Beiträge von astrophin im Thema „Nordamerikanebel (NGC 7000) - Die Große Wand“

    Noch soviel. Es geht doch gar nicht darum. Selbstredend bin auch ich nicht ausgebildeter "Astronom", wie wohl fast alle hier. Es geht mir darum, dass aus meiner Sicht sich hier ein paar Leute in geradezu sphärische Ebenen hochschiessen, die bloss imaginär sind. Meinen, sie würden hier irgendwelche astronomisch-wissenschaftliche Authentizität hochhalten. Die Illusion könnte nicht grösser sein.


    Gruss

    Nenn doch mal ein Beispiel anstatt zu veralgemeinern und zum rundumschlag auszuholen..

    Guten Abend Zusammen


    Das ist eine Frage die wir uns alle zwischendurch stellen sollten: was ist ein coolen/gutes Astrofoto?


    Ich persönlich, versuche für mich vor jeder Aufnahme eine Zielsetzung zu formulieren. Diese kann so unterschiedlich sein, wie die Objekte selbst, wie zum Beispiel:


    - folgendes Detail will ich herausarbeiten können

    - ein bestimmtes Ereignis (wie zum Beispiel ein Komet in der Nähe eines DS Objektes)

    - Ich will dieses Objekt trotz widrigen Umständen ablichten

    - irgendwie ist heute CS und ich hab nichts geplant

    - Ich will ein schönes Bild einer Interessanten Region, weils mir einfach spass macht


    Jedes Bild ist anders, hat seine eigenen Qualitäten (und auch schwächen). Ich kann keine Allgemeine Definition kreieren was ein tolles Bild ausmacht, da sind die Objekte doch zu unterschiedlich. Wenn sie ästhetisch ansprechend präsentiert sind, gefallen mir die Bilder. Ästhetisch kann da ganz vieles bedeuten und bedingt nicht 20h aufnahmen und aufwändige Bearbeitung. Es gibt viele "einfache" Aufnahmen hier, die mir gut gefallen, weil sie ein bestimmtes Detail zeigen, ein Ereigniss, eine grosse Tiefe oder was auch immer. Ästhetik ist für mich aber auch, eine stimmige Bearbeitung, ein interessantes Framing, schöne Farbbalance. (Bevor nun ein falscher Eindtuck entsteht: ich weiss das selbst nicht jeden meiner hier genannten Kriterien erfülle, deshalb sege ich mich auch gerne weiterhin als Anfänger).


    Wenn meine eigenen Bilder meine Zielsetzung erfüllen, dann bin ich glücklich. Ivh würde lügen wenn ich behaupten würde, ich habe nicht freude daran, wenn andere das Bild auch mögen. Ich glaube der springende Punkt hierbei ist, dass fehlende likes nicht enttäuschen sollten.


    Lange Rede kurzer Sinn: Wenn ein Bild die Erwartungen des Erstellers erfüllen, ist es doch ein gutes Bild. Das kann mir gefallen aber muss es nicht.


    EDIT: das selbe gilt für mich übrigens auch für Zeichnungen und Beobachtungsberichte. Wenn ich bei einem Bericht ein Bild durchs Okular vor dem geitigen Auge habe und vom enthusiasmus oder der exaktheit der beschreibung gepackt werde, find ich das genau so schön wie ein tolles Foto.


    CS, Seraphin

    Astro_Achim

    Ich sehe hier niemand der jemanden in der Luft zerreißt.

    Und hier ist nun jemand, der aus den Roh Daten wirklich alles raus geholt hat..

    Ich glaube ich und einige andere finden genau das eben nicht. Es wurde nicht herausgeholt, sondern reingezeichnet. Das kann den anfänglichen Aussagen von möglichst realistisch und detailreicher als viele andere Aufnahmen nicht gerecht werden.

    Ich bin mir sicher ohne diesen opener sondern einem Text wie:ich habe meine Biider aus neugierde so bearbeitet oder ich find das toll, hätte keine Kontroverse ausgelöst. Ich bin nicht einverstanden mit: 1.)kleiner Aufwand 2.)kostengünstig und 3.) Detailreichen und realistischer. Wenn du genau liest, geht es hierbei gar nicht um das Bild, sondern die dazugehörigen aussagen.


    CS, Seraphin

    Hi Norbert


    Wie bereits gesagt finde ich das Bild interessaant, auch die arbeitsweise finde ich durchaus spannend auch wenn die Technologie (noch) nicht wirklich funktioniert.


    Aber das

    musste ich (und einige andere wohl auch) sofort denken, was ist das für ein Superteil, und wie verkauf ich mein ganzes herkömmliches Gerödel.

    war definitiv nicht mein gedanken. Sondern eher warum sind da Strukturen wo keine sind und warum fehlen sie dort wo sie sind, warum sind teile das Bildes total überschärft und andere weichgezeichnet, woher kommen diese Farben usw..


    Im dem Sinne hat es mein Interesse geweckt aber nicht weil ich selber solche Bilder produzieren möchte. Mir gefällt meine falschfarben Cygnus Wall bedeutend besser, weil mehr details und feinere Strukturen darin enthalten sind und der Aufwand war wohl nicht viel grösser als Stellina und herkömmliche Bildbearbeitung. Auch der finanizelle unterschied zwischen einer Stellina und meiner Ausrüstung ist nicht gross, also auch da ist es nicht äpfel mit birnen vergleichen.


    CS, Seraphin

    Hi Chnuschti

    Wo die Astronomie, buchstäblich! allermeist nur noch den weit entfernten Background darstellt. Gehe soweit zu schreiben, dass die Objekte selber +/- eigentlich wurscht sind, der Kick ist die "Bannung" der Photonen, zusammen mit dem "ich hab es gemacht!". Je weiter/dunkler, desto "heroischer", wo die "Heldentat" augenscheinlich mit der Anzahl Stunden der Belichtung korreliert?

    Also mit Verlaub, in 99% der Fälle gehts doch um "pretty pictures", und dementsprechend wird aus das Software-Prozedere daran ausgerichtet.

    ich finde es ziemlich anmaßend, dass du zu wissen meinst was die Motivation von 99% der fotografisch Aktiven hier sei.. Verallgemeinern ist immer schwierig.

    Selbst wenn jemand einfach schöne Bildern machen will und sich nicht für die Objekte in astronomischen Sinne interessiert, ist das doch völlig in Ordnung. Es ist auch völlig in Ordnung seine Bilder durch eine KI zu jagen wenns Freude macht, es ist unser Hobby, die Hauptaufgabe eines Hobbys ist Spass machen.

    Wenn es dir nicht zusagt und du nichts damit anfangen kannst, ist das kein Grund alle in einen Topf zu schmeißen und das Interesse an Astronomie abzusprechen..

    Hi Drehn

    Jemandem seine Fotos so klein zu reden ist wirklich doof. Es sind Fotos. Denn:

    das war sicher nicht als klein reden gemeint. Ich verstehe deinen Punkt, aber es ist schon ein unterschied ob wir mit Bearbeitung das rausholen was da ist, oder eine KI Details hinzufügt die nicht im Bildmaterial vorhanden sind. Ich bin einverstanden, realistisch im Sinne von "so würde es aussehen wenn wir dort wären" ist auch die klassische Astrofotografie nicht. Ist ganz klar auch nicht mein Ziel, und das geht vielen so. Das wäre ehrlich gesagt auch ziemlich langweilig, weil nicht wenige Objekte so schwach sind, oder ausgedehnt sind, dass das menschliche Auge sie gar nicht sehen könnte (Flächenhelligkeit usw.)

    Zudem müssten wir noch definieren was realistisch bedeutet. Ist es das Auflösevermögen des menschlichen Auges? Das heisst ein Orionnebel mit abgebildetem Trapez ist unrealistisch? Es entspricht der Realität dass im Zentrum ein Sternhaufen existiert, dann ist es eher unrealistisch wenn das Trapez überbelichtet ist? Es hängt doch völlig davon ab, was das Bild zeigen soll. Will ich die starke Dynamik in M42 betonen, dann ist das Zentrum ausgebrannt. Will ich das trapez auflösen und die feinsten Ausläufer, das Objekt in ganzem Ausmasse sozusagen, ist es ein ganz anderes Bild. Und beides ist doch vollkommen in Ordnung und beides ist in meinen Augen Fotografie. Wenn ich aber in Photoshop meinen M42 zeichne, ist es keine Fotografie sondern Kunst (das ist völlig Wertfrei). Fotografie heisst nunmal "mit Licht malen" und nicht mit Software.

    Bei diesen Bildern haben wir nun beides. Als Grundlage ist da eine Fotografie und wir haben eine KI die darin zeichnet (auch das ist völlig Wertfrei). Die KI erkennt Strukturen und korrigiert die vorhandenen Bilddaten entsprechend und das manchmal gut manchmal schlecht.


    Für mich hört Fotografie dann auf, wenn künstlich Information hinzugefügt wird. In der Tageslichtfotografie unterscheidet man auch zwischen Fotografie und Composit (auch das ist völlig Wertfrei). Auch da ist die Unterscheidung manchmal fliessend: ich glaube wir sind uns einig dass ein retouchierter Pickel und eine neu konstruierte Nase zwei unterschiedliche Dinge sind.


    Ich finde es grandios wenn sich leute mit der Astronomie beschäftigen und jeder soll das genau so ausleben wie es ihm persönlich spass macht. Ob die Bilder nun gefallen oder nicht, ist völlig individuell und unerheblich, wir sind ein Forum und das lebt von Vielfalt. Das einzige was in meinen Augen nicht funktioniert, ist die Zielsetzung von möglichst Realitätsnah (erstens müsste das definiert werden, zweitens gelingt das nicht durch den Einsatz einer KI). Auch das ist völlig Wertfrei und redet nichts klein, aber eine KI die Strukturen erkennt, Katalogisiert und entsprechend manipuliert, kann nie realitätsnahe ergebnisse liefern.


    CS, Seraphin