Mein schönstes astronomisches Erlebnis

  • Hallo,


    es war Anfang 1986, ich war 15 Jahre alt und wohnte in Santa Ponsa auf Mallorca. Ich ging spät abends noch einmal mit meinem Hund spazieren und plötzlich, kurz bevor ich wieder zu Hause angelangte, nahe einer Straßenlaterne, sah ich vor und über mit einen zitternden nach unten schießenden Funken.


    Ich realisierte sofort, daß dies ein verglühendes, winzig übrig gebliebenes Stück eines Meteoriten war und streckte meine Hand aus. Wie durch einen unglaublichen Zufall landete das letzte bißchen des Meteoriten in meiner offenen Handfläche. Ich sah auf meine Hand und dort war ein klitzekleines schwarzes Krümelchen zu sehen.


    Ich weiß nicht, wie niedrig die Wahrscheinlichkeit hierfür ist aber das ist eine wahre Geschichte. Und ich bin sehr stolz darauf, sowas in meinem Leben erlebt haben zu dürfen.


    Habt Ihr auch besonders schöne astronomische Momente erlebt, die Euch stets in Erinnerung bleiben werden?


    Liebe Grüße,


    Samuel

    Paranoia ist ein Zustand, welcher der Realität noch am nächsten ist.


    Aus -Four past midnight- von Stephen King

  • Ich weiß nicht, wie niedrig die Wahrscheinlichkeit hierfür ist aber das ist eine wahre Geschichte. Und ich bin sehr stolz darauf, sowas in meinem Leben erlebt haben zu dürfen.

    Hallo Samuel,


    wenn das wirklich ein Teil eines Meteoriten war, den Du da mit der Hand gefangen hast, dann ist das ein Sechser im Lotto - und kommt einem Märchen gleich. Mich wundert es, dass das "Krümelchen", das Du mit der Hand gefangen hattest, keine erhöhte Temperatur hatte. Weil es ja so schnell durch die Luft gerauscht sein muss wie der Meteorit, den Du als Funke kurz zuvor gesehen hattest. Wunderschöne Geschichte auf jeden Fall!


    Mein schönstes astronomisches Erlebnis teile ich sicher mit vielen anderen auch. Sicher aber gibt es drei:


    - Sichtung der Kometen Hyakutake (1996) und Hale-Bopp (1997) per Auge

    - Sichtung der schalenförmigen Struktur in der Koma von Hale-Bopp mit meinem 18"er Dobs, die durch das Aufwickeln der jetartigen Auswürfe von der Oberfläche des Kerns durch seine Rotation entstanden sind)

    - die Sofi 2004 in der Türkei (meine erste ever)


    Ansonsten würde ich gerne noch eine Supernova oder Nova mit bloßem Auge sehen wollen (leider war ich 1987 nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort und leider dauert es bei Beteigeuze doch noch mehrere 100.000 Jahre).


    Viele Grüße

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

    Einmal editiert, zuletzt von mkmueller ()

  • Hallo,


    mein Once in a thousand livetimes-Erlebnis hatte ich vor fast 53 Jahren, am 9. Mai 1970 beim ersten Merkurtransit meines Lebens. Ich war damals 16 und seit zwei Jahren im Astroclub der Sternwarte Radebeul.


    Leider sollte ausgerechnet am Tag des Transits der Sternwarte der Strom abgedreht werden. Zum Glück war unser Chef Rüdiger Kollar ein Organisationsgenie. Er schaffte es buchstäblich in letzter Minute, ein Notstromaggregat aufzutreiben, was in der DDR-Mangelwirtschaft alles andere als selbstverständlich war.


    Dass wir den kleinen Merkur dann tatsächlich im Coudé-Refraktor sehen konnten, war schon ein Wunder für sich. Aber dann steuerte der winzige schwarze Punkt doch tatsächlich auf eine Sonnenfleckengruppe zu. Über eine Stunde lang bangten und fieberten wir, ob es zu einer Bedeckung kommen würde. Und ja, sie fand tatsächlich statt! Ich glaube, mir war schon in diesen Moment bewußt, was für ein seltenes Ereignis das war.


    Und das Beste daran war, dass ich dieses Ausnahmeereignis fotografieren konnte. Die Negative überdauerten die Zeit bis zum Beginn des digitalen Zeitalters und lieferten die Grundlage für dieses Video:


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    Seit diesem Tag habe ich viele großartige Himmelsereignisse erlebt, aber in meinen Erinnerungen übertrifft nichts den kleinen Merkur vor dem Sonnenfleck. Wahrscheinlich gilt auch hier: First cut is the deepest.


    CS, Jörg

  • Quote MKMueller:


    "

    Hallo Samuel,


    wenn das wirklich ein Teil eines Meteoriten war, den Du da mit der Hand gefangen hast, dann ist das ein Sechser im Lotto - und kommt einem Märchen gleich.


    Hm...


    Der Satz "Du sagst die Unwahrheit" hätte nicht schöner formuliert werden können. Ich schrieb doch, daß das winzige Fragment verglühte und in meiner Handfläche landete.


    Zu der Temperatur eines Granulats von der Größe eines Millimeters, welches in meiner Handfläche landete. Wie hätte da eine so hohe Temperatur vorherrschen können, daß es weh tut?


    Nebenbei solltest Du dir mal die fantastische Dokumentation von Werner Herzog namens "Fireball - Visitors from darker Worlds" ansehen. Du würdest Dich wundern, wieviele winzige Meteoriten(fragmente) tagtäglich auf der Erde landen. Ich perönlich habe erst wieder vor einigen Tagen einen winzigen verglühenden Meteoriten herunterschießen sehen, ca. 10-15 Meter von mir entfernt. Und nebenbei... ich weiß, was ich erlebt habe. Ich stehe nicht auf Märchen.


    Zurück zum Thema. Hale-Bopp fand ich auch sehr imposant. Eine partielle SoFi habe ich leider noch nicht gesehen. Eine Supernova live zu betrachten, die zig Millionen von Lichtjahren geschieht, die würde ich auch liebend gerne sehen.


    Gruß,


    Samuel

    Paranoia ist ein Zustand, welcher der Realität noch am nächsten ist.


    Aus -Four past midnight- von Stephen King

  • Meine Highlights:


    - Hale Bopp 1997 mit bloßem Auge

    - Totale Sonnenfinsternis 1999 mit Sonnenschutzbrille

    - Der erste Blick auf die Saturnringe durch ein großes Cassegrain-Teleskop der Sternwarte Solingen 2001


    Danach wollte ich ein eigenes Teleskop. Hatte dann jahrelang einen kleinen Meade MAK, aber der machte nicht glücklich und hat mehr Staub gefangen als benutzt zu werden. Seit einem Jahr bin ich jetzt zurück im Thema und habe seitdem viele weitere Highlights erlebt. Aber die sind nichts Besonderes, die hat hier jeder andere auch schon erlebt.


    LG Olaf

  • wenn das wirklich ein Teil eines Meteoriten war, den Du da mit der Hand gefangen hast, dann ist das ein Sechser im Lotto - und kommt einem Märchen gleich.


    Der Satz "Du sagst die Unwahrheit" hätte nicht schöner formuliert werden können. Ich schrieb doch, daß das winzige Fragment verglühte und in meiner Handfläche landete.

    Hallo Samuel, Hallo Micha,


    ja, manche Geschichten klingen unwahrscheinlich. So unwahrscheinlich, dass man irgendwie Zweifel hat. Den hast Du, Micha, vorsichtig artikuliert und Du, Samuel, natürlich sofort verstanden. Gefreut hat mich die Unaufgeregtheit, mit der ihr damit umgegangen seid.


    Wahrscheinlich hat Samuels Erlebnis auch noch andere Leser etwas ratlos gemacht. Das würde erklären, warum die Resonanz so verhalten blieb. Klar, die meisten von uns wissen, dass in jeder Dachrinne Mikrometeoriten zu finden sind und dass sie weder Krater in die Dachpfannen schlagen noch Löcher in die Dachpappe schmoren. Das spricht eindeutig für Samuels Geschichte. Anderseits weiß jeder, bei dem die Affinität zur Astronomie zeitgleich mit der Pubertät einsetzte, welche Träume und Fantasien einen als unerfahrenen, aber schwer begeisterten Anfänger ereilen können. Der Wunsch als Vater des Gedankens ist da nicht weit. Aber bitte, ich will das nicht unterstellen. Ich schätze Samuel als einen sehr bedachten, kritischen und abwägenden Vertreter unserer seltenen Unterart. Andernfalls hätte ich vielleicht gefragt, ob irgendwo Feuerwerk war oder ob er heimlich mit seinen Kumpels was getrunken hatte.


    Und letztlich ist nach so vielen Jahren weder das eine noch das andere eindeutig zu beweisen. Was wir aber ohne jeden Zweifel anerkennen sollten, ist die Bedeutung eines solchen Erlebnisses für denjenigen, der es hatte. Das kann das ganze Leben beeinflussen. Glauben und Wissen sind in der menschlichen Psyche nicht sauber von einander abzugrenzen, auch nicht in der Wissenschaft. – Deshalb gebe ich Samuel jetzt doch noch das Sternchen, mit dem ich bisher gezögert habe.


    CS, Jörg

  • Hallo astrometer (Jörg).


    Danke. Ich bin ein wenig sprachlos. Vielen lieben Dank für das Kompliment. Ja, ich bin eher der vernunftbegabte abgeklärte Typ, der Mit Religion oder sonstiger Ausartung von Wahrsagerei oder Abgerlauben nichts, aber auch gar nichts ma Hut hat.


    Und glaube mir, Jörg. ich weiß, was ich gesehen habe. Es war ein wniziges Stück Meteorit, was da direkt vor mir (eher über mir) verglühte und ich streckte die Hand aus reinem Impuls aus getreu dem Motto "Mal sehen, ob das Ding tatsächlich in meiner Hand landet", wovon ich damals nie ausging. Als ich jedoch das schwarze Krümelchen in meiner Handfläche unter besagter Straßenlaterne anschaute, sah mich mein Hund an als wolle er sagen "Was schaust Du so blöd?"


    Klar ist mir dieses Ereignis in Erinnerung geblieben. Habe schon zig Sternschnuppen erlebt, die in der Nähe von einem verglühen aber das damals war gemäß der Wahrscheinlichkeitsrechnung schon ein Volltreffer, das weiß ich. Übrigens... Weder trank / trinke ich Alkohol noch nehme ich andere dubiosen Substanzen zur Annregung meines Serotoninspiegels zu mir. ;)


    Ich wünsche Dir, lieber Jörg, noch einen schönen Tag und wie gesagt, danke!


    Samuel

    Paranoia ist ein Zustand, welcher der Realität noch am nächsten ist.


    Aus -Four past midnight- von Stephen King

  • Hallo Samuel,


    ich kann mich nur schwer für ein einzelnes Ereignis entscheiden, weil es doch so viele denkwürdige Erinnerungen gibt, wo aber keine die anderen überstrahlt. Daher nehme ich mal den Eindruck einer ganzen Nacht: Friedhelm und ich waren 1995 zu unserem ersten Südhimmeltrip auf der Insel Reunion, mit einem 13-Zöller auf 2200 Metern Höhe - über den Passatwolken, die das Küstenlicht sehr gut abblockten. Da waren einige sehr gute Nächte dabei, und die letzte ist in meiner Erinnerung absolut legendär. Ich zitiere aus Friedhelm's Tagebuch:


    "Wir fahren um 8:45 zu unserer letzten Nacht hoch, als der Mond noch ziemlich stört. ....die südlichen Prachtobjekte ohne Gum-Nebel werden durchgesehen und bekommen ihr Aufwiedersehen. ... Der Sky wird immer besser, es wird die beste Nacht von der Durchsicht her, und nachdem sich das Seeing etwas beruhigt hat, wird es die beste Nacht überhaupt, gleich gut wie meine legendären Kanaren-Nächte. ... Die Milchstraße im Zenit ist so plastisch konturiert, wie ich sie noch nie gesehen habe. Die Dunkelnebel kommen zeitweise dreidimensional heraus. Die Zentralwolke ist zweigeteilt, die M-Objekte 22, 17, 24, 16, 8, 6 und 7 kommen gleißend ohne jede optische Hilfe, ein ungeheurer Anblick. Die Haufen im Scorpius-Stachel, die Rho-Ophiuchi-Dunkelnebel, nie dagewesen! ... Das Zodiakallicht geht im Osten extrem hell hoch, alles ist extrem jetzt, dies ist DIE MEGANACHT! ...Ben sieht mindestens eine halbe Stunde in der LMC spazieren, holt sich nicht mehr ein. Danach bin ich dran, eine Fülle von Objekte ist in dieser Mini-Milchstraße zu sehen, einfach irre, man kann das nicht mehr aufzählen. Allein schon der Tarantelnebel ist eine ganze Stunde Spechtelns wert. Die Fornax-Galaxien sind sehr hell, obwohl sie noch sehr tief stehen, die Sculptor-Zwerg-Galaxie ist zu sehen. Dies ist eine ungeheuer intensive Nacht mit vielen Objekten, obwohl triefnass und ab gegen 5:00 mit Frost. ...Um 5:30 ist der Orion-Nebel aufgegangen, vorher in einem gleißenden Zodiakallicht die Plejaden. .... Wir gehen zur Abbruchkante. In der Dämmerung funkelt die Venus hinter Federwolken am Kamm gegenüber. Von unten aus dem Mafate krähen Hähne und rauschen Wasserfälle. Abschied."


    Servus

    Ben

  • BenN,


    danke für Deinen Bericht. Das muß wahrlich eine traumhafte Nacht gewesen sein auf La Reunion. Ich habe mal ein paar Jahre in Costa Rica gelebt als Kind, dort gab es auch solche Nächte, in abgedunkelten Strandgegenden wie bei Tamarindo in Guanacaste. Dort gab es einen traumhaften Anblick der Sterne. Die Venus kam einem besonders groß vor damals.


    Liebe Grüße,


    Samuel

    Paranoia ist ein Zustand, welcher der Realität noch am nächsten ist.


    Aus -Four past midnight- von Stephen King

  • Hallo Samuel,


    ein schönes Thema und schöne Geschichte! By the way - das mit dem "Verglühen" hat mich auch irritiert. Das liest sich so als ob dieses "Sandkorn" glühend runterzischte und sich erst kurz vor Deiner Hand abkühlend verdunkelte und drauf landete. In der Realität wird es kalt kilometerweit fast senkrecht runterflattert sein, längst abgekühlt. Mit Verglühen meintest Du sicher einen größeren Mutter-Bruchkörper weit weit oben am Himmel und ganz woanders eingeschlagen (oder weit über Dir zuendegeglüht/zerbröselt). Auf Wikipedia hab ich mich letztens mal über Boliden schlau gemacht, den atmosphärischen Aspekt. Die Dinger (bis >1m Durchmesser) enden ihre Vorwärtsbewegung (und das sichtbare Leuchten) in 10-20 km Höhe zerbröselt/zerbrochen und abgekühlt und die Steinchen, Bröckchen und sogar Brocken fallen dann nahezu senkrecht runter die letzten Höhenkilometer. Sandkörner sogar noch vom diversen Höhenwinden stark verweht. Daher vielleicht die Irritation im Thread - wegen der unscharfen Beschreibung. Selbstverständlich stelle ich aber das zufällige eigenhändige Auffangen eines Bruchstücks (vielleicht von einem ganzen großräumigen Krümelchen Regen) nach einer Feuerballsichtung nicht in Abrede, warum denn nicht, Wahrscheinlichkeit>0. Ich würde nur erwarten, nach der unmittelbaren Verglühen (Glüht->Glüht nicht mehr) Beobachtung, 10-20 Minuten mit offener Hand dazustehen bevor drauf was Krümliges überhaupt ankommen kann ... ein 1mm Sandkorn fällt mit vielleicht 10m/sek in unterer Atmosphäre: 1km in 1,5min. Usw. Ich wäre also an einer präzisen Beschreibung dieses Erlebnisses sehr interessiert, soweit nach all der Zeit möglich. Psychologisch und nach dieser langen Zeit ist mir bewusst, daß das Gehirn bei so einem Überraschungserlebnis, das sich "bis zum Lebensende" einbrennt - durchaus verdichtet und ausschmückt ;-). So funktioniert es nun mal, unser Gehirn bei ganz ganz besonderen Ereignissen die ewig lang im Gedächnis bleiben (und sich durchaus in den Nebeln der Zeit ändern).


    So,.. nach diesem langen Gedankengang - was hab ich so Besonderes erlebt?

    Leider geht es mir wie Ben, viele besondere Beobachtungen, die sich für immer im Gedächnis eingenistet haben. Aber keine ragt besonders heraus, alle sind gleich Besonders:


    - Sehr hell und deutlich (rötliches) Polarlicht gesehen von meinem Wohnort in Süd Niedersachsen. (meine einzige gescheite Polarlicht Sichtung bis heute, späte 80er)

    - Hale Bopp 1997 (ganz ohne Teleskop auf einem Parkplatz nachts auf einer Fahrt auf der A7 an einer besonders dunklen Stelle im Harz, endlich mal wolkenfrei und ich bin unterwegs )

    - Einschlagsfolgen Schoemaker Levy auf Jupiter

    - Sonnenfinsternis 1999 (nur indirekt, Wolken bildeten sich in letzter Minute aus dem Nichts, aber dieses Wegdimmen des Tageslichts und dieser plötzliche Platzregen aus dem Nichts noch in der Dunkelheit startend, obwohl 5 Minuten vorher nur Zirrenbewölkung war - sehr erstaunt!)

    - Erste Sichtung des Kreuz des Südens, Kohlesack und Magellansche Wolken auf einer Urlaubsreise nach Neuseeland (auf einer pazifischen Insel) Mitte 90er (ohne Optik unterwegs). Objekte meiner Wünsche und Träume nach viel viel Lektüre (auch Abenteuerromane, Eroberer etc.) - fast mystische Erfahrung.

    - Venus Durchgang mit dem 114er Newton (nicht jeder Generation vergönnt!) und das Wetter passte!!!

    - Erster echter Astro-urlaub bei Hottie/Südafrika, Blick durch Timms 20"er und Ethos und .... der mächtige Omega KS!


    Was mir noch fehlt sind:

    + Totale Sonnenfinsternis bei klarem Himmel

    + Echte vorhangartige grüne Polarlichter bei winterlicher Landschaft


    CS,

    Walter

  • Der Satz "Du sagst die Unwahrheit" hätte nicht schöner formuliert werden können. Ich schrieb doch, daß das winzige Fragment verglühte und in meiner Handfläche landete.

    dass man irgendwie Zweifel hat. Den hast Du, Micha, vorsichtig artikuliert und Du, Samuel, natürlich sofort verstanden. Gefreut hat mich die Unaufgeregtheit, mit der ihr damit umgegangen seid.

    Hallo Samuel,


    ich glaube, da habe ich mich missverständnlich ausgedrückt. Entschuldige. Ich meinte, dass Dein Erlebnis wie ein Märchen im positiven Sinne klingt (nicht im negativen Sinn wie "erzähl doch keine Märchen"). War also völlig ironiefrei, ich glaube Dir das wirklich uneingeschränkt - und finde das immer noch märchenhaft , was Dir da passiert ist.


    Natürlich kam danach dann die naturwissenschaftliche Seite in mir hoch, mit der Frage nach dem ausgekühlten Krümelchen, die meine nicht vorhandene Skepsis gegen meinen Willen offenbar noch unterstrich ;)


    Dein Erlebnis hätte ich auch gerne erlebt und ja - das Erlebnis ist ein Öffnen dieses Threads wert. Danke für's Teilen!


    Viele Grüße

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

    2 Mal editiert, zuletzt von mkmueller ()

  • Hallo Walter,

    das mit dem "Verglühen" hat mich auch irritiert. Das liest sich so als ob dieses "Sandkorn" glühend runterzischte und sich erst kurz vor Deiner Hand abkühlend verdunkelte und drauf landete. In der Realität wird es kalt kilometerweit fast senkrecht runterflattert sein, längst abgekühlt. Mit Verglühen meintest Du sicher einen größeren Mutter-Bruchkörper weit weit oben am Himmel und ganz woanders eingeschlagen (oder weit über Dir zuendegeglüht/zerbröselt).

    ja, so ähnlich habe ich mir das auch vorgestellt: Wenn Samuel das ausgekühlte und das glühende Teilchen zeitgleich wahrgenommen hat, also das Glühen per Auge und das ausgekühlte Teilchen per Hautkontakt, dann müssen doch beide gleich schnell gefallen sein? Was verwundert, da das eine eben ausgeküht war und dadurch kaum Luftreibung erfuhr kurz bevor es in der Hand ankam - und das bei dieser Geschwindigkeit, wie sie das glühende Teilchen hatte. Nun ja, es gibt sicher tausend nachvollziehbare Erklärungen dafür und meine Nachfrage soll keine Zweifel an Samuels Erlebnis streuen.


    VG

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

  • Hallo Micha,


    ja die Probleme mit dem Lesen (und auch mit dem Schreiben, ich hab sehr viel davon, nebenher).


    Ich zum Beispiel habe Deinen Satz im Kontext exakt so gelesen(im Hirn verstanden) wie Du es beschreibst. Märchenhaft = Super-super-super-schön.


    Erst durch den Kommentar von Samuel, kam ich erst drauf daß man das auch anders lesen könnte, daher meine Abhandlung über das physikalische.


    Ich finde jetzt doch nicht den Artikel der beschrieb was passiert, angefangen in der Mesosphäre bis zum Aufschlag, aber hier ist ein englischer Eintrag bei dem sich eine Stelle im Zusammenhang mit diesem faszinierenden Bericht von Samuel sozusagen plausibel deckt.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Meteorite#ClassificationZitat: "

    Meteoroids that disintegrate in the atmosphere may fall as meteorite showers, which can range from only a few up to thousands of separate individuals. The area over which a meteorite shower falls is known as its strewn field. Strewn fields are commonly elliptical in shape, with the major axis parallel to the direction of flight. In most cases, the largest meteorites in a shower are found farthest down-range in the strewn field.

    "

    also auf gut Deutsch: *Meteoroide die in der Atmosphäre zerfallen, fallen als Meteoriten Schauer herab, das aus einigen wenigen Teilen bis zu vielen tausend Einzelteilen bestehen kann. Die Fläche über die sich so ein Meteoritenschauer ergießt wird als Streufeld bezeichnet. Streufelder haben meist eine elliptische Form mit der Hauptachse in Richtung der Flugbahn. In den meisten Fällen regnen die schwereren/größeren Teilchen am weitesten vorne an der Spitze im Streufeld herab.*


    Die Wahrscheinlichkeit also, nicht so klein wie man zunächst denken könnte.

    Ich gratuliere also nachträglich Samuel! Herzlich! (hab ich vorhin leider vergessen )


    Und hier geht es richtig zur Sache, ein wissenschaftliches Paper, um nachträglich einen Meteoritenaufprall zu berechnen und ihn dann aufzufinden. Viel Mathematik. Aber interessant und allgemeinverständlich das Kapitel 3: Beispiel am Murilli Meteoriten Fall, und die Grafik Figure.3. Auch für Murilli, ein 1,7kg Brocken (Steinmeteorit). In Fig.3 sieht man daß er ab etwa 12km Höhe quasi nur noch senkrecht runter fällt (mit etwa 300..150kmh).

    Dark-flight Estimates of Meteorite Fall Positions: Issues and a Case Study Using the Murrili Meteorite Fall - IOPscience

    Sorry fürs Rumreiten, aber der Fall hat mich doch "gefesselt" :saint: ... "Ich will auch!!" und wenn mal nachts auf dem Feld ein Bollide vor mir zu leuchten aufhört, halte ich ein paar Minuten die Hand auf und denke an Samuel :) und hoffe bangend...!


    CS,

    Walter

  • Auch für Murilli, ein 1,7kg Brocken (Steinmeteorit). In Fig.3 sieht man daß er ab etwa 12km Höhe quasi nur noch senkrecht runter fällt (mit etwa 300..150kmh).

    Danke für die Papers. Und das kann eine Erklärung sein für Samuels Erlebnis: Der Meteorit hat sich glühend in der Atmosphäre bewegt und wurde von ihr abgebremst, bis er von seiner ursprünglichen "schrägen" Einfallrichtung mit einer Parabelbewegung zu einer vertikalen Bewegung übergegangen ist und sich ab da in freiem Fall dem Boden genähert hat. Ab dem Zeitpunkt, wo er sich in freiem Fall auf die Erde zubewegt, existieren die beiden von Samuel wahrgenommenen Bruchstücke in glühender Form, weil der Meteorit vorher schon zerborsten ist. Das eine Stück größer als das andere und beide erreichen den Boden zur gleichen Zeit. Nur dass während der Freifallzeit das kleinere bereits abkühlen konnte, während das größere eben doch nicht ausreichend Zeit hatte, abzukühlen und noch geglüht hat.


    Hmm, damit bin ich doch noch nicht ganz zufrieden... denn es müsste jetzt noch schlüssig erklärt werden, dass ein größerer Brocken an seiner Oberfläche langsamer abkühlt als ein kleinerer. Das leuchtet mir so noch nicht ein. Dass der größere in seinem Innern, wenn er am Boden ankommt, noch heißer ist als der kleinere in seinem Innern, geschenkt, aber es geht ja um die Oberflächen.


    Daher doch lieber zurück zum Thema.


    Beim Durchlesen der anderen Erlebnisse ist mir neben der Schalenstruktur in der Koma von Hale-Bopp auch noch ein anderes Erlebnis in Erinnerung geblieben; es war viell. im Jahr 1995, als ich mit einem Gleichgesinnten, den ich beim ITV Vogelsberg getroffen hatte, den Saturn durch meinen 18"er beobachtet hatte. Zu dieser Zeit war die Erde gerade durch die Ringebene des Saturn gewandert und seine Ringe waren im Okular (230x Vergrößerung) von der Seite zu sehen. Hauchdünn. D.h. der Saturn sah nicht wie normalerweise wie ein Henkelpott aus, sonderen wie eine Planetenscheibe ohne Ringe, die am Äquator von einem dünnen Strich in zwei Hälften aufgeteilt war.


    Was mir neben Supernovae auch noch fehlt:

    - Polarlichter

    - Südsternhimmel (hierbei stelle ich mir immer vor, dass, wenn ich ihn sehe, mir vorstellen werde, dass ich den Anblick des mir unbekannten Sternhimmels von einem Planeten um einen anderen Stern genieße. Hat was mit Science fiction Wehmut zu tun ;)

    und wenn mal nachts auf dem Feld ein Bollide vor mir zu leuchten aufhört, halte ich ein paar Minuten die Hand auf und denke an Samuel :) und hoffe bangend...!

    Und ich übrigens auch :grinning_face:


    Viele Grüße

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

    2 Mal editiert, zuletzt von mkmueller ()

  • Hi Samuel


    Das ist eine wunderbare Geschichte!


    Auch ich kann mich nicht auf die eine Geschichte festlegen, deshalb eine Auswahl


    1.) In der fünften Klasse (oder so) machten wir einen Ausflug ins Planetarium und durften dort Übernachten um in der Nacht in der dazugehörigen Sternwarte durch das Teleskop zu schauen. Wie es sein muss, war es natürlich miserables Wetter und die Sternwarte blieb geschlossen. Wir wurden aber geweckt und durften durch ein kleines Teleskop Jupiter durch eine winzige Wolkenlücke anschauen. Die ganze Aufregung, das aufstehen in der Nacht und dann den Jupiter im kleinen Teleskop, war für mich ein sehr grosses Gefühl. Jahrelang wünschte ich mir Astrobücher und ein Teleskop und nervte damit meine Eltern (die leider nie nachgegeben haben). Dieses "grosse Gefühl" erlebe ich aber immernoch sobald ich mein Auge ans Okular bringe oder am Monitor auf das erste Light warte.

    2.) Ich war schon lange mit meiner jetzigen Ehefrau sehr gut befreundet und entsprechend schwierig war ein "weiter" schreiten (eine langjährige Freundschaft aufs spiel setzen, ist nicht leicht). In dieser Zeit haben wir viele Stunden damit verbracht, den Sternenhimmel auf Parkplätzen zu betrachten um uns noch nicht verabschieden zu müssen

    3.) Der unglaubliche Sternenhimmel auf einer kleinen unbewohnten Insel in der Karibik. Für mich läutete dieser Aufenthalt zwar gesundheitlich schwierige Monate ein, aber dieser Anblick werde ich nie vergessen! Ich hatte Mühe auch nur ein Sternbild zu finden und zwar einfach weil es zu viele Sterne gab!

    4.) Mein fünfjähriger Sohn zeichnet gerne Sternhaufen und Galaxien und saugt alles interessiert auf was ich darüber erzähle. Er hat seit kurzem ein Mikroskop und hat bereits angefangen Zeichnungen seiner Forschungen anzufertigen


    Ich könnte wohl noch ewig solcher Sachen aufzählen, aber diese haben wohl den grössten Emotionalen Wert!


    CS, Seraphin

  • Servus Samuel,


    ein schönes Thema! Ich weiß auch nicht genau, was ich aufzählen kann oder soll. Ich mache auch eine kleine Auswahl, wobei Erlebnisse aus frühester Jugend wohl am eindruckvollsten sind/wirkten.


    1.) Als ich als Kind mein erstes Fernglas zum Sternebeobachten bekam und dann beim "First Light" (damals hat man nicht so denglisch gesprochen) Collinder 39 = Melotte 20 zufällig fand (Region im Mirfak im Perseus) und ich von dem Sternenreichtum quasi erschlagen wurde. Ähnlich erging es mir dann in der gleichen Nacht bzw. am gleichen Abend (musste da ja noch ins Bett...), als ich das erste mal die Plejaden und dann die Hyaden beobachtet habe. Vielleicht mag ich auch deshalb Offene Sternhaufen so sehr.


    2.) Als ich bei der Halley-Watch teilnahm und so oft wie möglich den Halley'schen Kometen beobachtet habe und meine visuellen Beobachtungen an die Zentrale einschicken konnte. Ich fühlter mich da als ein Teil einer weltweiten Astronomengemeinschaft und die Jagd nach dem Kometen war "total cool"


    3.) Der Sternenhimmel in den Hochanden (ich habe zwei Wochen auf 4400 Meter Höhe in Peru in einem Dorf gewohnt, um mich an die Höhenluft anzupassen) und in Patagonien. In Patagonien, weil der Himmelssüdpol so hoch am Himmel stand und in den Anden, weil die Milchstraße so extrem hell war, dass man Probleme hatte, Sternbilder wie den Schützen zu erkennen. Die Sterne gingen in dem fast schon gleißenden Licht der Milchstraße unter. Leider hatte ich damals Null an astronomischem Equipment dabei, da es eine biologische Forschungsreise war. Das Erlebnis mit bloßem Auge war aber genial.


    4.) Neowise über nachtleuchtenden Wolken mit bloßem Auge, Fernglas, im C8 visuell und per Teleobjektiv fotografisch (davor habe ich viel verpasst, da ich das Hobby ja sehr lange pausiert habe).


    5.) Eigentlich fast jede Beobachtungssession, wenn ich neue Objekte sehe, die ich vorher nicht angeschaut habe oder wenn ich in bekannten Objekten mehr Details erkenne als vorher. Hervorheben will ich da aber, dass ich einmal mit meinem 8-Zöller bei M 74 Spiralarme ausmachen konnte (kontrastarm, an der Grenze des Wahrnehmbaren, aber reproduzierbar erkennbar). In dieser speziellen Nacht habe ich sehr viel sehr gut sehen können. Solche Ausnahmenächte bleiben lange in Erinnerung.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Meine Highlights in meiner "Amateur-Karriere":


    Meine erste Beobachtung einer Sternbedeckung durch den Mond mit meinem damals flammneuen Vixen Cygnus 60L: Alpha Geminorum am 12.2.1984 um 21:14 Uhr...

    Komet Halley mehrfach zu beobachten im Dezember 1985

    1986 zum ersten Mal Merkur tief über dem Horizont morgens aufgestöbert und mit der seeligen Canon AT-1 Fotos auf Diafilm gemacht

    Komet Hyakutake in 1996

    Komet Hale-Bopp in 1997 und davon sogar Fotos gemacht.

    Der Venus-Durchgang am 8.6.2004 beobachtet und fotografiert.

    Komet C/2020 F3 (NEOWISE) im Sommer 2020 an der Nordsee beobachtet.



    Die größte Enttäuschung:

    Komet C/1973 E1 (Kohoutek) im Sommer 1974.... gar nix zu sehen....

    Viele schöne andere astronomische Ereignisse.... wenn ich zur angegebenen Zeit auf die geschlossene Wolkendecke geschaut habe :)


    Guido

  • Schoener Thread. Ich kann mich auch nicht entscheiden ... in ca. 40 Jahren Astronomie gab es natuerlich viele schoene Erlebnisse und vor allem "Erste Male". Wie zum Beispiei das erste Mal Saturn ... mit dem 50/600er Bresser vom Balkon eines Schulfreundes, ich war damals 13 und dachte, das ginge nur mit grossen Sternwartengeraeten.


    Ein Ereignis, das mich in meiner "Profikarriere" fesselte, war dieses hier:

    Als (damals noch junger) Postdoc in Durham war ich federfuehrend an der IMACS IFU beteiligt. Dies war eine Einheit, die anstatt eines Spaltes in einen Spektrografen eingefuehrt wurde, um Objekte ortsaufgeloest zu spektroskopieren. Die Gesichtsfelder der beiden Einheiten betrugen gerade mal 5" x 6.92", in je 1000 Bildelemente aufgeloest. Beim der ersten Installations-Beobachtung klappte die Verortung, beim zweiten Mal klappte es nicht: Es gab ein kleines Problem mit den Prismenschienen, auf denen die Einheit in die Fokalebene geschoben wurde. Die Werkstatt am Observatorium (Las Campanas, Chilenische Anden, unweit La Silla und bekannt durch die Entdeckung von SN1987A) hatte eine Modifikation angebracht, und nun hatte sich die Referenz verschoben. Wir mussten einen helleren Stern einstellen (so hell musste er gar nicht sein, das Magellan-I-Teleskop hat 6.5m Oeffnung), um die Koordinatenabweichung zu bestimmen. Also nominell eingestellt - kein Licht. Dann ein bisschen hin und her, dann in Spiralen herumgetastet - nichts! Schliesslich schlug ich vor, dass jemand den Spektrografen oeffnete (ein "rollendes Fass" im Nasmythfokus, 2m Durchmesser und 4 Tonnen schwer), um ein Blatt Papier vor die winzige Oeffnung der Integral-Field-Einheit zu halten und dann das Licht eines hellen Sterns dort hinein zu bugsieren. Schliesslich machten wir das. Mein amerikanischer Kollege war also mit dem Kopf im Spektrografen verschwunden, und per Walkie-Talkie gab er Anweisungen zum Nachtassistenten im Kontrollraum. Ich war mitgegangen und stand auf der Nasmythplattform. Das alles dauerte ein bisschen, und meine Augen gewoehnten sich an die Dunkelheit. Da stand ich dann also auf dem Teleskop, und die Gitterstruktur fing sich an, im Kuppelspalt abzuzeichnen. Dies vor dem Hintergrund des galaktischen Zentrums, das gerade in der Sichtlinie lag! In dem Moment dachte ich, dass es genau ein Grund dafuer war, warum ich Physik / Astronomie studiert hatte! Um genau jetzt hier zu sein! In der Kuppel, draussen ein Wahnsinns-Himmel, und irgendwo dazwischen ein verdammt grosses Teleskop!

    Das werde ich nie vergessen!


    Und ja, schliesslich fand sich der Stern auf dem Linsenraster der Integral-Field-Unit wieder und bald konnten/mussten wir wieder in den hell erleuchteten Kontrollraum zurueck!



    EDIT: Gerade las ich mir das durch, und mir fiel noch ein anderes Schluesselerlebnis ein, das verdammt weit zurueck liegt:

    Um 1979/80 herum, ich war 9 oder 10, waren wir in einer verschneiten Winterlandschaft zum Wassersportverein gefahren, wo meine Eltern Mitglied waren. Es stand im Winter natuerlich kein Paddeln an, sondern ein "Social Event", wie man es heute nennte. Es war das "Bratwurstessen". ;) Nach dem Verzehr des elongierten Hackfleischzylinders scharten sich die Erwachsenen um ein Kaminfeuer, um zu Akkordeonklaengen zu singen. Uns Kiddies wurde es natuerlich langweilig, und wir spielten draussen herum. Es war sternenklar. Ich wohnte in der Stadtmitte und kannte nur einen Himmel mit einem Mond und vielleicht mal 10 Sternen. War mir hier entgegenfunkelte ... trotz meiner Angst vorm Dunkeln wagte ich mich weiter vor bis auf den Parkplatz, an den hohen Pappeln vorbei. Wow! ich fand dann ein Rechteck von Sternen mit drei Sternen in der Mitte, die ziemlich genau ein einer Linie standen. Darunter sah ich ein etwas nebliges Fleckchen. Irgendwie erschien das Ganze fuer mich dreidimensional, und ich hatte das Gefuehl, das erste Mal so richtig tief ins All zu schauen.

    Spaeter dann, als der Abend zuende war und wir zum Auto gingen, zeigte ich das meinem Vater. Der sagte, das sei der Skorpion. Ich erkannte, dass es dort oben eine ganze Menge an Dingen gab, die ich noch nicht weiss, mein Vater aber! Erst spaeter erkannte ich, dass er sich um ziemlich genau 180 Grad vertan hatte! Gerade zum Orion und Skorpion gibt es ja so eine Geschichte in der griechischen Mythologie ... Orion wurde vom Skorpion gestochen und er ist fast gestorben. Es ihm heimzahlen wollend, machte sich Orion mit seinen Hunden auf den Weg. Die Goetter machten ihre Risikoabwaegung und beschlossen, Orion und Skorpion dergestalt an den Himmel zu setzen, dass sie sich niemals finden wuerden.


    Das wusste ich damals natuerlich noch nicht. Aber mein Interesse an der Astronomie war geweckt.


    Das naechste Ereignis war dann die Mondfinsternis am 9. Januar 1982. Beobachtet mit eigenem Grossteleskop: Quelle 40x40 Nichtachromat auf Papas Fotostativ, durchs immerhin geoeffnete Kuechenfenster. Mein Bruder schaute im Wohnzimmer "Wetten dass ???", es war ein Samstagabend und meine Eltern waren im Bootshaus. Happy times!

  • Guten Morgen


    Mir ist noch etwas eingefallen. Im Oktober 2021, mein viel zu später Start ins Hobby, war der Himmel klar. Mein bestelltes Teleskop befand sich noch beim Spediteur. Ich konnte aber nicht mehr warten, weshalb ich mit Fotostativ, DSLM und Altglas 50mm Objektiv in den Garten ging und einfach eine kurzbelichtete Serie machte um mal zu schauen was da geht. Es wurden rund 42min in 5sek Frames gesammelt. Alle Bilder natürlich schwarz. Dann zum ersten Mal stacken und gespannt warten was da zum Vorschein kommt.

    Dann kam das dabei raus:

    Mein erstes Astrofoto

    Das Gefühl war unbeschreiblich, der Startschuss für eine neue Leidenschaft! Gestern habe ich mir genau dieses Bild nochmals vorgenommen und neu bearbeitet:

    Mein erstes Astrobild neu bearbeitet - 42min NGC7000


    Und noch immer bin ich fasziniert. Eine normale Kamera, ein uralt Objektiv auf einem Fotostativ, einfacher gehts kaum.


    Die Aufregung, das gespannte warten, das unsichere rumprobieren in Photoshop und dabei staunen wie immer mehr sichtbar wird - ein unbeschreibliches Gefühl und ein tolles Erfolgserlebnis!


    CS, Seraphin

  • Hallo,


    ein sehr interessanter Thread! Und wie sich zeigt, sind es gar nicht immer die seltenen, spektakulären Himmelsereignisse, die eine große emotionale Wirkung haben. Manchmal genügt auch eine für andere ganz normale Alltagssituation. Doch für einen selbst ist sie durch eine persönliche Vorgeschichte etwas Außergewöhliches. Für mich war es so ein Erlebnis, als ich zum ersten Mal das Kreuz des Südens sah.


    Es war am 31. Mai 2012, wenige Tage vor dem Venustransit, den wir in Australien beobachten wollten. Ich saß mit meinem Sohn im Linienflieger von Singapore nach Darwin. Wir waren bereits 20 Stunden unterwegs und dämmerten vor uns hin. Das Kabinenlicht war ausgeschaltet, ich guckte nach draußen und erkannte plötzlich vier helle Sterne. Obwohl ich zuvor noch nie unterm Südhimmel gewesen war, war ich mir sofort sicher: Das war das Kreuz des Südens! Ich holte die Nikon aus dem Handgepäck, drehte den ISO-Wert auf Anschlag und machte freihändig ein „Deep-Sky-Bild“ durchs Kabinenfenster:




    Erst nach der Reise zeigte sich, dass wir tatsächlich das Kreuz des Südens und außerdem unseren Nachbarstern Alpha Centauri gesehen hatten.


    Warum war dieses Erlebnis so berührend für mich? Dazu muss ich zurückgehen bis in meine Kindheit in der DDR. Mein Vater – Jahrgang 1905 und zur Zeit meiner Geburt bereits 49 – hatte in seinem Leben viel erlebt und noch mehr gelesen. Für mich als Kind klangen seine Geschichten fast immer wie Berichte aus einer anderen Welt. Was er mir von Seeleuten erzählte, die auf ihren Reisen das Kreuz des Südens gesehen und Haifischgebisse gekauft hatten, hörte sich absolut exotisch an. Ich war sicher, so etwas würde ich nie erleben. Denn in den engen Grenzen der DDR gefangen, war die Südhalbkugel unerreichbares „kapitalistisches Ausland“.


    Und nun saß ich ein halbes Jahrhundert später mit meinem Sohn im Flugzeug und wir sahen das Kreuz des Südens da draußen. In dem Moment kam so Vieles zusammen…


    CS, Jörg

  • Hallo,

    Btw: Wenn mir jemand verraten könnte, wie sich versehentlich hochgeladene Bilder aus dem Beitrag löschen lassen, wäre ich dankbar. Mit dem Ipad fehlen mir dafür die Optionen.

    "Beitrag bearbeiten"



    "Dateianhang löschen"



    Eventuell noch den Quellcode aufrufen und darin die entsprechenden Zeilen löschen, wie z.B. "<p><img class="woltlabAttachment" src="https://www.astrotreff.de/index.php?attachment/xxx"


    Die Schaltflächen sollten auch mit dem Ipad angezeigt werden, je nach Bildschirmgröße kann die Funktion auch in den drei Punkten verborgen sein:




    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

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