Hallo Markus,
ich habe mir den Artikel von André Couder mal vorgeknöpft und versucht, mich in Sprache und seine Zeit nebst Ausdrucksweise einzuticken.
http://www.astrosurf.com/altaz/effetthermique.htm
André Couder hat bei seinen Versuchen - er hat statt kaltem Blech einen quergespannten Draht genommen - Unterschiede in der Bildwiedergabe festgestellt. Ebenso hat er Temperaturunterschiede Luft vs. Blech bei Windstille feststellen können.
Ein Versuch an einem Spinnenarm mit aufgeklebtem polierten Aluminium war für ihn erfolgreich, als sich die Bildwiedergabe verbesserte. Ausdrücklich ging er auf das Problem Windstille ein. Blech braucht Wind oder künstliche Konvektion, weil sich sonst seiner Auffassung nach, eine Luftschicht über das Blech legt, die wärmer ist, als das Blech selbst.
Poliertes Metall ist besser als nicht poliertes „Enfin, diminuer le pouvoir émissif des lames.„
Wind ist besser als Windstille „Accroître le coefficient de convection par une ventilation forcée.„
Verfolgt hat er das Seeing mit einem wenig vergrößernden Okular „Pour vérifier cette prévision sur le télescope de 80cm, j'ai simplement recouvert les lames telles qu'elles existent d'une feuille d'aluminium poli, épaisse de 15 m , fixée sur un enduit adhésif résineux. L'opération ayant été faite sur une seule des deux lames en croix, on a d'abord observé l'image avec un oculaire faible.“.
Auf durch die Politur in den Strahlengang einreflektiertes Licht ist er auch eingegangen.
Seine Versuche hat er am Stern und 80cm Teleskop des Observatoire de Haute-Provence durchgeführt.
Télescope de 80cm OHP
Das oben in den links erwähnte 1,93m Teleskop existierte da noch nicht. Ich würde nicht ausschließen, dass seine Erkenntnisse in die Konstruktion des 1,93m einflossen.
Demzufolge ist die Messung von Temperaturunterschieden Luft vs. Blech in der Größenordnung einige Grad Celsius erwartbar.
Ich würde es scherzhaft so verkürzen: Wer nicht poliert, sollte wenigstens ventilieren …
Grüße, Pardon
Nachtrag 22:10Uhr:
Rein von der Sprachführung her habe ich den Eindruck, dass er von vornherein zwei auffordernde Ratschläge parat hat.
- Die Abkühlung der Bleche unter die Lufttemperatur zu minimieren. Und zwar durch Reduzierung des Emissionsgrades der Bleche.
- Die Zerstörung der Luftkissen über den Blechflächen durch Ventilation.
Die Temperaturmessungen bestätigen ja nur die bekannte Annahme. Je größer der Temperaturgradient, desto breiter das Luftkissen, desto unangenehmer das Seeing. Seine Ratschläge liegen 73 Jahre zurück. An Spinnenarme aus CFK war nicht zu denken. Ebensowenig an die heutige Beschichtungstechnik.
Das Kernproblem ist der unvollkommene Wärmeaustausch zwischen Spinnenarm und Luft, verbunden mit einer Art Luftkissenbildung. Der Temperaturunterschied ist nur ein graduelles Problem, kein prinzipielles.
Dieser Wärmeaustausch lässt sich bekanntermaßen ganz pragmatisch mit künstlicher Ventilation verbessern und die Luftkissen en passant dabei zerstören. Die Faszination hat halt ihren Preis …
Très chic wäre es, wenn die Hochglanzpolitur verbunden mit einer Keillösung genügte …
Und am Ende, haben wir mit den Werkstoffen, die uns heute für die Spinnenarme und deren Beschichtung zur Verfügung stehen, vielleicht ganz andere Möglichkeiten in Reichweite, die Couder noch nicht mal erahnen konnte …