Liebe Leser,
endlich, endlich, endlich, ich konnte wieder auf die Alb fahren und eine Beobachtungsnacht dort verbringen! Der Wetterbericht sagte innerhalb von 48 Stunden ständiger Konsultation von klarem Himmel bis zu Regen alles voraus. Schlussendlich war es so, dass ich den frühen Abend in vollem Sonnenschein mit Aufbauen und Genießen verbringen konnte und es dann in der Dämmerung erschreckend frisch wurde und es mich schon vor der Nacht gruselte, ich aber halbwegs guter Dinge blieb. Genügend Anziehsachen, Decken und Soulfood hatte ich immerhin dabei.
Und siehe da, gegen 22 Uhr: ein Stern! Einer! Der Wahnsinn. Zeitweise waren es sogar vier auf einmal, stellt euch das nur vor. Es war grandios ... wolkig, denn eine dicke, dichte, dunkelgraue Front arbeitete sich gemütlich, aber zielstrebig über den ganzen Himmel vor. Tja dann. Füße hochlegen, bequem machen und abwarten Die Zeit habe ich genutzt, um mit dem BAfK und meinem Atlas eine Wunschliste zu erstellen. Ich suche mir gerne in verschiedenen Himmelsrichtungen Sternbilder raus und durchforste meine Möglichkeiten. Dann bin ich für die verschiedensten Wolkenlücken gewappnet.
Nach 22 Uhr und ein paar niedlichen, aber untauglichen Wolkenlücken bemerkte ich, dass die Nacht ganz lau beginnt und ich kein bisschen friere, wie erfreulich! Inmitten der saftig grünen, idyllischen und beinahe schon lauten Natur voller Tierchen ließ es sich ganz wunderbar aushalten, und auf einmal war schon Mitternacht und der Himmel wurde in großen Bereichen mal hier, mal da sternenklar. Ran ans Teleskop, heute ist Galaxienjagd!
1) M 101 (UMa): Ich habe sie geseeeeeehen, SO groß und deutlich! Bei 21-fach ist die Stelle gut gefunden und bei 73-fach prangte mir ein richtig großer, heller und gut abgesetzter, runder Fleck entgegen - Was ist frau stolz, ich sag' es euch!
2) Im großen 10''-Selbstbaudobson eines Mitsternguckers habe ich mir die beiden Galaxien mit M 51 ansehen können, und ich konnte auf Anhieb die Verbindung zwischen beiden Galaxien sehen, das fand ich äußerst spannend!
3) Die nächste Wolkenlücke bot sich bei Virgo, die zwar schon recht tief stand, aber dennoch reizvoll war. Virgo kann ich bei mir zu Hause nur selten sehen, und dann auch nur einen sehr kleinen Ausschnitt, und so hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt, in dieser galaxienreichen Gegend das Potential meines Teleskops auszuschöpfen.
Ich konnte M 59 sichten, vermutlich auch M 84 und M 86, wobei ich mir da nicht ganz sicher bin, das Sternehüpfen klappte nicht soo gut.
M 49 offenbarte sich ebenfalls bereitwillig. Da ich mir keine Notizen gemacht, sondern hauptsächlich den Anblick genossen habe (es war ja auch nicht abzusehen, wie lange das wolkenlose Glück mir hold bleiben würde), kann ich nicht genau beschreiben, was ich im Detail beobachtet habe. Ich habe alle Galaxien als sehr gut sichtbare, kleine, runde und recht gleichmäßig helle Aufhellungsflecken wahrgenommen.
4) Der auffällige Skorpion wurde sichtbar, und nach meiner längeren Recherche über Geschichten aus der Mythologie über ihn war ich nun neugierig, ihn wieder beobachten zu können - er gehört zu den "Geht-daheim-nicht-Sternbildern". Als Erstes steuerte ich den Kugelsternhaufen M 4 an (ich bin bekennende Kugelsternhaufen-Liebhaberin) und ... WOW ... was für ein Brummer! Rie-sen-groß, der Wahnsinn! Ich starre fasziniert minutenlang in immer andere Ecken auf dem Bild, denn dann glitzern die Haufen immer woanders auf und werden von Blinzeln zu Blinzeln immer und immer größer. Dagegen war M 80 dann ein putziges, kleines Exemplar, aber ich will ja nicht größenwahnsinnig werden hier.
5) Was ich auf der Alb am aaaaaallermeisten liebe, mit Abstand, ist die ganze Gegend im Sagittarius. Da braucht es nicht einmal Sterne zum Navigieren - Übersichtsokular mit 21-facher Vergrößerung einstecken, lossuchen, finden. Auf Anhieb konnte ich wieder M 20, den Trifidnebel, erkennen. Einfach ein wenig weiter stöbern, und schon tauchen M 16 und M 17 auf - und zwar zusammen in einem Sichtfeld - das ist ja sooo toll! Wäre es nicht schon so spät gewesen, das hätte ich euch gezeichnet! Bei der nächsten Gelegenheit mache ich das ganz bestimmt.
M 17 habe ich auch im 10-Zöller angeschaut, und staunte dann laut: "Das sieht richtig aus wie ein Schwan, finde ich, mit so einem gebogenen Hals!" Prompt kam die Antwort: "Ja, der wird auch Schwanennebel genannt." Solche Momente liebe ich ja Natürlich wollte ich dann gleich wissen, wie das Bild im kleinen Brüderchen aussieht, und ich bin ja wirklich sehr stolz auf meinen Refraktor: Der Schwan ist genauso gut zu erkennen, ich war richtig erstaunt, wie zufriedenstellend der Anblick im 4-Zöller war - ein Glück musste da kein Neid aufkommen
Was auf der Alb auch nie, nie, nie fehlen darf, sind die vielen, regelmäßigen Blicke auf die Milchstraße. Zeitweise war der Schwan bis fast zum Adler zu sehen und natüüüürlich: Da hängt sie, noch so leicht windschief und auf dem Weg zu ihrer Sommerdestination. Ich gestehe, ich habe die Milchstraße zum ersten Mal zu dieser Jahreszeit gesehen, ich kannte sie bisher nur zur Hochsommer- und Frühherbstzeit. Wenn ich irgendwann einmal unter noch dunklerem Himmel als auf der Alb sitze, dann ist mir glaube ich nicht mehr zu helfen
Macht's gut ihr lieben, bis bald!
Sarah