8'' Refraktor versus 8'' Reflektor

  • Moin,

    ich habe eine etwas dümmliche Frage.

    Gegen Ende des Jahres werde ich die URANIA Sternwarte in Wien besuchen. Ich konnte online keine Infos zum 'aktuellen' Hauptinstrument finden. Auf Wikipedia steht jedoch, dass die Sternwarte initial einen Carl Zeiss Refraktor mit 20 cm Öffnung als Hauptinstrument betrieben hat. 20 cm Öffnung sind ja fast 8 Zoll. Hier nun meine Frage. Liege ich mit meiner Annahme richtig, dass mein handelsüblicher 8 Zoll Dobson mindestens genauso gute visuelle Bilder liefert wie dieser professionelle Refraktor (wenn man von Lichtverschmutzung absieht)?


    LG

  • Hi Daniel,


    der Refraktor hat keine Zentralabschattung, und die Transmission einer Linsenoptik ist meist hoeher als die Reflektivitaet einer Spiegeloptik. Somit sollte der Refraktor ein wenig mehr Licht bringen. Hinzu kommt eine kontrastreichere Abbildung, weil die zentralabschattungs- und spinnenbedingte Beugung fehlt. Andererseits wird auch ein Zeissrefraktor noch ein bisschen Farbe zeigen, sofern es sich nicht um einen Apochromaten handelt.


    Es kommt dann auch noch auf die Okulare an. Und auf den Standort - ich vermute, Du hast mit Deinem Dobson bessere Bedingungen als eine Sternwarte mitten in einer Grossstadt. An hellen Objekten, wie an hoch stehenden Planeten, kann der Refraktor trotzdem punkten. Momentan gibt es aber nur den tief stehenden Saturn, der in der Grossstadt vermutlich starken Seeingeffekten ausgesetzt ist.


    Ich habe mal einen 20cm-Zeissrefraktor in Toronto erlebt. Er war auf Sirius ausgerichtet und das war ein einzigartiges Geflacker. Er stand auf einem Hochhaus, und die Abwaerme des Treppenhauses zog durch die Kuppeln ab (es gab noch eine Kuppel mit einem 40cm Boller&Chivens -Cassegrain, der Jupiter als weisse Flaeche zeigte). Draussen gab es noch den Kamin eines Blockheizkraftwerkes, der seine kuenstlichen Wolken ueber das Observatorium ziehen liess. Kurzum hat es der Standort fuer diese schoenen Instrumente nicht gebracht.

  • Da hast Du allerdings sehr recht Jürgen - das hab ich nicht bedacht.


    Hier: Zentrum einer Großstadt - festes Datum (=Wetter&Seeing eher durchschnittlich mies).*

    Dort: ein freies Feld morgens um 5:00 und ein gut ausgekühlter Dobson und vielleicht eine gezielt genutzte ausgesucht gute Nacht mit sehr gutem Seeing über alle Höhenstufen der Atmosphäre.


    Da kann die China-Volumeware ein deutlich besseres Bild zeigen als ein Blick in einem kurzem Besucherzeitfenster mitten in Wien durch ein "Meister Manufaktur Instrument".


    Ich wünsche Dir Daniel(?) eine klare Nacht an dem Tag Deines Besuches.


    Berichte doch bitte dann? Ende des Jahres sollte zumindest Jupiter am Abend noch halbwegs gut da stehen. Für Saturn ist es dann wohl zu spät.


    CS,

    Walter


    * Hinzu kommt offenbar: Dezember Monat, also Heizperiode...

  • … Liege ich mit meiner Annahme richtig, dass mein handelsüblicher 8 Zoll Dobson mindestens genauso gute visuelle Bilder liefert wie dieser professionelle Refraktor …

    Hallo Daniel,


    das wäre wirklich schön. Die Gegenfrage ist allerdings: Warum baut man dann noch Refraktoren und warum sind Leute bereit für sie das Hundertfache dessen zu bezahlen, was für einen gleichgroßen Dobson verlangt wird?


    Natürlich kann man bei einem Instrument dieser Größe nach nur einer zufälligen Nacht noch überhaupt nichts sagen. Und Jürgen hat völlig recht: der Standort ist ganz entscheidend. Dein 8“-Dobson zeigt auf einem guten Ackerstandort möglicherweise mehr als der teure Refraktor an einem ungünstigen städtischen Standort. Aber Stadt bedeutet nicht immer, dass es da schlecht sein muss. So wie das freie Gelände keine Garantie für ruhige Luft ist. Größer ist m. E. der Einfluss der Wetterlage, sprich die Temperaturverteilung und die Höhenwinde.


    Und nun zu den instrumentellen Unterschieden. Neben dem, was Jürgen über die Obstruktion gesagt hat, ist auch entscheidend, wie oft das Licht durch den Tubus geht. Wenn in diesem die Temperatur nicht völlig gleichmäßig ist, wirkt sich das auf die Bildqualität aus.


    Theoretisch kann man natürlich viel fabulieren, wirklich entscheidend ist die Praxis. Dazu habe ich wiederholt meinen TEC 180 mit meinen beiden Dobson/Newton 200/1200 und 300/1800 verglichen. Der TEC ist ein Apo ohne Obstruktion, die beiden Spiegel haben Obstruktionen von 18% bzw. 20%, sind von Lomo (Strehl um die 98%), aus Sitall und haben beide aktive Hauptspiegellüftungen. Sie sind also schon deutlich besser als ein kostengünstiger Dobson von der Stange. Trotzdem verloren beide haushoch gegenüber dem Apo. Bei Mond- und Planetendetails sowieso und selbst bei Deep Sky, wo 12“ eigentlich klar überlegen sein sollten, war der Unterschied zum 7“-Apo nicht allzu groß.


    CS, Jörg

  • Das ist das aktuelle Teleskop. Ich habe die Beschreibung einfach nicht gefunden.

    Der Refraktor auf dem ich mich bezogen habe wurde wie Jurgen schrieb im 2WW zerstört.


    Ich merke gerade, dass meine Frage nicht dümmlich ist, sondern dümmlich formuliert wurde.


    Mich hätte interessiert ob ein moderner handelsüblicher 8 Zoll Dobson mit einem 8 Zoll Refraktor mithalten kann.

    Die Frage wurde beantwortet, danke euch allen. :D

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