Hallo Freunde von Sperrholz und Leim,
nachdem der Spiegel seit Herbst immer mal wieder Sternenlicht sammelt, nun der Baubericht des Dobsons.
Den Spiegel-Bericht gabs hier:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=95114
Ich bin jetzt nicht der grosse Konstrukteur, aber nach der Lektüre des Kriege/Berry Buches konnte ich mich doch etwas steigern. So habe ich diesesmal die Balance im Vorraus berechnet, mit dem Resultat, dass der Hut nun sogar etwas zu leicht ist. Immerhin.
Meine Bau-Philosophie ist etwas provisorisch, weil es mir viel zu lange dauert etwas perfekt zu planen, gerade bei solchen Prototypen. Lieber mache ich erst einmal einen schnellen Wurf und verbessere dann in mehreren Etappen. Es gibt nur eine Zeichnug auf Papier, die der Mirrorbox, alles andere entsteht im Maßstab 1:1 direkt auf dem Sperrholz. Immerhin, das Firstlight war nur ein Jahr nach der Bestellung des Rohlings.
So kann man keinen echten Leichtbau hervorzaubern, aber meine Ziele waren:
- Ein-Mann-Teleskop, alles kann allein gehoben werden, auch für den Fall dass ich älter werde
- Alles passt in ein mittleres Auto, Golf-Klasse. (fast erreicht, Heck-Klappe geht nicht gaaaanz zu, aber fast)
- robuste, günstige, windfeste Konstruktion.
Als Material kam wieder dünnes Birkensperrholz und Styrodur zum Einsatz. Wichtig ist ein wasserfreier Kleber, diese Sorte war ein Zufallstreffer im Baumarkt, stinkt etwas aber sonst sehr gut geeignet. Styrodurplatten (Dicke=50mm) haben dasselbe Flächengeicht wie Sperrholz von 2,2mm Dicke! Damit kann man richtig stabil bauen.
Zuerst der Hut. Sandwich aus Sperrholz 9mm / 100mm Styrodur / Sperrholz 6mm. Breite ca 50mm.
Styrodur lässt sich gut sägen.
Aussen und innen wurde mit 1,5mm Sperrholz beplankt. Doch zuvor müssen die beiden Streifen von 2,40m Länge aus zwei Stücken zusammengeklebt werden. Die üblichen Tafeln sind nur 1,50 breit.
Der fertige Hut mit Spinne und OAZ. Gesamtgewicht 6kg, dazu noch 2kg für Fangspiegel + Halterung.
Der Baader Steeltrack ist mechanisch ein tolles Teil, die Befestigung mit den schrägen Löchern ist aber sowas von dämlich, das müsste man den Entwickler zur Strafe 100x an einem geraden Brettchen anschrauben lassen. Ich habe die Auflagen der Löcher mit einem alten Fräser waagerecht gefräst, war aber kurz davor das Teil zurückzuschicken.
Der OAZ ist im Moment noch 9cm nach innen versetzt weil der Fangspiegel (130mm) zu klein ist. Das wird geändert, entweder als Lowrider oder aber als Newton-Classic mit circa 160mm Fangspiegel.
Als nächstes kommt die Mirrorbox. Dieses Teil hat mich Nerven gekostet, zunächst war eine flache, unten offene Box geplant. Nachdem ich diesem Drecksding keine Steifigkeit beibringen konnte, habe ich es kurzerhand zersägt und einen Teil davon für den Rocker verwendet. Von dieser Aktion gibt es keine Fotos.
Nun musste was stabiles her. Sabil wird es mit geschlossenem Boden. Hier ist er. Der Boden. Sandwich aus 4mm / Styrodur 50mm / 9mm. Dazwischen ein paar steife Leisten aus Douglasie, genau dort wo später die Wippen sitzen. Rechts ist der Boden wie üblich abgeschrägt, damit er niedriger im Rocker liegen kann.
Die Kiste vor der Einleimen der seitlichen Styrodurplatten. Aussen 4mm Sperrholz, innen 1,5mm, dazwischen 50mm Styrodur. Das ganze ist etwas zu stabil, bei einer geschlossenen Kiste könnte man noch dünner bauen.
Der wichtigste Teil bei einem dünnen Spiegel ist die Spiegelzelle. Mit insgesamt 54 Punkten, ja, ich habe nochmal genau nachgezählt.
Die Dreieck hat mir Marcel gelasert (Danke!), sie sind 4mm stark.
Das ist nun der erste Versuch, die Wippen ruhen auf Alu-Schienen die in der Mitte zur Justage angehoben werden. Durch den Ring gehen drei Justage-Schrauben, die von unten bedient werden. Auf Gegenseite sind die Schienen auf Stahlbolzen drehbar gelagert. Somit erreicht man einen Hebel von 1:5 für die Justage. Zusammen mit durchnumerierten Stangen und einer soliden Auslegung der Konstruktion hat man effektiv 1mm Justageweg. Und die reichen auch aus.
Wippen Kugelgelagert. Große dreiecke auf Kugeln gelagert. Kleine Dreiecke hängend an Schrauben.
Die laterale Lagerung, die Achillesferse einer Spiegelzelle. Das ist eigentlich höhenverstellbar geplant, damit die Kugellager immer in der Schwerelinie angreifen. Leider hat es dazu im Herbst nicht mehr ganz gerreicht, denn das Hochdruckgebiet kam zu schnell. Und so musste es erst einmal so gehen. Das muss aber geändert werden, da ich immer wieder Probleme mit seltsamen Verbiegungen habe. Manchmal funktioniert es auf Anhieb, manchmal zeigt sich das Dilemma erst nach dem Auskühlen. Aber das wird schon irgendwie werden. Das Bild ist ja nicht gänzlich unbrauchbar, eben etwas astigmatisch.
Und noch das Bodenbrett. Sowie ein Bild aus der Werkstatt, werkeln macht ja gelegentlich auch Spass, aber diese vielen Teile eines Dobsons sind echt ein wenig zu viel des Guten!
Zum Setup - Sternegucken soll ja auch 2011 wieder unter freiem Himmel stattfinden - ein paar Bilder.
Ganz zum Schluss wird der Fangspiegel angeschraubt und der Hauptpiegel eigelegt.
Nach der Justage, die im f/3 Bereich etwas delikat ist, kommt noch eine Isomatte drum und der Spass kann beginnen. Einblickhöhe im Zenit 2,18m und kommt noch etwas runter mit neuem Fangspiegel auf etwa 2,10m!
Das wichtige Beweisfoto, dass alles (beihnahe!) in einen Mazda 323 reingeht. Der Platz in der sperrigen Mirrorbox ist nicht verschenkt, hier kommt der verpackte Spiegel rein, die Okular- und Fangspiegelkiste, Klamotten und Schlafsack.
Die Gewichte sind etwa so:
Hut + Fangspiegel ---> 6kg + 2kg
Stangen (Alu 30 x 1,5mm mit Rose+Krieger Klemmern) ---> 5kg
Mirrorbox mit Zelle und Höhenrädern ---> 35kg
Rocker ---> 19kg (urghhh)
Bodenbrett ---> 4kg
Spiegel ---> 16kg
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Gesamt ---> 87 kg
(Auf dem DSM hatte ich 58kg angegeben, dummes Versehen, da war der Spiegel nicht mit dabei und den Rocker hatte ich mit 10 kg drin, dass er aber auch sooo schwer geworden ist....damit komme ich in die Gewichtsregionen eines Lord Rosse, das ist der mit dem "Leviathan" und der gemauerten Rockerbox, http://labbey.com/Telescopes/Parsontown.html
So, was funktioniert jetzt noch nicht richtig:
- Höhen- und feinverstellbare laterale Lagerung (!)
- die Zellen-Dreiecke (4mm Alu) sind etwas schwer, evtl teilweiser Ersatz, nur mit was?
- Fangspiegel zu klein, ist bereits in Arbeit
- ein paar Schichten Lack
- ein paar Verstrebungen an den Höhenrädern und Verlängerungen für die Horizontstellung (zZ nur bis 30 Grad)
- ein klein wenig leichtgängiger könnte das Monster sein
- Schnellspanner am Hut zur Stangenbefestigung
Und zum Schluss ein Bild von meinem Sohn, der die "Linse" auch mal halten wollte. Die spontane Verwendung als Brennglas konnte ich ihm ausreden.
Viele Grüße
Kai