Hallo Mondfreunde,
seit letztem Jahr nenne ich einen kleinen, feinen 60/360mm Apo von TS mein Eigen. Er hat ein wirklich exzellentes FPL53/Lanthanglas-Objektiv. Ich nutze ihn oft für spontane Deepskybeobachtungen, meist Widefield. Aber auch an Mond und Planeten macht er eine gute Figur.
Gestern habe ich ihn mal für einen Mondspaziergang genutzt. Einen Tag vor dem ersten Viertel sind viele schöne Krater zu sehen. Mein Hauptaugenmerk lag auf der Gegend um die Rima Adrianeus und die Krater Sabine und Ritter. Viele kleine Strukturen in der Gegend und ein echter Prüfer für die kleine Optik.
Nachdem ich mich orientiert hatte, war die Rima Adrianeus schnell gefunden. Das schöne Buch „Moonhopper“ aus dem Oculum Verlag war sehr hilfreich und informativ. Das Mondtal war gut auszumachen, obwohl es nahezu senkrecht zum Terminator ausgerichtet ist und deshalb keinen markanten Schattenwurf zeigt. Ein deutliches, flaches Band das sich aus den Bergen um den Krater Julius Caesar kommend ins Mare Tranquilitates schlängelt. Die Rima Hyginus lag leider noch im Schatten, da werde ich heute Nacht mal drauf schauen. Julius Caesar zeigte schöne Strukturen. Man konnte den zerstörten Wall dieses sehr alten Kraters gut nachverfolgen.
Südlich davon findet man das sehr schöne Kraterpaar Sabine und Ritter. Deutlich ist der Kontrast dieser beiden jungen, terrassierten Krater zum alten Julius Caesar. Scharf begrenzte Kraterränder, deutlicher Schatten. Die Terrassierung war wegen des niedrigen Sonnenstandes noch nicht gut auszumachen, ein weiteres Vorhaben für heute Abend. Um die Beiden herum findet man viele Kleinkrater, von denen ich einige ausmachen konnte. Das Seeing war offensichtlich recht gut, eine Seltenheit bei mir in der Elbmarsch. Das machte Appetit auf eine Herausforderung.
Östlich leicht unterhalb der Krater liegt Tranquility Base, die Landestelle von Apollo 11. Rundherum findet man einige Kleinkrater, die mit kleinen Teleskopen nicht einfach sind. Am Gebirgsrand entlang hangelt man sich zum Krater Moltke. Ein kleiner, aber sehr kontrastreicher Krater, der auch mit kleinen Instrumenten gut auszumachen ist. Die nahegelegenen Rimae Hypatia konnte ich nicht genau ausmachen, der Boden wirkte aber uneben. Vielleicht etwas für mehr Öffnung bei günstigerer Libration. Nördlich der Rimae Hypatia liegt die Landestelle und weiter nördlich davon die Kleinkrater Aldrin, Collins und Armstrong. Letzterer ist der größte der drei und direkt nördlich von Moltke gelegen. Nachdem ich mich etwas eingeschaut hatte, konnte ich ihn erst indirekt ausmachen und dann auch direkt halten. Armstrong hat 4km Durchmesser, war aber dank des Schattenwurfs in Inneren eindeutig auszumachen. Nach Westen gehend, kommt man dann über Collins (2km) zu Aldrin (3km). Von Collins war nichts zu sehen, nicht mal andeutungsweise. Aldrin tauchte blickweise als punktförmige Verdunklung auf, war aber nicht direkt zu halten. Ich vermute, dass der Schattenwurf in beiden Kratern nicht so ausgeprägt ist wie in Armstrong. Ich denke, damit hatte ich die Grenze des Auflösungsvermögens und des Seeings an diesem Abend erreicht.
Ich habe dann noch ein bisschen weiter die Kraterlandschaft des südlichen Hochlandes genossen, dann aber eingepackt. Es wurde empfindlich kalt und ich hatte meine Dosis Astro für diesen Abend gehabt.
Beobachtet wurde mit dem TS 60/360 Dublet Apo auf einer Vixen Porta mit einem 7mm Nagler T6 und der alten Meade TeleXtender 3x Barlow bei ca. 155x. Ja, Übervergrößerung, ich weiß. Aber ich finde am Mond kann man das sehr gut machen. Und der kleine aber sehr farbreine Apo macht das auch klaglos mit.
Lustig: am Südpol war eine einzelne, helle Bergspitze zu sehen. ich dachte erst sie zeigt eine kleine Randstruktur, bis ich erkannte, dass das ein Beugungsring war.
Eine sehr nette kurze Beobachtung, die nach Wiederholung ruft.
Bis dann:
Marcus