Ich nehme es inzwischen als sportliche Herausforderung: Das anhaltend schlechte Wetter, dann die Schleierwolken, die Stadt Lichtverschmutzung, die Laternen, der Wind, der 10" f/4 Newton, der getuned werden musste.
Als der Himmel mal aufriss, war es doch nicht richtig klar, die Wolkenschleier waren so dicht, dass man von meinem hellen Stadtbalkon aus die Plejaden kaum mit bloßem Auge ausmachen konnte. Trotz zusätzlicher Blende ist der Newton streulichtempfindlicher als der RC8", die Laternen fanden den Weg bis zur Kamera und erzeugten starke Gradienten. So sahen die ersten gut 4 Stunden aus (DSS Rohstack in Siril Autostretch Ansicht vor der Hintergrundebnung):
Ich bastelte eine noch längere halb ausgeschnittene Streulichtblende aus dünner Isomatte, um den Laternen- Smog abzuschirmen. Nächste Nacht wieder Schleierwolken, jedoch weniger direkter Lichteinfall - die Blende funktionierte! Dieses Mal positionierte ich etwas tiefer, um die südlichen Ausläufer der Merope Staubwolke mit drauf zu bekommen. Bei den nächsten 2 Gelegenheiten wurde es richtig klar, jedoch blies jetzt ein steifer Wind um das nunmehr verlängerte Rohr und verwackelte mir fast alle Frames auf 5"-6" FWHM :
Eigentlich waren alle 4 Einzelsessions für den Müll, zumal ich die Positionen der Panele nicht konsequent eingehalten hatte und sich eine unterschiedliche Überlappung mit mehreren Stufen ergab. Alle 4 Sessions zusammen im Deep Sky Stacker im Mosaikmodus gestackt sah entsprechend kurios aus:
Hmm, wie kriegt man daraus ein Bild? Die Ränder wegschneiden und nur den Zentralteil mit den vollen 11,6 Stunden verwenden?
Ich versuchte, manuell ein Mosaik zu machen, damit mehr Plejaden mit der 1 m Brennweite auf den APSC- Chip passen. Dafür bearbeitete ich alle 4 Sessions einzeln, richtete die fertigen Panele in Gimp sterngenau zueinander aus, bastelte Überlappstreifen hinzu, glich den Hintergrund so gut es ging global und lokal aus. Fertiges Mosaik (größere Version hier oder klick aufs Bild) :
Gert hatte aus der ersten dunstigen, jedoch schärferen Session mit den Croman XTerminatoren sogar den kleinen Barnard's Merope Nebel IC 349 (s. Objekt des Monats Dez.2021) herausarbeiten können (sehr aufschlussreich, wie aus den 3" mit BlurTX 1,22" und nach Stretch+NoiseXT immer noch 1,85" FWHM werden. Ich wollte jedoch probieren, ob auch mit meinen Möglichkeiten was geht. Dazu habe ich das Sternbild von Atlas (27 Tau) links im Bild als Ebene genau über das Sternbild von Merope gelegt, ca. 50% abgezogen und das ganze etwas in Gimp geschärft. Natürlich nicht so schön aufgelöst wie bei den scharfen Kurzbelichter- Spezialisten hier im Forum wie Peter oder Ralf, aber immerhin blinzelt IC 349 aus der grellen Merope hervor:
Die Aufnahmedaten:
Teleskop: TS- UNC Newton 250/1000 + TS-GPU Komakorrektor
Kamera: ToupTek 2600 Color bei Gain 100 HCG und Temp= -10°C.
Montierung: Losmandy G11
Guidecam: ASI 120MM mini
Guiding: PHD2 Sucherguiding
Guidescope: ZWO 30/120 mm mini Guidescope
Bedingungen: Mondloser Stadthimmel, Laternen. 09.+14.01 Schleierwolken mit Bortle 8-9 und NELM ~3,3 mag. 05.+06.02. transparent, starke Windböen mit Bortle 7-8 und NELM ~4,7 mag.
Filter: Ohne Filter, lediglich das UV/IR-Sperrfilter Fenster der Kamera
Belichtung in 4 Nächten: 1.400x30s = 11h40m,
Kalibration: Darks, Himmelsflats während der Dämmerung.
Bearbeitung: Jede Session einzeln Stacking mit Siril (über Sirilic). Hintergrundabzug + Rauschreduzierung+ Hystogrammstrecken mit Siril. Farbe, Hystogrammtuning, Rauschreduzierung in RawTherapee. Sternentfernug mit Starnet_v2.
In Gimp 4 Stern- und 4 sternlose Ebenen übereinander gelegt, Hintergrund weiter global und lokal mittels verschieden gewichteten Ebenenstreifen angeglichen.