Beiträge von Rainmaker im Thema „Astrophysik an bayerischen Gymnasien“

    Hallo Ratte,


    hast Du die recht sportlich formulierten Ziele im Lehrplan gelesen? Du kannst das natürlich einfach so als gegeben hinnehmen in einer Zeit in der Lernen scheinbar als schnellstmögliches Erfassen, Erbrechen und Vergessen begriffen wird. Du könntest Dich aber auch fragen, wie man diese Ziele überhaupt an einer eher durchschnittlich ausgestatteten Schule erreichen will und wie realistisch es ist, solche Ziele unter den entsprechenden Gegebenheiten zu formulieren.

    O.k., Realismus und Schule, dass sind ja eher zwei paar Schuhe, zumindest in Deutschland. Warum? Na, weil Forschung direkt am Objekt aus rechtlichen Gründen nicht geht. Die Folgen kannst du dir denken und solche Lehrpläne sind eine direkte Folge davon.


    Die Sache mit dem Beobachten wird an vielen Schulen eh nicht funktionieren. Zum einen muss dafür ein kompetenter Lehrer vorhanden sein, der Zeit und Lust hat. Meiner Erfahrung nach geht die Sache schon beim ersten Punkt schief. Dann müssen die Schüler in der Lage sein zur gegebenen Zeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule zu kommen. Für die Hinfahrt mag das noch funktionieren, aber zumindest im ländlichen Bereich wird das für die Rückfahrt nicht mehr funktionieren. Spätestens beim Thema Wetter kann man sich aber die Sache gleich schenken, denn da wird dann erwartet, dass es an dem Abend verlässlich klar ist und zwar zum Zeitpunkt der Absprache, also mindestens ein bis zwei Tage vorher. Das ist dann auch der Grund warum alles was hier an Schulen zum Thema Astro gelaufen ist in kürzester Zeit eingestellt wurde.

    O.k., das ist nicht wahr. Die Asto-AG am örtlichen Gymnasium starb eines schnellen Todes, weil der Lehrer von den Mitgliedern forderte sich ausschließlich mit der Datengewinnung zu den von ihm gewünschten Themen zu beschäftigen. Halt ein klassischer Fall von Weltfremdheit.

    Gehen wir aber mal zurück zu den in den Lehrplänen formulierten Zielen und den örtlichen Gegebenheiten. Wenn Du das mal auf andere Themen überträgst, dann wirst Du sehen, dass wir in dieser Hinsicht in Deutschland Weltspitze sind. Wir formulieren für alles und nichts tolle Pläne und scheitern dann kläglich an den Realitäten. Du kannst das meinetwegen Staatschelte oder weiß ich was nennen, ich nenne dies das beständige Leben in einer Traumwelt und es wird uns in der nächsten Zeit gewaltig auf die Füße fallen. Wir lösen hier keine Probleme mehr, wir schaffen und verwalten sie.



    MfG


    Rainmaker

    Hallo Ratte,


    es war zwar nicht als Fach vorgesehen, aber durchaus als Inhalt in den Fächern Physik und Geografie/Erdkunde. Vielleicht hat man es damals für überflüssig gehalten solche Inhalte zu unterrichten, schließlich waren solche Flachmaten wie Flacherdler damals noch nicht ganz so weit verbreitet. Heute wäre es sicherlich absolut notwendig, aber wohl noch weniger leistbar.


    Es tut mir leid, wenn Du das Problem um das es mir ging nicht verstehen möchtest. Du kannst dich auch gern darüber lustig machen, aber Du kannst versichert sein, dass ich dir und auch keinem anderen Wünsche so in einem Krankenhaus behandelt zu werden, nur weil es nicht genügend Personal gibt um mit den grundlegenden Aufgaben fertig zu werden.



    MfG


    Rainmaker

    Moin Mädels,


    die können in die Lehrpläne so viel hochtrabendes Hineinschreiben wie die wollen, die Realität sieht dann zumeist sehr viel trauriger aus. Lehrkräfte sind kaum ausreichend vorhanden und kompetente Lehrkräfte schon mal gar nicht. Selbst bedingt qualifizierte Quereinsteiger sind nicht mehr zu bekommen und die sich überall auftunden Lücken in der Personaldecke zu stopfen. Die Lehrpläne sind in dieser Hinsicht nur Gewäsch, was von der Realität noch nicht eingeholt wurde ...

    Solcherlei Probleme tun sich übrigens an vielen Stellen im Lande auf. Ich durfte mich in den letzten Wochen intensiv damit beschäftigen, was akuter Personalmangel, inkompetentes und unflexibles Personal, sowie schwere Hygienemängel mit meinem alten Herrn angestellt haben und das obwohl er Privatpatient ist. Ich möchte jetzt nicht zu viele Worte dazu verlieren, aber ich hätte nicht gedacht, dass unser Gesundheitssystem im ländlichen Bereich so kaputt ist und das obwohl ich in den letzten Jahren oder besser Jahrzehnten schon mehrfach Fehlleistungen oder komplettes Versagen von Ärzten erlebt habe.

    Man könnte mit dem "Gemecker" hier noch sehr viel weiter machen, ich nenne nur mal kurz die Sichworte Benzinpreisbremse, Gaspreise, Gasumlage und erneuerbare Energien. Eigentlich wären es noch sehr viel mehr solcher Stichworte, aber eigentlich immer läuft es auf massive Versäumnisse des Staates hinaus. Zumindest für mich scheint es so, als ob wir in den letzten Jahren/Jahrzehnten nur noch von der Substanz gelebt hätten und alle notwendigen Regelungen und Aktualisierungen durch viel inhaltsloses Geschwalle und Bürokratie ersetzt worden wären.


    MfG


    Rainmaker


    PS: Astronomie oder alles was damit zu tun hat wurde in meiner Schulzeit nie behandelt, aber das macht nichts, denn in den Jahrgangstufen 10-13 ist Biologie komplett entfallen, Physik gab es nur in der 12, aber auch nur ein halbes Jahr lang mit einer Wochenstunde und der Grundkurs Mathe wurde wegen Personalmangels auf eine Wochenstunde eingedampft. Es lebe die Unfähigkeit in NRW. Ich verkneife mir mal ein weitergehende Beschreibung was ich am liebsten mit den Leuten anstellen möchte die dafür verantwortlich waren, denn ich habe derzeit nicht genügend Kaffee im Haus um ein ganzes MEK und die weiteren Kräfte der Staatsmacht zu versorgen.