Beiträge von Kalle66 im Thema „Informationsquellen zum Teleskop-Selbstbau?“

    Martin,
    zwei Dinge sind zu unterscheiden: Spiegelherstellung (allg. Herstellung opt. Flächen) und Teleskopmechanik. Letzteres will ich nicht weiter vertiefen.


    Alle Amateurtechniken können eines nicht ersetzen: Handwerkliches Geschick und Übung. Dazu kommt die Ausstattung an finanziellen und werkstattlichen Mitteln. Das alles auf einen Nenner zu kriegen, ist nicht einfach.


    Dein Problem und das vieler anderer ist, dass man einem Buch mehr "Glauben" schenkt als einem Beitrag im Forum bzw. Online-Mail-Verteiler. Das liegt daran, dass Buchautoren sich idR. mehr Mühe geben, ihren Inhalt zu verifizieren und sauber zu belegen. In Foren tut man sich schwer, welchen Aussagen man jetzt glauben soll, welche weniger "belastbar" sind. Dazu kommt, dass man sich heute sicherlich deutlich schwerer tut, die erforderliche Auflage zu erzielen - eben weil es die Online-Konkurrenz gibt.


    Klar muss man sich aber auch darüber sein, dass der Amateurbereich beim "Instrumentenbau" sich weiter als jemals zuvor von den "Profis" entfernt hat. Oder hast Du schon mal einen "adaptiven" Spiegel gesehen, ein Shack-Interferometer. Vor sechzig Jahren waren die Unterschiede deutlich geringer (Amateure lieferten ergänzend in Heimarbeit opt. Instrumeter für Zielerfassungsgeräte an die US-Armeee), vor 100 Jahren waren es ambintionierte Amateuere, die überhaupt tätig waren.


    Insofern wundert mich der "Mangel" an aktueller Literatur für Amateure nicht. Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Nimm das Progi zur Focaulttest-Auswertung von A. Reifke, die Finite-Elemente-Berechung für Spiegellagerungen. Davon hätten die ATMler der 50er nur träumen können.


    Ansonsten solltest Du Dich mal bei der Literatur der "Profis" umschauen. Soviel gabs noch nie (idR. natürlich English), aber für den Amateurgebrauch nicht einsetzbar, über was die sich unterhalten.


    Ansonsten gilt: Heutzutage sind ATMler auf einer Stufe mit Hobbybastlern und nicht auf der Stufe von Prototypenbauern mit finanziellen Polstern (der Auftraggeber) zur Anschaffung von Vakuum-Erudierungsanlagen, Zero-Expansion-Glas-Herstellung, oder CAM-gesteuerte Poliermaschinen...


    Im Übrigen "leiden" wir auch unter dem Preisverfall käuflicher Teleskopware, die Selbstbau in bestimmten Bereichen unwirtschaftlich macht. Das Dobson-Prinzip (absolute Low-Cost-Öffnung im Selbstbau) kann man mit GSO etc. besser lösen....


    Gruß