OdM Dezember 2021 - IC 349 Barnards Merope Nebula

Hallo Freunde der Nacht,


der Winterhimmel ist am Start und für das Dezember OdM habe ich mal was für größere Rohre und hohe Vergrößerungen herausgesucht.


Erstmal zum Objekt


Wikipedia:

"IC 349, auch als Barnards Merope-Nebel (engl. Barnard’s Merope Nebula) bekannt, ist ein Reflexionsnebel in den Plejaden. Das Objekt befindet sich im Sternbild Stier auf der Ekliptik und wurde 1890 vom US-amerikanischen Astronomen Edward Barnard entdeckt. Sein Licht empfängt er von dem nur 0,06 Lichtjahre (30") entfernten Stern Merope.

IC 349 ist nicht ein Überrest des Nebels, aus dem Merope entstand, sondern eine interstellare Staubwolke, die den Stern passiert und von seiner Strahlung verformt wird. Die Vermutung wurde geäußert, dass IC 349 ein Fragment der Taurus-Auriga-Molekülwolke sei."


Wer sich genauer mit der Physik des Objekts befassen will findet einiges dazu im Netz, dokumentierte Beobachtungen und Fotos eher spärlich. Das liegt wohl einerseits daran, dass er nicht so bekannt ist und andererseits ist es visuell und fotografisch ein kniffliges Objekt.


Für Fotos ist die Nähe zu Merope eine Herausforderung sichtlich der (Über-) Belichtung durch den Stern und der Auflösung, die durch die entsprechende Brennweite erreicht werden muss. Visuell gilt das auch, lässt sich aber mit ein paar Tricks leicht beheben.


"Trick" 1 ist natürlich ein entsprechend großes Teleskop. Mit meinem 18 Zoll Dobson war es schlussendlich kein Problem IC 349 abgelöst von Merope beobachten zu können. Es zeigte sich ein dreieckiger Nebel mit leichten Helligkeitsunterschieden. Gute Landhimmelbedingungen am BTM 2019.


Zweitens die Vergrößerung so hoch wie möglich schrauben. Ich war mit 450x und 580x erfolgreich. Irgendwas dazwischen wäre in der Nacht ideal gewesen, aber ich hatte nicht das passende Okular 4mm Okular zur Hand.


Drittens dann Merope genau hinter der Feldblende des Okulars verstecken und eventuelle Reflexe etc. so einstellen, dass der Nebel nicht überstrahlt wird. Dabei kann helfen, Merope an verschiedenen Stellen der Feldblende aus dem Gesichtsfeld zu schieben, um die beste Position zu finden. Sehr hilfreich natürlich, wenn das Teleskop eine Nachführung hat. Mein ServoCat hat hier einiges erleichtert, es geht aber auch ohne, wie in der gleichen Nacht noch an einem 20 Zoll Dobson nachgewiesen.


Alternativ kann man vorne am Okular auch mit einer Feldblende (Gesichtsfeld halb abblenden) arbeiten, wenn das Okular bzw. das Gesamtsystem zu viele Reflexe am Rand verursacht. Hier gibt es in der Regel weniger Probleme mit Reflexen, da man Merope dann in der Gesichtsfeldmitte "ausblendet". Dort spielen Abbildungsfehler eine geringere Rolle als am Rand des Gesichtsfeldes.


Übrigens, auch bei diesen hohen Vergrößerungen hilft ein Komakorrektor am Newton für Kontrast und Abbildungsqualität am Rand des Gesichtsfelds. Was gerade hier eine große Rolle spielt.


Die interessante Frage ist wieder, mit welcher Minimalöffnung lässt ich IC 349 noch beobachten (ich werde es mal mit nem 5 Zoll Refraktor versuchen, auch wenn das wohl nichts wird... :D ), ab zwölf Zoll sollte aber was zu machen sein. Ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen, visuell wie fotografisch. Und wenn es mit IC 349 nicht klappt, die Plejaden selbst sind dann ein guter Trost ;)


cs und alles Gute,

Uli

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  • Hallo Uli,


    Ich habe IC 349 vor einigen Jahren von Spanien aus beobachtet. Gerät war ein 14 Zoll Newton.


    IC 349, 05:00 Uhr: Bei 430 fach schon zu erahnen. Bei ca. 1000 fach dann die Bestätigung. Ovaler, länglicher Nebel, der genau in der Mitte zweier Spikes steht und mit der langen Achse auf Merope zeigt.




    Das war damals eine geniale Beobachtungsnacht mit sehr gutem Seeing. Rechts oben sogar ein paar Perseiden.


    Anbei auch eine Zeichnung aus der selben Nacht.



    Gruß

    Oliver

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  • Hallo Uli,


    puh, da muss ich erst mal Barlowlinsen nachkaufen gehen - aber fordere die Leute mit den großen Lichteimern ruhig ein bisschen, ist schon recht 😀


    Kleine Ergänzung: Alternativ kann man sich mit kleiner Öffnung an den "großen Meropenebel" (wie heißt das Ding richtig?) halten, wie er auf folgendem Bild schön zu sehen ist - gibt den visuellen Eindruck ganz gut wieder:

    https://www.sternwarte-singen.de/images/plejaden_m45_21102012_bo2_1190x830vss.jpg


    Viele Grüße, Holger

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  • Moin,


    ich bin jetzt etwas verwirrt. Ich dachte immer IC349 wäre der „große“ Meropenebel. Sprich die großflächige Nebelwolke die sich von Merope aus südlich erstreckt und die auf Fotos immer gut zu sehen ist. Von diesem kleinen Fitzelchen höre ich tatsächlich das erste Mal. Sollte in Reichweite meines 16“ers liegen.


    Ich kann mir aber vorstellen, dass hier Kontrast extrem wichtig ist um Überstrahlung durch Merope zu vermeiden. Leider ist mein 16“er nicht so das Kontrastmonster und helle Sterne schmeißen immer einen Halo. Ich werde es aber dennoch mal versuchen.


    Danke für den Tipp:

    Marcus

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  • Coole Objektwahl, den wollte ich schon längst mal mit meinem 12"er probieren, denke aber nie dran wenn ich draußen stehe...


    Bin gespannt!


    CS

    Norman

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  • Hi Marcus,


    der große Merope Nebel ist NGC 1435.


    cs,

    Uli

  • Hallo zusammen,


    freut mich, dass euch die Objektwahl gefällt. Wenn das Wetter so weiter macht, wird es allerdings bis Januar dauern, bis es wieder zu beobachten ist. Obwohl Mondeinfluss wahrscheinlich nicht so stört, das Feld ist durch Merope sowieso aufgehellt.


    cs,

    Uli

  • NGC 1435 wurde 1859 von Wilhelm Tempel entdeckt, hier seine Zeichnung:



    Viele Grüße, Holger

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  • Servus zusammen,


    anbei noch der Entdeckungsbericht von Barnard:


    Barnards Meropenebel.pdf


    Ich weiss leider nicht mehr die Quelle, von der ich das kopiert habe. Edit: Doch: Astronomische Nachrichten, die hohe Zahl in Klammern hinter dem Entdecker im IC Katalog von Dreyer weist darauf hin.


    Und über die Sichtbarkeit von IC 349 (dem "inneren Meropenebel") wurde hier vor kurzem berichtet:

    HSp


    Ich werde ihn bei nächster Gelegenheit noch mal mit dem 28 cm Refraktor versuchen.


    Mit astronomischen Grüßen von Helmut

  • Hallo zusammen,


    und schon wieder so eine schwieriges Objekt, versteckt hinter Nebel und dem Schein von Merope. :)


    Da das Wetter grad nicht mitspielt und mir IC 349 bisher nicht aufgefallen ist habe ich mal geschaut,. ob der auch auf meinen wenigen Pleiadenbildern mit drauf ist, die ich mal mit dem 8" Newton hier vom Balkon gemacht habe. Noch ohne Guiding (was man an den Spikes sieht) und Filter. Dafür aber mit Stadtlicht :rolleyes:


    Und ich mein, ich hab ihn mit drauf, so auf 6:30 Uhr. Ganz sicher bin ich mir nicht. Man muss aber schon sehr an der Bildbearbeitung rumschrauben, damit er zu sehen ist. Hier mal ein Versuch, ihn sichtbar zu machen. Merope und die Nebel- sowie Sternumgebung haben dabei sehr gelitten.



    VG, Micha

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  • Hallo zusammen,


    IC 349 ist visuell ein schwieriges Objekt es erfordert hohe Vergrößerung bei gutem Seeing. Ich erinnere mich daran, es einmal in Reiner's 22"-Dobson gesehen zu haben, dabei war es hilfreich den Merope mittels eines Fadenkreizokulars mit etwas breiteren Fäden auszublenden. Fotografisch ist er auch nicht so einfach, anbei ein Link zu einem Foto von mir mit einem C8 bei 1400mm Brennweite:


    Meropenebel_211010


    Leider hat der Fokus nicht perfekt gepasst bzw. ist gedriftet, wegen schnell sinkender Temperaturen an dem Abend. Es ist der kleine Nebel rechts neben Merope.


    Viele Grüße

    Thomas

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