FS-Halter Dilemma

  • Hallo!


    Vielleicht könnt Ihr mir bei meinem Fangspiegelhalter-Dilemma helfen: Ich will mir einen bauen und habe mich auf Ideensuche begeben und dabei festgestellt, dass es wohl – der ATM Scene sei Dank - 1000+1 Möglichkeit gibt seinen Fangspiegel an der Spinne zu befestigen. Einerseits finde ich großen Gefallen daran, dass es hier wirklichen Spielraum für individuelle Lösungen gibt, andererseits bin ich etwas unschlüssig, was man beim Bau wirklich beachten sollte.
    Eine Kernfrage die sich mir stellt ist: Welche Justage ist die praxistauglichste? Gesehen habe ich schon:

    -3 Stellschrauben (der Klassiker)
    -4 Stellschrauben (welche Vorteile hat das im Vergleich zu nur 3 Schrauben?)
    -1 zentrales Rohr; Justage ähnlich wie ein Sucherfernrohr
    -1 einzelne Stellschraube + die Möglichkeit den FS 360° um die eigene Achse zu drehen


    Ich tendiere zu dem 3- bzw. 4. Stellschraubenprinzip (da ein zentrales Rohr in meinem Fall nicht machbar ist). In diesem Fall kommt eine weiter Unklarheit hinzu: Bei vielen FS-Haltern habe ich eine zentrale Schraube gesehen deren Funktion mit nicht ganz klar ist: Dient diese zur Befestigung oder als Drehpunkt? Die Methode mit nur einer Stellschraube (bei der man den unteren Teil mit samt FS zusätzlich um die eigene Achse drehen kann) finde ich zwar sehr interessant, bin mir aber nicht schlüssig ob die Justage dadurch nicht etwas knifflig ist.


    Vielen Dank für Eure Ratschläge! Tobias

  • Hallo Tobias,
    die genaue Positionierung des FS erfordert die Festlegung von insgesamt 6 Freiheitsgraden. 3 bestimmen die räumliche LAGE der Fangspiegelmitte. Drei weitere die räumliche AUSRICHTUNG der Spiegelfläche des Fangspiegels.


    Wie du die Freiheitsgrade bestimmst ist letztlich egal. 2 erschlägt man mit den FS-Streben, die anderen vier kann man durch 3 bzw. 4 Justierschrauben (hier variiert die Anordnung a) zentrale Stell-/Halteschraube 3 Schrauben drum herum oder b) 4 Schrauben im Quadrat) festlegen.


    Je nach Bauart erschlägt man einen Freiheitsgrad, in dem man den OAZ leicht verkippt und auf die Mitte des FS einstellt. (Prinzip Lowrider also, denn der OAZ muss nicht im 90°-Winkel stehen; jeder Winkel ist erlaubt.) Tut man dies, dann reicht sogar eine Stellschraube für die übrigen 3 Freiheitsgrade, sofern der FS sich drehen lässt (Dieses Drehen wäre dann schon wieder eine zweite Schraube.[;)])


    Es gibt nur eine Anforderung: Stabilität der Einstellung und damit verbunden Vibrationsfreiheit.


    Noch was:
    Die räumliche Festlegung der LAGE muss nur im Millimeterbereich erfolgen. Die Auswirkung beschränkt sich eventuell auf eine etwas ungleichmäßig Randausleuchtung im Bildfeld. Dies ist gewöhnlich Teil der richtigen Teile-Dimensionierung des Teleskops und des richtigen Zusammenbaus.


    Die räumliche Festlegung der AUSRICHTUNG ist Teil der Justage und muss präzise erfolgen können.


    Die Stellschraubenlösungen verändern idR immer mehrere Freiheitsgrade gleichzeitig, darum ist beim Einrichten und Justieren alles immer mehrmals iterativ durchzuführen.


    Gruß


    PS:
    Die 4-Schrauben-Anordnung mit zentraler Schraube trennt zwar gedanklich Lage und Ausrichtung, indem man die Ausrichtung um die zentrale Schraube herum regelt, aber andere Aspekte sollten beachtet werden: Z.B. könnte die zentrale Schraube von hinten gegen den Spiegel drücken, wen sie zu 'lang' ist. Ohne Federn als Andruckhilfe sind 4 Schrauben notwendig um Gewindespiel der Stellschrauben wegzudrücken.


    PPS: Teste sowas auch immer in waagrechter UND senkrechter Teleskoplage.


    PPPS: Je weniger Schrauben desto stabiler ist alles. Schrauben sind angesichts ihrer Verwendung als Justierhilfe das schwächste Glied hinsichtlich Stabilität des FS. Schrauben dienen hier schließlich als Distanzhalter und nicht als Verbindungselement via Reibschluss, wie z.B. die Schräubchen eines PC-Gehäuses.

  • also 4 Stell-Schrauben sind dann statisch unbestimmt, es entzieht sich mir die Sinnhaftigkeit


    3 Stell(druck)schrauben ist o.k., eine zentrale "Spannschraube" ggf. mit Fedespannung und gleichzeitig als Zentrierung auf der Achse wären so meine Vorstellung


    Johann

  • Moin Johann,
    vier Stellschrauben bewirken, dass man mit drei Schrauben stellt und mit der vierten fixiert und Gewindespiel verspannt. Dann ist aber die zentrale Schraube/Stift nicht als Spannelement beteiligt. Sonst wären es ja fünf, was tatsächlich unsinnig ist.


    Ob die vierte dabei in der Mitte zusätzlich noch die Lage einstellen kann oder ob die als Quadrat angeordnet sind, ist dabei Nebensache. Als Quadrat angeordnet erleichtert es vielleicht die Orientierung im Dunklen, da dann die Kipp-Achsen beim Justieren senkrecht zueinander sind, ansonsten wär's jetzt eher theoretisch eine Variante, weniger in der Praxis. Drei Justierschrauben assymmetrisch angeordnet, können auch zu senkrecht aufeinander stehenden Kippachsen führen.[;)]


    Gruß


    Die typischen FS-Halterungen in den Chinadobsons funktionieren, sind leicht zugänglich (vor allem in geschlossen Rohrtuben) aber in meinen Augen statisch nicht das optimale. Sie sehen halt symmetrisch aus. [;)]

  • Mach die FS Halterung so stabil und steif wie möglich, die Bedienbarkeit ist hier nebensächlich.


    Eine leichte Fehlstellung des FS ist nicht kritisch, so lange der HS sauber für eine gegebene FS Stellung justiert ist. Den FS muss man von daher nur seltenst nachstellen. Verstellt sich jedoch der FS von selbst zum Beispiel beim Schwenken des Teleskops, so geht die Kollimation des HS den Bach runter, was kritisch ist.


    Ich verwende eine FS Halterung, die sehr steif ist, aber dafür etwas fummelig zum Justieren, entschprechend den oben dargestellten Anforderungen.



    Für kleinere FS eine gute Möglichkeit ist die von Ross Sackett, die aus dem Bild heraus selbsterklärend sein sollte.



    Viele Grüße
    Reiner

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Johann_S</i>
    <br />also 4 Stell-Schrauben sind dann statisch unbestimmt, es entzieht sich mir die Sinnhaftigkeit<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Johann, auch wenn du den Sinn nicht erkennen kannst, wir leben in einer realen Welt, wo auch überbestimmte Gebilde bestens funktionieren können.
    Hier mein Beispiel einer exzentrischen Spinne mit 4 Druckschrauben gegen eine zentrale Zugschraube. Die 4 schwarzen kleinen im Quadrat angeordneten Druckschrauben drücken gegen eine (im Bild nicht sichtbare) Alu Druckplatte über dem Diagonalklotz (hier aus Buchenholz).



    Siehe auch Bilder vom zusammengebauten Zustand:
    http://www.stathis-firstlight.de/atm/17cm_twins.htm
    Separate Federn gibt es nicht, es wird die Federwirkung der Aluverspannung genutzt. Am Ende des Justiervorganges stellt man an den 4 Druckschrauben eine ähnliche Spannung ein - kein Problem mit dem überbestimmten System.


    Vorteile des federlosen Konzeptes mit 4 Justierschrauben:
    1. Der quadratische Kraftquerschnitt ist größer als ein enstprechender dreieckige mit nur 3 Schrauben. Ein Auto mit 4 Rädern kippt weniger leicht um als ein 3-Rad.
    2. Viel justierstabiler als meine früheren Konstruktionen mit separaten Spiralfedern.
    3. Etwas intuitivere +/- 90° Justierung gegenüber der +/- 120° bei 3 Punkten. Dies hat sich in der Praxis jedoch als unwichtig herausgestellt, da ich es nur 1x justieren musste und danach nie wieder.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br />Es gibt nur eine Anforderung: Stabilität der Einstellung und damit verbunden Vibrationsfreiheit.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Genau so sehe ich es auch. Wichtig sind große Kraftquerschnitte und direkte Kraftübertragung, wie die inzwischen eingebrachten Beispiele von Gerhard und Reiner zeigen. Weitere gute Beispiele siehe bei den Münchener Spiegelschleifern.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">-1 einzelne Stellschraube + die Möglichkeit den FS 360° um die eigene Achse zu drehen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das ist nur dann in Ordnung, wenn die Momente anders abgefangen werden wie bei Gerhard (bonage) gezeigt. Die denkbar schlechteste Lösung findet sich jedoch immer noch bei der Mehrzahl der kommerziellen Teleskope: Eine zentrische Spinne mit zentraler (oft elendig langer) Gewindestange an der das gesamte Fangspiegelhalter Gehänge frei baumelt. Hier muss die arme Gewindestange sämtliche Biege- und Torsionsmomente auffangen. Negativbeispiel 1, Negativbeispiel 2, Negativbeispiel 3. Ob es die Profis irgendwann schnallen, wie man optimierte Fangspiegelhalter baut?

  • Hallo alle miteinander!


    Vielen Dank für alle die ausführlichen Erklärungen, Tipps und Anregungen! Zugegeben, jetzt raucht mir der Kopf ein wenig! [xx(]
    Alle Euren Antworten (und teilweise unterschiedlichen Erfahrungen) haben mir sehr weitergeholfen, mich aber auch ein bisschen verwirrt. Daher wollte ich bei folgenden Punkten nochmal nachhaken:


    - Das von Reiner und Timm gepostete Prinzip leuchtet ein und hat echtes Fliegengewichtpotenzial! Mir ist nur nicht ganz klar, warum das nicht auch für große FS funktionieren soll (was bei mir der Fall wäre)?


    - Ist der FS-Halter von Gerhard auch für schwere FS (bei Okularauszug im 90° Winkel) geeignet oder ist das Ganze dann nicht zu schwingungsanfällig?

    - Was ich mir gut vorstellen könnte sind vier Stellschrauben (Zugschrauben) und eine weitere zentrale Druckschraube als Drehpunkt
    (also ohne Druckfedern). Das sollte theoretisch nicht allzu schwingungsanfällig sein und biete eine große Querschnittsfläche.


    Naja, werde das nochmal alles sacken lassen und eine Nacht drüber schlafen.


    CS! Tobias

  • Hier meine Version anno 05:




    Justierung per Drehung und Verkippen, funktioniert tadelos sofern man keinen FS in Hauptspiegelstärke verbaut, dann hilft auch kein Carbon mehr


    duck&wech [:D][;)]


    Gruß Roland

  • Hallo Stathis,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Hallo Johann, auch wenn du den Sinn nicht erkennen kannst, wir leben in einer realen Welt, wo auch überbestimmte Gebilde bestens funktionieren können.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Man kann natürlich alles argumentieren ...


    ... ich könnte ja auch sagen, wer eine Platte auf 3 Auflagepunkten nicht stabil bekommt macht was falsch ...


    Gruß
    Johann

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... ich könnte ja auch sagen, wer eine Platte auf 3 Auflagepunkten nicht stabil bekommt macht was falsch ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Deshalb sehe ich ja auch so viele Dreiräder auf der IAA, weil die alle so 'stabil' auf der Straße stehen. [:D]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br /><blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... ich könnte ja auch sagen, wer eine Platte auf 3 Auflagepunkten nicht stabil bekommt macht was falsch ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Deshalb sehe ich ja auch so viele Dreiräder auf der IAA, weil die alle so 'stabil' auf der Straße stehen. [:D]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    jaja Kalle, deshalb baut ja Berlebach nur mehr 4 bis 12 Bein Stative, weil bei den 3-Beinern immer die Schmittplatte in den Maulfurfshügeln steckte ...


    ... hier sind einige Schreibgurus ganz besonders gscheit ...

  • Hallo,


    (==&gt;)Johann:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... hier sind einige Schreibgurus ganz besonders gscheit ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Jawoll, sind wir[:D]
    Schon mal einen FS gebaut *und* benutzt?


    (==&gt;)Tobias:
    Das Stathis-Modell hat echt Potential, auch für ein Up-scaling. Den abgeschrägten Holzzylinder tät' ich dann auch Styrodur sägen. Und es besteht aus sehr wenigen Teilen, welche leicht herstellbar sind.
    Hätte ich das eher erkannt, wäre das meine Lösung.
    Ich bin dann beim Modell Bonage-Roland geblieben, dessen Urform wohl auf Kurt zurückgeht:
    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=50189
    Ganz unten. Der mit dem Rost. (Soll aber auch ohne funktionieren[:D])


    Meine Variante gibt's hier:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=115639
    Fangspiegel 130mm kl Achse, hält ohne Wackeln.


    cs Kai

  • Hallo nochmal!


    Danke nochmal für die weiteren Anregungen! Ich pendele noch im Halbtages-Takt zwischen dem - wie Kai so schön sagt - Stathis-Modell und der Bonage-Roland-Version hin und her. Beide sind ja mehrfach Praxis erprobt und bewährt, so dass ich mal schaue, welche der beiden Lösungen leichter für mich umzusetzen ist. (Danke übrigens für den Link mit der rostigen Urform – nach diesem Bild habe ich schon lange gesucht!)


    Zwei Fragen noch:


    -Kai, warum hast Du bei Deinem FS-Halter die Stellschraube so weit in die Mitte gesetzt und nicht ans untere Ende? Ist es wichtig, wo bei dieser Bauart die Schraube angreift?


    -Bei der 1-Stellschrauben-Version würde mich interessieren, wie weit (um wie viel Gard) der FS mittels Schraube Eurer Erfahrung nach verstellbar sein muss?


    CS! Tobias

  • Johann,
    verwechsle "statisch bestimmt" doch nicht einfach mit "stabil". Du hackst da auf einem Problem rum, das in der Praxis nicht von zentraler Bedeutung ist. Betrachte Stellschrauben, Stangen, Kisten, Höhenräder, und die Verbindungselemente bei einem Dobson eher als ein System von Spiral- und Blattfedern. Dann liegst Du m.E. näher an der Wirklichkeit, als mit dem von Dir favorisierten Zug- und Druckstangen-Prinzip und der simplen "statischen Bestimmtheit". Spätestens mit dem 5mm-Nagler im 16-Zöller fühlt sich der Dobson nämlich so an.


    Die Drei-Schrauben-Justage ist theoretisch "statisch bestimmt", aber praktisch haben die Gewinde ~0,1mm Spiel (M-Gewinde in Metall, anders die Spax-Schrauben in Holz). Also braucht man entweder eine vierte um dieses Spiel zu verspannen oder eine Druckfeder (bzw. mehrere) um dieses Gewindespiel wegzudrücken.


    Und manchen (siehe das Beispiel von Stathis) reicht die statische Bestimmtheit nicht aus, die justieren dann sogar mit 5 Schrauben (4 als Justage und eine zentrale Halteschraube), so wie es ja auch Formel-1-Autos mit 6 Rädern gab (Jody Scheckter mit Tyrell Ford). [:D]
    http://img2.auto-motor-und-spo…Image-920dc233-248856.jpg


    In der Praxis kommen noch weitere Probleme hinzu. Das typische Fangspiegel-Spinnenkreuz schränkt die Platzierung der Stellschrauben z.B. ein. Aufgrund von Toleranzen bauen Hersteller einen Stellbereich, der mehrfach größer ist, als eigentlich notwendig, missbrauchen die Stellschrauben der Justage damit für die Platzierung des FS auf richtiger Höhe.


    Wie es auch anders geht, zeigen doch die Bilder der ATM-Lösungen oben. Allerdings möchte ich da zu den einzelnen Lösungen manchmal auch ein Feedback hören, wie die nach einem Jahr aussehen, oder, ob die beim nächsten Projekt wiederverwendet wurden.[;)]


    Gruß

  • Hallo Tobias,
    für mein nächstes Teleskop werde ich mich vermutlich an der Anordnung nach Ross Sackett orientieren, wie sie Rainer oben vorgestellt hat.
    Ich werde aber vier Druckschrauben verwenden, je zwei für Drehen und Neigen, von denen zum Verstellen jeweils eine rausgedreht und die andere reingedreht wird. Auch wenn das theoretisch statisch überbestimmt ist: es funktioniert durch die Elastizität des Materials sehr gut. Edit: Natürlich auch noch eine zentrale Zugschraube- ich höre Johann schon aufschreien[;)].


    Vorteile sind:
    1. Kompakte Bauform, d.h. der Schwerpunkt des FS kann sehr nahe an das Spinnenzentrum gebracht werden. Dadurch kompaktere Hutform bei geschützt eingebautem FS möglich, und weniger Biegemoment.
    2. Sehr leicht und trotzdem sehr steif.
    3. Justierstabil.
    4. Keinerlei Federn erforderlich.
    5. Herstellung mit einfachem Handwerkzeug plus Standbohrmaschine möglich. Drehbank und Fräse sind nicht erforderlich.


    Nachteile:
    1. Der Verstellbereich ist relativ klein, man muß von vornherein sauber bauen.
    2. Der FS kann nicht in Richtung der optischen Achse verstellt werden.
    Das kann man zwar durch Verkippen ausgleichen, muss dann aber auch den OAZ entsprechend kippen. Das macht man beim Lowrider allerdings sowieso.


    Man kann diese Anordnung übrigens auch sehr gut als Drahtspinne bauen.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Tobias,


    hier sind ja nun schon einige praxisbewährte Lösungen vorgestellt worden. Für mich ist immer wieder spannend, welch unterschiedliche Wege bei Eigenbauten beschritten werden.


    Die von mir umgesetzte Variante mit drei Justier- und einer zentralen Spannschraube ist aus dem Wunsch entstanden eine steife, kurz bauende in allen Freiheitsgraden separat zu justierende Halterung zu verwirklichen. (Die Justage an meinem kleinen TAL ist extrem fummelig und nahezu ein Lotteriespiel- einfach nervig) Auch wenn der Praxistest noch aussteht, denke ich, dass der Halter auch im fertigen Teleskop wie erwartet funktionieren wird.


    Im Vergleich zu den vorstehenden zum Teil minimalistischen Lösungen ist dieser Halter aber ziemlich aufwändig und auch nicht gerade als Leichtbau zu bezeichnen. Ich vermute, dass ich einen solchen Halter wegen des Bauaufwandes wohl nicht noch einmal anfertigen würde. Ggf. würde dieser Halter "recycled".





    Zur Funktion (die sich aus den Bildern ggf. nicht eindeutig erschließt):
    Der FSp ist auf 3 Justierschrauben abgestützt. Zur Justage wird die zentrale Rändelmutter gelöst und somit die Blockade aufgehoben. Der Spiegel wird dabei durch die mit ca. 5kg (50N) vorgespannte Feder in Position gehalten.
    Kippung und achsiale Lage können dann mit den Stellschrauben justiert werden.
    Um den Spiegel um die Teleskop-Längsachse in Richtung OAZ zu auszurichten, muss ggf die Mutter unterhalb der sich auf den Justierschrauben abstützenden Platte gelöst werden. (Die Platte hat rückseitig Senkbohrungen wodurch sie zentriert und gegen verdrehen gesichert ist). Das Feintuning kann durch die Spannung der exzentrisch angeordneten Sinnenarme erfolgen.
    Die Feineinstellung des FSp-Offset erfolgt in der Schwalbenschwanzklemmung des Aluteils auf dem der FSp aufgeklebt wird. (Der nominale Offset ist in der Spinne "eingebaut") Diese Klemmung ermöglicht auch den einfachen Austausch des Fangspiegels, falls dafür einmal Bedarf bestehen sollte


    Viel Spaß und Erfolg bei Auswahl und Bau der favorisierten Lösung.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Im Vergleich zu den vorstehenden zum Teil minimalistischen Lösungen ist dieser Halter aber ziemlich aufwändig und auch nicht gerade als Leichtbau zu bezeichnen. Ich vermute, dass ich einen solchen Halter wegen des Bauaufwandes wohl nicht noch einmal anfertigen würde. Ggf. würde dieser Halter "recycled".


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    schön anzusehen und pipifein verarbeitet - echte Wertarbeit !


    Was das extreme Leichtbaugesülze im Teleskopbau soll verstehe ich sowieso nicht.

  • Hallo,
    viele tolle Ideen, einige habe ich selbst schon umgesetzt. Die letzte ist sicher sehr aufwendig aber echt schick anzusehen. Wenn die dann noch so einstellbar ist wie man es sich vorstellt, hat es sich doch gelohnt.
    Es soll halt stabil sein, gut justierbar und zumindest beim Dobson nicht zuviel Gewicht vorne ran bringen.


    Johann: es macht schon einen Unterschied ob ich nun 50 oder mehr kg tragen muss oder vielleicht nur 30kg. Manchmal sind es genau die paar Gramm an der falschen stelle die ein Teleskop dadurch insgesamt schwer machen. Da liegt dann der Unterschied zwischen tragbar und nicht mehr tragbar!
    Ich versuche einen Kompromiss zu finden zwischen Leichtigkeit/Tragbarkeit und Stabilität.


    Viele Grüße Andreas

  • Hallo Tobias,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">warum hast Du bei Deinem FS-Halter die Stellschraube so weit in die Mitte gesetzt und nicht ans untere Ende?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Historisch gewachsen[:D]
    Diese FS ist ursprünglich für einen anderen Dobson gebaut worden, da war kein Platz für eine senkrechte Schraube.
    Allerdings muss die Alu-Platte zum Ankleben des FS dick genug sein, sonst verbiegt die sich. Das war auch eine Überlegung, die Schraube schräg anzusetzen. Letztlich habe ich den FS aber mit Klammern und seitlichem Klebeband angebracht. Bei größeren FS geht das mM sowieso nicht anders.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wie weit (um wie viel Gard) der FS mittels Schraube Eurer Erfahrung nach verstellbar sein muss?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Sehr wenige Grad.
    Der Bügel wird etwas unter 45 Grad gebogen und dann auf genau 45 Grad mit der Schraube zurückgedrückt. Die Dicke des Materials muss man ausprobieren.
    Wenn man Tubus/Spinne genau gebaut hat, ist da nicht mehr viel Verstellung nötig.


    cs Kai


    ps. Am besten, Du baust beide Lowtech Varianten, probierst sie aus, und entscheidest (und berichtest[;)]) dann.

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