Beiträge von astrometer im Thema „Castor mit Beugungsringen“

    Hallo Stephan,


    ja, das kenne ich:

    Manchmal ist der Wunsch Vater des Gedankens. …

    Vage Beinahesichtungen von Prokyon B hatte ich in diesem Jahr schon mehrere. Aber richtig gesehen, und sei es auch nur blickweise, habe ich ihn nie. Meist „war da irgendetwas“, aber nach einer Viertelstunde schien es unter einem anderen etwas Positionswinkel zu sein. Da muss man dann ehrlich zu sich selbst sein und sich sagen: So schön es auch wäre, aber gesichert ist es nicht. Mir hilft dabei auch meine Sirius-B-Leidensgeschichte: Den hab ich sogar über Jahre immer wieder vergeblich versucht, bis ich ihn 2022 endlich zweifelsfrei hatte (und dann auch gleich videografiert).


    Aber prinzipiell möglich ist es mit 5“, denke ich. Und mit einem SC sicher noch eher als in einem Newton oder klassischen Cassegrain wegen der Spikes, die vielleicht die schwache Komponente überlagern.


    CS, Jörg

    Hallo Guntram, Helmut, Ralf und Roland,


    danke für Eure Erfahrungen, Ratschläge und netten Kommentare.


    Ich sehe die Sache eigentlich recht entspannt, zumal ich im praktischen Einsatz überhaupt keine Zweifel an dem Instrument habe. Seit fast einem Vierteljahrhundert ist der EDF-S 130 mein Alltagsteleskop, wenn ich den GRF messen will, ohne dass gleich eine gesamte Beobachtungsnacht daraus wird. Er ist noch relativ leicht, lässt sich am Griff bequem herumtragen und kommt deshalb auch auf dem Wäscheboden zum Einsatz, wenn es auf den Blick von Nordost bis Südost ankommt, der mir vom Balkon aus fehlt. Mit dem 130er komme ich auf gut 40 Einsätze im Jahr. Mit dem TEC 180 sind es deutlich weniger.


    Konkret zum 30. April: Ich habe in dieser Nacht auch visuell beobachtet. Mit den 16mm Abbes komme ich hinter Extender, ADC und Denkmeier X-Switch auf maximal 266x. Das ist normalerweise dir Grenze. Aber nicht in dieser Nacht. Wie schon in #1 geschrieben, hatte ich zeitweise den Eindruck, hinter dem 180er zu sitzen. Also habe ich in einem Anfall von Was-auch-immer die 5mm Takahashi LE ins Bino gesteckt. Das waren dann 850x, d.h. 0,15mm Austrittspupille! Und was soll ich sagen – das Bild war nicht mal schlecht. Die Komponenten Castors sahen wie kleine Planetenscheibchen aus: kreisrund und relativ scharf begrenzt.


    Um so mehr haben mich später die Summenbilder gewundert. Was ich mittlerweile für die Hauptursache halte, hatte ich bereits in #7 geschrieben. Zuerst hatte ich nur an Temperatur + Tubusseeing gedacht. Aber das gewichtsbedingte Durchhängen des vereinigten Zubehörs von OAZ bis Kamera ist wahrscheinlich die Hauptursache.


    Ich habe in dieser Nacht noch rund 80 GB Mondvideos belichtet (und mich die ganze Zeit geärgert, dass ich nicht den 180er aufgebaut hatte). Das auszuwerten, wird noch eine Weile dauern und meine Stromrechnung belasten (nächtliche Rechenzeit!).


    Zu Guntrams Vorschlag, über die richtige Lagerung nachzudenken: Die Diskussion, dass man ölgefügte Optiken am besten vertikal lagern sollte, habe ich seinerzeit verfolgt. Theoretisch mag da was dran sein, aber in der Praxis? Ich lagere meine drei Geölten immer vertikal in ihren Koffern bzw. den 130er griffbereit in einer Rohrwiege und hatte in der visuellen wie fotografischen Beobachtungspraxis nie Probleme dadurch. Es kann natürlich sein, dass es sich auswirkt, wenn die Beugungseffekte so weit vergrößert, wie es bei Doppelsternen und ihren Beugungsringen der Fall ist. Aber manchmal muss man es auch gut sein lassen und sich einfach nur am Beobachten freuen.


    CS, Jörg

    das bedeutet wohl zusammengefasst, dass der Stern in der Mitte des Sensors nicht in der Mitte des Objektivs steht!?

    Nachtrag: Oder gleichst Du das aus?

    Hallo Günther,


    das wäre zu einfach. Genau genommen ist der Sensor nicht nur senkrecht zum Durchstoßpunkt der optischen Achse des Objektivs durch die Bildebene verschoben, sondern die optische Achse des Gesamtsystems aus Objektiv, ADC und zwei Extendern weicht von der Geraden ab. Aus dieser Verkippung ergeben sich Exzentrizität, eine Neigung der Bildebene und somit Abbildungsfehler. Vermeiden ließe sich das wohl nur durch einen komplett verschraubten Aufbau und einen wesentlich stabileren OAZ. Natürlich geht es hier nur um sehr kleine Abweichungen, die sich möglicherweise nur auswirken, wenn Beugungsscheibchen und -ringe abgebildet werden.


    CS, Jörg

    Hallo Guntram, Hallo Chris,


    danke, dass Ihr mich bei der Ursachensuche unterstützt. Manchmal braucht man ja so einen Schubser, um in die richtige Richtung zu denken und die Dinge besser zu machen.


    Hier mal einige Überlegungen: Es erscheint mir ziemlich unwahrscheinlich, dass die temperaturkompensierenden Objektivfassungen von Astrophysics Verspannungen produzieren. Deshalb sollte ich erst mal nach anderen möglichen Ursachen fahnden. Um von f/6 auf die f/34.5 zu kommen, war hinter dem OAZ ein ziemlich langer Aufbau nötig: Zunächst der Gutekunst-ADC (Extender + Keilplattenelement) mit drei Ringschwalben, dann eine 2“-Baader-Clicklock-Klemme, darin eine 40 mm lange 2“-Verlängerungshülse mit Ringklemmung, in der wiederum der FFC, an dem zwei jeweils 40 mm lange T2-Hülsen, daran Nikon-Bajonett männlich, und ganz hinten die ASI 2600 MM mit Nikon-Bajonett weiblich und Filterschublade. In Summe sind das (ohne nachgemessen zu haben) an die 40 cm Klapperatismus, die 4 bis 5 kg auf die Waage bringen und den armen 3“-Feathertouch-Auszug einseitig belasten.


    Als ich dieses Monster zusammenschraubte und -steckte, war ich mir der Unzulänglichkeit bewusst, dachte aber: Wenn ich einen Doppelstern aufnehme, ist die Verkippung der Bildebene zu vernachlässigen. Offenbar ein Irrtum. Allein ein Richtungswechsel beim Fokussieren führte zu einer Auslenkung des Sterns von ~ 10“. Das wäre das Kippspiel des nur ganz leicht geklemmten OAZ. Weitere Kippstellen sind die beiden Ringklemmungen hinter dem ADC, hier vor allem die 2“-Verlängerungshülse. Sie ist im Durchmesser ein paar Zehntel mm zu groß, so dass der FFC möglicherweise exzentrisch und/oder verkippt geklemmt wird. Und schließlich noch die Nikon-Bajonettverbindung. Während die bei Kamera und Objektiven zuverlässig passt, haben die Nachbauten aus dem Astrobereich fast immer etwas Spiel.


    Das ist ja alles kein Wunder, werden die Verfechter geschraubter Verbindungen jetzt sagen. Allerdings hab ich schon Unsummen für die verschiedensten Gewindeadapter ausgegeben, und wenn ich dann so etwas zusammenbaue, fehlt mir doch noch irgend einer. Also behelfe ich mir mit dem, was da ist. Außerdem ist die Kamera hinter dem Nikonanschluss perfekt auf 55 mm Abstand eingestellt. Das mag ich auch nicht jedesmal auseinanderbauen, wenn ich in Projektion fotografiere.


    So, das waren jetzt sehr viele technische Details. Wenn Ihr die mal in Summe wirken lasst – könnte das die Ursache sein?


    CS, Jörg

    Hallo Helmut, Hallo Günther,


    danke für Eure schnellen Reaktionen. Also doch eine Verspannung. Da wird der 130er wohl mal etwas Zuwendung brauchen. Ich habe das Rohr seit 1999. Hat nie Probleme gemacht, sieht aus wie neu, hat aber jede Menge Temperaturwechsel hinter sich.


    CS, Jörg


    PS: Danke der Nachfrage, Helmut, es geht mir gut. Ich hoffe, Dir auch.

    Hallo,


    die Nacht vom 30. April zum 1. Mai war eine Ausnahmenacht: Trotz sehr hoher Transparenz war das Seeing so gut, dass ich am 130er EDF-S fast den Eindruck hatte, hinterm TEC 180 zu sitzen. Entsprechend groß war meine Hoffnung, endlich Prokyons Begleiter zu sehen – nach gefühlt 20 erfolglosen Versuchen in den vergangenen Monaten. Prokyon A zeigte ein recht sauberes Beugungsscheibchen, aber nirgendwo in den nur leicht gestörten bis zu drei Beugungsringen war ein schwaches Pünktchen, Fleckchen oder was auch immer zu entdecken. Wenn schon nicht visuell, dann vielleicht videografisch? Also die Kamera montiert, bei wenigen Millisekunden fokussiert und dann die ganze Spanne bis hinunter zu 2 Sekunden durchprobiert. Zwischendurch stellte ich Castor ein, der einen ähnlichen Abstand der Komponenten hat, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo ich suchen musste. Wieder zu Prokyon. Nichts, leider!

    Gegen den Frust hab ich dann zwei Filme von Castor aufgenommen. Die wurden so gut, dass ich das gemeinsame Summenbild kaum schärfen musste und trotzdem je drei saubere Beugungsringe hatte. Die leicht dreieckige Form der Scheibchen und die ungleichmäßige Helligkeitsverteilung in den Ringen könnte daran liegen, dass das Instrument noch nicht lange draußen war und folglich noch etwas Tubusseeing hatte. An eine Verspannung der ölgefügten Optik wollte ich erstmal nicht denken. Hat dazu jemand eine Idee?


    CS, Jörg



    PS: Auf dem Ipad sehe ich den jeweils zweiten und dritten Beugungsring nicht, aber mein kalibrierter Monitor zeigt sie.