Beiträge von Kalle66 im Thema „Urknall-Theorie widerlegbar?“

    Hi,
    als Moderator möchte ich kurz Stellung nehmen zum Diskussionsstil.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... leider gibt es Leute die lieber mit Teilnehmern diskutieren die sehr fragwürdige Benutzernamen ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wir im Astrotreff akzeptieren, wenn Benutzer keine Realnamen nennen wollen und auch im Profil nicht viel von sich Preis geben. Ich denke, maßgeblich ist, dass Benutzer sich 'konstruktiv' an einer Diskussion beteiligen. Sei es mit Fragen, mit Antworten oder anderen Themen rund um Astronomie. Wenn das Thema sich im Bereich der 'Physik' als Wissenschaft bewegt, sollte man die Prinzipien der 'wissenschaftlichen Vorgehensweise' jedoch bitte beherzigen. (Das ist meine Vorstellung von 'konstruktiv'.)


    Nicht konstruktiv empfinde ich Texte wie 'fragwürdige Benutzernamen', Begriffe wie 'Raumkristall' (ist mir zumindest in der wissenschaftlichen Diskussion nicht geläufig, wird von mir eher als 'mystischer Begriff' gesehen oder dem 'Science Fiction Genre' zugeordnet), wenn keine Quelle genannt wird, die diesen Begriff definiert bzw. in die Wissenschaftssprache einzuführen versucht.


    Was wir (auch) nicht wollen ist, dass das Forum missbraucht wird als Plattform zur Präsentation irgendwelcher (ich sag' mal) abwegigen Hirngespinste, religiös motivierter Theorien im Widerspruch zur 'anerkannten Physik' oder Verschwörungstheorien. Hilflose Anfängerfragen (auch zu solchen Themen) bemühen wir uns allerdings zu beantworten, sofern wir den Eindruck haben, dass jemand an ernsthafter Klarstellung und Antworten bzw. Argemente interessiert ist.


    Ein Grundprinzip des 'wissenschaftlichen Vorgehensweise' ist, dass eine 'Theorie' nie (NIE, NEVER) etwas beweisen kann, sondern nur anerkannt wird (im Sinne von 'brauchbar', 'besser', 'zutreffend für Beobachtung X'. Dies führt bis hin zu 'allgemein anerkannt', 'als universell gültig anzunehmen'). Eine 'Theorie' kann jedoch durch Experiment/Beobachtung falsifiziert (widerlegt) werden. Dies beinhaltet, das eine Theorie also auch 'überprüfbar' sein muss.


    IdR führt die Widerlegung durch Experiment zur gänzlichen Ablehnung oder Einschränkung der Theorie. Beispiele:
    - Man dachte eine Zeit lang, dass 'Licht' (Sehen) vom Auge ausgeht und so der visuelle Effekt entsteht. Das erwies sich als falsch.
    - Newton entwickelte seine Gesetze zur Mechanik und Einstein (sowie einige Experimente) zeigten, dass sie bei relativistischen Geschwindigkeiten 'falsch' sind. Man schränkt diese Newton-Mechanik seitdem auf Fälle ein, die 'langsam' ablaufen, zusagen als Näherung- bzw. Speziallösung der RT. Z.B. gut genug um die Mondbahn zu berechnen, aber halt nicht gut genug um per GPS seine Position zu bestimmen.


    Sämtliche kosmologische Modelle (=anderer Begriff für Theorien), die mir bekannt sind, führen bei zeitlicher Rückrechnung entweder zu einer 'Singularität' (=Urknall) oder sind 'statisch' und damit mit vielen aktuellen Beobachtungen nicht vereinbar. Die bislang 'anerkannten' Theorien können zu dieser 'Singularität' selbst keine überprüfbaren Aussagen treffen. Es gibt allerdings dazu diverse Ansätze. So zumindest mein Wissenstand. Ich zumindest nenne solche nicht überprüfbaren Aussagen daher 'Spekulation'. Viele der 'Spekulationen' entlarven sich bei näherem Hinsehen zudem als haltlos, weil sie sich selbst widerlegen.


    Manche Spekulation erweist sich durch fortschreitenden Erkenntnisgewinn dann als 'Theorie' und gilt später sogar als 'anerkannte Wissenschaft'. Zum Beispiel sagten 1939 Oppenheimer/Snyder 'Schwarze Löcher' voraus. Noch in einem Kompendium 1973 (Mayers Handbuch über das Weltall) steht als Schlusswort zum Abschnitt 'Schwarze Löcher': "So sind Schwarze Löcher noch immer hypothetisch ...". Heutzutage gehen Theorien soweit, dass man u.a. mit ihnen die Entstehung von Galaxien erklärt. Die Existenz gilt als 'anerkannt'.


    Gruß

    Hallo,
    meine Vorstellung von der Urknalltheorie ist, dass unsere 'Physik' eben nicht den Urknall beschreibt, sondern nur das, was danach kam. Über den Urknall selbst kann sie m.E. keine Aussagen treffen. Insofernt fängt das alles auch nicht mit einem Punkt an, sondern etwas, das schon mehr als der 'Ausgangspunkt' ist, vielleicht noch wie ein Punkt aussah. Was sich zum Punkt-Zeitpunkt abgespielt haben mag, ist so für mich keine 'physikalischer Theorie' mehr, sondern 'Spekulation'. Das fängt schon an, dass wir von einer Kausalität ausgehen, die zu diesem Zeitpunkt vielleicht gar nicht existierte. Zeit vielleicht auch nicht. [;)]


    Jan,
    da hilft die Luftballon-Vereinfachung. Häng alles an Gummifäden in einem Luftballon auf (als ein Fadengewirr) und blase das Teil auf. Dann entfernt sich jede aufgehängte Galaxie von jeder anderen, obwohl sich keine bewegt. Universum und Urknall sind dann das gleiche, nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Und wenn man im Ballon ist, dann bleibt man es auch und alle Galaxien bleiben aus Sicht der anderen (mehr oder weniger in der gleichen Richtung). Das Ganze hat als Modell nur den Haken, dass der Ballon ein Rand hat, die Wirklichkeit aber nicht. Die könnte man ersatzweise als Oberfläche des Ballons darstellen, auf denen dann die Galaxien aufgemalt/geklebt sind. Auch dann bliebe alles beim Alten, nur das sich alles voneinander entfernt. Allerdings als Fläche reduziert und nicht als Raum, und mit der 'falschen' Vorstellung, dass man nach einer Umrundung wieder am Anfang ist. In Wirklichkeit ist's halt komplizierter.


    Gruß