Knaurs moderne Astronomie von 1976 wie aktuell?

  • Hallo!


    Ich hab hier das Buch "Knaurs moderne Astronomie" von 1976 liegen und angefangen zu lesen. Das Buch ist super geschrieben ... nur wahrscheinlich hoffnungslos veraltet. Ich hab raus gefunden, dass die neueste überarbeitete Auflage von 1992 ist. Wenn man mal von den Neuentdeckungen absieht, wie Aktuell sind die Grundlagen in dem Buch? Lohnt es sich die neueste Ausgabe zu holen? Oder gibt es ein neueres empfehlenswertes Buch auf ähnlichem Level?


    Cu
    Filewalker

  • Hi Filewalker,
    am Sternenhimmel hat sich seit 1976 nicht viel wesentliches verändert, an den optischen Grundlagen der Beobachtung auch nicht. Es gibt natürlich viele neue Erkenntnisse in der Forschung und praktische Methoden und Geräte, von denen man damals nur träumen konnte...
    DS, Holgerr

  • Hallo!


    In dem Buch geht es Überwiegend um Astrophysik. Meine Frage dabei ist, ob das Buch als Grundlage noch geeignet ist (d.h. zum größten Teil richtig) oder hoffnungslos veraltet ist. Im letzteren Fall würde ich mich über ein Buchempfehlung auf ähnlichem Niveau freuen. Das Buch behandelt Themen warum unsere Erde sich eigentlich um die Sonne dreht, wie die Sonne funktioniert (Kernfusion) auf einem Level, das so grade noch ohne Abi/Studium zu verstehen ist (ab trotzdem schon sehr Wissenschaftlich).


    Cu
    Filewalker

  • Ich kenne das Buch jetzt nicht, aber ich denke an der Frage warum die erde sich um die Sonne dreht, und warum die Sonne brennt, hat sich seit dem nicht viel geändert.


    Wenn du moderne Bücher suchst, dann schau die mal die Bücher vom Prof Harald Lesch an. da versteh auch ich die funktionen im Universum, und wenn ich was nicht verstehe, dann ist das so gut geschrieben, das ich teilweise trotzdem drüber lachen kann.



    Gruß Jogi

  • Ich fürchte es könnte schwierig werden jemanden zu finden, der gerade dieses Buch kennt und daher beurteilen kann zum einen welche Teile davon wirklich noch aktuell sind und zum anderen welches Niveau es hat und ob es überhaupt was taugt (bzw. damals als es rauskam getaugt hat).


    Wenn du auf der Suche nach was Neuem bist, ist halt die Frage wie tief es gehen soll. Du kannst dir ja mal http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=95479 anschauen, unter http://www.science-shop.de/art…53-4e19-95e5-e2a487e13170 gibt es dazu auch Leseproben.


    Viele Grüße
    Caro

  • Moin,
    der Wissenstand von 1976 dürfte in der Astrophysik inzwischen hoffnungslos veraltet sein. Ich habe hier ebenfalls ein Buch aus der Zeit (Meyers Handbuch über das Weltall).


    Z.B. Schwarze Löcher dürften als theoretisch möglich, je nach Autorenmeinung vielleicht als spekulativ dargestellt werden. Die Kosmologie kannte Dunkle Materie und Dunkle Energie damals noch nicht. Die Anzahl von Sternen/Galaxien dürfte um den Faktor 1000 falsch sein.
    In der Instrumentenkunde fehlen sämtliche Teleskope der +8m-Klasse und auch das Hubble-Space-Telescope.
    Tabellen und Karten der Astronomie basieren auf Koordinaten der Epoche B1950.0. Aktuell ist Epoche J2000.0. D.h. die Angaben beziehen sich auf die Lage der Erdachse von 1950. Bekanntlich schwankt die Erdachse aufgrund der Präzession.


    Auch dürfte die Darstellung physikalischer Größen manchmal etwas ungewöhnlich sein, weil damals teilweise andere Basiseinheiten gewählt wurden. (Das ist vermutlich aber das geringste Problem.)


    Andere Dinge wie z.B. Hertzsprung-Russell-Diagramm zur Einteilung von Sonnen gelten noch heute, auch wenn das Wissen darüber deutlich erweitert ist.


    Gruß

  • Ich habe das Buch in den 1980ern gelesen und als recht gut geschrieben in Erinnerung behalten.


    Wenn man es mit dem Hintergrundwissen liest, dass die Information gerade in den Bereichen Kosmologie, Astrophysik und Instrumentierung veraltet ist, ist es sicher immer noch lehrreich. Darauf aufbauend kann man ja immer noch ein moderneres Werk lesen, in dem die vielen Dinge, die seit den 1970ern passiert sind, einbezogen sind.


    Ein paar Stichworte:


    - Raumfahrtmissionen zu Kometen und Kleinplaneten - Giotto war geplant (1986 Halley), Kleinplanetenformen nur aus Fotometrie bekannt.


    - Raumfahrt zu Planeten - Pioneer und Voyager, letztere bislang nur zu Jupiter und Saturn (Uranus/Neptun kamen 1986/1989).


    - Supernovae - die SN1987A hat da sehr viel durcheinandergewirbelt.


    - Kosmologie - das Problem der "dunklen Materie" wurde gerade erst erkannt (Rotationskurven von Galaxien), wahrscheinlich noch nicht im Buch. Das Konzept der "Dunklen Energie" gab es noch nicht.


    - Extragalaktik: Hochaufloesende Populationsanalysen waren ohne Hubble bzw. AO an Teleskopen der 8m-Klasse noch nicht moeglich.


    - Instrumentierung: Hubble war geplant (Start 1986, es hiess noch nicht Hubble und dass der Start wegen Challenger erst 1990 stattfand, wusste natuerlich auch noch keiner). CCD-Astronomie kam gerade erst auf, Default waren noch Bildverstaerkerroehren oder Fotoplatten. Groesste Teleskope waren 5m Palomar, 6m Selentschuk (ueber das man wegen des "Eisernen Vorhangs" nicht viel erfuhr), 4.5m MMT (damals noch Multi-Mirror-Telescope, inzwischen steht die Abkuerzung fuer Monolithic-Mirror-Telescope. Von der Moeglichkeit, ein Teleskop von 4.5m auf 6.5m "aufzubohren", konnte man damals nur traeumen).



    Wie gesagt, ich erinnere mich nur an wenige Einzelheiten, habe das Buch aber auch als ausgesprochen gut geschrieben in Erinnerung. Hiess der Auter Hans-Joachim Stoerig, und ist ein M31 auf blauem Hintergrund auf der Vorderseite ? Ich gucke heut abend mal im Buecherregal nach ...


    EDIT: http://www.amazon.de/Knaurs-mo…6034050?tag=astrotreff-21


    Ich habe die Taschenbuchversion davon, aber eine aeltere Auflage.

  • Ja, genau das. Allerdings hab ich keinen Einband, hab es vor 15 Jahren bei einem Bücherverkauf einer Unibibliothek gekauft und erst mal im Regal verstauben lassen. Ach ja, bei deiner Signatur musste ich lachen [;)].


    Filewalker

  • Hi,


    ich habe die Auflage von 1992. Ohne das böse zu meinen nun, 20 Jahre sind in der modernen Astrophysik eine Ewigkeit. Klar sind manche Sachen auch schon damals bekannt gewesen, z.B. die grundlegendes Fusionsketten in den Sternen, die Himmelsmechanik usw. Anderes aber hat sich derart drastisch geändert dass man genauso gut die Himmelsscheibe von Nebra heranziehen könnte ;)


    Und das Problem ist, wenn man schon so viel weiss, dass man erkennt was veraltet ist und was nicht, dann bräuchte man ja eigentlich das Buch garnicht mehr...


    Eine aktuelle Empfehlung auf ähnlichen Niveau könnte in der Tat der Bennett sein den Caro oben verlinkt hat.


    Viele Grüsse,
    Dominik

  • Hallo an Alle,


    ich denke, dass in einem Buch von 1976 sehr vieles nicht mehr aktuell ist. Man muss sich mal klarmachen, welche technischen Fortschritte seit dem gemacht wurden.
    1976 dürfte der Rechenschieber bei vielen Ingenieuren noch das Standard-Arbeitswerkzeug gewesen sein, das leistungsfähigste optische Teleskop stammte aus dem Jahr 1949 und die Voyager-Sonden befanden sich noch auf der Erde. Die Mikroelektronik war noch in einer ganz frühen Phase und die modernsten Prozessoren hatten ca. 5000 Transistorfunktionen (heute > 2 Milliarden). Eine funktionierende Liveübertragung im Fernsehen aus einem anderen Kontinent war zu der Zeit durchaus noch nicht selbstverstänlich.
    Dementsprechend dürtfe auch der Kenntnisstand gewesen sein. So war z.B. völlig unklar, ob es Planeten ausserhalb des Sonnensystems gibt und umfangreiche Computersimulationen gehörten noch in Reich der Sciencefiction.


    Ausser vielen Wissenslücken dürfte vor allen das Zahlenmaterial durch bessere Messungen überholt sein. Darum würde ich mich nicht mit so einem überholten Wissenstand belasten und zu aktuellerer Literatur raten.
    Ich fand das 'Das Kosmos-Buch der Astronomie' von Govert Schilling recht interessant.


    Gruss Heinz

  • Aber was ändert all das an den "Grundlagen in dem Buch" (nach denen gefragt wurde)?
    Für Grundlagenwissen reicht es. Man bleibt bei diesen Buch dann ja nicht stehen.


    Es ist ungefährlich, es zu lesen, wenn man es nun einmal schon hat.


    Dann hat man noch den Rest des Lebens, noch viel mehr zu lesen.

  • Sagen es wir mal so - man muss das Buch im zeitlichen Kontext lesen.


    Um Astronomie zu lernen, gibt es sicherlich aktuellere Alternativen.


    Dennoch sind die "alten Schinken" (und so alt ist der Stoerig ja nun auch wieder nicht) durchaus lesenswert, um ein Gefuehl dafuer zu bekommen, was sich im Zeitraum von Drucklegung bis heute so geaendert hat. In dem Zusammenhang lesenswert ist zum Beispiel der 100-jaehrige Bestseller "Aus fernen Welten" von Bruno Buergel, in dem ein Roter Riese noch ein junger Stern ist und jeder Stern sein Leben durch Ausgluehen beendet wie ein Lagerfeuer ...





    (==>)Filewalker und o.T. - danke fuer Deinen Kommentar ueber die Signatur. Ich spreche da aus Erfahrung. Bei mir in der Werkstatt gehts manchmal zu wie auf dem Koelner Hauptbahnhof ... [;)]

  • Knaurs moderne Astronomie von Hans Joachim Störig war mein aller erstes Astronomiebuch! Ich hatte es als 15- Jähriger geradezu verschlungen und kann ohne Übertreibung sagen, dass es mein Leben geprägt hat.


    Top aktuell ist die Didaktik, mit der einem immer wieder die astrophysikalische Herangehensweise näher gebracht wird: Wie sind diese und jene Beobachtungenn entstanden? Wie sind sie zu deuten? Welche Theorie stützen sie und welche bringen sie zu Fall?


    Populäre Astrophysik pur, faszinierend, fesselnd, spannend, auch heute noch! Es macht Spaß, das dort Geschriebene mit den modernen Erkenntnissen zu vergleichen und macht es unter diesem Aspekt sogar historisch wertvoll.


    Schwärm[:I]


    p.s.: Laut Wikipedia lebt Prof. Störig (Jahrgang 1915) heute in München

  • Hallo!


    Hab mir in der Stadtbib das Buch "Astronomie - Eine Entdeckungsreise zu Sternen, Galaxien und was sonst noch im Kosmos ist" von Comins besorgt und bin dafür, dass es für die Amerikanischen Studenten das Standardwerk sein soll schon etwas enttäuscht. Die Kernfusion ist, wie sie in der Sonne abläuft ist da nur sehr schwach angekratzt im Vergleich zu Störigs Buch. Ich bin mal auf das Buch von Bennett gespannt (grad leider verliehen).



    Cu
    Filewalker

  • Hallo Filewalker,


    ich kenne das Buch von Commins nicht, lese aber in der Beschreibung "für Collegekurse in Astronomie". Ich glaube, jede Mittelstufen Astro AG hierzulande hat ein höheres Niveau. Die beiden Rezessionen darunter (die eine ist von Caro!) zeugen von der amerikanischen Formel- Paranoia.


    Im Wälzer von Bennett wird die Energieerzeugung (Fusion durch Proton-Proton-Zyklus), der Energietransport und der Regelmechanismus der Sonne recht ausführlich behandelt. Im Gegensatz zum Störig fehlt der Bethe-Weizsäcker-Zyklus, der jedoch bei Sternen bis Sonnengröße von geringer Bedeutung ist. Dafür wird im Bennet sogar auf das Sonnenneutrino Problem eingegangen, ein Forschungsgebiet, das in den 1970-ern noch in den Kinderschuhen steckte.


    http://web.physik.rwth-aachen.…tures/sem0102/eppelt2.pdf
    http://en.wikipedia.org/wiki/Solar_neutrino_problem

  • Hallo!


    Immer mehr hab ich Lust mir die neueste Ausgabe von Störig von 1992 zu organisieren. Auch wenn da vielleicht einige Sachen nicht mehr ganz so sein sollten wie man damals annahm, es ist echt gut geschrieben.



    Cu
    Filewalker

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