Beiträge von Kalle66 im Thema „Numerische Simulationen reproduzieren Schlüsseleigenschaften von Asteroiden und Kometen“

    Ich find's erstaunlich, was die Rechenleistung von heute alles zu lässt. Als ich mich vor ~10 Jahren eingehender über die Mondentstehung schlau machte, galt es noch als ungelöstes Problem, wie die Verklumpung den Sprung zwischen molekulare Kräfte (van-der-Waals-Kräfte) und Gravitation hingekriegt hat. Denn dazwischen gibt es die Größe von einigen Zentimeter bis zum Kilometer für Klumpen, die man mit Molekularkräfte nicht mehr, aber mit Gravitation noch nicht so wirklich erklären konnte.


    Für den Laien vielleicht noch der Hinweis. Auch wenn da viel Chaos herrscht und man sich fragt, warum ausgerechnet die Erde dabei (mit Mond) entstehen konnte ... Es geht hier um universelle Prozesse, die mehr oder weniger überall bei einer Sonnenentstehung stattfinden. Kann man vergleichen mit Ozeanwellen am Strand. Ob eine bestimmte Welle die frisch gebaute Sandburg wegspült ist eine Sache, aber Wellen gibt es am Strand immer.


    Last but not least: Solche Simulationen entstehen nicht losgelöst, als ob die Forscher da ein neues 3D-Ego-Shooterspiel programmieren würden. Sondern die müssen das mit vielen unterschiedlichen Daten abgleichen. Z.B. mit den Materialproben der Geophysiker, wenn sie Bruchstücke von Meteoriten auf Herz und Nieren analysieren und dabei nicht nur die chemische Zusammensetzung, sondern innerhalb der chemische Elemente die Isotopenverteilung ermitteln. Das ist wie in der Forensik, wenn man anhand von Zähnen sagen kann, wo jemand seine Jugend verbracht hat. Bestimmte (nicht nur radioaktive) Spuren aus dem Trinkwasser lagern sich in der Jugendphase in die Zähne ein.


    Als ich damals die Mondentstehung verstehen wollte, war ich zunächst enttäuscht, dass auf eine Abhandlung über die Crashtheorie ca. 100 Arbeiten über Gesteinsanalysen kamen, die eine Hälfte über Mondgestein, welches in der Apollozeit gesammelt wurde, die andere Hälfte über Meteoriten und profanes irdisches Gestein. Bis mir klar wurde, erst damit gewinnen die die Sicherheit zu den Theorien und können u.a. das Alter der Erde auf +/- 20 Mio Jahren auf 4,543 Mrd Jahre beziffern (eine Genauigkeit, als ob man den Geburtstag eines 12-Jährigen per Zahn- und Haaranalyse rekonstruieren würde).