Hobbyastronomen sollte man nicht mit Astronomen vermischen. Meiner Meinung nach ist das nicht förderlich bei der Frage nach dem "Warum".
Denn schließlich liefert das, was hier unter den Hobbyastronomen als Astrophotografie bezeichnet wird, keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, sie sind sozusagen "nur pretty pictures". Abbild zuvor tausend mal abgebildeter Objekte ohne jeden wissenschaftlichen Nutzen ("Glückstreffer" ausgenommen, aber die gibt es auch bei visuellen).
Im hiesigen Kontext also davon zu reden, dass die Astrophotografie unser Weltbild bestimmt hat halte ich für Themenverfehlung. Es ist sehr wohl richtig, daß die Astrophotografie dies getan hat, so wie es die visuelle Beobachtung bereits viel früher tat. Das Argument hilft bei der Fragestellung aber nicht weiter, weil man dann von der professionellen Astronomie reden muss und nicht von der hobbymäßig betriebenen Astrophotografie, wie sie hier ausschließlich zu finden sind.
Der Grund für das Warum liegt also nicht in der Wissenschaft, es sei denn derjenige macht sich gehörig was vor. Es sind schon Gründe genannt worden, die einleuchten. Ich möchte aber noch einen Grund anbringen, der mich wohl endgültig auf den Forenscheiterhaufen bringen wird: bei den meisten der Astrophotografen habe ich den Eindruck, dass die Motivation zu einem großen Teil aus dem Herzeigen der Bilder geschöpft wird. Das ist für mich wertneutral (ich unterstelle explizit niemandem Narzismus!), aber von den Astrophotografen wird dieses Argument selten angeführt.
Die These mit den Astrophotografien als Einstieg fast aller Amateurastronomen ist verführerisch, aber ich durfte feststellen, daß die völlig unbeleckten Nicht-Astronomen es um ein Vielfaches aufregender und intensiver empfinden, sich mit einem Teleskop Saturn, Mond oder Orion reinzuziehen als die Hochglanzbilder anzuschauen. Ganz zu schweigen von dem ausgeprägten Desinteresse dieser Leute an den Bildern, die hier unter den Amateurastronomen entstehen. Das habe ich jedenfalls an meinem 35. zu meiner Überraschung feststellen müssen. Jeder Gast durfte mal durch den 12er auf Saturn und Mond guggen und es wurde auch solange intensiv genutzt wie die Leute ruhig vor einem Teleskop stehen konnten. Fotos? Uninteressant, die gäbe es ja überall zu sehen. Viel wichtiger die Frage, was es ungefähr kostet, damit man das selbst daheim stehen hat, damit man selbst durchschauen kann. Der Grund für den Einstieg wäre für wohl keinen an diesem Abend die Fotografie gewesen, ganz im Gegenteil.
Grüße,
Michael