Liebe Sternfreunde,
heute morgen um Punkt 7:00 Uhr bin ich wach geworden, obwohl ich länger schlafen wollte, aber das selige Lächeln vor dem Einschlafen der letzten Nacht hat sich in meinem Gesicht manifestiert.
Was ist passiert? Detlef D. Soost hätte seine wahre Freude an meinem Freund Basti und mir gehabt in der vergangenen Nacht, sie lief in seinem Geiste ab. Wer Detlef D. Soost nicht kennt, der Typ ist Tanzlehrer und Choreograph und hat die Jungs und Mädels bei Popstars früher mit seinem legendär gewordenen Spruch Pam, Pam, Pam regelmäßig zu Höchstleistungen angegtrieben.
Aber nochmal von vorn. Ich habe einen Freund, der Basti, das ist ein richtig Guter. Mein ältester Beobachtungsfreund. Wir haben 2007 beide begonnen, uns gegenseitig zu besuchen und wie es sich für zwei Anfänger gehört, einander über die Anfangsklippen unseres Hobbies hinweg zu helfen und zu motivieren.
Nun inzwischen kommt Basti nur noch alle ein bis zwei Jahre zu mir und wir beobachten gemeinsam wie zu alten Zeiten, ohne Plan aber mit viel Elan. Und ich komme in den Genuss, mal wieder ein paar hellere Objekte zu sehen, die ich auf meinen Allein-Touren oftmals links liegen lasse. Aber nun endlich ein Blick zurück in die letzte Nacht ...
Ich hatte mir für gestern etwas besonderes ausgedacht und in meinem Garten vier verschiedene Öffnungen nebeneinander aufgebaut. Die Objekte der Nacht haben wir uns dann jeweils mit steigender Öffnung angeschaut - FG 12x42 - FG 15x56 - 3" Refraktor - Ninja 12,5" Spiegel. Ich sage euch, war das abgefahren, auch für mich, das hätte ich nicht gedacht. Ich war ein ums andere Mal positiv überrascht von der großen Öffnung, wo ich doch sonst so auf die kleinen Optiken und die Ästhetik von Linsen stehe.
Um 22:00 Uhr sind wir an den Start gegangen, der Himmel war von anfangs Zirren durchzogen und deshalb haben wir zum Aufwärmen im Sternbild Löwe Regulus (STFB 6) und R Leonis in Augenschein genommen. Schön zu sehen, wie die Farbe von R Leonis ein immer helleres und strahlenderes Orange annahm.
Dann logisch jetzt im April, ab zum Objekt des Monats April von Thomas => Messier 95 und Messier 96. M 95 war hier sogar noch im Refraktor schwer auszumachen, so eine schlechte Transparenz hatten wir zu Beginn. Strukturen waren in beiden Galaxien auch bei 12.5" so gut wie keine zu erkennen. Der Hammer aber waren später dann, als wir dorthin zurückkehrten die drei Galaxien nördlich Messier 105, NGC 3384 und NGC 3389 im Ninja. Die Transparenz verbesserte sich nämlich stetig und am Ende hatten wir in meinem Garten einen Himmel wie schon lange nicht mehr. Unsere SQM-L´s schwankten zwischen 21.4 und 21.5 mag (6.4 mag). Auf jeden Fall waren die drei Galaxien wunderschön in allen Vergrößerungen anzuschauen.
Die Nacht verlief in etwa so, dass ich die Objekte in den Optiken einstellte und Basti hastete hinterher ... und ich war schon wieder an der nächsten Optik und trieb ihn an, meist mit dem Ah- und Oh-Eindruck der nächst größeren Optik ... ein wahres Rennen.
Als nächstes, klar rüber zum anderen Triplett im Sternbild Löwe - Messier 65 - Messier 66 - NGC 3628 (Arp 16). Das Spannende hier, war zu sehen, wie NGC 3628 sich mit steigender Öffnung immer mehr aus dem Schattendasein der beiden hellen Messiers befreite und zu einem wahren Hingucker wurde. Hier haben wir öffnungstechnisch auch wieder abwärts beobachtet und verglichen. Das finde ich besonders interessant, weil einem die Objekte dann noch einmal auf eine ganz neue Art und Weise begegnen und faszinieren.
Dann begann das wilde Rumwühlen, u.a. haben wir den Kugelsternhaufen Messier 53 ins Visier genommen, dann Messier 3 mit steigender Öffnung beobachtet. Dabei habe ich mir den Spaß erlaubt, Basti zwischendurch Messier 13 im Refraktor einzustellen und zu behaupten, M 3 sei drin . Das war frech und hat nur kurz funktioniert, aber wir haben beide trotzdem gut gelacht.
Ein Schwenk in den Westen, wo das Sternbild Krebs hinter unserem Mammutbaum hervorstrich, klar Messier 44 und Messier 67 waren Pflicht und beide haben wir in den Ferngläsern verglichen. Auf Teleskope haben wir bei den beiden Haufen verzichtet. Die Sternfarben in M 44 waren grandios und M 67 wirkt in Ferngläsern auf mich immer wie eine gut strukturierte Galaxie.
Ach komm, Messier 35 (OdM des Monats März von Christoph) geht auch noch. Im Fernglas extra an den rechten, westlichen Rand geschoben, damit die beiden Sterne Eta Tau (gelborange) und BU Tau (orange) mit ins Bild passen.
Ein herrlicher Anblick trotz des inzwischen tiefen Standes im Westen am Himmel.
Dann ein Blick in den Zenit, prominent besetzt von Messier 51 und NGC 5195. In den Ferngläsern zwei Murmeln, im Refraktor schon sehr ordentlich anzusehen. Im Ninja, oh Gott, sind das die Spiralarme? Schnell hoch vergrößert auf 144-fach. Ja, ja , ja, krass. Die siehe ich sonst selten unter meinem Himmel. Eigentlich war beim Ninja in der Nacht meist bei 144-fach Schluss, hier haben wir uns den Luxus erlaubt, bis auf 240-fach hoch zu vergrößern. Und wir wurden belohnt. Uns beiden fiel fast die Kinnlade runter. Noch besser, noch schöner ... eins der Highlights dieser Nacht.
Aber Ausruhen ist nicht, wenn ich der Objekteinsteller bin. Weiter ging es. Ein Retro-Moment für Basti und mich war Messier 57. Das Scheißerchen habe ich in unserer Anfangszeit mal vergeblich versucht zu finden mit 3" und dann nach einer Viertelstunde entnervt an Basti abgegeben. Letzte Nacht mussten wir beide schmunzeln, als wir uns an die Anekdote erinnerten. Aber M 57 war damals auch ein Objekt, das unserer beider Liebe zu Refraktoren begründet hat. Nichts ist schöner, als M 57 in Refraktoren bei mittlerer Vergrößerung im Raum schweben zu sehen. Doch in dieser Nacht wurden wir eines Besseren belehrt. In den Ferngläsern war der PN schon als kleines Scheibchen erkennbar (meine Erfahrung, dass das ab 12-fach geht, bestätigt). Im Refraktor schön wie immer, im Ninja ... oh Gott, auch schön, und wie . Wir haben die Vergrößerung bis 320-fach getrieben. Was ist denn hier los? Zur verbesserten Transparenz kam nun auch noch gutes Seeing dazu. Ein wunderschöner Rauchring mit einer zarten schwächeren Füllung. In meinem Teleskop habe ich den PN selten so schön gesehen.
Schön auch zu sehen, wie Albireo seine Farben veränderte und intensivierte mit steigender Öffnung.
Aber Ausruhen ist dann doch mal irgendwann, Kaffeepause. Reingefläzt in die Campingstühle, den Blick zum Himmel gerichtet, hach ... schön.
Aber dann. Was ist denn das da im Zenit? Sehe ich etwas Mizar und Alkor mit bloßem Auge getrennt? Ja, juhu! Nicht zu glauben. Wie oft habe ich das nun schon probiert und bin immer gescheitert. Und wie einfach Alkor zu erkennen war, etwas mehr als knapp getrennt, eigentlich schon ordentlich. Wie ich mich gefreut habe.
Ein Blick rüber zu Messier 13, ja schau mal, auch zu sehen, mit bloßem Auge. Das gelingt mir auch nicht oft.
Basti hat mit beiden Objekten auch keine Probleme. Schön.
Die Nacht soll noch nicht vorbei sein. Wir wollen noch einmal eintauchen in das Galaxiengewirr um die Markariansche Kette. Gleich mit 12,5", keine Zeit mehr verlieren. Puh, aber erstmal hinkommen, ach egal, irgendwann kommt einem schon etwas vors Auge. Und so ist es, ein paar fette, diffuse Nebelchen tauchen immer wieder im Gesichtsfeld auf und irgendwann unverkennbar der fette Lichtklecks Messier 87. Dann ist es ja nicht mehr weit zur Kette und zum Anfang im Süden mit Messier 84 und Messier 86. Wir tauchen ein und genießen einen Nebel nach dem anderen, der durch das Gesichtsfeld zieht. Sehr schön. Die Suchstrategie war riskant, ich hätte mich mal wieder voll blamieren können. Es ist aber gut gegangen.
Es ist kurz vor 2:00 Uhr. War das eine Hatz, aber eine schöne.
Das waren längst nicht alle Objekte der Nacht, aber das reicht auch denke ich, um den Geist dieser Nacht widerzuspiegeln.
Achso, einen Mini-Boliden habe ich auch noch gesehen. Sehr schnell, sehr kurz nur leuchtend und am Ende schön platzend. Basti hat zu der Zeit leider durch den Dobson geschaut, hatte aber das Gefühl, dass da einer kurz mit Licht rumgefuchtelt hat .
Basti hat mir heute Morgen auch schon geantwortet "...es war wirklich wieder ein grandioser Abend. Lass uns bis zum nächsten Abend nicht wieder so lange warten."
Das werden wir doch hoffentlich hinbekommen.
Viele Grüße
Rene