Hallo Zusammen,
ich habe vor zwei Jahren die IS abonniert, weil ich restlos begeistert war von den alten IS-Heften. Als ich das neue Sonderheft in den Händen hielt, war meine Begeisterung nun restlos verbraucht.
Es geht nicht darum der Redaktion vorzuschreiben was sie veröffentlichen soll, denn mein Geschmack ist nicht unbedingt der, der zu kommerziell erfolgreichem wirtschaften führt und sich mit anderen Geschmäckern oder Vorlieben deckt. Dennoch finde ich, daß prinzipiell hier ein falscher Weg gegangen wird.
Zuerst öffne ich das Heft. Dann blätter ich durch 9 Seiten Werbung und finde einen Artikel darüber, wie toll wer welche Okulare findet. Die Grafiken zur Analyse der Unfrage schaue ich mir nicht detailierter an, denn schon in der Grafik 4, "wo Okulare gekauft wurden" taucht die absolute Spitzenquelle "Supermarkt auf". Ich denke derartige Bezugsquellen für Amateurastronomen sind noch gar nicht richtig schätzen gelernt worden!
Daß die gesamte Unfrageauswertung eher die Darstellung von Wünschen denn von Tatsachen ist beweist Grafik 6: "Kriterien bei der Okuwahl". Daß Brennweite wichtig ist scheint klar, denn deswegen kaufe ich ja ein Okular. Aber daß Marke und Design unwichtig wären, deckt sich nicht mit meinen Beobachtungen, denn wenn jemand ein Oku in die Hand nimmt, schaut er zuerst auf den Herstellernamen, und dann ob das Teil gut aussieht. Gekauft wird wegen dem Aussehen und dem Renomee des Herstellers sowie des Preises. Für mich zeigt diese Auswertung, daß Werbung sehr wohl zu einem veränderten Kaufverhalten führt! Diskussionen in Astroforen seigen da ein anderes Bild!
Dann kommt auf den folgenden Seiten mein Lieblingsartikel. Ich will gar nicht auf Details des Ttextes eingehen, denn der entbehrt meiner Meinung nach fundiertem Beobachterwissen. Nur ein Satz: "Das Gesichtsfeld der Speers Waler kann weder mit noch ohne Brille voll überblickt werden". Nun ja, bei einem 80°-Okular scheint mit das auch relativ schwer möglich zu sein. Übrigens fehlt dieser Satz beim Ethos und Nagler sowie beim Williams, zumal die UWAs ja gerade deswegen gekauft werden, weil eben keine Feldblende den Blick beeinträchtigt. Stichwort Spacewalk-Effekt!
Die Zusammenfassende Liste "Okulare in der Praxis" fand ich dagegen wirklich lustig.
Da werden Okulare, die geradezu dafür bekannt sind, eine hohe Transmission zu erreichen, wie die Nagler oder Speers herabgewürdigt und zudem mit magelhaften Einblickverhalten abgestraft, während die Williams UWA dies genau alles haben...wie gewünscht. Daß diese mies verarbeitet sind, stört weniger, zumindest wird daß nicht so deutlich hervorgehoben wie es sein müsste (Schriftgröße 100 und blutrote Schrift). Man lese nur das Fazit des Artikels und es wird einem bewusst, wer die Auftraggeber des Artikels waren.
Der nächste artikel ist einfach nur schlecht, denn wenn ich schon die Hundert-Euro-Okularklasse vergleiche, was bitte haben da dann Pentax-Okus zu suchen, und wo sind die anderen Okus der 150Euro-Klasse. Und was bitte haben Hyperions da drin zu suchen? Die kosten normalerweise mehr als 100 Euro und nur im Sonderangebot passen die in diese Klasse! Murks und für Anfänger alles andere als Informativ...von ehrlich willich gar nicht reden!
Dann der Artikel über preiswerte Goto-Montierungen...mit Baby-Tak..ein richtiges Schäpperchen! Welcher Murks da üblicherweise drauf ist wird verschwiegen. Aber GOTO muss sein, und damit mann 1000 Objekte anfahren kann um zu erfahren: Sehen ist nicht mit preiswerten Teleskopen die da drauf passen! "Festzuhalten ist, daß mit keiner der
Montierungen verlässlich so präzise positioniert werden kann...", aber verlässlich präzise ist die Kohle weg!
Was danach kommt ist Werbung, Werbung, Werbung. Die Texte stehen sinn- und aussagegleich auf jeder zweiten Händlerhomepage und wirklich neu und interessant beleuchtet ist da gar nichts. Kein Wort über Mängel, Probleme etc. alles toll, super einfach fantastisch!
MEIN FAZIT: Diese Heft ist für Neueinsteiger als Marktorientierung gemacht worden, enthält gebündelt alle Werbeaussagen der Händler- und Hersteller und schlicht gar nichts Interessantes für einen Abonnenten. Ich gehe dabei davon aus, daß Leute die eine Zeitschrift abonnieren, nicht zu den Neueinsteigern gehören.
Mir tut es leid, daß die IS einen derart schlechten Weg beschreitet. Werbung in Hochglanz zu einem nicht gerade billigen Preis an Abonennten zu verhökern mag wirtschaltlich der richtige Weg sein,aber ich bezweifele, daß auf Dauer von einer Laufkundschaft gelebt werden kann. Laufkundschaft läuft eben auch schnell wieder weg, während die Amateurastronomen weiter auf dem Acker stehen werden. Ob allerdings Amateurastronomen derart kritiklos tausender um tausender ausgeben, wage ich zu bezweifeln. Und wer geld ausgibt informiert sich, aber nicht mehr in der IS, und das bricht der IS eines Tages das Genick, weil die IS nicht mehr als wahrhaftig und ehrlich wargenommen wird.
CS
Ulrich