Hallo liebe Marsianer,
mein voraussichtlich allerletztes Video zum Roten Planeten ist seit heute Nachmittag online. Es zeigt unseren kleinen Nachbarn so, wie ich ihn in meinen 50 Jahren Marsbeobachtung gerne einmal gesehen hätte: Mit beiden Polkappen.
In analoger Zeit, als man nicht einfach sein Planetariumsprogramm öffnen konnte, um zu sehen, wie die Marsachse zur Blickrichtung von der Erde geneigt ist, hatte ich immer die Hoffnung, SPC und NPC gleichzeitig zu erkennen. Manchmal wurde auch die gegenüberliegende Wolkenhaube für die zweite Polkappe gehalten. Das Verständnis für die tatsächliche Sichtbarkeitssituation kam bei mir erst mit dem Computerzeitalter.
Mittlerweile weiß ich, dass die Marsachse nahezu immer gegen unsere Blickrichtung geneigt ist. Selbst wenn sich die Polkappe auf der erdabgewandten Seite nicht unter Wolken verbirgt, könnten wir sie also nicht sehen.
Eine seltene Ausnahme wird es in zehn Jahren geben: Am 9. Juli 2033 gegen 6 Uhr UT schauen wir exakt senkrecht auf den Marsäquator. Das ist zwei Wochen nach der Opposition 2033 und fast genau zur Zeit des geringsten Abstands von der Erde. Leider steht Mars dann bei -28° Deklination und kommt bei uns höchstens 10° über den Horizont. Von seinem großen scheinbaren Durchmesser (22“) werden wir also nicht viel haben. Wie das bei ruhiger Luft aussehen könnte, zeigt mein Video. Dafür wurden die Texturen meiner Marskarten von 2014 und 2020 vereinigt. Erstaunlich ist, wie wenig von den beiden Kappen in dieser Situation zu erkennen wäre. Unberücksichtigt bleiben bei dieser Simulation die realen Größen der Polkappen im Sommer 2033. Weil dann auf dem Mars Südsommer ist, dürfte die SPC sehr klein sein. Auch an den Albedogebieten könnte es bis dahin noch Veränderungen geben. Die vergangenen Jahre haben ja gezeigt, dass das relativ schnell gehen kann.
CS, Jörg