Praktischer Nutzen von Astronomie + Raumfahrt?

  • Hallo,
    habe mich vor kurzem mit nem Kollegen über mein Hobby unterhalten und was Berufsastronomen so machen. Mein Kollege war sehr contra eingestellt, Geldverschwendung und so. Wie kann man eurer Meinung die Forschungsbereiche Astronomie und vor allem Raumfahrt "verteidigen" (außer dass es Spass macht[:D]), bzw. welchen praktischen Nutzen gewinnt die Menschheit dadurch?
    Bin auf eure Meinung gespannt.
    Gruß
    Beggo


    <font color="limegreen"><font size="1">Verschoben vom Einsteigerforum. Stathis</font id="size1"></font id="limegreen">

  • Hallo Beggo,


    dann scheinen deine Kollegen ziemliche Ignoranten zu sein, die nach dem Motto leben 'Wofür brauchen wir Kraftwerke? Bei und kommt der Strom aus der Steckdose.'
    Meines Wissens nach hat erst die Raumfahrt die Initialzündung für die Entwicklung der Mikroelektronik gegeben. Und ohne Mikroelektronik sehe unser Alltag mit sicherheit völlig anders aus.
    Ohne Satelliten gäbe es das Internet, wie wir es heute kennen, nicht. Überhaupt wäre die gesamte Kommunikation weit weniger entwickelt. Und ein Ferngespräch über den Atlantik würde ein Vermögen kosten. Der weltweite Warenverkehr wäre weit weniger ausgebaut.
    Und vom Ozonloch wüssten wir auch nichts.


    CS Heinz

  • Hey Beggo,


    wenn dein Kollege eh schon vollkommen anti eingestellt ist, ist es wahrscheinlich schwierig, ihm mit der philosophischen Keule vom Wert des Wissens an sich zu kommen (frei nach Faust "wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält").
    Da er anscheinend auf Geldargumente eher anspricht, ist die Schiene "der Nutzen von Grundlagenforschung zeigt sich immer erst im nachhinein" wohl besser. Ein sehr schönes Beispiel aus der Elementarteilchenphysik (das sind die, die Elementarteilchen in riesigen, superteuren und stromfressenen Speicherringen aufeinanderschießen und schauen, ob dabei neue, exotische Teilchen entstehen, die einem im Alltagsleben nie über den Weg laufen werden [:D]): Vor ein par Jahrzehnten haben eben diese Leute das Internet "erfunden", damit man seine Daten problemlos von Europa nach Amiland und wieder zurück schieben konnte. Und ich denke mal, deinem Kollegen ist klar, was die Wirtschaft (und noch so einiges mehr!) heutzutage ohne Internet wäre.


    Mit der Raumfahr ist es doch eigentlich noch viel einfacher als mit der Astronomie. Da kann man mit sowas wie "Erzabbau auf anderen Planeten wenn uns auf der Erde die Rohstoffe ausgehen" oder ganz weit hergeholt "Suche nach neuen bewohnbaren Welten damit wir Ersatz haben, sobald wir unsere Erde in eine große Sondermülldeponie verwandelt haben" kommen. [;)]


    Caro

  • Hallo.


    Heinz: man kann sich natürlich auch fragen, ob es für die Menschheit wirklich nötig ist, nach Übersee zu telefonieren. Man könnte sich fragen, ob die Menschheit nicht auch ohne Mikroelektronik überlebt hätte. Man könnte sich fragen, ob man nicht besser mal mit seinen Nachbarn kommuniziert als mit "Irgendjemand fremden im WWW". (*sich auf die eigene Nase tipp...*).


    Man könnte sich fragen, ob wir dann nichts vom Ozonloch wüssten, weil es nicht existieren würde - oder man könnte sich sogar fragen, ob das Ozonloch und andere Naturkatastrophen nicht ein Versuch der Evolution sind, um sich endlich der "ungesund wuchernden Monokultur" zu entledigen.


    Mein persönlicher Nutzen in der Astronomie ist ausschliesslich der, Spass zu haben. Der Aufwand "wissenschaftliche Arbeit" zu betreiben, den überlass ich den Profis. Beim Spechteln will ich faszinierende Sachen sehen, in die Ferne blicken um zu merken, dass wir alle nur auf einem klitzekleinen Punkt im Weltall leben. Ich will mir die Zeit und Ruhe nehmen, in sich zu kehren und mir u.A. solche Fragen wie da oben stellen.



    Beggo: Dein Kollege hat sicher auch irgend ein Hobby, welches vielleicht auch von einigen Leuten professionell betrieben wird. (Autotuning, Fotografieren, Wandern, Modellbau, Playstation(??) oder irgend ein "richtiger Sport" oder sonstwas)
    Frag' ihn doch einfach, worin der "echte Nutzen" dieses Hobbys besteht - oder ob er nicht besser irgendwo ein paar Bäume pflanzen oder ein Gewässer schützen sollte...


    Und biete ihm danach ein "Leben und leben lassen" an, am besten bei einem kühlen Bier (natürlich nur, wenn Du über 16 bist, ansonsten geht das auch mit Limo) und dann quatscht Ihr etwas über Autos, Frauen, oder Fusspilz (ääh, -ball [:D]) - und dann ist die Welt wieder rund. So einfach geht das. [^]

  • Hallo Silvio,


    es war mir bei meiner Antwort schon klar, dass ich Fortschritt und Nutzen so ziemlich gleich gesetzt habe [;)]. Ob nun Gameboys, Handys und sprechende Postkarten die Menschheit wirklich weiter gebracht haben und ob eine immer stärkere Globalisierung gut ist, da habe auch ich so meine Zweifel. Aber Tatsache ist nun mal, dass diese Entwicklungen ohne die Raumfahrt erst zig Jahre später gekommen wären.
    Ich denke mal, Beggos Kollegen ist gar nicht bewusst, wie sehr die Raumfahrt mittlerweile unseren Alltag beeinflusst, bzw. den techn. Fortschritt beschleunigt hat. Und in diesem Sinne ist meine Anwort zu verstehen.


    Munter bleiben
    Heinz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mintaka</i>
    Ich denke mal, Beggos Kollegen ist gar nicht bewusst, wie sehr die Raumfahrt mittlerweile unseren Alltag beeinflusst, bzw. den techn. Fortschritt beschleunigt hat. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist der Punkt. Jede Menge Sachen sind mit Raumfahrt verbunden, von der Teflonpfanne bis zum GPS.


    Wir können uns nunmal eben nicht anschauen, was aus der Menschheit geworden wäre, hätte man diese oder jene Erfindung (egal ob nun aus der Raumfahrt oder nicht) nicht gemacht. Vielleicht wäre der Welt die Atombombe erspart geblieben, vielleicht hätte Adolf aber auch Raketen auf London geschossen. Hat alles auch seine Schattenseiten.


    Aber man muß es mal so sehen: Die Raumfahrt ist doch im Prinzip eine Erweiterung der Luftfahrt. Und da wir ja auch nicht in die Zukunft sehen können, kann keiner von uns sagen, ob nicht in 100 Jahren oder so man mal eben ins Raumschiff steigt um zwei Wochen Urlaub auf dem Mars zu machen. Aber alleine die Möglichkeit sollte uns reizen, oder? Jeder von uns ist doch mit einem gewisen Forschungs- und Entdeckerdrang auf die Welt gekommen.

  • Hallo Carolin,


    die Teflonpfanne ist einer der modernen Raumfahrtmythen, hat aber gar nichts mit der Raumfahrt zu tun.


    Dazu Wikipedia:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Entgegen einer weitläufigen Meinung ist PTFE kein Nebenprodukt der Raumfahrt, die erst 1957 begann. Es wurde bereits 1938 von dem Chemiker Roy Plunkett durch Zufall entdeckt, als er auf der Suche nach Kältemitteln für Kühlschränke mit Tetrafluorethylen (TFE) experimentierte ...
    Später beschichtete der französische Chemiker Marc Grégoire seine Angelschnur mit PTFE, um sie leichter entwirren zu können. Seine Ehefrau Colette kam 1954 auf die Idee, Töpfe und Pfannen zu beschichten.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Hallo Beggo,
    hinsichtlich bemannter Raumfahrt (vor allem die Historie dazu) ist meine Meinung: Besser Milliarden dort verpulvert als in Waffensysteme - denn die Mondlandung war nichts anderes als Wettrüsten. Und wie immer im Krieg: Unter Druck kommen die besten Entwicklungen zustande, so der ganze Elektronik-Spin-Off. Von den Fortschritten in der Materialwissenschaft (Stichwort Leichtbau) mal nicht gesprochen.
    Astronomie als Wissenschaft ist genauso wichtig oder unwichtig wie die restlichen Naturwissenschaften. Immerhin sind es die Astronomen bzw. Astrophysiker, die die genauesten experimentellen Messwerte für die Naturkonstanten liefern oder verlangen. Oder mit ihren Beobachtungen moderne Modelle der Quantenphysik bestätigen aber noch besser falsifizieren können.
    Wo sonst findet man Bedingungen mit Magnetfeldern, Temperaturen, Strahlenbelastungen, Energien die um Zehnerpotenzen größer sind, als alles auf der Erde machbare. Die Erde könnte man bei diesen Bedingungen als Tropfen auf einem heißen Stein betrachten.
    Ansonsten darf man einen Fehler nicht machen: Forschung darf nicht an historischen Erkenntnissgewinnen gemessen werden. Es liegt in der Natur der Dinge, dass wir gerade nicht wissen, was für Erkenntnisse die Forschung in 1, 2, 5 oder 10 Jahren erbringt.
    Mir fällt dazu eine historische Prognose aus dem Jahren um 1880 ein: Wenn der Verkehr in Berlin (damals) so weiterwächst, versinkt 1920 (oder wars schon 1910) die Stadt im Pferdemist... (Es kam dann doch anders.)
    Gruß

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br />Und wie immer im Krieg: Unter Druck kommen die besten Entwicklungen zustande, so der ganze Elektronik-Spin-Off. Von den Fortschritten in der Materialwissenschaft (Stichwort Leichtbau) mal nicht gesprochen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Erstaunlich, wie weit die Japaner die Technologie weiterentwickelt haben, ohne *Kriege* und sonstige *Waffensysteme* [:D]


    Dann sind ja die USA und wir in der Technologie immer noch die
    Nr. 1. [8D]


    PS: Mikroelektronik ist keine Erfindung aus der Raumfahrt sondern
    Forschungen in diesem Sektor gab es schon *vor* Apollo! [;)]


    Das wird aber gerne immer mal wieder *übersehen*.



    Gruss


    Kai-Erik [:D]

  • Hallo Noreg,
    stimmt [;)], die Japaner haben überhaupt nichts zu tun mit dem kalten Krieg. na ja..
    Und TI ist der Erfinder des Transistors.
    Trotzdem: Die teuersten und komplexesten Anlagen z.B. im Informatikbereich arbeiten fürs Militär: Sei es früher zur Berechnung von Flugkurven von Kanonen oder zum dechiffrieren abgehörter Nachrichten oder heute zur Simulation von Atomexplosionen.
    Gruß

  • Hallo Beggo,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...welchen praktischen Nutzen gewinnt die Menschheit dadurch?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Astronomie, Astrophysik und Kosmologie befassen sich mit der Basis unserer Existenz. Der Nutzen der Forschung auf diesem Gebiet läßt sich bedauerlicherweise nicht in Quartalsbilanzen ausdrücken, die heute leider der einzige Maßstab zu sein scheinen, ob etwas nützlich ist oder nicht.


    Sollte die Menschheit es schaffen, der planlosen Selbstvernichtung zu entgehen und über ihren zukünftigen Weg bewußt zu entscheiden, dann werden diese Wissenschaften bestimmt einen deutlichen Anteil daran haben.
    Wer nicht begreift, daß er Teil eines größeren Ganzen ist, und seine Intelligenz vor allem zur persönlichen Triebbefriedigung einsetzt, wird ganz gut ohne Astrowissenschaften auskommen. Ebenso die Leute, die religiösen Dogmatikern bedingungslos hinterherlaufen.
    Alle anderen hilft die Astronomie, den eigenen Platz im Universum besser zu verstehen und auch zu erkennen, daß nationalistisches Denken ziemlicher Schwachsinn ist.



    Die Raumfahrt hat heute einen so breiten Nutzen, daß die meisten Projekte rein kommerziell abgewickelt werden. Man denke an Kommunikations-, Wetter-, und Fernerkundungssatelliten.


    So ungern wir uns beobachten lassen, ohne die militärischen Aufklärungssatelliten hätten wir den dritten Weltkrieg vielleicht schon hinter uns!

    Bei der bemannten Raumfahrt lernen die Menschen, sich eine lebensfreundliche Umgebung künstlich zu schaffen. Dadurch wird uns der Wert unserer natürlichen Lebensumgebung hoffentlich stärker bewußt.
    Wir könnten uns mit der bemannten Raumfahrt eigentlich Zeit lassen. Ob in 10 oder 100 Jahren die ersten Menschen zum Mars reisen werden, ist nicht so wichtig (obwohl ich es schon gern miterleben würde, das gebe ich zu[;)]). Wichtiger fände ich, diesen Schritt ohne nationale Eitelkeiten zu tun.


    Gruß,
    Martin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br />Die teuersten und komplexesten Anlagen z.B. im Informatikbereich arbeiten fürs Militär: <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Diese Zeiten sind aber schon lange vorbei.


    Solche Systeme arbeiten auch z.B. fuer die Klimaforschung [:)]


    Es gibt da keine Unterschiede mehr zwischen militärische und
    zivile Forschungen anhand der eingesetzten Techniken und Kosten. [:D]


    Gruss / hilsen


    Kai-Erik

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Sollte die Menschheit es schaffen, der planlosen Selbstvernichtung zu entgehen und über ihren zukünftigen Weg bewußt zu entscheiden, dann werden diese Wissenschaften bestimmt einen deutlichen Anteil daran haben.
    Wer nicht begreift, daß er Teil eines größeren Ganzen ist, und seine Intelligenz vor allem zur persönlichen Triebbefriedigung einsetzt, wird ganz gut ohne Astrowissenschaften auskommen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da hätte ich ein gutes Buch für dich: Menschen, Göttern gleich (von H.G.Wells)
    Das wird dir bestimmt gefallen [:)]

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