Beiträge von astrometer im Thema „Beobachtungsbuch für Sterngucker“

    Hallo in die Runde,


    ob Zeichnung oder nicht, das eigentlich Wichtige ist doch, dass man sich nach der Beobachtung noch mit dem Ergebnis auseinandersetzt. Dabei ist es egal, ob man eine Zeichnung oder ein Foto angefertigt hat und das dann bearbeitet oder ob man versucht, das Gesehene möglichst umfassend verbal zu beschreiben. Es gibt dafür keine allgemeingültige Regel. Dafür sind die Beobachter viel zu unterschiedlich: Es gibt Leute, die gut zeichnen können und solche, denen das völlig abgeht. Leute, die ihre Erfüllung im Fotografieren finden und andere, die (um einen alten Astrokumpel zu zitieren) „zu blöd sind, eine Kamera zu halten“ – die dafür aber sehr gerne durchs Okular schauen und darin ihr Glück finden. Natürlich könnte man den anschließenden Papier- oder heute eher Digitalkram lassen. Die Verlockung ist groß, zumal viele Hobbyastronomen schon in ihrem Brotberuf eine Menge schreiben, dokumentieren und am Computer bearbeiten müssen. Und doch halte ich die Beobachtungsdokumentation für unverzichtbar. Warum? Weil sie unsere Erinnerungen verfestigt, weil sie uns hilft, das Beobachtete besser zu verstehen und weil wir darauf immer zurückgreifen können, um künftige Beobachtungen besser zu machen.


    Einige Beispiele aus 55 Astrojahren bei mir: Ich dokumentiere meine Beobachtungen seit 1965. In den ersten Jahren hab ich die Sternbilder gelernt, in dem ich sie abends aufgesucht und am nächsten Tag in mein Beobachtungsbuch gezeichnet habe. Immer wieder! Manche haben mich dafür belächelt, aber heute brauche ich kein Goto.

    Ein paar Jahre später hat es mich geärgert, dass ich mich auf dem Mond nicht auskannte. Also habe ich nach jeder visuellen Mondbeobachtung die am Terminator identifizierten Krater ins Beobachtungsbuch geschrieben und dazu notiert, was das Besondere in der jeweiligen Beleuchtungssituation war. Mittlerweile brauche ich nur eine Detailaufnahme vom Mond zu sehen und weiß ziemlich genau wo das ist und oft auch, wie die Krater heißen. Ganz ähnlich war es beim Mars, bei Deep Sky und weiteren Beobachtungszielen.


    Da ich schon in den 1980er Jahren mit dem Computer angefangen habe und die Highlights aus der Zeit davor inzwischen digitalisiert sind, besteht mein Beobachtungskonvult nicht aus ein paar Zentnern Papier, sondern passt auf einen USB-Stick. Eine gute Hierarchie hilft mir, auch weit zurückliegende Beobachtungen und Himmelsereignisse zu finden. Das hilft bei Bedarf der Erinnerung auf die Sprünge und erleichtert es, Dinge heute besser zu machen als vor 10, 20 oder 30 Jahren.


    Aber wie anfangs gesagt, in einem Hobby gibt es keine zwingenden Regeln. Jede(r) kann es letztlich so machen, wie er/sie möchte. Das ist der ungeheure Vorteil gegenüber einer bezahlten Arbeit.


    CS, Jörg