Wirklich ein Grund zur Freude?

  • Moin aus dem Norden.

    Seit ein paar Tagen wird auf Beschluss unserer Gemeindevertreter, wie sicher auch in anderen Orten, die Staßenbeleuchtung von ein Uhr bis fünf Uhr ausgeschaltet. Damit soll ein Beitrag zu den aktuellen Energieproblemen geleistet werden. Jetzt ist es in der zweiten Nachthälfte wieder so dunkel wie vor Einführung der LED-Lampen, die nachts ja nie ausgeschaltet wurden. Für uns Sternfreude ja erst mal eine willkommene Maßnahme.

    Aber kann man sich darüber wirklich freuen? Es ist ja kein Umdenken in Bezug auf die Lichtverschmutzung erfolgt. Haben nicht Menschen in diesem Zusammenhang ihre Heimat oder gar ihr Leben verloren, bangen bei uns nicht viele um ihre Existenz oder es reicht kaum noch, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

    Man kann nur hoffen, dass das alles bald zu einem guten Ende kommt, viel Hoffnung habe ich allerdings nicht.


    Nachdenkliche Grüße

    Wolfgang

  • Hallo,


    Bei uns wird die Beleuchtung derzeit von 22 0 bis 4 Uhr abgeschaltet. Als ich heute Nacht vom meinem Beobachtungsplatz zurück fuhr lag meine Gemeinde in tiefer Dunkelheit. Innerorts konnte ich einen Sternenhimmel sehen wie nie zuvor.

    Die großen Städte rings herum, in meinem Fall Fürth/Nürnberg und Ansbach leuchteten munter weiter vor sich hin, die Lichtglocken der Städte waren wie immer deutlich zu sehen.


    Natürlich ist es kein Grund zur Freude, wenn man bedenkt, das diese Situation durch der russischen Angriffskrieg auf die Ukraine entstanden ist. Wenn gedanklich morgen dieser Krieg vorbei wäre und alle Energielieferungen wieder normal laufen würden, dann wäre es sicher augenblicklich vorbei mit dem Energiesparen und alles würde wieder munter weiter leuchten. Ich kann es mir kaum vorstellen, das durch diese wenigen Abschaltungen ein Umdenken, sei es in der Lichtverschmutzung oder den Energieverbrauch, stattfindet. Wir werden nahezu alle wieder in die gewohnten Muster zurückfallen.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

    Einmal editiert, zuletzt von CorCaroli ()

  • Ich sehe auch nicht wirklich einen großen Nutzen der Nachtbeleuchtung. Gerade auf dem Dorf, wo nach 23 Uhr ohnehin niemand mehr unterwegs ist. Für wen leuchten da die Lampen? Für die Nachtfalter und andere Insekten, die das Licht für einen hellen Mond halten und gegen die Lampen fliegen, bis sie vor Erschöpfung sterben? Eine generelle Nachtabschaltung ab 23 Uhr, wo die meisten ohnehin zuhause sind, würde ich sehr befürworten. Würde auch der Tierwelt zu mehr Normalität verhelfen. Und auch wir Sterngcker würden sehr davon profitieren, da wir nicht mehr ewig weit fahren müssten, um noch Orte zu erreichen die kaum von Beleuchtung aufgehellt sind. In der Stadt hingegen sehe ich schon Sinn in der Beleuchtung. In den Städten gibt es keine echte Nachtruhe, keine Tageszeit zu welcher niemand mehr auf den Straßen unterwegs ist. Aber Dörfer und auf dem Land, ab 23 Uhr bitte Licht aus. Das wäre mein Wunsch. Wer dann noch raus muss, es gibt Taschenlampen, die dank LED-Technik heute emens hell sind.

  • Hallo,


    es findet ja momentan nicht nur ein sinnloser Krieg und damit verbunden ein Auseinanderdriften von ohne hin nicht nachhaltigen Energiebeziehungen statt, sondern auch ein Klimawandel und ein fatales Insektensterben, u.a. durch zunehmende Beleuchtung. Das sollte doch Argument genug sein, damit unsinnige Energieverwendungen zukünftig vermieden werden.

    Deshalb beteiligt sich auch unser kleines Dorf heute Abend an der Earth Night. Weil wir hoffen, dass aus einer dunklen Nacht ganz viele werden und den Menschen hoffentlich ein Licht aufgeht, indem viele Lichter ausgehen.


    CS,

    Henning

  • Hallo,


    Es steht ja außer Frage, das die nächtliche Lichtverschmutzung schädlich für Mensch und Tier, Fauna und Flora ist. Das wurde alles schon nachgewiesen.

    Für mich stellt sich die Frage, ob nach der Energiekrise die nächtlichen Abschaltungen so bleiben oder ob diese wieder aufgehoben werden, trotz aller Argumente gegen einer nächtlichen Beleuchtung mit allen ihren negativen Auswirkungen. Ich bezweifele das es zukünftig in der Nacht dunkel bleibt, ich befürchte das nach der Energiekrise die Nacht wieder hell wird und sich keiner mehr an die Argumente die gegen eine nächtliche Beleuchtung sprechen erinnern wird.


    Das es einfach machbar ist, nachts abzuschalten das ist derzeit zu sehen. Ob es auch so bleibt, das wird sich zukünftig zeigen.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Gerd,


    Ich bin da mal nicht so pessimistisch, zumindest was die kommunale Beleuchtung angeht - in Zeiten klammer Kassen muss man erst mal begründen, warum man wieder zusätzlich Geld für dauernde nächtliche Beleuchtung ausgeben muss, wo es doch auch ohne geht.


    Etwas zu ändern ist immer schwieriger, als alles zu lassen, wie es ist - die Argumente gegen das Einschalten wiegen dann plötzlich viel schwerer als vorher die fürs Abschalten, auch wenn es dieselben sind...


    Im Privatbereich und bei Firmen hat sich allerdings noch gar nix getan, finde ich.


    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • in Zeiten klammer Kassen muss man erst mal begründen, warum man wieder zusätzlich Geld für dauernde nächtliche Beleuchtung ausgeben muss, wo es doch auch ohne geht.

    ...das kann ich so unterschreiben.


    Von unserer kleinen Stadtrand-Vereins-Sternwarte kann man sehr deutlich wahrnehmen, das die Lichtglocke über der Stadt (knapp 50.000 Einw.) merklich geringer ausfällt, seitdem Sparkassen, Kirchen etc. nicht mehr angeleuchtet werden.


    Uwe

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Sparkassen, Kirchen etc. nicht mehr angeleuchtet werden.

    OMG - Sparkassen werden nicht mehr angestrahlt??? :face_screaming_in_fear: Eine Katastrophe! 8o

    Im Ernst - ich hoffe, dass es dabei bleibt!


    CS, Jochen

  • Diskussionen und Kritik gab es schon bei Einführung der ersten Straßenlaternen vor gut 300 Jahren. Viele Menschen kritisierten, der liebe Gott hätte seine Gründe, warum es am Tage hell und in der Nacht dunkel sei. Man solle sich nicht dem Willen Gottes widersetzen, Licht in der Nacht wäre sogar schädlich für Mensch und Tier.


    Etwas Licht wird zur Verkehrssicherheit notwendig bleiben. Zukünftig, wo ehe immer mehr elektronisch gesteuert wird, kann man das Licht vielleicht mit den Menschen mitwandern lassen, also nur da wo jemand läuft oder fährt.


    Ansonsten hielte ich es für sinnvoller, das Thema von Krieg und Krisen zu separieren. Stattdessen sollte man die Initiative Dark Sky unterstützen, denn sie liefern logische Argumente gegen zu viel Licht und konnten schon so manche Gemeindeverwaltung überzeugen. Denn sind erstmal Krieg und Krisen (selbstgemachte) vorbei, flackern die Beleuchtungen um so mehr wieder auf...


    Freuen kann man sich auf den Augenblick, aber sicher nicht über die gesamte Lage, wo immer ein "Gschmäckle" bleibt. Aber ich bin für die Zukunft optimistisch, das wieder alles gut wird. Aber auf internationaler Ebene sollte auch mehr ein Bewusstsein für die "Satellitenverschmutzung" geschaffen werden, das nächste Problem. Es wird immer mehr Satelliten geben, die teils auch sehr hell am Himmel erscheinen werden. Braucht man die wirklich?

  • Hallo,

    Ansonsten hielte ich es für sinnvoller, das Thema von Krieg und Krisen zu separieren

    da bin ich durchaus Deiner Meinung. Ich wollte halt nur zum Ausdruck bringen, dass Kriege und Krisen wichtige Entscheidungen erheblich beschleunigen. Langsame Vorgänge wie Klimawandel oder Insektensterben z.B. lösen dagegen nur sehr zögerlich erforderliche Maßnahmen aus und entsprechende Mahnungen verhallen ungehört. Wenn irgendwann wieder so etwas wie "Normalität" herrscht, wird hoffentlich nicht alles wieder zurück gedreht. Sehr optimistisch bin ich allerdings nicht.


    Gruß

    Wolfgang

  • Hallo in die Runde,


    Artikel


    Sicherheit durch Beleuchtung, das ist doch immer das Totschlagargument... Ähnlich wie bei anderen Dingen, in denen die vermeintliche Sicherheit eine Rolle spielt.


    du wirst genug Leute finden, welche die nächtliche Beleuchtung via Förderverein dann finanzieren ... X(

    Wie hier schon angesprochen wird es dann Vereine geben, in denen Menschen sind, die generell vor allem und jedem Angst haben. Man könne sich ja dann Nachts nicht mehr auf die Straße trauen (nicht, dass sie das jemals tun würden) weil man überfallen wird, die Einbrecher werden in Horden über uns herfallen usw. usw.


    Im Privatbereich und bei Firmen hat sich allerdings noch gar nix getan, finde ich.

    Man kann ja nur selbst eine Kleinigkeit beitragen, andere zu missionieren funktioniert in den wenigsten Fällen. Mein Hof ist frei von nächtlicher Beleuchtung. Alle meine Nachbarn sehen das aber anders und lassen alles im besten LED Licht (koscht ja nix) hell erstrahlen.

    Da wird sogar die Kinderrutsche im Garten die ganze Nacht durch blau angestrahlt, weils "so cool aussieht".

    Ich kann daran leider nix ändern.


    Viele Menschen die ich kenne, können problemlos auch bei mäßigem Lichteinfall ins Schlafzimmer schlafen. Die Menschen haben sich einfach zu sehr an die immerwährende Präsenz von Licht gewöhnt, denke ich.

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