Besuch Süd-Kalifornien

  • Hallo zusammen,


    da ich Ende Oktober beruflich für ein paar Tage nach Los Angeles musste, habe ich mich kurzerhand entschlossen, ein paar weitere Tage dranzuhängen, um in Süd-Kalifornien an einer dunklen Stelle den Himmel zu betrachten.


    Ein Blick auf die "Light Pollution Map" in Google Earth (das ist ein hinzuladbares App) zeigte mir, dass etwa 2 Autostunden von L.A. entfernt (z.B. Richtung Mojave Wüste oder Joshua Tree) einige ziemlich dunkle Flecken - weitab von jeglichem Lichtdom der Grossstädte - vorhanden sind. Und zwar theoretisch dunkler als in den von mir bereits besuchten Alpenregionen Graubündens - und da ist es schon ziemlich dunkel!


    Da Beobachten zusammen mit anderen Leute viel mehr Spass macht als alleine, fragte ich im U.S.-Forum "www.cloudynights.com" nach, wer mir einen guten Ort nennen könnte.


    Recht schnell kam der Hinweis auf die "Riverside Astronomical Society", welche in Landers CA (N 34° 17' 26" / W 116° 23' 01") eine Beobachtungssite betreiben:


    http://www.rivastro.org/


    Ich kontaktierte per Mail den Präsidenten (Ralph Megna) und wurde sofort freundlichst eingeladen, nicht nur dort zu beobachten, sondern auch zum Spaghetti-Essen (und man bot mir sogar eine Uebernachtungsmöglichkeit an!).


    Donnerstag - so hatte mir Ralph Menga bereits im Vorfeld erklärt - werde noch niemand von den Vereinsmitgliedern vor Ort sein, da diese in L.A. (und Palm Springs) leben und arbeiten, und erst Freitag Abend ankommen werden. Ich könne aber einfach zum vor Ort wohnenden "Caretaker" Gary gehen, der würde mir dann das notwendige Material aushändigen.


    Donnerstag Abend traf ich dann Gary, der mir zunächst die Site zeigte.


    Im Haupthaus wird gegessen und übernachtet, es ist einfach aber gemütlich eingerichtet, TV und Internet fehlen natürlich nicht. Auf dem (grossen) Grundstück stehen einerseits die 8 Beobachtungs-Hütten (jeweils mit Schiebedach), und auf dem Platz sind 16 etwa 4x4m grosse betonierte Beobachtungsplätze, z.T. mit bereits einbetonierten Säulen. Rundherum ist Wüste mit Sandboden.


    Jede Hütte ist einem bestimmten Mitglied fest zugeteilt, bei den Beton-Plätzen ist es genauso. Finanziert wird dies ausschliesslich durch die Mitglieder selbst. Neben den in den Hütten fest installierten Geräten hat der Verein noch ein 22" Dobson ("Capella"), der war aber leider grad in Reparatur.


    Gary händigte mir ein 12" Lightbridge aus, und ich konnte mit meinem mitgebrachten Nagler31 auf einem der Beton-Plätze loslegen. Ich hatte zwar sicherheitshalber meine kleine Reiseausrüstung mit dabei (siehe http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=107092), aber die nutzte ich nur kurz, um gewisse Referenzobjekte anzusteuern, um sie mit dem heimischen Himmel zu vergleichen. Hier zeigte sich bereits, dass der Standort wirklich recht dunkel war.


    Der Himmel war einigermassen klar (wenige immer wieder vorüberziehende Schleier), aber wegen der Feuchtigkeit (trotz Wüste) erklärte mir Gary, dass es heute Abend nicht "voll dunkel" werden würde. Der (zwar weit entfernten) Lichtdom von L.A. würde deshalb am Horizont nicht ganz verschwinden.


    Trozdem: verglichen mit den bisher gewohnten europäischen Verhältnisse war es wirklich finster, und ich erfreute mich u.a. an Andromeda, deren Bänder bis weit nach aussen in einzelnen Streifen sichtbar wurden, wie ich es noch nie erlebt habe! Auch M51 "blendete" fast, auch hier waren einzelne Strukturen leicht zu erkennen. Der Ringnebel fast plastisch, und auch die Triangulum Galaxie mit wunderbaren Einzelheiten zu betrachten. Ich erpare mir hier, alle gesehenen Objekte aufzuzählen.


    Da der Halbmond gegen kurz vor 23 Uhr über den Horizont stiess (netterweise für ein paar Minuten noch von einem östlich gelegenen Hügel abgeschirmt), war es dann vorbei, und ich sass noch bei einem Bier mit Gary und er erzählte mir noch einige abenteuerliche Geschichten aus seinem bewegten Leben.


    Freitag Abend kamen dann einige der Mitglieder, und nach dem gemeinsamen Spaghetti-Plausch ging es an die Geräte. Ralph Megna zeigte mir in "seiner" Hütte seine aktuellen Arbeiten zur Vermessung von Asteroiden: mit seinem 14" Meade LX200 beobachtet er Asteroiden und ermittelt deren Eigendrehung. Die gewonnenen Daten stellt er Wissenschaftlern zur Verfügung. Cat Walsh hatte ihr 12" LX200 auf "ihrem" Betonquadrat aufgestellt, und so konnten wir nochmals bis Mondaufgang den dunklen Himmel geniessen.


    Es waren zwei tolle Nächte, und ich möchte den Kollegen von der Riverside Astronomical Society an dieser Stelle nochmals für die enorme Gastfreundschaft danken!


    Wer jemals in der Nähe weilt, sollte unbedingt einen Abstecher dorthin machen!



    CS,
    Ralph



    Hier ein Bild von der Anlage:


  • Hallo Ralph,


    ich kann deine Erlebnisse nur bestätigen, die Mojave-Wüste bietet einen absolut genialen Sternhimmel. 2006 war ich im November mit drei Kollegen nach einer Konferenz mit einem Mietauto auf gro0er Nationalparktour durch Kalifornien. Einen Tag hatten wir in der Mojave-Wüste verbracht und machten uns nach Anbruch der Dunkelheit auf die Suche nach einem Motel. Der Wagen hatte hinten wo ich saß abgedunkelte Scheiben - dennoch sah man M31 und die Milchstraße in voller Pracht. Mitten im Nirgendwo nötigte ich die Kollegen zum Anhalten (Astrophysiker haben nunmal nicht automatisch einen Blick für den Nachthimmel...) und wir stiegen aus und genossen für ein Weilchen den Anblick, bevor es weiterging. Einfach nur genial.


    Viele Grüße,
    Caro

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!