Primäres Äquinoktium ?

  • Hallo alle zusammen!

    Ich habe eine Frage bzg. Primär Äquinoktium, die Frühlings Tag und Nachtgleiche.

    Ich habe mit einem Solaranlagenprogramm meinen Standort unter die Lupe genommen, und da ist mir aufgefallen, dass in der Nacht von 16. - 17. März die Tageslänge von 11:59:XX - 12:01:XX wechselt.
    Also ist die Tag und Nachtgleiche an meinem Standort am 17. März abgeschlossen.

    Warum wird dann das Äquinoktium, auf 20. März 2024 4:06 CET ... an diesem Tag ist die Tagesdauer schon bei... 12 h 11 m xx s gestiegen.

    Warum ist das so?

    1. Frage: Ist das Primär Äquinoktium ein fixer Punkt im Weltall auf der Bahn der Erde?
    Wenn nicht...
    Warum wird nicht die reale Tag und Nachtgleiche vor Ort angegeben?

    Ich freue mich über erhellende Antworten.

    Danke im voraus.

  • Hallo Walguru,


    Die Astronomen rechnen mit dem Sonnenzentrum. Die Sonne ist jedoch kein dimensionsloser Punkt, sondern hat von der Erde aus gesehen einen scheinbaren Durchmesser von ca. 1/2 Grad. Wenn das Sonnenzentrum den Horizont schneidet, ist die halbe Sonnenscheibe bereits zu sehen.


    Die Meteorolologen definieren den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang als den Zeitpunkt, zu dem die Sonnenoberkante den Horizont berührt, nicht das Sonnenzentrum. Die Sonnenoberkante ist jedoch länger sichtbar als das Zentrum, folglich ist die Taglänge etwas länger. Die Tageslänge von 12 Stunden wird etwas früher erreicht als im Aquinoktium.


    Nimmt man die atmosphärische Refraktion auch noch hinzu, ist der Tag noch länger.

  • Hallo,


    Stathis hat oben schon das Wichtigste gesagt.


    Bei den Äquinoktien überquert die Sonne den Himmelsäquator. Dabei wechselt die Deklination der Sonne das Vorzeichen. Der Sonnenaufgang erfolgt genau im Osten, der Untergang im Westen.


    Für die Berechnung der Sonnenauf- und Untergänge verwendet man einen Höhenwert der Sonne von -0°50´ (nicht 0°). Wegen der Refraktion stimmt die beobachtete Höhe der Sonne auch nicht mit der rechnerischen Höhe überein. Die reale Tag- und Nachtgleiche weicht daher um ein paar Tage von den Äquinoktialdaten ab.


    atmosphärische Refraktion beim Sonnenuntergang


    salü+cs, volker :hot_beverage:


  • Danke für deine Antwort.

    Mir geht es bei meiner Frage, um die Bestimmung von "Heiligen" Festen im Jahresverlauf.

    Also, wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist die tatsächliche Tag und Nachtgleiche einige Tage vorher und
    die Kalender Tag und Nachtgleiche, beruht auf einem mathematischen Model, das sich in der Wirklichkeit der Erdoberfläche nicht deutlich nachvollziehen lässt.

    Ist dann der Sonnenaufgang auf exakt 90° Ost... am Tag der tatsächlichen Tag und Nachtgleiche oder am mathematisch berechneten?
    Das soll ja weltweit... außer den Polregionen gleich sein?

    Was glaubt ihr, wie haben Hochkulturen des Altertums die Tag und Nachtgleiche gemessen und wie haben sie sie genau bestimmt?

    Danke im voraus... :)

  • Hallo,

    die Kalender Tag und Nachtgleiche, beruht auf einem mathematischen Model

    ja. Streng genommen sind die Äquinoktien und Solstitien so definiert, dass es die genauen Zeitpunkte sind, bei welchen die scheinbaren geozentrischen Längen der Sonne ganzzahlige Vielfache von 90° sind. Da die Breite der Sonne nicht exakt Null ist, ist bei einer Äquinoktie die Sonnendeklination auch nicht exakt Null.


    In Planetariumprogrammen werden diese Zeitpunkte jeweils als julianisches Datum berechnet, mit linear zeitabhängigen Termen oder - genauer- als Polynom.

    Was glaubt ihr, wie haben Hochkulturen des Altertums die Tag und Nachtgleiche gemessen und wie haben sie sie genau bestimmt?

    Darüber kann man viel im Internet finden (z.B. Ausrichtung von Bauten bzgl Sonnenstrahlen). Man kann aber auch selbst interessante Sachen machen. Ich habe z.B. alle Untergangspunkte der Sonne für jeden Tag im Jahr von einem bestimmten Standpunkt markiert. Der Kalender ist etwa einen Tag genau, enthält auch die Äquinoktien und Solstitien.


    der südlichste Sonnenuntergang meines natürlichen Kalenders (Wintersonnenwende)


    salü+cs, volker :hot_beverage:

  • Ich habe z.B. alle Untergangspunkte der Sonne für jeden Tag im Jahr von einem bestimmten Standpunkt markiert. Der Kalender ist etwa einen Tag genau, enthält auch die Äquinoktien und Solstitien.

    der südlichste Sonnenuntergang meines natürlichen Kalenders (Wintersonnenwende)


    salü+cs, volker :hot_beverage:


    Hallo Volker,

    das ist ja voll cool. Ich träume schon lange davon so was zu machen, aber in Kärnten haben wir nur Berge überall und ich habe kein Grundstück das groß genug wäre, damit es Sinn macht.

    Ich habe einen neuen Kalender entworfen, bin mir aber jetzt mit dem Startpunkt nicht sicher.

    Ich möchte ihn exakt nach der Frühlings Tag und Nachtgleiche starten. Aber wann ist das jetzt? Am 16-17. März oder am 21. März.
    Ich möchte den Kalender an die wahrnehmbare Ekliptik anpassen, es soll also ein Kalender für Mitteleuropa sein.

    Vielleicht kannst du mir den Knoten im Kopf lösen.

    glg

  • Was glaubt ihr, wie haben Hochkulturen des Altertums die Tag und Nachtgleiche gemessen und wie haben sie sie genau bestimmt?

    Die hatten keine Uhr, insofern machten die das nicht über die Tageslänge.

    Sie markierten vielmehr übers Jahr, in welcher Himmelsrichtung die Sonne jeweils auf- und unterging. Dito ausgewählte Sterne.


    Parallel verfolgten sie den Lauf der Sterne und der Sonne und dürften dann heraus gefunden haben, dass diese sich scheinbar auf Großkreisen über den Himmel bewegen. Bei der Sonne erkennt man dann auch Abweichungen, vor allem, dass ein Jahr nicht auf volle Tage aufgeht. Auf jeden Fall kann man Süden bestimmen (Meridiandurchdang, maximale/minimale Höhe).


    Die Himmelsrichtungen kann man "speichern". Das heißt, man steht morgens und abends immer an der gleichen Stelle und markiert in einer gewissen Entfernung den Aufgang am Horizont, indem man dort Steine hinlegt oder markiert. Geht auch mit Holzpflöcken.


    Wenn man das über mehrere Jahre macht, erkennt man Muster, z.B. Winter- und Sommeranfang und Süden (bzw. Himmelsrichtungen) und noch einiges mehr.


    Eines darf man nicht vergessen. Das mathematische Rüstzeug und die Messinstrumente, die besser als ein Grad Winkel messen können, gab's in der Steinzeit noch nicht. Die waren froh, als sie über die 3-4-5-Regel oder Kreisschnittpunkte entlang einer Geraden einen rechten Winkel konstruieren konnten.

    Sachen wie Quadranten (zum Ablesen der Höhe von Sonne, Sternen beim Meridiandurchgang) kamen erst in den Hochkulturen zum Einsatz, als man spezielle Observatorien baute.


    Für Aufzeichnungen musste erst mal eine Schrift entwickelt werden. Die entstand aber nicht in der Priesterkaste, sondern durch Kaufleute/Aufseher für die Buchhaltung/Warenkontrolle. Das Bedürfnis entstand, als die erste Arbeitsteilung begann und Bauern sesshaft wurden. Die Priesterkaste begnügte sich ansonsten auf mündliche Weitergabe ihres astronomischen Wissens, was ja auch Teil der Urreligionen war (Sonnengott usw.).

    Höhepunkt ist das gesammelte Wissen von Ptolemäus im Almagest, das praktisch 1500 Jahre das Referenzwerk zur Himmelsmechanik bildete.

  • Wenn ich das richtig verstanden habe,

    Dann kann ich ja auch vom Sonnenwinkel zur Mittagszeit ausgehen.
    Im Solaranlagenprogramm wird am Tag der Sonnwende immer ein Winkel von 42,10 ° von meiner Postition aus auf der Erdkugel angezeigt.

    Ich hoffe doch, das sie die Höhenlage auch mitgerechnet haben.

    Mit einem Sextanten könnte ich ja den Hochstand und den Winkel messen, oder?

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