Hallo Felsenbrecher (um’s mal zu entenglischen),
mit dem Thema Montierung stellst Du ein (mindestens!) ebenso wichtiges Kapitel der erfolgreichen Teleskopbeschaffung in den Raum. Ohne hier auf bestimmte Marken oder Produkte einzugehen, will ich nur einen Grundsatz loswerden, den ich in mehr als 50 Jahren mühsam und teils nur über schmerzhafte Fehlentscheidungen gelernt habe:
Eine Montierung kann niemals zu groß und zu stabil sein!!!
Das ist natürlich überspitzt. Zwei Wahrheiten sind aber, dass erstens der größte Teil der Komplettteleskope mit einer zu schwachen Montierung verkauft wird, und zweitens der größte Teil der Kunden eher bereit ist an der Montierung zu sparen, als ein kleineres Fernrohr zu kaufen.
Mal ein Beispiel. Auf meinem Balkon ist eine AP 900 GTO stationär aufgebaut. Auf ihr setze ich je nach Beobachtungsziel Refraktoren von 50 bis 180 mm Öffnung ein. Der leichteste wiegt 2 kg, der schwerste 26,5 kg. Mit dem Zeiss E 50/540 ist es ein Genuss, auf der schweren Montierung zu beobachten. Ich hatte ein solches Rohr als Jugendlicher auf einem primitiven Kinostativkopf mit Wackelstativ und habe damals nicht annähernd so viel gesehen wie heute. Setze ich den 110er TEC oder den 130er AP auf die AP 900, dann ist sie auch noch gut, aber schon nicht mehr so felsenfest und perfekt wie für den Minirefraktor. Und wenn ich den TEC 180 montiere, dann bin ich froh, dass ich einen Motorfokus habe, weil das Bild beim Fokussieren von Hand deutlich zittert. Und ich bin dankbar, wenn es windstill ist, weil jeder Windstoß das Teleskop trotz der massiven Säule unter der Montierung zittern lässt.
Mir ist bewusst, das diese Aussagen nicht gerade ermutigend sind. Denn selbst für einen Vierzöller brauchtest Du schon eine Montierung, die sich kaum noch für grab and go eignet. Sie soll ja parallaktisch sein und nachführen. Die damit verbundene Masse ist der Grund, weshalb relativ viele Leute eine hochwertige azimutale Montierung vorziehen. Du wirst also Kompromisse eingehen müssen. Entweder ein kleineres Teleskop (~80 mm) und eine dazu passende Montierung. Oder ein größeres Teleskop (>100 mm) und eine nur noch eingeschränkt transportable – oder eben eine zu leichte Montierung, mit der die Bilder zittern und man die Lust verliert.
Das beste Teleskop ist eines, das 1. so leicht aufzubauen ist, dass man sich nicht jedesmal dazu überwinden muss, das 2. eine so gute Abbildung hat, dass man nicht mehr darüber nachdenkt, sich ein besseres zu kaufen, und 3. das so stabil montiert ist, dass die gute Abbildung wirklich entspannt und verlustfrei genutzt werden kann.
CS, Jörg