Beiträge von Kerste im Thema „Teleskop vom Balkon betreiben?“

    ch habe nämlich schon Anfänger erlebt, die nach dem Ausfall ihrer elektronischen Helferlein völlig aufgeschmissen im Dunkeln standen.

    Das, fairerweise, passiert nicht nur Einsteigern. Hatten wir auf dem letzten öffentlichen Beobachtungsabend auch - eine Losmandy, bei der die Computersteuerung gestreikt hat und der Abend für die Problemsuche draufging. War zum Glück nicht das einzige Gerät auf dem Platz. (Wobei das auch sehr ungewöhnlich war – ein Schmidt-Cassegrain auf computergesteuerter Losmandy, ein Schiefspiegler in Dobson-Montierung und ein Schiefspiegler auf parallaktischer Montierung ohne Goto - war für die Gäste kein sehr repräsentativer Querschnitt durch den aktuellen Teleskopmarkt...)


    astrophin Bin da prinzipiell ganz bei dir, wobei ein 12"-Dobson auch nochmal etwas mehr wiegt und du ihn wohl nicht auf einem Unterbau stehen hast (vermute ich mal). Ich bin auch sehr gerne nur mit Leuchtpunktsucher unterwegs – weiß den StarSense-Luxus auf dem Balkon im Ort aber auch zu schätzen, wo es halt doch weniger Sterne zur Orientierung gibt. Und vor allem: Am ED80 habe ich 3° Feld, womit unter gutem Himmel auch Galaxienjagd unverschämt leicht ist. Selber Finden macht Spaß! Aber das ist zu wenig Öffnung, als dass ich das Gerät heute für einen Einsteiger empfehlen würde, der evtl. noch durch kein Teleskop geschaut hat.


    Ansonsten: Ja, die Optionen sind jetzt wohl bekannt, und hoffen wir, dass (nicht nur) in Bernds Nähe am Astronomietag klarer Himmel ist und sich die Chance zum Blick durch ein Teleskop bietet :)


    Beste Grüße,

    Alex

    Hi!

    Wow.... der Thread hat schon über einhundert Beiträge!

    ....und man hat es bisher noch nicht wirklich geschafft dem Hilfesuchenden einen 8-Zoll Dobson (das einzig Wahre ;) ) aufzuschwatzen ....ähh, sorry....ihn davon zu überzeugen....!!

    Doch, doch:

    also ein dobson 8zoll ohne starsense würde mir auch preislich besser gefallen :) gibs diese sky safari app auch in deutsch oder braucht man sowas garnicht?

    Geht nur noch darum, ob eine elektronische Aufsuchhilfe zu teuer ist :)


    Beste Grüße,

    Alex

    Hi!


    Dann formuliere ich das mal in "ins Spiel bringen" um :) Ist halt noch eine neue Baustelle, die eröffnet wird.


    In den StarSense-Threads werden ja auch ein paar alternative Lösungen wie FinderCam/PlateSolveCam angesprochen. Hier im schwarzen Forum: https://forum.astronomie.de/th…open.345348/#post-1801287


    Aber das sind alles Sachen, die ich erst empfehlen würde, wenn man schon mal etwas Erfahrung hat, basteln will und sich mit der Fehlersuche einfacher tut. Also erst, wenn ich weiß, ob ich nichts sehe, weil die Elektronik nicht mitspielt, oder weil das Objekt oder mein Standort für mein Teleskop zu lichtschwach oder zu ausgedehnt ist.


    Encoder-Lösungen mag ich persönlich an mobilen Geräten übrigens gar nicht. Das haben wir im Verein am Großfernglas – Berlebach-Stativ, 20x100-Fernglas auf APM-Gabel mit Nexus-Encoder. Jedesmal, wenn jemand über ein Stativbein stolpert, darf man die Referenzsterne neu einstellen. Und so viel schwerer und damit standfester als das Großfernglas ist ein 8"-Dobson auch nicht. Wobei der alte Nexus mit seinem 2-Zeilen-Display natürlich noch eine Nummer benutzerunfreundlicher ist als ein Planetariumsprogramm. Bei echtem Goto gibt's das Problem natürlich auch, wenn jemand gegen das Stativ stößt, aber dafür werde ich wenigstens mit einer Nachführung entschädigt. Encoder-Push-to ist heutzutage für mich nur eine halbe Sache und nicht mehr zeitgemäß, auch wenn es funktioniert.


    Beste Grüße,

    Alex

    Hi!


    Wenn die Grundvoraussetzung ist

    da ich absolut keine ahnung habe

    weiß ich nicht, ob es so zielführend ist, gleich den Eigenbau einer Encoderlösung zu empfehlen. Dass Fertiglösungen in der Regel billiger sind, ist klar – schließlich bezahlt man jemanden dafür, dass er das zusammenbaut.


    Und wenn es nur um Mond, Jupiter und Saturn geht, dann braucht es das alles tatsächlich nicht. Aber dann braucht es auch keinen 8"-Dobson. Da langt tatsächlich ein einfacher Refraktor der 200-300€-Klasse mit 70-80mm Öffnung (was halt ein halbwegs stabiles Stativ hat). Bei so 120-150x siehst du zwar noch nicht so viel, aber das ist schon hübsch anzuschauen. Aber ein 8"-Dobson kann ja noch mehr.


    Stathis : Fairerweise musst du das dann mit einer fertigen Push-To-Lösung vergleichen wie https://www.astroshop.de/teles…p-push-n-203-1000/p,51434 – Listenpreis 936€ (ja, der Aktionspreis ist billiger, aber das gibt's auch schon länger als StarSense, da sind schon eher Rabatte drin), und du musst Referenzsterne einstellen, und du musst das jedes Mal neu machen, wenn du die Montierung woanders hinstellst - was auf dem Balkon schon leichter passieren kann als auf dem Acker, wo Platz ist, um drum rumzugehen. Vor allem, wenn es auf einem vielleicht nicht bombenfesten Unterbau stehst. Du brauchst auch keine Wasserwaage, um das Teleskop absolut waagrecht aufzustellen. Und du brauchst noch eine SkySafari-Lizenz mit Teleskopsteuerung ab 20€: https://skysafariastronomy.com/ Dann werden zwei Referenzsterne eingestellt, und die Genauigkeit liegt bei bis zu 0,5° - also maximal ein Vollmonddurchmesser. Wenn für den Anfang nur 1,25"-Okulare im Budget sind, langt das, um ein Objekt trotzdem nicht im Okular zu sehen... StarSense ist da genauer - da finde ich sogar im 114/1000 Kat-Newton mit 20mm Beipack-Kellner auf Wackelstativ das Ziel. Und muss kein neues Alignment machen, wenn ich gegen das Stativ stoße.


    Und klar, einen 8"-Dobson mit Leuchtpunksucher und sinnvoller Ausstattung kriegst du für 600-700€ und brauchst dann gar keine App (wobei Celestron SkyPortal auf SkySafari basiert, kostenlos ist und den Himmelsanblick auch live auf dem Bildschirm zeigt – steuert aber nur Celestron Goto-Teleskope. Gibt's für umme im App-Store bzw. auch für Android. Zur Orientierung am Himmel ist das aber eine feine Sache). Dann kommt dazu halt noch eine Sternkarte etc., damit du die Objekte am Himmel selber finden kannst. Bei Mond und den hellen Planeten kein Problem, bei Deep-Sky-Objekten schon eher - vor allem, wenn dein Himmel heller ist und du nicht so viele Sterne siehst, an denen du dich orientieren kannst. StarSense ist ein schöner und funktionierender Luxus, der halt auch Geld kostet.


    Aber Vorsicht: Wenn du ernsthaft Planeten beobachtest, musst du hoch vergrößern, dass heißt, es muss alles stabil sein. Das Teleskop muss also stabil stehen. Und im Prinzip langen dir 6" Öffnung, weil du hierzulande – und von einem Balkon aus, wo die Luft nie so perfekt ruhig sein wird wie auf dem Acker – selten über 300x gehen kannst. Wobei Mars bei 300facher Vergrößerung erst anfängt, interessant zu werden.


    Was zeigt ein Teleskop je nach Öffnung überhaupt? Schau dir mal

    an (bitte wirklich anschauen!). Das sind Zeichnungen, die den Anblick recht gut wiedergeben.


    Und dann schau auf der nächsten Sternwarte vorbei: https://www.astrotreff.de/poi/index.php?map/


    Am Samstag ist nicht nur eine partielle Mondfinsternis, sondern auch https://astronomietag.de/ - falls das Wetter mitspielt, haben da die meisten offen. Schau vorbei, und vielleicht hast du nach der Finsternis auch die Chance mal zu versuchen, einen Planet manuell einzustellen. Dann weißt du auch, ob du Spaß am Suchen hast, oder nur Beobachten willst.


    Jetzt wird nämlich die Phase der Diskussion erreicht, wo jeder Vor- und Nachteil durchgekaut wird. Jetzt heißt es, weg vom Rechner und selber schauen, was dir zusagt und was dir Geld wert ist. Aber Vorsicht: Bei mir hat das dazu geführt, dass ich auf der nächsten Sternwarte Mitglied geworden war, keine Fehlkäufe getätigt hatte und wusste, was ich wollte. Als ich dann nach zehn Jahren Beobachtung mit den Sternwartengeräten und dem Fernglas an den Teleskopkauf gegangen war, wurde das ziemlich teuer. Dafür war kein Fehlkauf dabei :)


    Beste Grüße,

    Alex

    Hi!


    Statt einem 700€-Refraktor ohne Stativ würde ich bei 800€ Budget dann doch einen der Tabletop-Dobsons
    Celestron StarSense Explorer 130mm Tabletop Dobson
    # 822126 – 599,00 €

    oder wenn möglich
    Celestron StarSense Explorer 150mm Tabletop Dobson
    # 822127 – 699,00 €

    bevorzugen. Viel Öffnung hilft viel. Dann hier rumfragen, was an f/5 an leichten Weitwinkelokularen empfohlen wird (da müsste sich in der 100€-Klasse was finden), um zwei-drei Okulare dazuzukriegen, und bei Bedarf nächstes Jahr über ein Stativ nachdenken, wenn du weißt, ob du nur mit dem Tisch als Unterbau zurechtkommst, oder lieber mobiler wärst.


    Beim StarSense 70 bin ich ganz bei Günther. Und du sparst auch nicht viel, wenn du den als Teilespender nimmst, dir einen Adapter druckst/drucken lässt, um den Handyhalter dann an einem anderen Teleskop zu verwenden.


    Da musst du halt wissen, ob du den StarSense-Luxus willst, oder dich ins Objekte suchen einarbeiten willst (was auch Spaß macht und seit Generationen gemacht wird – aber unter dunklem Himmel besser funktioniert).


    80mm Öffnung würde ich für den Einstieg nur bedingt empfehlen – damit geht sehr viel, wenn man einen guten Standort und Beobachtungserfahrung hat. Für den Einstieg kann das heute schnell enttäuschen. Daher sind die 10cm-Refraktoren schon sinnvoll – aber auch unhandlicher.


    Zum Vorschlag des Spektivs: Da geht halt am Planet nicht viel, und ein Leuchtpunktsucher ist Pflicht. Orientierung am Himmel mit Schrägeinblick ist nicht so einfach. Bei diesem Leuchtpunktsucher ist auch ein Adapter für Spektive dabei. Ansonsten bin ich ja für Ferngläser und Spektive immer zu haben, aber sie haben ihre Grenzen.


    Beste Grüße,

    Alex

    Hi!


    StarSense (genauer: StarSense Explorer, bestehend aus der StarSense Explorer App und einem Teleskop mit StarSense-Dock; es gibt noch ein StarSense-Zubehör für computergesteuerte Teleskope, das ist was anderes) funktioniert wie folgt:


    Du hast eine manuelle, azimutale Montierung – also irgendwas zwischen einer Dobson-Montierung und einem Videoneiger, je nach Modell. Das bedeutet: Keine automatische Nachführung, sondern einfach waagrecht hinstellen und Objekte selber durch Schubsen einstellen. Beim Dobson wird einfach am Teleskop gezogen/geschoben; andere Montierungen haben noch Feintriebe.


    Der StarSense-Part ist jetzt, dass da eine Handyhalterung dran ist, in die du das Handy legst, sodass es über einen Spiegel in den Himmel schaut. Du musst einmalig das Kamerabild im Handy mit dem Anblick im Okular in Einklang bringen. Das ist genau wie die Sucherjustage, nur dass du hier das Teleskop auf ein weit entferntes Objekt (Kirchturm, Bergspitze) richtest, das im Okular zentrierst und dann auf dem Handy den Punkt antippst, den du im Okular siehst. Fertig.


    Dann richtest du das Teleskop auf den Sternenhimmel, das Handy bemerkt die Bewegung, macht ein Foto, analysiert das und zeigt dir auf der Sternkarte an, was du gerade im Teleskop siehst.


    Dann kannst du entweder über die Objektsuche oder auf der Karte aussuchen, was du gerne sehen würdest, und auf dem Dsiplay werden Pfeile eingeblendet, in welche Richtung du das Teleskop bewegen musst. Das machst du solange, bis das Objekt zentriert ist und das Fadenkreuz im Handy grün wird.


    Du bewegst das Teleskop, weil du an den Tisch kommst oder ein Baum im Weg ist? Kein Problem, das Handy merkt die Bewegung, macht ein neues Foto und weiß, wo das Teleskop jetzt hinzeigt.


    Klingt fast zu schön um wahr zu sein, funktioniert aber erstaunlich gut. Nur wenn du ganz nach oben in den Zenit schaust, gibt es manchmal Probleme, aber da ist es auch nicht so leicht, die Montierung zu bewegen.


    Die Dobsons machen einen soliden Eindruck und sind ihr Geld wert, die Einsteigerteleskope haben die üblichen Stabilitäts-Probleme der selben Geräte ohne StarSense, nur dass man mit ihnen tatsächlich Ziele findet. Bessere Okulare gehören halt noch dazu. Caveat: Die Tischdobsons kommen erst im November auf den Markt; die großen habe ich mal auf einer Messe gesehen. Aber der 150/750er kommt mir vernünftig vor, auch wenn er nur einen 1,25"-Auszug hat. Aber gerade wenn du vom Balkon aus unter nicht perfekt dunklem Himmel unterwegs bist, langt das eigentlich. Etwa 2° Bildfeld, 6,4 mm Austrittspupille und 24x Minimalvergrößerung sind mit einem 32mm-Okular machbar, da kann man schon was mit anfangen.


    Celestron hat hier https://starsenseexplorer.simcur.com/ eine Liste mit definitiv kompatiblen Handys.


    Von der Technik: Es gibt die SkyPortal App fürs Handy - wieder was anderes, aber die gibt dir Eindruck, wie du damit navigierst. Schönes Video finde ich auf Youtube auf die Schnelle nicht. Eventuell das hier, das zeigt es im Einsatz:

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    Eventuell brauchst du noch eine Powerbank für dein Handy, das braucht recht viel Strom.


    Beste Grüße,

    Alex

    Hallo Bernd,


    nachdem du meinen kompletten Beitrag zitierst - zu was genau?


    Meine Ausrüstung habe ich auf meiner Webseite vorgestellt, und zu StarSense-Umbauten ist der verlinkte Thread auf Astronomie.de voll mit Infos und Erfahrungen. Ob es hier im Forum auch einen Thread gibt, weiß ich grad gar nicht. Von den Geräten mit Stativ würde ich weitestgehend die Finger lassen (außer vielleicht dem 102AZ Refraktor), da die Montierung nicht die stabilste ist – aber mit StarSense trotzdem brauchbar. Ich hatte mit den 114er Kat-Newton geschossen, diese Geräte sind für ihre schlechte Abbildung berühmt (da ist eine Korrektorlinse im Okularauszug, die nicht justierbar ist...). Die Montierung ist so eine klassische Einsteigermontierung, die erstmal ein gutes Stück nachgibt, wenn man eine Klemmschraube anzieht. Aber mit StarSense findet man die Ziele trotzdem, während man mit dem selben Gerät ohne StarSense keine Chance hat, ohne Frust zu beobachten.


    Die Dobsons haben dann gleich eine vernünftige, benutzbare Montierung drunter, da taugt die Mechanik auch was. Die Okulare sind halt die üblichen Beigaben – zu sinnvollen Okularen am 150/750-Dobson können dir andere mehr sagen; ich habe keinen Newton im Einsatz.


    Ed Ting hat den großen 10"-Dobson mal getestet, wenn Englisch kein Problem für dich ist:

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    Gibt auch einen Eindruck von der Größe von dem Teil – 8" sind etwas handlicher :) Das schöne ist, dass es wirklich egal ist, ob du an das Teleskop stößt oder es woanders hinträgst – bei klassischem Goto sind dann deine Referenzsterne weg; hier schaut das Handy einfach nach, wohin das Teleskop jetzt zeigt.


    Ach ja: Das Handy sollte halbwegs aktuell sein und eine gute Kamera haben, bei mir werkelt ein iPhone 12 Mini.


    6" Öffnung zeigen auch schon ordentlich was. Meine 80mm würde ich für den Anfang nicht empfehlen, und 8" sind zwar die Grenze, ab der sehr viele Objekte schön aufgelöst werden, aber das ist auch schon ziemlich groß. So ein 6"-Tischnewton dürfte noch ins Regal oder zumindest auf eine nicht zu breite Kommode passen.


    Beste Grüße,

    Alex

    Hi!


    Um mal auf das Ursprungsthema zurückzukommen: Ja, Teleskop auf dem Balkon geht, kann sinnvoll sein und hat seine Einschränkungen.


    Hier ist mein Aufbau für die Sonnenbeobachtung:

    Ein 80/900 Vixen-Refraktor auf der bereits erwähnten Vixen GP-DX; in dem iCap-Zelt links ist der Computer für Teleskop- und Kamerasteuerung.


    Das ganze steht auf einem Holzklotz und einer Halbsäule, damit ich einerseits näher an die Brüstung komme und nicht so viel Himmel durch Dach und Markise verliere, und mir andererseits den Aufbau des großen Stativs spare. Ich habe ein Berlebach Uni 28, das nur ein ausziehbares Beinsegment hat – damit ist es stabil, aber auch sperrig: Etwa eine Kofferraumbreite vom Ford Focus, und damit ist es nicht ganz einfach, es durch die Wohnzimmer- und Balkontüre zu bugsieren und auf dem Balkon auszuziehen und aufzustellen. Das hatte mich mehr genervt als ich gedacht hatte...


    Als Größenvergleich: Auf dem Acker sieht das dann so aus (mit einem ED80/600-Refraktor und bequemem Einblick im Stehen):

    Ein Refraktor will halt ein hohes Stativ, weil der Einblick hinten und unten ist. Damit ist es auch breitbeinig.


    Vorteil vom Balkon: Die Hemmschwelle, kurz was aufzubauen, ist nicht besonders hoch, und man hat alles in Reichweite.


    Nachteil vom Balkon: Eingeschränktes Sichtfeld - wobei ich zuhause meist Sonne mache, die ist dann nur Nachmittags sowie im Hochsommer zur Mittagszeit unsichtbar, wenn sie entweder hinter dem Hauseck oder zu hoch am Himmel steht. Ich komme halt nicht in den Zenit.


    Und die Montierung einnorden ist auf dem Balkon nicht ganz trivial, weil ich einerseits den Polarstern nicht sehe und andererseits nicht immer genug Sterne sehe, um mit den üblichen Software-Helferlein die Montierung einzunorden. So eine parallaktische Montierung muss mit einer Achse auf den Himmelspol zeigen. Mit der festen, einmal eingenordeten Säule funktioniert das ganz gut, ich muss die Montierung nur draufsetzen und bin für visuell genau genug aufgestellt.


    Mit einer voll-manuellen azimutalen Montierung (wie beim Dobson, oder auf einem Stativ) hast du das Problem nicht, die funktioniert wie ein Videoneiger oder Kugelkopf. Wenn sie zusätzlich Goto (automatische Objektpositionierung und Nachführung) haben soll, musst du Referenzsterne einstellen und hoffen, dass du genug vom Balkon aus siehst.


    Vorteil von Refraktor und Schmidt-Cassegrain/Maksutow: Heckeinblick. Ich kann mit der Säule so nah wie möglich ans Geländer und habe das Okular noch auf meiner Seite vom Geländer.


    Der Refraktor liefert ein schönes und knackscharfes, sehr ästhetisches Bild. Jupiter und Saturn sind bei 150x, was so etwa meine Maximalvergrößerung mit 80mm Öffnung ist, wunderschön. Aber man sieht halt nicht so viele Details wie in einem größeren Teleskop, das höher vergrößern kann. Size matters...


    Vorteil vom Newton: Du siehst für das selbe Geld einfach mehr, weil mehr Öffnung da ist.


    Zum Maksutow als Planetenspezialist: Der hat halt eine sehr lange Brennweite, damit bleiben (überspitzt gesagt) eigentlich nur Mond und Planeten als schöne Beobachtungsziele. Für ausgedehnte Galaxien und Nebel vergrößert er zu hoch bzw. hat ein zu dunkles Bild, und der Sekundärspiegel ist größer als beim gleich großen Newton. Damit hat er einen schlechteren Kontrast als ein gleich großer Newton – aber der Newton hat Spikes (diese Strahlen um Sterne), die einige schön finden und die andere völlig nerven. Im Vergleich zum Refraktor ist ein sagen wir 127mm-Mak einem gleichgroßen, guten und langbrennweitigen 125mm Refraktor gnadenlos unterlegen – aber der Refraktor ist dann schon sehr lang und schwer und unhandlich, während der Mak klein und kompakt ist, keine so massive Montierung braucht und öfter eingesetzt wird. Und es ist ja nicht so, dass man damit keine Sternhaufen und Doppelsterne anschauen könnte. Letztlich hat jedes Teleskop seine Vor- und Nachteile und seine Berechtigung, die eierlegende Wollmilchsau gibt's nicht. Spaß machen sie alle, wenn die optische Qualität was taugt und Stativ + Montierung stabil genug sind, dass nichts zu sehr wackelt.


    Aber ein Punkt wurde noch gar nicht angesprochen: Kennst du dich am Himmel aus?


    Falls ja, langt dir ein guter Sucher plus Sternkarte und ein Dobson ist ideal, falls nein, stellt Goto auf dem Balkon neue Herausforderungen. Einerseits musst du wissen, was du überhaupt anfahren kannst, und andererseits musst du passende Referenzsterne für die Goto-Initialisierung finden. Mit eingeschränktem Bildfeld und hellem Stadt/Dorfhimmel kann das anspruchsvoll bis frustrierend sein. Für einen Leuchtpunktsucher gibt es eventuell zu wenige Orientierungssterne, und die üblichen 6x30 Winzig-Sucher taugen eh nichts.


    Ich nutze dafür mittlerweile sehr gerne die StarSense-Technik von Celestron: Da setzt du dein Handy ans Teleskop, die Handykamera analysiert den Himmel und zeigt dir auf dem Display, wohin das Teleskop gerade zeigt und wohin du es schubsen musst, damit du was interessantes siehst. Im Nachbarforum gibt's einen Monsterthread dazu:

    Digitale Teilkreise mit Encodern und Kabeln war Gestern -> Heute gibt es Plate-Solving
    Auch hier zuerst mein Dank an Alex (Kerste) der mich überhaupt auf die Idee gebracht hat. Ich wollte einen Sucher für mein Großfernglas, aber irgendwie passte…
    forum.astronomie.de

    Du hast nicht so das Erfolgserlebnis wie beim Arbeiten mit einer Sternkarte, wenn du was gefunden hast, aber dafür findest du die Ziele schnell. Und ob das Handy die Dunkeladaption stört, ist auf dem Balkon eh egal.


    Celestron lässt sich die Technik natürlich ganz gut bezahlen... Wobei das aktuelle Sortiment so aussieht, dass es relativ günstige Geräte gibt (die klassischen Einsteigerteleskope auf Stativ), die gerne ausgeschlachtet werden, um StarSense dann an vorhandenen Teleskopen zu nutzen. Ihr Nachteil ist das gerne unterdimensionierte Stativ/Montierung:

    Celestron StarSense Einsteigermodelle


    Ich habe mir da auch ein billiges Set als Messeangebot geholt und nutze davon nur die App:

    Das Handy hängt rechts am Teleskop in einer selbstgebauten Halterung mit Umlenkprisma. Links ein klassischer Leuchtpunktsucher, in der Mitte noch ein Sonnensucher.


    Zum Glück gibt es mittlerweile auch eine ganze Reihe von Dobsons, mit denen man ernsthaft beobachten kann:

    Celestron StarSense Dobsons


    Der 150/750 Tabletop-Dobson auf optionalem Stativ wäre vielleicht der sinnvollste Kompromiss (wenn das Stativ stabil genug ist und du noch vernünftige Okulare dazukaufst): Kompakt genug für den Balkon oder um doch mal schnell mal rauszufahren auf den Acker, und du findest die Ziele schnell und einfach. Nachteil ist der Preis und die Verfügbarkeit – Fernrohr kommt wohl nächsten Monat, das Stativ nächstes Jahr. Aber das geht natürlich auch auf einem Tisch, oder man bastelt selber was.


    Wenn du dich am Himmel schon auskennst oder selbst zurechtfinden willst, kannst du auch was günstigeres nehmen und musst dir über den Aufpreis für StarSense keine Gedanken machen. Aber für den Plan, einfach hinstellen, Objekt auswählen und sich zeigen lassen, wie man es findet (ohne genau zu wissen, wo es ist), passt das schon ziemlich gut.


    Beste Grüße,

    Alex