erdbahn als Basis gelingen könnten, hab ich schon vor längerer Zeit – also abseits vom tagesaktuellen Anlass – mal durchgerechnet. Leider mit enttäuschendem Resultat. Nicht mal galaktische Nebel haben dafür eine ausreichende Parallaxe. Aber der Ansatz der drei Nobelpreiskandidaten zielt ja nur auf Superresolution. Und die funktioniert unabhängig vom Abstand der beobachteten Objekte.


    Ich bin übrigens dafür, Lschezev beim Vorschlag für die höchste akademische Ehrung nicht auszuklammern. Sein russischer Name sorgt zwar angesichts des Ukrainekrieges für Irritationen. Aber er hat seine alte Heimat schon vor vielen Jahren verlassen. Hauptsächlich, weil er mit seinem Namen von der Akademie der Wissenschaften der UdSSR nie ernst genommen wurde.


    CS

    Jörg

  • Sehr interessant,

    ich habe auch gelesen, dass Zwo schon an einer Seestar-Variante arbeitet. Schon in einem 400m2 Grundstück mit Abstand von 15 m kann man dann angeblich mit zwei Geräten die Qualität fast von Hubble erreichen. Dann steige ich auch in Seestar ein, versprochen.


    CS Peter







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    Montierung: EQ6-R Pro in Gartensternwarte;TsOptics Photon 10'' f4 (254/1016 mm), GSO 6'' Newton (150/600 mm), RC GSO 8'' Ritchey Chretien (203/1624 mm), William Megrez Triple Apo 80/480 mm; Kameras: Zwo ASI 1600 MM Pro, Zwo ASI 533 Mc Pro, Canon 6Da, Optolong L-eXtrem 2'', 1.25'', L-enhance 2''; www.astro-besitz.de

  • ich habe auch gelesen, dass Zwo schon an einer Seestar-Variante arbeitet. Schon in einem 400m2 Grundstück mit Abstand von 15 m kann man dann angeblich mit zwei Geräten die Qualität fast von Hubble erreichen…

    Hallo Peter,


    danke für Deine Ergänzung. Hatte auch schon davon gehört, hab es aber dann heute morgen zu erwähnen vergessen. Unglaublich, wie schnell ZWO auf solche Neuerungen reagiert.


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,

    genau. Diese chinesische Firma ist wirklich schnell.

    Ich habe gestern am Ostersonntag zufällig mit einem befreundeten Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Astronomie telefoniert und der hat mir davon berichtet. Die haben daran schon vor ca. 2 Jahren gearbeitet aber bis heute keine Baugenehmigung für eine notwendige kleine Art von Gartensternwarte in exakt 1 km Abstand vom Hauptteleskop bekommen. Dadurch war dieser russische Kollege einfach schneller. So gehen manchmal mögliche Nobelpreise flöten.


    Gruß Peter







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  • Die haben daran schon vor ca. 2 Jahren gearbeitet aber bis heute keine Baugenehmigung für eine notwendige kleine Art von Gartensternwarte in exakt 1 km Abstand vom Hauptteleskop bekommen. Dadurch war dieser russische Kollege einfach schneller. So gehen manchmal mögliche Nobelpreise flöten…

    Wie so oft. Denk ich an Deutschland in der Nacht…

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