Beiträge von Wma im Thema „Wie weit geht es zurück?“

    Hallo noch mal,


    vielen Dank für die ganzen interessanten Antworten. Zur 3K Hintergrundstrahlung ist mir jetzt einiges klarer geworden: Optisch sind wir "noch" nicht in der Lage bis zum Rand des Universums zu sehen. Da wir noch aus allen Richtungen ziemlich gleichmäßig die Hintergrundstrahlung empfangen, heißt dies, dass innerhalb eines knapp 14 Milliarden Lichtjahre großen Radius nirgendwo der "Rand" des Universums erreicht wird, denn sonst dürfte es in der entsprechenden Richtung keine Hintergrundstrahlung geben. Wenn man zum Nachdenken zunächst mal die Expansion vernachlässigt, dann würde dies bedeuten, dass das Universum minimal knapp 28 Milliarden Lichtjahre im Durchmesser hat. Berücksichtigt man dann noch die große Expansionsrate, wo würde man dann in etwa ankommen? Und das ist dann auch nur die Größe, die wir aufgrund der Wahrnehmung der Hintergrundstrahlung als Minimalgröße voraussetzen können.


    Thema "flaches Universum": ich glaube, ich habe das einfach nur falsch verstanden. "flach" heißt nicht "platt gedrückt", sondern "auf eine Fläche" und nicht z.B. "auf eine Kugel" projeziert, was heißen soll, wenn man von lokalen gravitationsbedingten Verzerrungen absieht verhält sich das Uiniversum so, wie wir es von einem normalen 3 dimensionalen Raum erwarten würden (was die Geometrie und z.B. die Innenwinkelsumme von Dreiecken angeht). Ist das richtig so?


    Da wir "optisch" (Hintergrundstrahlung) nur einen begrenzten Bereich des Universums erfassen können und sich in diesem Bereich kein "Rand" befindet, haben wir irgendeine Vorstellung, wie groß das Universum aktuell ist und wo in etwa wir uns im Universum befinden?


    Viele Grüße,


    Wolfgang

    Hallo,
    als Neuling in diesem Board habe ich mit Spannung diesen Thread verfolgt und eine Menge zum Verständnis beitragende Informationen erhalten. Trotzdem bleiben bei mir noch einige Fragen offen. Jetzt würde ich gerne wissen, ob ich das alles richtig verstanden habe und die Schlußfolgerungen korrekt sind. Daher habe ich eine Art Zusammenfassung der Beiträge geschrieben und bitte um Korrekturen, wo etwas nicht stimmt...


    Soweit ich das verstanden habe, hat sich mit dem Urknall der Raum quasi vom Durchmesser 0 beginnend ausgedehnt. Nach 380.000 Jahren hat sich der Raum so weit ausgedehnt, dass sich die darin enthaltene Masse zu einem großen Teil zu Atomen geformt hat und zwischen den Atomen so viel Platz entstanden ist, dass Photonen die Chance hatten, eine größere Strecke zurückzulegen, ohne gleich auf vom nächsten Atom schon wieder absorbiert zu werden. Zu diesem Zeitpunkt bildeten sich also die ersten "leeren" Räume im Universum, durch die sich das Licht dann bewegen konnte. Bis dahin war das Universum also immer noch eine "komplett" massegefüllte Kugel (mit abnehmender Dichte), die nun anfing, aufgrund der Expansion, "Löcher" zu bekommen und bei weiterer Expansion wurden die "Löcher" so groß, dass man sie eigentlich nicht mehr als Löcher bezeichnen konnte, sondern nun eher umgekehrt die Materie betrachtete und sagt: sie bildet "Klumpen", Gaswolken, die sich aufgrund der Eigengravitation verdichten und irgendwann dann die Sterne hervorbringen werden. Während sich also der Raum weiter ausdehnt und mit ihm sich auch die "Klumpen" weiter in den sich vergrößernden Raum verstreuen (scheinbares Auseinanderdriften der Materie durch die Raumexpansion), kühlt das Universum immer weiter ab, wobei hierbei keine Energie verloren geht, sondern lediglich die Energie (nach Einstein gleichbedeutend mit Masse) auf ein größeres Raumvolumen verteilt wird. Als Ursprung für den Urknall können wir das Zentrum unseres Universums angeben, weil dort die "Blase" anfing sich aufzublasen. Die "Außenhaut" dieser Blase stellt die Grenzschicht zwischen Raum (unserem Universum) und dem Nichts dar, in dem sich unser Raum ausdehnt, wobei "Nichts" nicht das Vakuum darstellt, sondern die gänzliche Abwesenheit von Raum an sich. Da wir nie von außerhalb dieser "Blase" unser Universum betrachten können, kann also nichts (wie z.B. Lichterscheinungen o.ä.) vom Urknall auf uns zukommen, denn wir selbst sind ja ein Teil dessen was sich aufgrund des Urknalls vom Zentrum weg bewegt. Wir selbst sind also ein Teil von dem, was einer sehen würde, der von außerhalb des Universums auf den Urknall-Ursprung blicken würde. Halt! Denkfehler! Außerhalb des Universums ist kein Raum, in dem sich Licht bewegen könnte, denn selbst Licht braucht den Raum, um sich fortbewegen zu können. Da sich das Universum aber mit Überlichtgeschwindigkeit ausbreitet, würde man es auch dann nicht sehen können, selbst wenn sich Licht außerhalb des Raumes bewegen könnte, da der sich ausbreitende Raum schneller auf einen zukommen würde, als dessen Lichtemission. Aber zurück zum Urknall: Im Grunde genommen ist der Urknall eigentlich nicht das, was ich bei diesem Namen vermuten würde: eine Explosion der Materie an sich. Es ist eher die explosionsartige Expansion des Raumes. Und diese Expansion zieht nach sich, dass sich alle in diesem Raum enthaltene Materie auf das größer werdende Volumen verteilt, wobei dies nicht wie bei einer Explosion passiert (Materie wird vom Zentrum nach außen geschleudert), sondern die Masse "einigermaßen" gleichmäßig im Universum vorzufinden ist.


    Nun die diversen Fragen, die ich dazu habe:


    1) Warum ist der Urknall so abgelaufen? Aufgrund der extrem hohen Energie/Materie-Dichte hätte ich vermutet, dass durch die Gravitation sofort so etwas wie ein schwarzes Loch entstanden wäre.
    2) Wie ist die (sichtbare) Masse im Universum verteilt? Gibt es eine Häufung / höhere Dichte im Zentrum oder am Rand des Universums? Ist im Zentrum überhaupt Masse zu finden?
    3) Der Raum dehnt sich mit Überlichtgeschwindigkeit aus: heißt das, dass sich der Rand des Universums mit Überlichtgeschwindigkeit vom Zentrum entfernt oder wird das von Rand zu Rand gemessen und vom Zentrum aus gemessen ist es noch Unterlichtgeschwindigkeit?
    4) Wenn ich das richtig verstanden habe, ließ die Ausdehnungsgeschwindigkeit nach dem Urknall nach und hat sich denn irgdendwann wieder gesteigert. Weiß man warum? War die Ausdehnungsgeschwindigkeit jemals unter Lichtgeschwindigkeit?
    5) Ich habe gelesen, dass im Universum die normale Geometrie anwendbar ist. Daher vermutete ich, das Universum ist in etwa eine Kugel. Nun las ich aber auch, dass das Universum euklidisch flach ist. Und Prof. Harald Lesch sagte in einer Sendung, es hätte eine Sattelform. Wie soll man sich das alles genau vorstellen? Was ist damit gemeint?
    6) Was genau ist die 3K Hintergrundstrahlung? Liegt sie im Bereich des sichtbaren Lichtes? Die Bilder, die ich gesehen habe, machen den Eindruck, als hätte man eine Kugel von innen fotografiert. Ist dieser Vergleich passend? Sieht man da tatsächlich die "innere Wandung" der "Außenhaut" vom Universum? Würde das bedeuten, dass die Grenze zwischen dem Universum und dem "Nichts" kontinuierlich eine Strahlung aussendet?
    7) Hat die Raumausdehnung des Universums irgendeinen physikalischen Effekt auf uns? Könnte sie sich z.B. auf unsere Zeitwahrnehmung bzw. Konstanz der Zeit auswirken?


    Viele Grüße,


    Wolfgang