Naturwissenschaft vs. Religion - Prof. Kippenhahn

  • hi,


    beim stöbern im Internet bin ich auf einen interessanten Vortrag des vielen von euch bekannten Herrn Professor Dr. Rudolf Kippenhahn zum Thema "Ist die Religion auf dem Rückzug vor der Naturwissenschaft?
    "
    Wr möchte/ wünscht kann es gerne kommentieren - ich werde mich allerdings aus der Disskusion raushalten wollen[8D]


    hier ist es:


    "Ist die Religion auf dem Rückzug vor der Naturwissenschaft?
    von Rudolf Kippenhahn


    Früher hielten die Menschen Blitz und Donner, Sonne und Mond für Gottheiten. Das ist vorbei. Heute wissen wir, was bei einem Gewitter vor sich geht, und wir kennen die Naturgesetze, denen die Himmelskörpern gehorchen. Die primitiven Religionen haben den Naturwissenschaften Platz machen müssen. Ähnlich scheint es auch in der Gegenwart zu sein. Was heute noch als eine Art Wunder angesehen wird, etwa die Entstehung des Lebens in einer befruchteten Zelle, wird vielleicht schon morgen eine in ihren Einzelheiten vorherberechenbare Reaktion der beteiligten Moleküle sein. Ist die Religion auf dem Rückzug vor der Naturwissenschaft? Ist Gott nur der Lückenbüßer, der mit dem Fortschritt der Wissenschaft immer mehr an Terrain verliert?


    Ich glaube, so kann nur jemand schließen, der nichts von den Naturwissenschaften versteht. Ich sehe es gerade umgekehrt. Mit jedem weißen Fleck, den wir auf der Landkarte unseres Wissens beseitigen, mit jeder Lücke, die wir schließen, wird für mich das Wunder größer und unverständlicher, das Wunder nämlich, daß wir in der Lage sind, die Naturgesetze zu erkennen, mit denen wir die Erscheinungen erklären, ja mit denen wir Naturereignisse exakt voraussagen können. Man denke nur an die totale Sonnenfinsternis vom letzten August, deren Eintreffen zum Beispiel schon in einem 1887 erschienenen Buch exakt vorausberechnet ist. Für mich ist das tatsächlich ein Wunder. Wieso ist die aus organischen Molekülen bekannter Art bestehende matschige Masse meines Gehirns in der Lage, Voraussagen zu machen über eine Welt weit draußen im Raum, von der sie nur über die Sinnesorgane Kunde hat? Mit dem Verschwinden der weißen Flecken in unserer Naturerklärung, in denen die primitiven Religionen ihre Götter ansiedelten, sind neue Rätsel erstanden. Wenn wir heute Blitz und Donner keinerlei Ehrfurcht mehr entgegenbringen können, und wenn wir selbst dem Geheimnis des Lebens mit Hilfe der Molekularbiologie näher rücken, so ringt mir doch die Existenz von Gesetzen, nach denen die Natur abläuft, Staunen und Ehrfurcht ab: Ist es eine uns nicht zugängliche Macht, die alles so eingerichtet hat? Der Fortschritt der Wissenschaft beseitigt das Unerklärliche keineswegs, er verschiebt es nur auf eine andere, auf eine höhere Ebene.


    Die Naturwissenschaft stellt uns ständig vor neue Rätsel, sie schafft das Unerklärliche nicht aus der Welt. Ich glaube aber nicht, daß sie eine unmittelbare Stütze für die Religion ist. Die Übereinstimmung des Wortes „Es werde Licht“ aus der Genesis mit dem Bild der Astronomen vom Urknall halte ich für zufällig, wonach das Weltall in einem gewaltigen Strahlungsblitz, also einer Art Lichtblitz, entstanden ist. Der Urknall ist keine Stütze für die Religion. Ich kann auch der Schlußweise nicht folgen: „Alles hat eine Ursache, also muß auch das Weltall eine Ursache haben, die wir Gott nennen.“ Der Satz von der Ursache ist ein Erfahrungssatz, der sich auf alles bezieht, was wir im täglichen Leben beobachten. Aber das Weltall als Ganzes gehört nicht zur Erfahrung des täglichen Lebens ebenso wie ein einzelnes Atom nicht zu unserer täglichen Erfahrungswelt gehört, und das, wenn es radioaktiv ist, zu einem nicht vorhersagbaren Zeitpunkt zerfällt, ganz ohne Ursache. Ich halte auch nichts davon, wenn wir versuchen, Religion naturwissenschaftlich zu untermauern. Ebensowenig glaube ich, daß sich Religion, wenn sie nicht wortwörtlich an den alten Texten klebt, naturwissenschaftlich widerlegen läßt. Niemand wird doch ernsthaft mit dem Satz von der Erhaltung der Materie gegen die wunderbare Brotvermehrung des Neuen Testamentes angehen!


    Eines der naturwissenschaftlichen Argumente gegen die Existenz Gottes findet sich im Bestseller „Eine kurze Geschichte der Zeit“ des englischen Physikers Stephen Hawking. In der modernen Kosmologie, der Wissenschaft vom Weltall als Ganzem, wird von einem bestimmten Anfangszustand ausgegangen, während in der Folgezeit die Naturgesetze den weiteren Ablauf bis zum heutigen Tag bestimmen. Die einzige, Möglichkeit, wie nach Hawkings Meinung Gott in die Natur eingreifen kann, ist der Ausgangszustand. Später sind ihm durch die Naturgesetze die Hände gebunden. Nun hatte Hawking sich ein Weltsystem ausgedacht, dessen Entwicklung sich periodisch wiederholt, bei dem es demnach keinen Anfang mehr gibt. Also schließt er messerscharf, daß nun Gott überflüssig geworden ist. Ich glaube blauäugiger kann man nicht argumentieren. Sehen wir einmal davon ab, daß zum Unterschied von seinen anderen Leistungen Hawkings Weltmodell keineswegs von den meisten seiner Kollegen akzeptiert wird. Selbst wenn er recht hätte, beten denn die Gläubigen, seien sie Christen, Muslims oder Juden, ihren Gott wegen der Anfangsbedingungen eines kosmologischen Weltmodells an? Die Welt, in der wir leben, ist doch viel mehr als das, was wir mit den Naturwissenschaften erfassen können! Liebe, Angst, Zorn, Enttäuschung, Freude und Schmerz, das alles sind Dinge, die uns tagtäglich bewegen, und die uns mehr bedeuten als die Anfangsbedingungen des Weltalls!


    Es ist diese unser ganzes Leben umfassende Welt, in der wir Hoffnung schöpfen und in der Verzweiflung Trost finden. In ihr erweisen sich die Werkzeuge des Naturwissenschaftlers als stumpf. Das ist die Welt in der der Gott der Religionen über uns wacht. Diese Welt wird auch nicht durch den Fortschritt der Naturwissenschaften eingeengt. Ist diese Welt nur in uns, also gewissermaßen nur eine Einbildung, oder ist sie objektiv außerhalb von uns vorhanden? Keines von beidem läßt sich beweisen. Wo der Beweis versagt, bleibt eben nur der Glaube, der sich allerdings ständig mit dem Zweifel auseinanderzusetzen hat.


    Die beiden Welten, die sich gegenüberstehen, auf der einen Seite die Welt des Naturwissenschaftlers und auf der anderen die des Glaubens, wurden mir an einem Ereignis deutlich, das in den Siebzigerjahren durch die Presse ging: Eine Gruppe junger Leute wollten die Zugspitze über das Höllental besteigen. Der steile Weg nach oben war durch ein Seil gesichert. Während des Aufstiegs zog ein Gewitter auf, und ein Blitz fuhr gerade in dem Augenblick in das stählerne Seil, als einer der jungen Männer daran Halt suchte. Er war auf der Stelle tot. Naturwissenschaftlich liegt in der elektrischen Entladung, die einen Blitz erzeugt, kein Geheimnis. Wir wissen, unter welchen Bedingungen die sogenannte Stoßionisation eintritt und welche Gesetze den Weg der Entladung bestimmen. In der Welt des Naturwissenschaftlers ist der Vorgang sonnenklar. Doch was hilft all dieses Wissen den Eltern, wenn sie mit dem Verlust ihres Kindes fertig werden müssen?


    Trost können sie letztlich nur in der Welt des Glaubens finden, in der Wissenschaft keine Bedeutung mehr ist.


    Professor Dr. Rudolf Kippenhahn, Astronom, Göttingen"


    PS. sollte es in falschem Forum sein - bitte einfach verschieben [:)]

  • Wenig bis nichts Neues. Er hält es mit der einen Seite, ohne es sich mit der anderen zu verderben. Eine ausgesprochen diplomatische, aber eben auch grauschattierte Haltung.


    Fazit: Von Prof. Dr. Kippenhahn habe ich schon deutlich bessere Beiträge gelesen.

  • Hallo Herr Fotograf!


    Die Haltung Kippenhahns ist eine, die einer erst in zunehmendem Alter einnehmen kann, dann nämlich, wenn ein Mensch sein Leben lang naturwissenschaftlich gedacht hat und DOCH in der Wissenschaft nicht das Heil und Unheil (!) des Lebens gefunden hat.
    Und auch nie finden wird.


    Ich plädiere also dafür, solche Meinungen (un dich teile sie vollkommen!) zu akzeptieren und nicht-wie so oft- mit früh-oder spätpupertären Gegen"Meinungen" zu kritisieren.
    Ich halte jede Wette:diejenigen, die am lautesten gegen Religion schreien, haben noch nie auch nur 5minuten darüber nachgedacht.


    Klarinetto

  • Klarinetto,


    ich fürchte, Du hast meinen Beitrag gründlich missverstanden. Sorry, dass ich mich offenbar unklar ausgedrückt habe.


    > Die Haltung Kippenhahns ist eine, die einer erst in zunehmendem
    > Alter einnehmen kann


    Fazit: Von Klarinetto habe ich schon deutlich bessere Beiträge gelesen. [;)]


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Klarinetto</i>
    <br />
    Ich halte jede Wette:diejenigen, die am lautesten gegen Religion schreien, haben noch nie auch nur 5minuten darüber nachgedacht.


    Klarinetto
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Klarinetto,
    lehnst Du Dich mit der Behauptung nicht sehr weit aus dem Fenster?
    Das würde ja heißen, ich sei einfach so ausgetreten und glaub nicht an einen Gott, nur weil es mir grade einfiel?


    Gruß


    Gunnar

  • Dann will ich mal ganz schnell die richtige Meinung dazu auswendiglernen und dann hier wiedergeben.
    Also Leute: Schickt mir einen Link, denn ich-wenn ich hier weiter mitmischen will,lernen muß.
    Ich will endlich mal zu der "Mehrheit, die durch diese Tatsache immer Recht hat", gehören.


    Fazit: Klarinetto muß richtig denken lernen.
    Fazit2: Aber deine Bilder, lieber Nafpie, sind Spitze!
    :)
    Klarinetto

  • Hallo Klarinetto,


    der Beitrag von Stefan war doch gar nicht so wertend! Er merkte doch nur an, das der Herr Prof. mit vielen Worten wenig gesagt hat (ich hoffe das habe ich so richtig aufgefasst, Stefan).
    Ich finde, dass die Religion in unserer Welt durch aus ihre Berechtigung hat. Wie viele Menschen finden in der Religion Trost und Halt. Dennoch, es heißt nicht ohne Grund “Glaube“. Jeder Mensch muss sich selbst die Frage stellen ob er glaubt oder nicht. Eins ist klar, durch die Wissenschaft wurden schon einige Wunder entschlüsselt.

  • Melanie,


    &gt; Er merkte doch nur an, das der Herr Prof. mit vielen Worten wenig
    &gt; gesagt hat (ich hoffe das habe ich so richtig aufgefasst, Stefan).


    Absolut richtig aufgefasst. Danke.


    (Wenigstens eine, die mich versteht. [:D] [:D] [:D])


    Cheers
    Stefan

  • Dieser Vortrag von Kippenhahn ist nur insoweit interessant, daß man Kippenhahns eigene Meinung zum Thema Gott erfährt. Für Rudolf Kippenhahn ist die Religion nicht auf dem Rückzug vor der Naturwissenschaft, sondern wird sogar immer attraktiver.


    Was mich an dem Vortrag etwas stört ist, daß Kippenhahn nicht klarmacht, daß es sich nur um seine persönliche Sicht handelt. Man könnte den Eindruck haben, er spricht von einer allgemeinen Wahrheit, nämlich, daß die Religion immer attraktiver wird, je mehr die Wissenschaft Erkenntnisse sammelt. Dies ist natürlich nicht der Fall: viele Wissenschaftler sehen das anders, ja man kann soweit gehen zu sagen, daß es dazu ebensoviele Meinungen wie Wissenschaftler oder gar Menschen gibt.


    Wirklich störend wird es, wenn er Hawking Blauäugigkeit vorwirft. Persönliche Angriffe haben, ganz unabhängig vom diskutierten Inhalt, selten geholfen, eine fruchtbare Diskussion zu einem solchen Thema zu entfachen.


    Ein denkbar schwacher Vortrag.

  • Hallo,
    Religion im Verhältnis zur Wissenschaft gesehen ist nur ein Aspekt. Und nur für den interessant, der keine anderen Sorgen hat.
    Naturphänomene erklären können oder nicht macht nicht unbedingt religiös. Man muß schon seine Sinne öffnen und sie erfahren.
    Gruß Kalle

  • Moin!


    Glaube ist eine mentale Stütze für Leute, die den Gedanken nicht
    aushalten können, dass wir total unwesentliche biologische Strukturen
    sind, die auf einem Stück Sternenstaub in einer unwichtigen Ecke des
    Universums herumkreiseln und für die sich absolut niemand interessiert
    außer wir selbst... [:o)]


    Nein, ich will niemanden ärgern, also ernsthafter:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Nafpie: Wenig bis nichts Neues. [...]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nicht nur das, sondern leider auch Irreführendes. Ich will versuchen
    ohne Öl ins Feuer zu gießen ein paar Anmerkungen zu machen, die mir als
    naturwissenschaftlich aufgewachsener und ausgebildeter Mensch auffallen und
    die man so nicht stehen lassen kann. Gehen wir es mal kurz durch.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    "Ist die Religion auf dem Rückzug vor der Naturwissenschaft?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Meinem Verständnis nach haben Religion und Wissenschaft getrennte Gebiete
    auf denen sie Anspruch auf Kompetenz erheben. Deshalb kann das eine nicht
    das andere zum "Rückzug" bewegen. Kurz, pointiert und ganz grob: Naturwissenschaft
    versucht mathematische Modelle an die Realität anzupassen und freut sich
    'nen Ast ab je genauer die Formel auf die Meßwerte paßt oder wenn die
    festgestellte Korrelation derart irre hoch ist, das man Ursache und Wirkung
    vermuten darf und dann deshalb von einer Erklärung sprechen darf.


    Religion erhebt keinen Erklärungsanspruch. Bei vielen Religionen gibt es ein
    Urbuch oder Urwerke (Bibel, Koran, etc...), das die für das Leben interessanten
    und wesentlichen Wahrheiten bereits enthält, nicht angezweifelt werden darf und
    an dessen Wahrheiten man einfach glauben muß.


    Ziel der Wissenschaft ist eher das Verstehen der Kausalzusammenhänge der uns
    umgebenden Welt, Ziel des Glaubens ist es eher eine moralische/psychologische
    Stütze im Leben zu bieten. Das schreibt auch Kippenhahn.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Was heute noch als eine Art Wunder angesehen wird, etwa die Entstehung des
    Lebens in einer befruchteten Zelle, wird vielleicht schon morgen eine in
    ihren Einzelheiten vorherberechenbare Reaktion der beteiligten Moleküle sein.
    [...]
    Ist Gott nur der Lückenbüßer, der mit dem Fortschritt der Wissenschaft
    immer mehr an Terrain verliert?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wer Gott als etwas verstehen möchte, das Erklärungsanspruch auf beobachtbare
    Phänomene erhebt, wird in der Tat feststellen, das "er" langsam überflüssig wird.
    Religion sollte keinen Erklärungsanspruch erheben, das ist eindeutiges
    Terrain der Wissenschaft.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Klarinetto: Die Haltung Kippenhahns ist eine, die einer erst in zunehmendem
    Alter einnehmen kann, dann nämlich, wenn ein Mensch sein Leben lang
    naturwissenschaftlich gedacht hat und DOCH in der Wissenschaft nicht das
    Heil und Unheil (!) des Lebens gefunden hat. Und auch nie finden wird.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Stimmt. Das ist auch gar nicht Aufgabe der Naturwissenschaft psychische
    Stützfunktion für das mentale Verarbeiten der mit Ihrer Hilfe gewonnenen
    Erkenntnisse zu liefern.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Mit jedem weißen Fleck, den wir auf der Landkarte unseres Wissens beseitigen,
    mit jeder Lücke, die wir schließen, wird für mich das Wunder größer und
    unverständlicher, das Wunder nämlich, daß wir in der Lage sind, die
    Naturgesetze zu erkennen, mit denen wir die Erscheinungen erklären, ja mit
    denen wir Naturereignisse exakt voraussagen können. Man denke nur
    an die totale Sonnenfinsternis vom letzten August, deren Eintreffen zum
    Beispiel schon in einem 1887 erschienenen Buch exakt vorausberechnet ist. [...]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das ist -- bei allem Respekt -- einfach logischer Unsinn. Wir erkennen keine
    geheimen schwer zu findenden Naturgesetzmäßigkeiten, sondern wir nehmen Kreise, Ellipsen,
    Parabeln und viele weitaus komplexere math. Objekte, die wir uns ausgedacht
    haben, und passen sie an die Realität an, so daß sie möglichst gut stimmen. Da
    die Realität so freundlich ist, sich in weiten Teilen stetig zu verhalten
    (das ist das eigentliche Wunder, wenn überhaupt) klappt dieses Vorgehen auch
    in weiten Bereichen. Wo die Welt uns diesen Gefallen (noch) nicht tut (Strings,
    Quanten, Vereinheitlichung der Gravitation, u. dergl.) hapert es mit
    vernünftiger Modellbildung entsprechend...


    Dass die Vorhersage aus dem Buch stimmt, ist also vor dem Hintergrund sehr
    sehr vieler Beobachtungen des Verhaltens der beteiligten und anderer
    Himmelsköper in hohem Maße plausibel. Ganz im Gegenteil also: Es wäre ein
    "Wunder" (und ein dann intensiv untersuchtes Ereignis) gewesen, wenn die
    Vorraussage nicht gestimmt hätte.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Wieso ist die aus organischen Molekülen bekannter Art bestehende matschige
    Masse meines Gehirns in der Lage, Voraussagen zu machen über eine Welt [...]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das ist jetzt schon absichtlich rhetorisch herbeigeführter Unterschied.
    Natürlich ist das Gehirn keineswegs einfach nur eine "matschige Masse", die auf
    wundersame Weise Erkenntnisse bringt. Das Gehirn ist -- übrigens Dank der
    wissenschaftlicher Anstrengungen herausgefunden -- ein hoch-komplexes und
    leistungsfähiges Informationsverarbeitungssystem. "Kleinere" Gehirne, wie das
    z.B. der Fledermaus, versteht man (in Teilen) schon ganz gut, bei unserem ist
    man dabei.


    Wen es interessiert: Ein sehr lesenswertes Buch zum Einstieg ist "Das Gehirn
    und seine Wirklichkeit" (bzw. die neueren Folgebücher) von Gerhard Roth
    (Hirnforscher in Bremen).


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Die Naturwissenschaft stellt uns ständig vor neue Rätsel, sie schafft das
    Unerklärliche nicht aus der Welt.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Stimmt. Aber sie hilft, das was wir verstehen und was wir noch nciht
    verstehen zu ordnen und zu strukturieren!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Die Welt, in der wir leben, ist doch viel mehr als das, was wir mit den
    Naturwissenschaften erfassen können! Liebe, Angst, Zorn, Enttäuschung, Freude
    und Schmerz, [...]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hier empfehle ich wirklich mal ein Buch zu den Ergebnissen der Hirnforschung
    zu konsultieren. Es gibt für viele der beschriebenen Phänomene mehr oder
    weniger eindeutige neuronale Korrelate. Sprich "Schmerz" ist -- vereinfacht
    gesagt -- ein bestimmter neuro-chemischer Vorgang im Gehirn. Das hilft
    natürlich dem, der gerade Schmerz empfindet, nicht ihn erträglicher zu machen.
    Das ist (je nach Art des Schmerzes) eindeutiges Terrain der Medizin oder eben
    der Religion.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Es ist diese unser ganzes Leben umfassende Welt, in der wir Hoffnung schöpfen
    und in der Verzweiflung Trost finden. In ihr erweisen sich die Werkzeuge des
    Naturwissenschaftlers als stumpf.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wer Trost und Hoffnung sucht kann sich an die Religion wenden. Das ist Ihr
    Aufgabengebiet. Wer aber für sich herausgefunden hat, dass dies "nur" eine
    moralische/psychologische Stütze (unter vielen Anderen, wie z.B. nette
    Mitmenschen [:)]) ist, darf sich auch ruhig der Realität stellen, dass es
    für so unwichtige Staubkörner wie uns in einer vergessenen Ecke des Weltalls
    keinen übergeordneten Trost und keine Hoffnung gibt, außer wir geben es
    uns gegenseitig...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Doch was hilft all dieses Wissen den Eltern, wenn sie mit dem Verlust
    ihres Kindes fertig werden müssen?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nichts. Aber es würde mir auch nichts helfen einen Gott anzunehmen, der da einen
    tieferen Sinn bei gesehen hat, der sich dem Verstehen entzieht.



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Das ist die Welt in der der Gott der Religionen über uns wacht.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hier dann bitte auch den Umkehrschluß nicht vergessen, das es dann
    auch für vergewaltigte Kinder, Kriegsopfer, Hexenverbrennung usw.
    einen tieferen göttlichen Sinn gibt. Damit kann ich mich persönlich
    nicht so gut anfreunden.



    Im Zweifelsfall IMHO, also alles natürlich nur meine ganz unwichtige
    persönliche Meinung [:)]...


    CH&CS,
    Oliver

  • ich wollte mich aus der Disskusion raushalten (eigentlich), habe aber dennoch eine kleine Anmerkung in Richtung Oliver:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wir total unwesentliche biologische Strukturen
    sind, die auf einem Stück Sternenstaub in einer unwichtigen Ecke des
    Universums herumkreiseln und für die sich absolut niemand interessiert
    außer wir selbst...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Frage:
    1. welche Ecke des Universum betrachtest du als wichtig ?
    2. Betrachte wir die Dimension des Universums - nur für "unwesentliche biologische Strukturen" vorbehalten - ist das nicht eine Verschwendung des Raumes? - bitte erkläre es...

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    1. welche Ecke des Universum betrachtest du als wichtig ?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Keine.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    2. Betrachte wir die Dimension des Universums - nur für "unwesentliche biologische Strukturen" vorbehalten - ist das nicht eine Verschwendung des Raumes? - bitte erkläre es...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Verschwendung für wen?


    CS,
    Oliver

  • Ich bin der Meinung, daß Religion einfach nur als Zuflucht dient für all das, was man sich mit seinem aktuellen Wissensstand nicht erklären kann. Je mehr das Wissen der Menschheit über die Welt zunimmt umso mehr wird der Glauben verdrängt. An etwas was man sich nicht erklären kann, was aber erkennbar ist, kann man durchaus glauben, braucht aber nicht alles darüber zu wissen. Vielen reicht das schon.
    Ich bin ein bekennender Anhänger der Wissenschaft, weil die eben Wissen schaft. Mir ist viel wohler bei dem Gedanken etwas über die Dinge zu wissen als irgendwelchem nebulösen Glauben als Notlösung zu benutzen.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Verschwendung für wen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    das ist keine Erklärung...

  • Hallo Thomas,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mir ist viel wohler bei dem Gedanken etwas über die Dinge zu wissen als irgendwelchem nebulösen Glauben als Notlösung zu benutzen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    sicherlich ist eine Leichtigkeit dann für dich diese einfachen aber dennoch grundlegenden Fragen zu beantworten, nämlich:
    1. Wie ist das Universum entstanden ?
    2. Was war davor ?
    3. Wie kam der Mensch ins Dasein ?
    und 4. zum welchem Zweck das ganze "enstanden" ist ?


    vG
    Kopernikus

  • Kopernikus bu bist genau der Kandidat, den ich jetzt gebraucht habe.
    Nur weil wir als Menschheit derzeit diese Frage nicht beantworten können bedeutet es doch nicht, daß es keine Antwort darauf gibt. Klar man kann es sich einfach machen und sagen" Es war Gott der dies schuf". Dann sollte man aber wenigstens so fair sein und sagen wer oder was Gott ist. Ansonsten ist einer derartige Aussage nicht das Papier wert auf dem sie steht.
    Für Herrn Kippenhahn ist die entstehung des Lebens aus einer Eizelle ein Wunder, nur weil er nicht weiß warum es passiert. Ich bin mir aber absolut sicher, daß es dafür früher oder später eine wissenschaftliche Erklärung geben wird. So ist es mit den meisten Dingen in unserem Leben. Das was früger noch ein Wunder war (oder auch Teufelszeug) ist heute alltäglich. Es wird immer Fragen geben, die man zum Zeitpunkt der Fragestellung nicht beantworten kann. Dann kann man sich ja bis zur Erkenntnis mit Religion trösten. Der Herrgott wird schon wissen, was er tut. ;)


    Übrigens zu deiner Frage 2:
    Diese ist erst mal falsch gestellt. Was war davor? Diese Frage hat einen Zeitbezug. Nun sind sich aber nahzu alle Kosmologen sicher, daß die Zeit erst mit dem urknall entstanden ist. Demzuvolge kann es kein davor gegeben haben, weil es keine Zeit davor gab. Aber das ist einallgemeines Problem im menschlcihen denken. Wir kennen die Zeit. Für uns gibt es ein davor und danach. Das ist in unser Denkschema eingebrannt und wir versuchen es auf alle anderen Fälle anzuwenden. Das geht aber so leider nicht. Einstein hätte nie seine relativitätstheorie aufstellen können, wenn er nur nach den althergebrachten Denkweisen der damaligen Physik gedacht hätte.
    Ebenso wissen wir , daß jeder Körper unserer Erfahrungswelt einen Anfang und ein Ende hat. Eben diese Denkweise versuchen wir unbewußt auf das Universum anzuwenden und stoßen Auf das Problem uns die unendlichkeit nicht vorstellen zu können. Daraus resultiern dann solche Fragen wie "Was kommt dahinter". Man meinst da müsse etwas kommen, weil hinter der Haustür eben der Garten liegt und dahinter die Straße und dahinter....

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    das ist keine Erklärung...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Es war ja auch keine (präzis gefasste) Frage von Dir. Daher die Nachfrage.


    Noch mal etwas ausführlicher, um mein Problem mit Deiner Frage zu
    verdeutlichen: Verschwendung ist doch ein Begriff, der erst Sinn
    macht, wenn es einen Verschwender, eine verschwendete Ressource und
    ein Ziel gibt, dass der Verschwender erreichen wollte, aber auch
    günstiger hätte erreichen können...


    Was ist jetzt was bei Deiner Frage?


    CS,
    Oliver

  • hi oli,


    gemeint war: ein Raum in dem unser Sonnensystem passt hätte für das Entstehen des Lebens völlig gereicht (ein Paar Sterne zusätzlich wären schon ein Luxus).
    Das gilt übrigens auch für uns Menschen - warum müssen wir um Himelswillen die Farben wahrnehmen - schwarz-weiss wäre doch völlig ausreichend ! Warum Energie in eine nicht lebensnotwendige Entwicklung stecken, warum nicht in den Bewegungsapparat (schneller Laufen macht Sinn - aber Farbliche Wahrnehmung ?) ?
    vG

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