Planetary Longmore-Tritton 5 (LoTr 5) in Coma Berenices

  • Der planetarische Nebel Longmore-Tritton 5 (LoTr 5) = PK 339+88.1 in Coma Berenices ist in mehrerer Hinsicht ein Exot: Extrem groß, extrem schwach, falscher Ort, falscher Zentralstern.


    Er ist mit 9 Bogenminuten Durchmesser sogar etwas größer als der Hantelnebel und auch absolut gesehen mit 3,6 Lichtjahren Ausdehnung einer größten PNs am Himmel. Im Galaxiensternbild Haar der Berenike erwartet man keine planetarischen Nebel, Lotr 5 hat die höchste galaktische Breite aller bekannten PNs. Er ist visuell äußerst scheu und eine große Herausforderung selbst unter gutem Himmel (siehe meinen Beobachtungsbericht mit 24 Zoll Dobson WDHS 1, LoTr 5 und 3 Abell PNs). Auch fotografisch braucht die zarte Hülle reichlich Belichtung mit Schmalbandfiltern, siehe LoTr 5 Referenzbild von Bernhard Hubl mit 12" und 45 Stunden Gesamtbelichtung. Als weitere Besonderheit fällt sofort der mit 8,8 mag vergleichsweise viel zu helle und mit Spektralklasse G5 viel zu kalte "Zentralstern" auf. Es handelt sich nämlich um ein Mehrfachsystem. Wir sehen die schnell rotierende und leicht veränderliche Komponente IN Com. Der echte Zentralstern, der für die Anregung des PN verantwortlich ist, ist viel schwächer und mit 150.000 K einer der heißesten weißen Zwerge (siehe A new look inside planetary nebula LoTr 5: a long-period binary with hints of a possible third component).


    Als Liebhaber dieser großen schwachen galaktischen Blassen musste ich LoTr 5 natürlich auch fotografisch versuchen. Leider war das Wetter anhaltend schlecht mit wenigen klaren Nächten und auch noch meist schlechter Transparenz. Hier ein leichter Crop (49'x36') aus dem APSC Format Bildfeld mit dem 10 Zoll f/4 Newton, Kombiaufnahme aus 2,8 Stunden ohne und 14 Stunden mit Schmalbandfilter aus der Stadt:



    Die Aufnahmedaten:

    Teleskop: Getunter TS-UNC Newton 250/1000 + TS-GPU Komakorrektor.

    Montierung: Losmandy G11

    Kamera: ToupTek 2600 Color @ Gain 100 für RGB und Gain 300 für die Filteraufnahmen, Kühlung auf -10°C.

    Guidecam: ASI 120MM mini

    Guiding: ZWO 30/120 mm mini Guidescope + ASI 120MM mini Guidecam, PHD2

    Bedingungen: Stadthimmel, Laternen, teilweise Mond, mesit Schleierwolken oder Dunst. Im Schnitt SQM= 17,7 mag/arcsec^2, Bortle 8, fst 3,5 mag.

    - 83x2 min in 1 Session ohne Filter für die Sterne.

    - 424x2 min in 5 Sessions mit Antlia ALP-T Zweibandfilter (je 5 nm Bandbreite für OIII+Ha) für den Nebel.

    Belichtungszeit Total: 16h54m.

    Darks, Himmelsflats während der Dämmerung.

    Aufnahamesoftware: SharpCap

    Bearbeitung: Stacking mit DSS, Hintergrundabzug + Farbkalibrierung + Hystogrammstrecken mit Siril. Feintuning (Farbanpassung, Rauschreduzierung) in RawTherapee.

    Die Filteraufnahmen mit Starnet++ die Sterne entfernt. In Gimp beide Ebenen mit "Bildschirm" = "Screen"= "Negativ Multiplizieren" kombiniert. Im gesamten Prozess keine Schärfungsalgorithmen, lediglich Rauschreduzierung.

  • Hallo Stathis,


    Glückwunsch zu diesem gelungenen Bild dieses wahren Exoten – und das auch noch unter Stadthimmel! Das ist wie immer ein Hoffnungsstrahl für alle anderen Lichtleidgeprüften. Und ein besonderes Lob für die umfassenden Angaben zur Entstehung des Bildes sowie den astrophysikalischen Hintergrund.


    CS

    Jörg

  • Hallo Stathis,


    gratuliere zu diesem super Ergebnis. Wir hatten das Thema auf dem DSM ja kurz angesprochen. Aber meiner wird bei den Wetteraussichten wohl erst nächstes Jahr fertig. Dir weiterhin viel Erfolg beim Fotografieren und hoffentlich bald mal besseres Wetter.


    C.S.,

    Bianka

    Teleskope: Newton 130/f5 , VMC 260/f11,5 / Newton 200/f4 , Kameras: ZWO ASI 183MM/183MC aber meistens visuell.

    Montierungen: EQ6-R,Celestron CGX,


  • Hallo Stathis,


    ein schönes Foto! Interessant, dass du den PN mit 24" und dunklen Himmel als schwierig beschrieben hast.


    Mit 11" und Bortle 5 konnte ich den PN auch schon mal beobachten. Allerdings nur mit dem 4nm OIII-Filter, der den Zentralstern ordentlich herunter dimmt: LoTr 5


    Gruß Ronny

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen und zahlreichen Sternchen.

    Ronny, ich weiß nicht mehr, warum er mir visuell so schwer erschien, laut den Notizen war der Himmel gut.


    Ich habe es noch mal mit der neuen GraXpert Version 3.0 mit DeNoise AI bearbeitet, schaut so aus:



    Im Anhang der direkte Vergleich, links ohne, rechts mit GraXpert Denoise AI 1.0.0. Die neue Version gefällt mir substantiell besser: Glatterer Hintergrund, glatterer Nebel, ohne dass Details verloren gehen. Man könnte noch stärker strecken.

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