Beiträge von Lucifugus im Thema „Auf dem Weg durch die Realität“

    Servus Holger,


    ich kenne den unterschied zwischen SuW und SdW ;-). Der Autor hat in der SuW einen Artikel geschrieben (den ich nachlesen werde, muss es nur raussuchen, habe ich hier daheim offline, also gedruckt als Zeitschrift) und online für SdW einen Kurzartikel geschrieben, aus dem ich zitiert habe.


    Ich finde, an Deiner Einstellung zu neuen Dingen kannst noch etwas arbeiten 😀

    Hihi, da magst du recht haben. Ich fand z. B. das ekpyrotische Modell, das den Urknall nicht mehr benötigt, sehr spannend und hatte da gehofft bzw. geglaubt, dass es Potential hätte. Die Schwierigkeit, es mit dem Entropiegesetzt in Einjklang zu bringen, hatte aber gesiegt. Vielleicht bin ich dadurch skeptsich geworden ;-).


    Nein, im ernst... spannend wäre es, nur gibt es bisher keinen einzigen Hinweis, dass sich Träge und Schwere Masse von Antimaterie unterscheiden. Wir werden es aber wissen, sobald die Messmethoden der Schwerkraft von winzigen, massearmen Teilchen genau genug sind. Ich lasse mich überraschen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Holger,


    vielen Dank, ich werde das nachlesen und schauen, auf welche Primärliteratur sich Chardin bezieht. Ich habe von Gabriel Chardin im Netz folgenden Kurbeitrag gefunden: https://www.spektrum.de/magazi…e-und-antimaterie/1686886


    Da schreibt er "Die meisten Physiker gehen davon aus, dass sich Teilchen und Antiteilchen nur im Vorzeichen ihrer elek­trischen Ladung unterscheiden." – Genau das war mein Stand. Es gab meines Wissens (das wie gesagt völlig veraltet sein kann) auch keine Hinwesie darauf, dass Antimaterie eine negative Schwere Masse besitzen (bezüglich der Trägen Masse ist es ja auch so, dass sie gleich ist). Man kann aber natürlich in der Theorie prüfen, "was wäre wenn?", also was wäre, wenn Antimaterie eine negative Schwere Masse hätte. Dass dann ein (auf den ersten Blick) passendes kosmologisches Modell herauskäme, ist natürlich extrem spannend. Und ich werde in der SuW nachlesen, was Chardin dort schreibt / zusammenfasst. Ich vermute aber, dass bei der Neuauflage der bislang gelaufenen Experimente zur Bestimmung der Schweren Masse sich die Idee nicht bestätigen lässt. Spannend wäre es aber und sehr exotisch.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Norman,


    die Träge Masse von Antimaterie ist gleich der der Materie. Das zeigen die vielen Experimente z.B. im CERN. Insofern unterscheidet sich hier die Träge Masse eines Quarks nicht von der seines Antiquarks bzw. eines Protons nicht von der eines Antiprotons. Die Schwere Masse ist natürlich nicht ohne weiteres messbar, denn die Gravitation ist zu schwach.

    Es wurde 2011 im CERN versucht: The ALPHA-Collaboration & Charman A.E. (2013): Description and first application of a new technique to measure the gravitational mass of antihydrogen. Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms2787


    Aus dem Abstract: "Physicists have long wondered whether the gravitational interactions between matter and antimatter might be different from those between matter and itself. Although there are many
    indirect indications that no such differences exist
    and that the weak equivalence principle holds, there have been no direct, free-fall style, experimental tests of gravity on antimatter.


    Das war eben auch mein Stand: Antimaterie hat auch eine positive Schwere Masse und das Verhältnis von Träger zu Schwerer Masse ist 1. Es konnte nur noch nicht experimentell gezeigt werden. Die Autoren hatten es versucht, sind aber gescheitert, diskutieren dabei aber, wie ihr Experiment verbessert werden kann und sie hoffen, dass man in Zukunft auch die Schwere Masse von Antimaterie bestimmen kann.



    Es gilt ja,ein Gleichgewicht herzustellen um den Urknall auszubalanzieren. Wo eine positive Masse "entsteht", muss der gleiche Betrag an negativer Masse her.

    Den Satz verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Wie gesagt, mir ist das neu, dass man von negativer Schwerer Masse bei Antimaterie ausgeht, ich bin da aber auch sicher nicht up to date. Ich lese ab und zu Publikationen, aber mir fehlt da einfach tieferes Wissen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Ein Beispiel noch zur Illustration, das mir neulich untergekommen ist: die Hypothese, dass Antimaterie negative Masse besitzt, ist schnell formuliert...

    Servus Holger,


    davon höre ich zum ersten Mal. Du meinst aber nicht den Versuch mit extrem abgekühlten Rubidium-Atomen, die ein Bose-Einstein-Kondensat bildeten, welches dann, nachdem mittels Lasern der Spin gedreht wurde, sich wie negative Träge Masse verhielten und bei einem Stoß entgegen der Stoßrichtung beschleunigt wurden?


    Antimaterie hat doch eine positive Masse...?!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Wie gesagt: Nachhaltige Integration in das Wissenschaftssystem gibt es nur über formale Qualifikation, auch wenn mal einer "durchrutscht" in den wissenschaftlichen Journals, der diese nicht hat. Und bei den Journals gibt es noch riesige Unterschiede. Das wird so nicht in wiss. Zeitschriften funktionieren, die Teil der sogenannten ISI-Zertifizierung des Institute for Scientific Information (ISI) sind, die gerade in den Naturwissenschaften die Zeitschriften umfassen, die man wirklich "ernst" nehmen muss.

    Servus Micha,


    nur ganz kurz nochmal das Off Topic (ein bisserl ist ja auch On Topic). Das hängt auch vom Fachgebiet ab. In der Biologie gibt es Teilbereiche, in denen Forschung von Amateuren mit betrieben werden kann. so z. B. in der Taxonomie. Damit man als Amateur hier aber auch in der Lage ist, in international anerkannten Journals zu publizieren (in der Biologie gibt es da ein System mit Impactfaktor), ist neben dem sich tief Einarbeiten auch die Kooperation mit etablierten Wissenschaftlern/-innen nötig. Zeitschriften mit wirklich hohem Impact Faktor würden ein Paper gar nicht erst annehmen, wenn kein Autor wissenschaftlich anerkannt ist. Eigentlich nehmen die dann gewöhnlich auch keine Paper aus dem Bereich der Taxonomie, es sei denn, sie enthalten irgendwas wirklich außergewöhnliches. Das ist aber trotzdem alles nicht mit der theoretischen Physik vergleichbar. Insgesamt ist die unterschiedliche Bewertung und Anerkennung unterschiedlicher Teilbereiche der Forschung auch ein Thema für sich, das hier aber den Rahmen sprengen würde. Kurz gesagt ist das Thema Citizen Science in der Biologie ein nicht unerhebliches Thema. In der Atsronomie könnte es das auch - z. B. in Bezug auf Beobachtungen an veränderlichen Sternen als ein Beispiel. Hier ist viel Fleiß und Manpower gefragt, aber dadurch wird keine neue Theorie aufgestellt. Es geht eher darum, Daten zu generieren und damit Datenbanken zu füllen, damit dann später Wissenschaftler genau darauf zurückgreifen können und Theorien entwickeln.

    Kepler hätte auch nie seine Keplergesetze entwickeln können, wenn Tycho Brahe nicht vorher so lange akribisch Stern- und Planetenpositionen vermessen hätte. Auf die Datensätze konnte Kepler zurückgreifen.


    Ich behaupte mal, Menschen wie Einstein würden heutzutage eine Absage nach der anderen erhalten, weil sie aus rein formalen Gründen aus dem wissenschaftlichen Raster fallen. Das Problem ist auch der Leitung meiner Uni bekannt und wird auch immer wieder mal diskutiert und dabei überlegt, hierzu spezielle Förderinstrumente zu schaffen, die nicht auf wissenschaftliche Vorqualifikationen aufbauen sondern auf exzellente Ideen. Aber nur diskutiert... Bis jetzt jedenfalls. Den eigenes Geld will man dafür nur bedingt ausgeben und Drittmittel sind zu restriktiv in der Vergabe.


    Schwer zu sagen... Einstein arbeitete ja in einem Patentamt und hatte daher eine Finanzierung. Würde heute ein Genie auf dem Patentamt arbeiten und wäre so up to date, dass das Genie eine neue, eigene Theorie, die die ART sinnvoll erweitert, aufstellt, kann er sie publizieren. Die Frage ist nur, wo das Genie publizieren kann. Eben nicht in anerkannten Journals, aber in weniger anerkannten. Vielleicht wird das ganze dann auch kaum gelesen. Vielleicht aber 20 Jahre später, wenn ein anderer Wissenschaftler eine ähnliche Idee entwickelt. Ist aber alles sehr hypothetisch.


    Ich vergleiche das mal mit Thomas Bayes - seine Ideen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung schlummerten über 300 Jahre, wurden aber dann aufgegriffen. Heutzutage werden auf der Basis von Bayes Überlegungen zur Statistik Stammbäume anhand von DNA-Daten und weiteren Quellena ls Input berechnet und sein Name taucht in praktisch jeder disbezüglichen Publikation auf.


    Zurück zum modernen Einstein: wenn eine Theorie wirklich stichhaltig ist, plausibel begründet und nicht "einfach so erdacht", dann wird sie sich m.E. auch heute durchsetzen. Es wird nur dauern. Aber eine Anstellung im Wissenschaftssystem zu erhalten, das ist ein anderes Thema. Die Frage ist ja auch, was Einstein später wissenschaftlich geleistet hat, also nach dem großen Wurf mit der ART. Bei der Quantenphysik ist er ja ausgestiegen.

    Innovation kommt ja meist von jungen Wissenschaftlern, von Doktoranden. Und die werden von erfahrenen Wissenschaftlern angeleitet und beraten.


    Und ja, ich glaube auch nicht, dass jemand, der weder die Grundausbildung besitzt (die Einstein hatte) noch die Beratung (die Einstein durchaus hatte, auch von seiner Frau), irgendeine hilfreiche Theorie aufstellen kann. Wie soll das auch gehen. Das Wissenschaftssystem hat Stärken und Schwächen. Die Stärken liegen aber auf der Hand - durch die harte Vorqualifikation ist es sehr ergibeig und effizient. Das Abschöpfen von Innovation durch Doktoranden, die später dann trotzdem ohne Job dastehen (zumindest viele, hängt vom Fach ab, bzw. ohne Job an der Uni) und fallen gelassen werden, ist moralisch unschön.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    P.S.: nochmal zum Grundansatz... man beweist Theorien nicht, sondern versucht sie zu falsifizieren.


    Die Überlegung der ART, dass Masse die Raumzeit krümmt, kann man versuchen, zu falsifizieren. Man wartet auf eine Sonnenfinsternis und misst die Position der Sterne nahe der Sonnenscheibe. Die scheinbare Positionsänderungen stimmen mit den Aussagen und Vorhersagen der ART überein? Super, denn dann ist diese Theorie nicht falsifiziert. Die Theorien, die andere Vorhersagen gemacht haben aber schon. Dadurch bleibt die ART übrig, sie ist dadurch aber nicht bewiesen worden, sondern nur nicht flasifiziert.


    Natürlich sagt man dann, dass die Beobachtungen die Theorie bestätigen, denn sie bestätigen ja deren Vorhersagen. Mehr aber auch nicht, sie beweisen die Theorie nicht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Stimmt,wollte ich auch noch schreiben... Generell hast du, Christoph, ganz schön harte Ansprüche an den Begriff Beweis ;) gerade bei dem Alltagsbeispiel mit dem Verbrechen. Es gibt sicher Fälle mit vorwiegend starken Indizien,aber dass niemals was wirklich bewiesen werden könne... das halte ich wirklich für überzogen.

    Servus Norman,


    das fällt unter den Punkt Erkenntnistheorie. Denk dir folgenden Fall: ein Täter wird überführt, weil es 1.) Videoaufnahmen gibt. 2.) DNA-Untersuchungen zum Täter führen 3.) Augenzeugen den Täter überführen. 4.) Der Täter kein Alibi hat... alle Indizien sprechen gegen ihn, wirklich alle, es gibt ihn wie gesagt auf Filmaufnahmen, Augenzeugen, das volle Programm... Die Tat wurde also "bewiesen".


    Später stellt sich heraus, dass es einen Zwillingsbruder gibt, der, ohne dass es der vermeintliche Täter wusste, bei der Geburt zur Adoption freigegeben wurde und der "wirklich" ie Tat begang - der so sicher überführte Verdächtige/Täter ewar unschuldig, der Beweis irgendwie keiner, denn er war ja falsch. Sprich: die Wahrheit kennt niemand (bis auf den Täter...)


    Das ist nur ein Beispiel. Selbst 99,99999% Wahrscheinlichkeit, dass jemand etwas getan hat, ist kein Beweis im wissenschaftlichen Sinn. Ich kenne keinen mathematischen Beweis, von dem man sagen kann, dass er sehr sicher, aber nicht ganz sicher richtig ist... Es geht nicht um den umgangssprachlichen Gebrauch des Wortes Beweis, sondern um den wissenschaftlichen.


    Bei wie vielen Fällen wurde in den USA bewiesen, dass jemand schuldig sei und dann die Todesstrafe verhängt? Und bei wie vielen war der "Beweis" dann doch falsch, wie sich im Nachhinein herausstellt?


    Du kannst auch nie 100% sicher sein, dass Zeugenaussagen stimmen. Filmausfnahmen können Deep Fakes sein usw. Ich habe da keine Paranoia, aber gerade im Bereich Jura ist es hilfreich, statt schwarz/weiß in Wahrscheinlichkeiten zu denken. Wenn hinreichend die Schuld wahrscheinlich ist, wird entpsrechend verurteilt. Man wird immer irgendwen unschuldig verurteilen. Je mehr unschuldig verurteilte man in Kauf nimmt, umso sicherer werden auch "wahre" Täter verurteilt. Wenn man keinen Unschuldigen verurteilen will, muss man einige wahre Täter wegen Mangel an Sicherheit/"Beweisen" freilassen. Das ist ja gerade das Grunddilemma. Wenn es da so einfach wäre und es nur 0 oder 1 gäbe. Und genau deshalb bin ich persönlich beispielsweise ein Gegner der Todesstrafe. Selbst dann, wenn die Schuld vermeintlich bewiesen ist.


    Ich hoffe, du verstehst den Denkansatz dahinter.


    Bezüglich Raumzeitkrümmung ist es genauso. Ich glaube nicht, dass alle Daten Fakes sind (bin kein Verschwörungstheoretiker und wie gesagt nicht paranoid). Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Messdaten Fakes sind, ist verschwindend gering. Aber nicht Null. Es geht ums Prinzip.


    Meine Aufenthaltswahrscheinlichkeit in dem Potentialtopf, in dem ich mich befinde, ist auch annähernd 100%. Trotzdem kann ich durch die Wand meines Zimmers durchtunneln. Da sist nur beliebig unwahrscheinlich, dennoch ist es nach Vorstellung der Quantenphysik thoeretisch möglich. Und genau der Ansatz ist es ja, was so spannend ist. Tunnelstrom nutzen wir für Elektronenmikroskopie. Ihn zu verneinen, um zu "beweisen", dass ich immer in meinem Potentialtopf bleiben muss? ;)


    Vielleicht meint Christoph einfach,dass mit der gravitationsbedingten Ablenkung aber nicht sogleich das Modell der Raumkrümmung bewiesen ist.

    Yep, ganz genau. Ich kann schon nicht beweisen, dass die Daten stimmen und es keine Weltsverschwörung von Gravitationslinsenphotoshopmalern gibt, aber das ist eben eine rein prinzipielle Aussage. Viel einfacher ist es zu sagen, dass Licht auch ohne Raumkrümmung von Masse abgelenkt werden könnte. Aber egal, welchen Punkt man nimmt, bis hin zur Simulationshypothese (wir leben in einer Simulation, das, was wir als Welt wahrnehmen, ist nicht real - die Simulation wurde so programmiert, dass sie Effekte, die eine ART erklären würde, vorgaukelt), der ich übrigens auch nicht anhänge, man kann eben nichts zu 100% beweisen, wenn man keine Axiome setzt. Beweisführung ist eine Kette von aufeinander aufbauenden Logikargumenten, die von Axiomen ausgehen. Wie gesagt, Beweisführung im wissenschaftlichen Sinn. Ich denke in Plausibilitäten, nicht in Dogmen. Das ist für mich ein entscheidender Aspekt von Wissenschaftlichkeit und deshalb – finde ich – so wichtig als Ansatz. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: du musst dem Ansatz natürlich nicht folgen (und Günther auch nicht, niemand muss das - es gibt aber sehr viel Literatur dazu, also zum Grundprinzip der Wissenschaftlichkeit)

    Servus Günther,


    ich widerspreche nicht, dass Masse die Raumzeit krümmt, denn genau das ist eine gute, nein: die besten Erklärung für die von dir genannten Effekte. Und ja, wie du auch schreibst: sie bestätigen die ART. Es ist aber kein Beweis. Beweise gibt es in den Naturwissenschaften eben nicht, sie sind nicht Mathematik, in der Grundaxiome gesetzt werden, von denen ausgehend man echte Beweise führen kann.


    Ich kenne keine plausiblere Theorie als die ART, was diese Effekte angeht. Es ist aber eine Theorie – sie heißt nicht nur so. Lichtablenkung kann man auch ohne Raumzeitkrümmung erklären, nur sind solche Versuche inkonsistent, da sie an irgendeiner Stelle (meist recht früh) falsifiziert werden können. Ich folge der plausibelsten Theorie. Sobald man aber eine Theorie als Faktum festlegt, ist das ein dogmatischer Absatz, der jede Alternative per se verneint. Und damit hat die Menschheit leider genug Erfahrung. Gerade deshalb ist es m. E. so wichtig, immer von Theorie zu sprechen und kein Dogma und keine Tabus aufzustellen. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Die teile ich zwar im Prinzip,aber es kann durchaus was wervolleres Mal bei rumkommen. Genau,und wenn's nur als Muse ist :)

    Servus Norman,


    und scho samma beinand – wunderbar. Und vielleicht bin ich auch einfach nur ein bisserl pessimistisch. Kein Grund für Asche auf irgendein Haupt ;)


    Servus Winni,


    Danke für die sachliche Auseinandersetzung mit diesem Thema, trifft auch auf alle anderen zu.


    ich finde generell, dass hier im Forum (meist) sehr sachlich miteinander umgegangen wird. Das finde ich auch sehr angenehm. Danke für die nette Rückmeldung!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Jan,

    es ist schwierig die richtigen Formulierungen zu finden. Immer die richtigen Worte zu wählen ist als Laie nicht einfach und kann "fatal" sein.

    nein, fatal ist da zum Glück gar nichts. Ich fürchte aber eben, dass es nicht nur um da wirklich lösbare nicht die richtigen Worte Finden geht. Es geht, denke ich, um etwas ganz Prinzipielles:


    Die ART und SRT sind beide vielfach durch Experimente bewiesen worden. Dass die Masse die theoretische (weil das wirklich nie einer nachweisen konnte) Raumzeitkrümmung verursacht und das Phänomen Gravitation genannt wird, das weis ich.

    Genau das ist nicht der Fall. Die ART und SRT sind nicht bewiesen. Und mir geht es da nicht um reine Semantik, sondern um das Grundprinzip der Betrachtung an sich. Alle bisher experimentell oder durch Beobachtungen geprüften Voraussagen der ART und SRT haben sich bestätigen lassen. Manche noch nicht (z. B. magnetische Monopole, jedenfalls nicht eindeutig genug). Aber selbst wenn alle(!) Voraussagen experimentell (das inkludiert Beobachtungen) bestätigbar wären, wäre das kein Beweis für die Richtigkeit der Theorie.


    Diesen Denkfehler hat die Menschheit immer wieder gemacht (bzw. einige Menschen). Nachdem die Newton-Mechanik so unfassbar viel vorhersagen ließ, kam man auf die Idee, dass. würde man die genauen Aufenthaltsorte aller Teilchen kennen und zudem ihre Impulse, dann ließe sich alles vorausberechnen, also z. B. auch, was Lebewesen irgendwann mal entscheiden werden, Man ging davon aus, dass Newtons Gesetze "bewiesen" wären, dass sie "Fakt" seien. Sind sie aber eben nicht. Letzten Endes hat Einstein (und z. B. Maxwell Lorentz - den meinte ich, hatte mich verschrieben) die Newtonmechanik erweitert.


    Es kann auch sein, dass die ART und auch die SRT angepasst, erweitert werden müssen. Es kann auch sein, dass die Hintergründe, warum sich die Natur so verhält, ganz andere sein können und die ART und SRT nur sehr ähnliche Ergebnisse liefern, aber eben irgendwelche andere Phänomene, die wir jetzt noch nicht kennen, deshalb nicht erklären können. Ptolemaeus Idee der Epizyklenbahnen waren wunderbar und hatten sehr genau die Bahn der Planeten vorhergesagt. Kepler war aber etwas genauer mit seiner heliozentrischen Sicht und Ellipsen. Und Kepler und die Newtonmechanik waren schon sehr gut durch Beobachtung bestätigt, aber die Wanderung der Knotenpunkte der Merkurbahn konnten sie nicht vorhersagen. Das geht erst durch die Relativitätstheorie. Dennoch muss sie eben nicht stimmen. Sie ist nicht bewiesen und sie kann auch gar nicht bewiesen werden.


    Die Erkenntnis, dass in den Naturwissenschaften nichts beweisbar ist, ist wirklich fundamental wichtig. Und leider verstehen das nur sehr wenige "Nicht-Wissenschaftler". Das ist auch gesellschaftspolitisch hochgradig relevant. Es kann z. B. nicht bewiesen werden, ob eine Straftat vom Verdächtigen begangen wurde. Man kann nur sehr plausibel machen, dass der Verdächtige es war und verurteilt ihn deshalb. Und auch da wird dann behauptet, dass bewiesen sei, dass er der Täter war.


    Die Quantenmechanik lässt sehr vieles vorhersagen, was im Kleinsten stattfindet, dabei ist die Quantenmechanik selbst mehr oder weniger geraten. Ebenso wie Maxwell eine seiner vier Gleichungen mehr oder weniger erraten hat. Die Folgerungen aus dem "was wäre, wenn" passten aber zu den Beobachtungen, also hat man es beibehalten. Und gerade die Quantenelektrodynamik ist sehr exakt in der Übereinstimmung der Vorhersagen mit den Beobachtungen. Aber auch da ist nichts bewiesen.


    Und nach meinem Kennnisstand ist es noch nicht gelungen, die Quantenphysik und die ART zusammenzubringen. Warum also soll dann eines von beiden "bewiesen" sein?


    Wenn es aber im Prinzip, zumindest zur heutigen Zeit, niemanden möglich ist in dem Bereich Experimente durchzuführen, so bleibt ja nur die Fantasie.

    Das stimmt ja so nicht. Es gibt sehr viele Experimente und/oder Beobachtungen, die auch in den komplexesten Bereichen der Physik gemacht werden. Und ja, es gibt Theorien, die (noch) nicht experimentell überprüfbar sind. Bei der ART waren / sind Teile ja auch noch nicht überprüfbar. Dennoch fußen selbst so exotische Theorien wie z. B. die Stringtheorie auf Beobachtungen und Experimenten. Sie wurden/werden entwickelt, um in den Bereichen, die mit den damaligen/heutigen Ansätzen nicht sauber, sonder nur mit Verrenkungen erklärbar sind, bessere Lösungen zu finden. Die Idee, dass der "Teilchenzoo" nur Anregungsstufen von schwingenden Bänderchen sind, ist cool. Deshalb kann das aber durchaus falsch sein. Nur war es kein reiner Schuss ins Blaue.


    Man muss aber auch mal so ins Blaue spekulieren dürfen. Die Trefferquote steigt da aber mit dem Vorwissen (und der Vernetzung - Einsteins damalige Frau war eine hervorragende Mathematikerin...). Die pure theoretische Physik macht das ja so: mal wird geraten (Quantenmechanik), mal wird nur ein bisserl spekuliert... aber dann werden direkt aus den Überlegungen heraus, aus den Schüssens ind Blaue, Vorhersagen gemacht. Und es wird geprüft, ob diese neue(n) Idee(n) sich irgendwo mit den bisherigen Beobachtungen beißen. Man versucht also, sie zu falsifizieren. Ist das nicht möglich, sprich erklären sie das heute Bekannte auch, dan lohnt es sich, die Vorhersagen zu prüfen, die sie machen, die noch nicht experimentell überprüfbar sind (Beispiel Stringtheorie - um Sondereffekte zu prüfen, die die Theorie vorhersagt, muss man sehr teure, energiereiche Experimente machen). Dafür gibt es dann CERN und Konsorten.


    Servus Norman,


    Christophs Erläuterungen und Warnungen teile ich vollkommen,bis auf einen Punkt:

    Tatsächlich bieten Gedankenexperimente Chancen von neuen Erklärungsansätzen, und haben einen gewissen Wert,auch wenn man ggf. etwas vorab postuliert,was noch fragwürdig erscheint. Deshalb ist es ja ein Experiment. Um zu sehen was bei rauskommt,wenn man dieses und jenes vorher annimmt.

    M. E. braucht es hier nicht zwingend eine akademische Vorbildung. Zwar hatte Einstein mit 16 Jahren schon eine gewisse Vorbildung,aber sicher nicht in dem Umfang wie hier vielleicht vorausgesetzt. Damals kam ihm die Frage, was wäre,wenn man auf einem Lichtstrahl reiten würde?

    ich fürchte, da habe ich mich falsch ausgedrückt. Gerade Gedankenexperimente sind ein sehr wichtiges Tool. Und nicht nur in der Physik. Sie basieren aber eben auch auf dem Vorwissen. Wenn Einstein sich mit 16 vorgestellt hat, wie es wäre, auf einem Lichtstrahl zu reiten, kann das sehr wertvoll sein, natürlich. Und die Idee, dass sich der Raum / die Raumzeit ändern muss, damit das Licht seine Geschwindigkeit im Raum immer erhält, war einfach nur genial. Und um auf sowas zu kommen, muss man sich auch mal ins das Licht versetzen (wie fühlt man sich als Photon?). Einstein war aber intellektuell wirklich genial (und sehr gut in der Schule). Und seine Theorie hatte er ja auch erst später entwickelt, als er passende Vorkenntnisse hatte. Dafür konnte er mit der Quantenphysik nichts anfangen und ist da quasi ausgestiegen.


    Ich habe auch keinen Akedemikerdünkel. Ein Freund von mir hat "nur" einen Qualifizierten Hauptschulabschluss, ist aber später in seiner Freizeit ein Forscher geworden und publiziert auch in peer reviewed Journals. Er hätte meines Erachtens einen Ehrendoktor verdient oder zumindest einen Preis der Akademie für Wissenschaften. Im Moment wird er etwas ausgebremst, da in seinem Forschungsbereich neue, teure Methoden hinzugekommen sind, die er selber als Amateur nicht nutzen kann. Er hat sich aber auch hier in die Theorie eingearbeitet und ist nur in Wartestellung.


    Ich kenne also selber Beispiele für wertvolle Forschung ohne akdamischen Hintergrund. Interessant finde ich aber, dass er den Ansatz der Wissenschaftlichkeit an sich sofort verstanden hatte. Und der Sprung ist offenbar erstmal schwierig. Hat man das geschafft, dann kennt man die Methodik, wie man seine eigenen Ideen vorprüft und hat eher ein Gefühl dafür, wo es sich lohnt, wirklich tiefer den Ideen nachzugehen.


    Deshalb gehe ich auch relativ wenig auf die genauen Hintergründe ein, die Jans Gedanken betreffen (zumal ich da ja selber fachlich zu schwach bin), sondern die Grundlagen anspreche: Keine Axiome aufstellen, keine unzulässigen Umkehrschlüsse, sich bewusst zu sein, dass Modelle Fehlvorstellungen erzeugen (und zwar alle).


    Ich verstehe ja "nicht einmal", was ein Teilchen ist. Ich denke eher, dass es gar keine Teilchen gibt, sondern Materie eine Form besitzt, die eben unter bestimmten Umständen Teilchencharakter zeigt, aber eben dennoch nicht aus Teilchen besteht. Materie ist für mich auch keine Welle, hat aber eben auch Welleneigenschaften. Und der Übergang vom Hamilton-Operator der klassischen Mechanik zur Quantenmechanik überzeugt mich nicht, aber sie lässt halt sehr viel berechnen... Kurz gesagt: ich habe gar kein passendes Bild vor Augen. Und hätte ich eines, wäre es sicherlich schräg, falsch usw.


    Und wenn nur dadurch,dass eine vermeintliche absurde Idee jemanden auf ein vergleichbares Modell oder Element eines solchen bringt,welches dann tatsächlich weiteren Prüfungen standhält.


    Würde ich mit einem Physiker / einer Physikerin, der/die aktuell hieran forscht, über seine/ihre Forschung diskutieren und käme ich dabei nur ansatzweise mit, worüber er/sie redet, dann könnte ich mir theoretisch vorstellen, dass der oder die Forscher/-in irgendwelche Ideen, die ich dazu hätte, aufgreifen könnte oder auch direkt verwerfen könnte - es wäre aber die Leistung der Physikerin / des Physikers und ich wäre dann quasi nur eine Art "Muse". Denn mir würde ja völlig der Filter fehlen, welche Bilder sinnvoll und welche einfach nur hahnebüchen wären.


    Fächerübergreifende Zusammenarbeit kann da durchaus helfen. Ich denke da an die Idee aus "Big Bang Theory", dass eine Neurobiologin einem Physiker hilft und sie gemeinsam den Nobelpreis gewinnen. War ne nette Idee und witzig aufbereitet. Aber auch das ginge ja nur durch die Kooperation beider. Ich glaube nicht, dass man ohne entsprechende tiefere Vorbildung und ohne Grundkenntnisse von Wissenschaft an sich einen großen Wurf machen kann. Interessant, über solche Themen nachzudenken, ist es aber immer. Der Mehrgewinn liegt aber in der Diskussion und dem Nachdenken an sich, nicht am Ergebnis der Überlegungen. Glaube ich jedenfalls ;-).


    Liebe Grüße euch beiden,

    Christoph

    Das Gravitationen und Energien die Raumzeit krümmen ist ein Fakt. Wie das aber genau funktioniert, das ist seit Einstein offen. Fakt ist, dass leichte Massen weniger Gravitation ausüben, wie schwere Massen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein Wasserstoffatom natürlich viel weniger Gravitation erzeugt, als wie Beispielsweise ein Eisenatom.

    Servus Jan,


    ich picke mir mal diesen Punkt heraus. Was ist für dich "ein Fakt"? Und nein, dass Gravitation die Raumzeit krümmt, ist kein Fakt. Wenn, dann andersherum: Masse krümmt die Raumzeit und die Krümmung bedingt das, was wor als Gravitation beobachten. Aber auch dass Masse die Raumzeit krümmt, ist kein Fakt. Es ist eine Theorie.


    Genau das hatte ich in meiner ersten, ausführlichen Antwort auf den Link auf deine Website zu erklären versucht. Micha hat dies ebenfalls versucht zu erklären. Du setzt Axiome, zu definierst, was als "Fakt gesetzt ist". Und das ist m.E. der Grundfehler in der gesamten Sicht auf die Dinge.


    Umkehrschlüsse - da muss man sehr vorsichtig sein. Wenn es regnet, ist die Straße nass. Daraus würde im Umkehrschluss folgen, dass es, wenn die Straße nass ist, regnet oder gerade geregnet hat. Das muss aber nicht sein, denn das Wasser kann auch aus einer anderen Quelle als vom Regen stammen. Und sobald du Worte wie "natürlich" als Begründung verwendest, würde ich sehr vorsichtig sein und nochmal drüber nachdenken (an deiner Stelle). Denn was bitte ist "natürlich"? Mit "natürlich" als Argument wurden bereits alle möglichen Ideologien begründet (siehe meine erste Antwort auf dein Ereöffnungsposting).



    Das liegt offenkundig daran, dass die Massen aus den einzelnen Bestandteilen der Atome stammen. Ein Eisenatom wurde mittels Kernfusionen vom einfachen Wasserstoffatome zusammengeschmolzen. Dabei stehen sich die einzelnen Protonen im Eisenatomkern viel näher, als wie sich als freie Protonen nähern würden. (elektrische Abstoßung)

    Die Neutronen bilden einen gewissen Abstand zwischen den Protonen und verringern so die abstoßende Kraft. Trotzdem wirkt die starke Wechselwirkung und hält dabei das Atom zusammen, obwohl es "am liebsten zerspringen" würde.

    Was ist hier offenkundig? Ich versteh den Aufbau der Materie ehrlich gesagt nicht. Ich kann mir nur modellhafte Bilder davon vorstellen. Ich kann mir wirkende Kraftfelder halbwegs vorstellen, ich kann mit auch kleine Kugeln vorstellen, die ich Protonen nenne. Ich "weiß" aber, dass es keine Protonen gibt. Meine Modellvorstellung ist, dass hier drei Quarks verbunden sind und dass der Begriff Proton nur vom Menschen gewählt wurde, um daraus ein Blackboxsystem zu machen. Und ich habe keine Ahnung davon, was Quarks wirklich sind.

    Für mich kommt beim Begriff Masse erstmal Trägheit in den Sinn. Und sekundär auch Schwere. Dass Schwere und Träge Masse dasselbe sind, ist für mich schon nicht selbstverständlich. Wie auch immer, aber meine Modellvorstellung ist, dass mit steigender Masse eines Objekts sowohl Trägheit als auch Schwere zunehmen. Selbstverständlich oder offensichtlich oder natürlich ist da aber nichts für mich. Ich kann aber beides zumindest makroskopisch prüfen (du auch - Schwere und Trägheit sind "erfahrbar", beobachtbar). Sobald es aber zu klein wird, kann ich es nicht mehr beobachten und ich bin darauf angewiesen, den Beobachtungen Anderer zu glauben.


    Da ich aber eben nicht selber beobachten kann, wäre es ziemlich sinnlos, dass ich selber versuchen würde, die Hintergründe durch Nachdenken und Philosophieren lösen zu wollen. Ich würde nur Modelle auifbauen, die durch nichts auf Plausibilität geprüft wären. Und lese ich Fachartikel von Personen, die den Zugang zu Beobachtungen haben, dann kann ich nur versuchen, mir ein Bild davon zu machen und kann recht sicher sein, dass das Bild falsch ist. Und natürlich mache ich mir Bilder davon. Ich würde aber nicht anfangen wollen, diese dann so ernst zu nehmen, dass ich darauf dann Schlussfolgerungen aufbauen würde. Das wäre vergebene Liebesmühe.


    Beispiel: das Gedankenexperiment Doppelspalt und Elektronen und die Interferenzmuster, die verschwinden, wenn geprüft wird, durch welchen Spalt das Elektron fliegt... Kennst du vermutlich. Nun, über diesen Versuch habe ich mir viele Gedanken gemacht, zumal ich ihn beruflich brauche (bin mittlerweile Biologie- und Physiklehrer). Ich unterrichte hier die klassische Modellvorstellung. Ich habe mal die Gelegenheit gehabt, mit einem Quantenphysiker über dieses Gedankenexperiment zu diskutieren. Danach war mir klar, dass meine tiefer gehenden Überlegungen zu dem Versuch falsch waren - sie waren auch experimentell falsifizierbar, aber es reichte der theoretische Hintergrund, es zu falsifizieren. Jetzt kann ich das Bild, das mir der Physiker erklärt hat, abrufen und nacherzählen. Ich konnte mich von ihm überzeugen lassen, dass es plausibler als meins ist. Das heißt aber auch nicht, dass es richtig sein muss und vor allem nicht, ob ich es überhaupt richtig verstanden habe, denn ich mache mir ja auch nur Bilder davon.


    Jetzt bin ich nicht ganz fremd in der Materie und habe gewisse Vorbildung. Ich maße mir aber nicht an, hier irgendwie beitragen zu können. Dafür fehlt mir das Fachwissen ind die Tiefe.


    Daher nochmal meine "Warnung" an dich: du machst dir auch Modellvorstellungen und Bilder. Und du kannst sehr sicher sein, dass diese falsch sind, egal wie gut du recherchierst. Und wenn nicht im Groben, dann im Detail. Denn verstehen kann die Komplexität der Natur niemand. Insofern ergibt es leider wenig Sinn, hier Zeit und Mühe zu investieren. Wenn, dann kannst du für dich selber aus deinen Bildern etwas Philosophisches für dich ziehen. Das hat aber nichts mit einer besseren Erkenntnis über die Zusammenhänge von komllexen Dingen wie Kraftfeldern, Energie und Raumzeit zu tun. Ich will dich da nicht demotivieren, aber sorry, es bringt einfach nur wenig.


    Ich kenne es aus dem Bereich der Biologie, wenn Personen, die nicht verstehen, wie Evolution abläuft, aber versuchen, sich ein Weltbild aufzubauen und "Gedanken über Evolution" machen wollen. Meist sind all diese Gedanken hinfällig, weil sie auf falschen Grundannahmen beruhen. Es werden immer irgendwelche "selbstredenden" Axiome gesetzt, die dann schon meist falsch sind. Deshalb ist es eben sinnvoll, sich in den Bereichen vertieft Gedanken zu machen, in denen man ausgebildet ist. Dann vermeidet man grobe Fehleinschätzungen gleich am Anfang.


    Anderes Bild: ich selber bin auch Segler. Bevor ich aber auf dem weiten Ozean segeln kann, sollte ich erstmal auf einem friedlichen Binnensee das Segeln lernen. Sich sofort auf den Ozean zu begeben, um dann zu meinen, weil man keinerlei Segelausbildung habe, helfe das, das Segeln auf dem Ozean scheuklappenfrei angehen zu können, ist einfach saugefährlich. Auch wenn man weiß, dass Wind und Segelfläche die Krängung des Schiffs bedingen und bei geringerer Segelfläche das Krängen geringer ist.


    Beim Blick auf das Universum kann zum Glück nichts passieren - es ist ja nicht gefährlich. Da hinkt das Bild Segeln. Aber auch hier würde ich das den Profis überlassen und wäre schon damit zufrieden, wenn ich meinen könnte, auch nur ansatzweise das zu verstehen, was die Profis mir mitteilen. Beim Segeln kann ich schon einiges nachvollziehen und ich war auch schon auf dem Ozean, wenngleich ich meist auf Binnengewässern unterwegs bin. Und in der Physik habe ich auch eine gewisse Grundausbildung. Ich bin aber absolut nicht in der Lage, Quantenphysik, ART oder Stringtheorie wirklich zu verstehen oder hier eigene, sinnvolle Bilder aufzubauen. Ich könnte ja keine meiner wackeligen Hypothesen prüfen. Ich würde mir nur eine Art Religion aufbauen, die nur auf meinen eigenen Fehlvorstellungen beruht. Vielleicht fühle ich mich damit bess,,r aber bringt es mir wirklich etwas?


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus "Antaris" (Jan?) und willkommen hier beim Astrotreff. Eine kurze Vorstellung wäre natürlich nett gewesen, aber deine Website stellt dich natürlich auch vor. ;)


    Ich habe zugegebenerweise nicht alles durchlesen können, habe aber als neugieriger Mensch den Anfang überflogen. Dabei bin ich direkt hier hängengeblieben:


    "Als nicht Akademiker habe ich vielleicht einen gewissen zusätzlichen Vorteil, da ich mich nicht an die jeweiligen „wissenschaftliche Gepflogenheiten“ halten muss. Ich kann und werde hier keine Beweisführung niederschreiben. Ich habe gar keine Möglichkeit irgendwelche Nachweise zu erbringen. Ich fühle mich auch gar nicht verpflichtet irgendetwas beweisen zu müssen. All meine Überlegungen stützen sich aber auf die Grundlagen der erwiesenen und bekannten Fakten."


    Hier liegt meines Erachtens bereits ein Denkfehler und eine Fehlinterpretation des Begriffs Wissenschaft. In den Naturwissenschaften im engen Sinn gibt es keine Beweisführung. Beweise gibt es in der Mathematik, denn dort werden Axiome definiert, anhand derer man Beweise führen kann, also aus den Axiomen logisch ableiten kann.


    Naturwissenschaft hingegen stellt erstmal Hypothesen auf. Niemand kennt die "Wahrheit", niemand die "Fakten". Wir können beobachten, messen usw., aber nicht "beweisen", dass die Beobachtungen oder Messungen denn stimmen. Wir nehmen ja nichtmal die Umwelt so wahr, "wie sie ist", da wir den Dateninput, z. B. über die Augen, nachbearbeiten und interpretieren. Ich kann ja nichtmal beweisen, dass wir so existieren, wie wir meinen zu existieren. Vielleicht befinden wir uns in einer großen Simulation wie z. B. in der Filmreihe "Matrix" – siehe Erkenntnistheorie.


    Zurück zu den "wissenschaftlichen Gepflogenheiten", die so viel mehr als das sind, wie du sie ausdrückst. Es ist eine Art philosophischer Grundhaltung. Unabhängig davon, dass niemand "die Wahrheit" kennt, versuchen wir, die Natur zu beobachten und Erklärungen wür die Natur zu finden. Hierbei ist es aber allgemeiner Konsens, dass Erklärungsversuche dann als falsch gelten, wenn die Beobachtung der Natur den Vorhersagen des Erklärungsversuchs widerspricht.

    Passen die Vorhersagen eines Erklärungsmodells zu den Beobachtungen, kann es dennoch eine Scheinkorrelation sein, bloßer Zufall oder eben "richtig" sein. Wir werden es nie wirklich "wissen". Wir können aber testen, ob das Erklärungsmodell plausibel ist. Dem Modell, das am plausibelsten ist, folgt man. In dem Zusammenhang empfehle ich dir, "Ockhams Rasiermesser" näher zu betrachten.


    Eine Hypothese ist also ein erster Gedanke, wie die Natur (oder ein Ausschnitt derselben" sein könnte. Daraus wird eine Theorie, wenn sie durch Beobachtungen nicht widerlegt wird, sondern im Idealfall bestätigt wird. Ohne Abgleich mit Messungen und Beobachtungen (was du vermutlich als "Fakten" bezeichnest), ist es aber eben nicht möglich, zu testen, ob eine Idee, eine hypothese, plausibel ist.


    Beispiel Graviation:

    Idee: ist eine Kraft, ähnlich der elektromagnetischen Kraft. Letztere wird (Theorie!) über Photonen als Austauschteilchen übertragen. Hypothese ist also, dass es für die Gravitation auch übertragende Teilchen gibt, die Gravitonen. Problem: keine Beobachtung bestätigt solche Teilchen. Ergo: unbelegt, natürlich nicht unmöglich, aber im Moment nicht wirklich plausibel. Messbar sind aber Gravitationswellen (bzw. es gibt dazu eine Theorie und die Daten von eigens dafür gebauten und in den orbit geschossenen Satelliten passen zur Existenz von Gravitationswellen, weshalb diese aktuell als plausibel gelten). Deshalb gibt es Theorien, die die Gravitation als Scheinkraft ansehen, die sich aus Veränderungen der Raumzeit durch Masse (eine andere Theorie...) ergibt.


    Langer Rede kurzer Sinn:

    Es ist für dich (und jeden) sicherlich spannend, über die Natur des Kosmos, "der Welt" nachzudenken. Es lohnt sich, aus den aktuellen Theorien für sich selbst eine Art Philosophie zu entwickeln. Es ist aber – sorry – ein Irrweg, zu glauben, dass es sinnvoll sei, eigene "Theorien" (die keine sind, höchstens erste Hypothesen) zu entwickeln, denn es ist für einen Laien einfach nicht möglich, die Plausibilität zu prüfen.


    In der Menschheitsgeschichte haben viele diesen - ich sage mal - Fehler gemacht. Man gleicht seine Ideen nicht wirklich mit Beobachtungen ab, sondern versucht einen Sinn zu finden, aus dem heraus man die Welt erklären will. Beispiel Aristoteles mit seinen kristallenen Sphären. Das wäre so symmetrisch, so schön... es würde erklären, warum Licht der Sterne und auch der Sonne zu sehen ist, auch wenn die Himmelskörper im Kosmos auf Schalen befestigt sind (sie sind durchsichtig, die Schalen, nette Idee...). Aber bereits die Beobachtung der Schleifenbahnen der Planeten lassen sich damit nicht plausibel erklären. Wer hält die Rotation der Schale auf und kehrt sie um, um sie wieder zu stoppen und... hier greift Ockhams Rasiermesser wieder...

    Gravitation erklärt besser die Bewegung der Himmelskörper, dazu Drehimpulserhaltungssatz... Schleifenbahnen sind leichter als perspektivischer Effekt beim Überholen zu erklären. Aristoteles wollte aber die Welt mehr von innen heraus erklären.

    Den gleichen "Denkfehler" machen Gründer von Ideologien. Auch da könnte man durch Plausibiltätstests prüfen, ob man richtig oder falsch liegt. Wenn man aber nicht prüfen kann oder nicht weiß, wie man prüft, sollte man besser keine Ideologie aufbauen - das führt dann nur zu viel Leid. Unsere Historie zeigt das immer und immer wieder.


    Ich will hier nicht arrogant rüberkommen und hoffe, dass du das auch nicht so erkennst. Ich habe zwar Physik studiert (und Biologie), war aber wissenschaftlich in der Biologie tätig (und forsche und publiziere nebenher immer noch). Ich habe also keine vertieften astrophysikalischen Erkenntnisse. Vieles, was die heutigen Weltmodelle enthalten, war zu meiner Studienzeit noch kein thema oder erst ganz am Anfang (z. B. dunkle Energie). Ich kann daher ncht gehaltvoll argumentieren, was das angeht. Als Wissenschaftler kann ich aber die Wissenschaftlichkeit an sich verteidigen und dir begründen, warum diese "Gepflogenheiten" zu unglaublich wichtig bei dem Gewinn von Erkenntnis ist.


    Der Aspekt, dass niemand die "Wahrheit" kennt, macht einen automatisch demütig. Der Umkehrschluss, dass man deshalb alle möglichen Hypothesen als sinnvoll erachten kann, ist aber schon formallogisch falsch (das lässt sich dann sogar beweisen, weil das Mathematik ist).


    Liebe Grüße,

    Christoph