Auf durch die Politur in den Strahlengang einreflektiertes Licht ist er auch eingegangen.
Du zitierst ein paar Aussagen von Couder, ohne auf den Kontext zu achten.
Les surfaces polies ne vont elles pas donner lieu à des reflets nuisibles? Pour voir que cette crainte est vaine, considérons d'abord l'observation au foyer Cassegrain: comme les lames sont parallèles à l'axe optique, d'un point du champ pris à quelque distance de l'axe on aperçoit une image du ciel par réflexion très oblique sur les lames.
Die Betonung liegt auf Cassegrain-Fokus. Frei übersetzt schreibt er: Unter dem extremen Streiflichtbedingungen, spielt es (hinsichtlich Reflexionen) keine Rolle, ob die Streben poliert sind oder nicht; der Vorteil einer besser temperierten Strebe aufgrund einer versuchsweise aufgeklebten polierten Alufolie ist in der Abbildung sichtbar. Nur eine Strebenachse wurde versuchsweise modifiziert. So konnte er die Spikes Alu-Hochglanz/geschwärzt direkt vergleichen.
Eine ähnliche Diskussion wurde hier im Forum an anderer Stelle ausgiebig geführt und zwar mit der Fragestellung: Wie gut ist welche schwarze Farbe, um unerwünschte Reflexionen zu minimieren? Je flacher der Streiflichtwinkel, desto glänzender wirken Mattlacke und es bedarf zusätzlicher Partikel im Lack (z.B. Sägemehl, Faserstoffe) oder gar textile Oberflächen wie DC-Fix Verlours.
Couder macht dann noch ein paar Aussagen, die am Standort in der Haute-Provence durchaus relevant sind. Z.B. dass seine geschwärzte Streben am 80cm-Teleskop dort um 2,7 K unter die Lufttemperatur abkühlten. Offensichtlich ist die Luft dort so trocken, dass damit der Taupunkt nicht überschritten wurde, der würde das sonst begrenzen. Und dass sich an den 10cm breiten Strebenblechen dann eine Grenzluftschicht bildet, welche in der Abbildung nachteilig auffällt, sprich zusätzlich Licht in die Spikes einbringt und das Beugungsscheibchen verschlechtert.
Da sollte man überlegen, ob man davon bei kleineren Öffnungen überhaupt betroffen ist. Das Auflösungsvermögen ist öffnungsabhängig schlechter. Es stellt sich die Frage, ob man den Effekt überhaupt merkt. Auch die Bleche sind kleiner, so dass die kleinere Grenzschicht weniger den Lichtweg beeinflussen kann. Der Effekt selbst fällt schwächer aus. IMHO bis 20-Zoll eine Diskussion um Kaisers Bart.
Zum Newton-Fokus schreibt Couder:
Passons au foyer newtonien; l'œil placé au foyer peut apercevoir par réflexion sur les lames une certaine région intérieure de la partie haute du tube: cette région devra être noircie.
frei übersetzt: Das im Fokus platzierte Auge kann durch Reflexion an den (glänzend polierten) Streben einen bestimmten inneren Bereich des oberen Teils des Innentubus sehen: dieser Bereich muss geschwärzt werden.
Couder geht stillschweigend davon aus, dass die polierten Streben so tief im Tubus sitzen, dass sie nur die Tubusinnenwand in den OAZ spiegeln. Und das tut er deshalb, weil er für das stationäre Teleskop eh eine Verlängerung des Tubus bis an die Dachkuppel vorsieht. (Wir sagen dazu Taukappe).
Ajouter au tube du télescope un prolongement aussi long que le permet la grandeur de la coupole pour diminuer l'angle solide sous lequel est vu le ciel.
Zum thermischen Verhalten von Oberflächen:
Couder geht noch auf eine andere "Kleinigkeit" ein, die hier im Thread, aber auch in anderen Diskussionen immer wieder angekratzt wurden, aber von vielen nicht wirklich beachtet wird. Im relevanten IR-Wellenlängenbereich (~10 Mikrometer), wo nachts Strahlungsverluste zu Abkühlungen führen, spielt die Lackfarbe (Pigmente im Lack) selbst keine Rolle, denn die Emission stammt von der Kunststoffmatrix des Lacks und nicht von den Pigmenten. Kurz: Ob ein Tubus weiß, schwarz oder rot lackiert ist, ist nachts egal. Man muss schon blank poliertes Alu nehmen, wenn man nachts die Absorption-/Reflexionsparameter ändern will. Tagsüber unter Sonnenschein, das möchte ich anmerken, spielt die Pigmentierung durchaus eine Rolle. Das Maximum ist bei Sonnenlicht bei so 0,5 Mikrometer (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenstrahlung).
Und im Zusammenhang mit dem Strahlungsmaximum von 10 Mikrometer Wellenlänger eines Schwarzkörpers bei ~280 K möchte ich zusätzlich auf etwas hinweisen. Wasserdampf absorbiert zwischen 3 und 10 Mikrometer als Treibhausgas ganz gut. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto geringer fallen Strahlungsverluste aus. Kurz: Ob man in einer feuchten Nacht überhaupt auf 2,7 K Unterkühlung kommt, wie Couder es in der Haute-Provence gemessen hat ... jetzt mal unabhängig davon, ob damit der Taupunkt unterschritten wird ... bin mir da nicht sicher. Im Winter, wenn es generell kälter ist und die Luft, absolut weniger Wasserdampf enthält, fallen Strahlungsverluste größer aus.