taumelnde Bahn - was könnte die Ursache sein?

  • Anfrage eines Bekannten, den ich auf der Astrofarm Kiripotib getroffen habe.


    Mir fehlt hier jeder Erklärungsansatz. Die Amplitude der Auslenkung lässt auf ein größeres Objekt schließen, das jedoch wie aus dem Nichts auftaucht.


    Was könnte das sein?


    Grüße

    Günter




  • Günter,

    ganz nüchtern rangehen. Was ist der Winkel der Bahnauslenkungen?

    Auf welcher Höhe könnte der Satellit unterwegs sein?

    Daraus ergibt sich die Größe, was da für die Reflexion sorgt. Mehr wohl im Sinne, die Länge des Arms, an dem das reflektierende Teil dran hängt und taumelnd rotiert. Vor allem, wenn sich plausible Werte ergeben könnten. Erst wenn so selbst die ISS als Kandidat nicht in Frage kommt, täte ich mir Sorgen machen.

  • Halo Günter,


    Ist das evt ein langsames Objekt und man sieht die Korrekturbewegungen der Montierung? :/


    Gruß, Jochen


    Edit: ich hatte mal sowas bei einem geostationären Satelliten im M42:


    https://www.astrotreff.de/forum/index.php?thread/268893-was-fliegt-denn-da-durch-den-m42

  • Periodischer Fehler der Montierung, der sich in der Einzelbelichtung nicht zeigt. Die Sterne werden anhand einer Referenz gestapelt, das Objekt wird jedoch als "immer neu" erkannt und erfaehrt keine Korrektur des Bezugssystems beim Stapeln. Das laesst darauf schliessen, dass jeder Stern einzeln erkannt und gestacked wird.

    Vielleicht mal die Sterne ohne Registrierung stapeln und sehen, ob sie Striche machen, deren Laenge der Amplitude des taumelnden Satelliten entspricht?


    Dass da wirklich was taumelt, ist bei der Amplitude eher unwahrscheinlich - ein Statellit, der mit einem unsichtbaren Gewicht verbunden ist und mit ihm ums Baryzentrum kreist, erscheint mir doch eher unwahrscheinlich.

  • Vielen Dank für Eure Antworten, hier noch ein Crop.


    Jochen, ich denke gegen einen geostationären Satelliten spricht die im Vergleich zu dem Satelliten in #1 deutlich dickere Spur. Es scheint, dieses Objekt ist niedriger als ein Satellit.


    JSchmoll, das ist ein Einzelbild, insofern verstehe ich Den ersten Satz nicht. -


    Die Bahn scheint auf ein rotierendes Objekt hinzudeuten, das in einiger Entfernung vom Massenzentrum ziemlich konstant Licht reflektiert oder abstrahlt. - Vielleicht ein abstürzendes Trumm eines Satelliten?


    Wie könnte man deuten, dass dieses Ding wie aus dem Nichts auftaucht?


    Grüße

    Günter




  • Hallo Günter,


    kann es auch sein, dass das Objekt von unten rechts nach oben links gewandert ist und dort die letzte Position auf dem Ende der Belichtung darstellt? Dann kommt es eher nicht aus dem "Nichts". ;)


    Interessant ist, dass sich die Helligkeit de Strichspur periodisch ändert. Da muss sich wirklich etwas drehen... Reste vom Raketenstart (Booster, etc.)


    Kannst du noch ein paar Daten zum Bild machen (Belichtungszeit, etc,)?

    Handelt es sich nur um ein Bild?


    Gruß

    Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

    TS294CP, Canon600Dac, ASI178 und ASI120mini zum Guiden, GPU Koma Korrektor

  • Wie könnte man deuten, dass dieses Ding wie aus dem Nichts auftaucht?

    Hallo Günter,


    … aus dem Erdschatten gekommen. Wobei der normalerweise nicht ganz scharf begrenzt ist.


    Ufologen würden das vielleicht als Austritt aus einer anderen Dimension sehen. Oder Spontan-Materialisierung. Wir sollten mal Jean-Luc fragen.


    CS

    Jörg

  • Zitat

    JSchmoll, das ist ein Einzelbild, insofern verstehe ich Den ersten Satz nicht.

    Dann ist meine Theorie natuerlich hinfaellig. Die Sterne muessten in Amplitudenrichtung ebenfalls elongiert sein.



    Nachsatz: Ich hatte das mal bei unkontrollierter Nachfuehrung eines 300mm-Teleobjektives mit einem nahe an der Erde vorbeirauschenden Kleinplaneten - damals noch auf Film und deswgen nur eine Belichtung. Da machte der Asteroid auch solche Taumelbewegungen wegen des periodischen Fehlers. Die Sterne hatten allerdings auch eine leichte Elongation, wie es beim Einzelbild sein muss.

  • Sichtbar wird das Teil, wenn es vermutlich Sonnenlicht im richtigen Winkel reflektieren kann.

    Aber weder taucht es aus dem Nichts auf, noch verschwindet es im Nichts. Vielmehr war es zu Belichtungsbeginn an einer bestimmten Stelle und zum Belichtungsende an einer anderen Stelle. Kann bereits im Bildfeld sein, kann auch sein, dass es von außerhalb erst ins Bild taumelt.

  • Ich denke, das Enden der Spur ist ganz klar durch den Anfang oder das Ende der Belichtung bedingt. Ein Ab- oder Auftauchen aus dem Erdschatten waere gruadeller und nicht so abgehackt.


    Wenn es mehr Infos ueber das Bild gaebe (Brennweite, Plattenmasstab), koennte ja mal errechnet werden, wie gross die geometrische Amplitude der taumelnden Struktur sein muss, wenn es sich in einem niedrigen Erdorbit befindet. Also Abschaetzung nach unten beispielsweise die Annahme 100km / cos(z) mit z als Zenitdistanz. In 100km Distanz beginnt ja nach Definition der Weltraum.

  • Hallo,


    was mir beim ersten Bild noch auffällt:


    Die Amplitude in der mutmaßlichen Taumelbewegung ist offensichtlich über bestimmte Abschnitte abwechselnd stärker und schwächer. Kann das zwar erstmal nicht einordnen, aber vielleicht ist das ja noch ein Hinweis mehr.


    CS,

    Klaus


    Edit: etwas konkreter; von der Bildmitte nach rechts unten verlaufend:

    1. Große Amplitude, langsam schwächer werdend

    2. Abprupt wieder einsetzende größere Amplitude, die im weiteren Verlauf wieder schwächer wird

  • Hallo Klaus,


    kann ich nachvollziehen, interessante Beobachtung. Da scheint sich noch eine andere Bewegung zu überlagern. Hmm.


    Könnte es sich um die Beleuchtung eines sehr hoch fliegenden Flugzeugs handeln. Die Flugzeuge, die ich gelegentlich sehe, haben allerdings parallele Lichtspuren.


    Grüße

    Günter

  • ...das reflektierende Teil dran hängt und taumelnd rotiert...

    1. Große Amplitude, langsam schwächer werdend

    2. Abprupt wieder einsetzende größere Amplitude, die im weiteren Verlauf wieder schwächer wird

    Wenn ein Satellit schnell rotiert, dann kann sich die Amplitude nicht so schnell verändern, deshalb würde ich eine Taumelbewegung vom Satelliten eher ausschließen.



    Lagekorrektur funktioniert nicht richtig...wenn man sich die Bahnspur genau ansieht, deutet sie doch sehr auf eine Trudelbewegung und auf wenig erfolgreiche Korrekturen hin.

    Die Triebwerke von Satelliten sind nicht stark genug, um bei ca.28000 km/h enge Kurven oder Wellenlinien zu fliegen, das würde ich ausschließen.


    Plausibel ist da für mich eigentlich nur eine Schwingung der Montierung durch Wind, Bodenerschütterung, Guiding-Korrekturen oder ähnliches. Wenn die Schwingung der Montierung nur wenige Sekunden dauerte, dann können bei einer Belichtungszeit von mehreren Minuten trotzdem die Sterne einigermaßen rund und die andere Satellitenspur gerade sein.


    Gruß Ronny

  • Wenn ein Satellit schnell rotiert, dann kann sich die Amplitude nicht so schnell verändern, deshalb würde ich eine Taumelbewegung vom Satelliten eher ausschließen.

    Da wäre ich vorsichtig. Kennst du die Versuche von Alexander Gerst auf der ISS über stabile Drehachsen?

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    Oder den Versuch zum drehenden T-Griff?

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  • Liebe Leute,


    herzlichen Dank für Eure Erklärungsversuche. Ich habe gehofft, dass jemand etwas Ähnliches schon mal hatte.


    Ich denke, Fehler bei der Aufnahme/Montierung lösen das Rätsel eher nicht. Rotation würde ich nicht ganz ausschließen. Wenn wir auf die Rotationsebene schauen und das Ding sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt, könnte eine solche Schlangenlinie schon entstehen. Da Kreiselkräfte die Rotation stabil halten, könnte reflektiertes Sonnenlicht eine Weile zu sehen sein. Die Belichtungszeit war 181s. - Das abstürzende Trümmerteil eine Satelliten?


    Grüße

    Günter




    astrometry.net

  • Hallo, hier meine Theorie,

    ich vermute auch einen rotierenden Körper von eher flächigerem Ausmaß aus zwei Gründen:


    Erstens:

    Die Amplitude in der mutmaßlichen Taumelbewegung ist offensichtlich über bestimmte Abschnitte abwechselnd stärker und schwächer.

    Genau das ist mir auch aufgefallen, und vor allem periodisch.

    Zwootens:

    Das Muster der Amplituden erinnert sehr an die Bewegungslinie, die ein Ventil an einem fahrenden Autoreifen vollzieht. Also nicht nur symetrisch auf und ab.


    Beides würde einem flächigem Körper nahe kommen, der sich nicht nur rotierend vorwärts sondern dabei auch seitwärst um die horizontale Achse dreht.

    Ausserdem spricht tatsächlich die dickere Spur für eine erdnähere Bahn, eventuell bereits die obere Atmosphäre die diese Bewegung besonders bei einem flächigen Teil auslösen oder unterstützen könnte. Diese Annahme scheint mir auch unterstützt durch die von der (relativ) geraden oder mittleren Bahn abweichenden Amplituden, sobald diese höher sind.

    Gruß Roland

    Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Erstaunen; und wenn ihn das Urphänomen in Erstaunen setzt, so sei er zufrieden;

    Johann Wolfgang von Goethe

  • Da wäre ich vorsichtig. Kennst du die Versuche von Alexander Gerst auf der ISS über stabile Drehachsen?

    Oder den Versuch zum drehenden T-Griff?

    Hi Kalle,


    die Videos kannte ich noch nicht, aber so ein ungewöhnlicher Amplitudenverlauf der Wellenbewegung ist bei einen Satelliten trotzdem nicht sehr wahrscheinlich.


    Außerdem ist die sehr schnelle notwendige Rotation auch ein Problem, weil sich so ein Satellit mit etwa 8 km/s bewegt. Um so eine deutliche Wellenbewegung zu erzeugen, müsste der sichtbare Teil des Satelliten das unsichtbare Baryzentrum mit mehreren km/s umkreisen. Der Satellit müsste also nicht nur Dutzende Meter lang sein, sondern auch noch Dutzende Umdrehungen pro Sekunde schaffen. Die auftretende Fliehkraft von 100 g oder so müsste der Satellit dann auch noch aushalten können.


    Ich habe schon viele Hundert Satelliten gesehen und die am schnellsten rotierenden davon drehen sich fast 100x langsamer.

    Aber das muss ja alles nichts bedeuten, man hat ja auch schon Pferde kotzen sehen... ;)


    Gruß Ronny

  • Außerdem ist die sehr schnelle notwendige Rotation auch ein Problem, weil sich so ein Satellit mit etwa 8 km/s bewegt. Um so eine deutliche Wellenbewegung zu erzeugen, müsste der sichtbare Teil des Satelliten das unsichtbare Baryzentrum mit mehreren km/s umkreisen. Der Satellit müsste also nicht nur Dutzende Meter lang sein, sondern auch noch Dutzende Umdrehungen pro Sekunde schaffen. Die auftretende Fliehkraft von 100 g oder so müsste der Satellit dann auch noch aushalten können.

    Ich weiß nicht, wie du das rechnest. Aber Günter schrieb' was von 181s Belichtung und wenn ich die Wellen zähle, komme ich auf ~50 bis 60. Das heißt, eine Umdrehung alle 3 Sek.


    Wenn ich die Position von HD 198932 und HD 199055 google, dann liegen die so ca. 6 Bogenminuten in DE (da spar ich mir das Umrechnen in Winkel, da RA eh nahe beieinander liegen) auseinander. Frei nach Augenmaß passt die Amplitude da ~60 mal rein. D.h. die Auslenkung beträgt etwa 6 Bogensekunden.

    (Skizze zum Abschätzen der Auslenkung) über ca. 10 Wellenberge. Ich schätze die Amplitude auf 20% des Abstandes der Wellenberge und 10 davon entsprechen dem Sternabstand.

    Das würde ~0,7 Meter Ausdehnung in 150 km Entfernung bedeuten. Mit Sinus (1/360/60/60*6) * 150.000 m = 0,7 m.


    Kann das jemand mal querrechnen. Ich hab' heute Abend keine Lust mehr. Jedenfalls sind dann 3 Sekunden für eine Taumelumdrehung eher "langsam".

  • Nochmal nachgerechnet: 6" sind 6/3600 Grad, und sin (6/3600) * 150000m sind 4.36m.


    Die 0.7m entsprechen einem Winkel von einer Bogensekunde.


    Immerhin eine ueberraschend kleine Basislinie, und mit einer Distanz von unter 5m durchaus im Bereich des Moeglichen. Vielleicht eine taumelnde Raketenstufe? Bei genauerer Datenkenntnis koennte eine Suche in "Heaven's above" vielleicht Klarheit bringen.


    (Edit: "Distanz", nicht "Distance" - ich lebe wohl schon zu lange in England).

  • Da mir betrunkenene Aliens, taumelnde Satelliten und flügelschlagende Glühwürmchen eher unplausibel erscheinen, tippe ich wie Ronny ganz profan auf Schwingungen der Montierungsnachführung.


    Ich sehe etwas eirige Sterne Richtung oben/unten. Westen ist oben, Osten ist unten, also sind die Sterne in Richtung R.A. elongiert, richtig? Wenn das so ist, schwingt die Nachführung in R.A. hin und her. Aus der unsymetrischen Form der Welle meine ich sogar schließen zu können, dass das Objekt von rechts unten nach links oben geflogen ist. Als das Flugobjekt mitten im Bild war, war die Belichtung zu ende und die Spur erlischt schlagartig.


    Was für eine Montierung war das? Wie groß war die Optik? Wurde geguidet?

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