Mit Bilddrehung meine ich die Orientierung in Bezug auf die parallaktischen Himmelskoordinaten, so wie alle Durchmusterungen (DSS, SDSS, Panstarrs, Falkauer Atlas...) und Karten (Schuring Götz, Sky Atlas 2000, Uranometria, IS Deep Sky Atlas...), ausgerichtet sind. Die Vereinbarung ist einheitlich: Norden oben und Osten links.
Bei einer parallaktischen Montierung drehe ich die Kamera so, dass sie entlang der Ra/Dec- Achsen ausgerichtet ist. Das mache ich zunächst grob nach Augenmaß und dann im Life View mit einem hellen Stern und Fadenkreuz. Ich fahre in R.A. hin und her und beobachte auf dem Bildschirm, dass der Stern horizontal schön parallel zum Fadenkreuz und den Kamerakanten läuft.
Visuell am Dobson kommt direkt nach den ersten hellen Sternen ein Pfeil auf die Zeichnung, der mir die Drift = Westen anzeigt. Habe ich eine Nachführung, schalte ich diese kurz aus, um die Driftrichtung zu sehen und einzuzeichnen.
In der astronomischen Orientierung sehe ich folgende Vorteile:
1. Leichtere Orientierung, Identifizierung, Vergleich mit Online Durchmusterungen oder Karten auf Papier
2. Leichterer Abgleich und Vergleich mit Bildern und Zeichnungen der anderen
3. Leichteres Kombinieren von Bildserien aus verschiedenen Nächten, auch wenn die Kamera zwischendurch entfernt wurde. Ich weiß immer wie die Kamera orientiert sein muss und habe später wenig Verschnitt beim kombinieren.
4. Bis auf potentiell verschobene Fussel passen die alten Flats, ich muss muss nicht jedes mal neue machen
Die Punkte 1+2 sind für mich wesentlich. Ich sehe nur wenige Ausnahmefälle, um davon abzuweichen:
1. Weitfeldaufnahmen mit irdischem Vordergrund. Die werden natürlich horizontal oder vertikal ausgerichtet.
2. Objekt passt weder horizontal noch vertikal ins Bildfeld. Dann mache ich aber Richtungspfeile oder schreibe wenigstens die Himmelrichtungen in den begleitenden Text dazu.
Mechanische Argumente empfinde ich ehrlich gesagt als Ausdruck von Hilflosigkeit. Ich lasse mir doch nicht von meinen Adaptergewinden vorschreiben, wie ich meine Kamera zu drehen habe, pfff.
Man kann das Bild auch nachträglich per Software drehen, was jedoch Verschnitt zur Folge hat, wenn man keine schiefen Bildkanten haben will.
Für mich sind das eigentlich Selbstverständlichkeiten, ich kenne es von klein auf so. Jedoch muss ich feststellen, dass gerade bei den Deep Sky Bildern alles mögliche veröffentlicht wird, wiederholt sehe ich sogar spiegelverkehrte Bilder. Daher wollte ich mal hören, welche Meinungen und Tendenzen hier im Forum herrschen. Ok, laut bisheriger Abstimmung sieht es eine Mehrheit ähnlich wie ich, aber es ist doch längst nicht so eindeutig, wie ich dachte. Hmm, anscheinend haben einige Astrofotografen einen anderen Zugang zu der Sache.
Interessante Aspekte! Danke für die Beteiligung. Mal schauen, was noch kommt.