Hallo Fans dicker Linsenstapel,
in zwei klaren Nächten konnte ich das Ethos 17 an meinem 28" f/3.1 Dob ausprobieren, oder besser gesagt geniesen. Und da die NEAF Aktion(*) nicht mehr lange läuft, stelle ich hier meine Eindrücke und Überlegungen rein, vielleicht hilft es Euch die "schweren" Entscheidungen des Lebens richtig zu treffen[^]
Um es vorweg zu nehmen: Nobel geht die Welt zu Grunde! Es ist Luxus!
Warum gerade 17mm?
So ein großer Dob hat ein Problem - der Vergrößerungs-Bereich in dem man noch feine, punktförmige Sterne hat ist sehr klein. Das geht von der Minimalvergrößerung 100x los, oft bis 150x, mit Abstrichen 200x, selten bis 350x, nur bei sehr gutem Seeing. Darüber gibt es mehr oder weniger große Sternknödel.
Damit das große, teure 100-Grad Feld irgendwie ästhetisch rüberkommt, bleibt nur der untere Vergrößerungsbereich. Das 21'er Ethos + Paracorr bei 119x wäre ein Kandidat. Die 6mm Pupille finde ich allerdings in Punkto Himmelshintergrund zu hell. Weiterhin ist mein leichter Augenasti bei 6mm schon ansatzweise fühlbar, das wird nicht besser. Bei *dem* Preis muss man auch echt beobachten können, langfristig. Zum Suchen habe ich ein 26'er Nagler. Das 26'er ist rundum ein feines Okular und kommt auch nicht weg. (Die T6 Nagler haben irgendwie wenig Flair, gleichwohl optisch sehr gut! Klein, leicht und damit praktisch zum Beobachten und Okularwechsel. Der Begriff "Arbeitspferd" würde passen, nur klingt das irgendwie anstrengend, nach Schweiss und Muskelkater, sooo schlimm ist Sternegucken nun auch wieder nicht...)
Beim DSM hat dann jemand (Gerd war's) das 17'er angebracht. Perfekt, passt! 150x mit knapp 5mm Pupille.
Es ist erstaunlich leicht und schmal für die Größe. Da könnte man, ja genau, die 2x Powemate - und es gibt ein 8,5mm Ethos gratis!
Gesagt getan, das 17'er liegt nun dauerhaft im Koffer!
Zusammen mit dem 26'er, beide sind übrigens gleich schwer, daneben ein 40mm Plössl. Letzteres kann man mit der 2xPowermate+Paracorr tatsächlich verwenden! Der Augenabstand ist generös, der Blick etwas eng...
Wie schlägt sich das 17'er nun am 28" f/3,1?
Grandios! Ich habe noch kein Okular gesehen, was die reine Koma eines schnellen Newton-Spiegels so perfekt gezeichnet hat, ohne okulareigene "Beigaben". Wie aus dem Lehrbuch, spricht für eine ausgezeichnete Korrektur sämtlicher Okularfehler. Ohne den Paracorr natürlich. Mit Paracorr, der alte Typ I ist das Bild dann ziemlich gut. Die Koma ist fast weg. Bei normalem Seeing wirken die Sterne, mit Ausnahme der ganz hellen, noch punktförmig. Das Gesichtsfeld ist indirekt bequem zu überblicken. Man kann einen Stern nahe der Feldblende platzieren und merkt sofort wenn er verschwindet oder auftaucht. Das große Feld kommt in der niedrigen Vergrößerung gut zur Geltung. Mit der 2xPowermate wirkt es nicht mehr so groß, es sind nicht mehr so viele Sterne im Feld, ein Effekt der bei den Naglern schon auffällt, denn auch das 26'er wirkt weiter als die T6 Typen mit den kurzen Brennweiten. Zusätzlich verstärkt wird der Eindruck durch die große Augenlinse. Insgesamt ein großer Wurf, so ein Riesenfeld scharf zu bekommen! Einblickverhalten ist sehr gut, Gewicht und Form passen.
Ein paar Bilder vom 17'er und 26'er, oben und unten, Augenlinse etc.
Aufpassen muss man, wie auch bei den großen Naglern, beim Okularwechsel. Die gute Nachricht - es ist selten notwendig[:)]
Die Kombination mit Paracorr und/oder Powermate
Beide 2'er Kombinationen liegen, trotz des Hebels, im grünen Bereich des OAZ - übrigens auch ein Argument gegen das 21'er, das wäre grenzwertig.
Nur alle zusammen, also in der Reihenfolge Powermate-Paracorr-Ethos ist etwas zu viel des gutes. Wer lange Arme hat kommt auch damit klar[:D] Im Ernst, das Bild ist mit der 3'er Kombination sehr gut! Nur eben Stress für den OAZ. Aber das "8,5mm Ethos" erfüllt auch ohne der Paracorr seinen Zweck, das Seeing verschmiert bei 256x einen Teil der Koma und den Rest muss man ignorieren. Beobachten kann man damit allemal. Bei sehr guten Seeing versucht man sein Glück eher mit 500x aufwärts.
Abschließend: Das ganze bezieht sich auf f/3.1 bei einer Brennweite von 2,18m! Das kann bei kürzeren Brennweiten anders aussehen denn die Bildfeldwölbung ist dort größer, bzw krümmer. Mir ist schon öfters mit anderen Okularen aufgefallen, dass das Bild in kleinen, schnellen Newtons um die f/4 nicht so toll ist. Also auch eine Frage der (zufälligen) Passung zwischen Okular und Optik und nicht 1:1 am Öffnungsverhältnis festzumachen.
(*)Fussnote: Ich bin kein Televue Werbeträger. Trotzdem, solch einen Glasstapel in dieser Perfektion zu designen verdient Respekt. Das ist für jeden klar, der sich für Optik interessiert und vielleicht mal mit OSLO gespielt hat.
Viele Grüße
Kai