Beiträge von Stathis im Thema „Seeing durch FS-Spinne“

    ... kommt auf die Oberfläche, auf die Glassorte und auf das Messgerät an.

    Nein, das ist alles fast komplett egal. Schaut dir mal den Absorptionsgrad = Emissionsgrad von allen möglichen Glassorten an, egal ob blank oder rau. Sie haben immer Werte von ca. 0,9. Die Messgeräte die ich kenne, funktionieren alle gleich. Für sie ist Glas undurchsichtig wie Pappe, Holz oder Gipskarton, ob blank poliert oder mit K320 aufgeraut macht nur ca. 5% Unterschied. Die Feuerwehr mag andere Messgeräte / Kameras haben, um Glutherde im nahen Infrarot besser aufspüren zu können.

    Vorhin erst durch einen Versuch überprüft. Bei einem beschichteten Planspiegel von vorne mit IR-Thermometer gemessen. Zeigte 22° (Raumtemperatur) an. Den Spiegel auf der Rückseite mit einem Föhn aufgeheizt. Die Raumtemperatur (Wand in 3m Entfernung) änderte sich dadurch nicht, die gemessene Temperatur an der Verspiegelung stieg aber auf 28° an und sank mit dem langsamen Abkühlen des Spiegels dann wieder auf 22° ab

    Was war das für ein Spiegel? Oberflächenverspiegelt, oder normaler Alltagsspiegel der von hinten mit Alufolie beklebt ist?

    eine Glasoberfläche kann mit einem Infrarotthermometer nicht gemessen werden.

    Hallo Robert,


    das mache ich aber ständig mit meinen Spiegeln die ich poliere. Es würde mich wundern, wenn ich es all die Jahre falsch gemacht hätte und passt auch nicht zu meinem bisherigen Verständnis über Strahlungsaustausch Thermodynamik.


    Für sichtbares Licht und nahes Infrarot hat Glas hat einen hohen Transmissionsgrad von ca. 90%. Der Reflexionsgrad für sichtbares Licht liegt bei poliertem Glas und blankem Fensterglas bei ca. 5%,. Nur ein kleiner Teil wird absorbiert und wieder als Infrarot wieder emittiert, der Emissionsgrad ist klein.


    Für Infrarotstrahlung im Temperaturbereich in dem wir hier reden (ca. 300 K, ca. 5 my Wellenlänge), sieht sie Sache komplett anders aus. Hier liegt der Transmissionsgrad praktisch bei Null und der Emissionsgrad bei hohen 90%. Anders gesagt, Glas ist für Infratotstrahlung im Bereich bis +100°C undurchlässig, es verhält sich wie eine Holzwand. Siehe noch mal die bereits oben von mit verlinkte Tabelle.


    Das ist ja gerade das Gute am Werkstoff Glas. Wir können durchgucken (hohe Transmission für sichtbares Licht), es lässt die warme Sonnenstrahlung durch (hohe Transmission für nahes Infrarot im Bereich bis ca. 3 my Wellenlänge), aber lässt die Wärmestrahlung im ferneren Infrarot im Bereich ab 5 my nicht mehr durch. Deshalb funktionieren Treibhäuser und deshalb schützen unsere Glasfenster uns recht gut vor der Kälte.

    Vielleicht kann ich als gelernter Thermodynamiker etwas zur Aufklärung über die Funktionsweise von Infrarotthermometern beitragen. Es gilt:

    1. Emissionsgrad + Reflexionsgrad + Transmissionsgrad = 1

    2. Blank spiegelnde Metallflächen reflektieren auch im Infraroten, haben somit einen geringen infrarot Emissionsgrad von kleiner gleich 0,1 (s. Tabelle).

    3. Infrarotthermometer messen die Emission der zu messenden Oberfläche im Infraroten und rechnen diese in eine Strahlungstemperatur um, die der eines idealen schwarzen Strahlers entspricht + Korrekturwerte für die Umgebungstemperatur, Emissionsgrad und Messdiode (genaueres hier).


    Daraus folgt, dass man mit dem Infrarotthermometer hochglanzpolierte spiegelnde Metalloberflächen nur sehr ungenau messen kann. Was man in diesem Fall misst, ist nicht die Fläche selbst, sondern hauptsächlich die Fläche, die vom "Spiegel" reflektiert wird.


    Ich habe selbst ein Infrarotthermometer, so ähnlich wie das von Gert verlinkte, jedoch von vermutlich besser Qualität (jedenfalls was meines teurer). Damit kann man Oberflächen mit hohem Emissionsgrad und dementsprechend geringem Reflexionsgrad gut messen, z.B. Holz, matt lackierte Teleskoptuben, Spiegelrückseiten von Teleskopspiegeln, auch Vorderseiten von unspiegelten Teleskopspiegeln, Pechhäute zum Polieren (dafür nutze ich es am meisten), Stirntemperatur beim Spiegel polieren oder lesen dieses Threads hier :), usw. Wenn man die verspiegelte Spiegelvorderseite oder das hochglanzpolierte Metall messen will, muss man, wie bereits vorgeschlagen, eine dünne matte Folie wie z.B. Kreppband drüber kleben.


    Problematisch wird das Messen kleiner Flächen wie z.B. Spinnenarme aus gewisser Entfernung. Mein IR-Thermometer ist mit einem Messwinkel von 5° angegeben, das stimmt jedoch nicht besonders genau. Bei einem Spinnenarm wird man mit dem Messgerät sehr nahe rangehen müssen und selbst dann ist man nicht sicher, ob man nicht noch die Flächen im Hintergrund mit misst.


    Wenn ich mit meinem Gerät eine weiße Hauswand messe (Emissionsgrad 0,95), streuen die Einzelmessungen um ca- +/- 0,3 Grad, das finde gut genug für meine Anwendungen. Sehr gut kann man damit auch die Temperaturunterschiede am Teleskoptubus zwischen zum Himmel abstrahlender Oberseite und vom Boden angestrahlter Unterseite messen (bei den großen Unterschieden wundert man sich, wie Volltuben überhaupt funktionieren können). Ob das aber reicht, um die - wenn überhaupt vorhandenen - sicher kleinen Effekte von potentiellem Spinnenseeing reproduzierbar zu messen?