Beiträge von Lucifugus im Thema „Verbotene Sterne“

    @ Christoph,

    zunächst mal DEN Islam gibt es nicht. Da scheint jeder sein eigenes Süppchen zu kochen. Dagegen sind ja selbst die deutschen Evangelen ein straff geführter Haufen.

    Eine Aufklärung wird es im Islam in der nächsten Zeit wohl auch nicht geben. Dazu sind die Anhänger der steinzeitlichen Auslegung dieser Religion zu viele und trotz der ganzen modernen Technik die sie nutzen fällt ihnen dieser Widerspruch nicht mal auf. Ich empfehle mal auf YT zu gehen und sich ein eigenes Bild zu machen ... Fremdscham ist da noch das harmloseste was einsetzt.

    Servus "Rainmaker",


    mir ist bewusst, dass es DEN Islam nicht gibt (drum hatte ich ja auch versucht, zu differenzieren: "vor allem in einer so fundamentalistischen Ausprägung wie in Afghanisten").


    Es gibt auch nicht DAS Christentum. Zwischen radikalen evangelikalen Kirchen und den hiesigen Protestanten liegen Welten. Man kann eben jede Religion und jede Ideologie radikal auslegen, fundamentalistisch sein oder eben offen und liberal. Das Eingeständnis, dass man nur etwas glaubt, es aber nicht weiß, würde ja bereits ausreichen, um die Möglichkeit zuzulassen, dass man sich im Glauben und der Glaubensauslegung auich irren kann. Selbst die katholische Kirche hat den Anspruch des "alleine Seligmachens" aufgegeben.


    Deinen Einwurf verstehe ich insofern nicht, da du ja dann selbst "vom Islam" schreibst - eben, dass es in der nächsten Zeit wohl keine Aufklärung geben werde. Danns ind wir hier ja derselben Meinung. Das meinte ich ja - eine allgemeine Aufklärungsphase fehlt "dem" Islam noch. Es gibt Tendenzen eines liberalen Islams (im "Westen"), ab er die Fundis schreien lauter und fallen mehr auf. Wie auch immer das bei uns aussieht, in Afghanistan ist die Religionsausübung eher fundamentalistisch.


    Dass die Taliban in sich widersprüchlich sind, habe ich im Prinzip auch geschrieben. Nicht nur die Kombi von Technikfeindlichkeit und dem Nutzen von moderner (Waffen)Technik, sondern sogar ganz simpel sowas wie die eigenen Moralgesetze zu brechen, weil man die Macht dazu hat... Es ist eben der Machtmissbrauch. Das wiederholt sich in der Geschichte immer und immer wieder. Menschen missbrauchen Macht. Und religiös begründete Macht, der man nichtmal leise widersprechen darf, führt zu extremem Machtmissbrauch.


    Was die Bauerntrampel auf Mopeds angeht, so empfehle ich nochmals zu lesen was ich geschrieben habe und nicht was Du da hineingelesen haben willst. Mir ging es nicht um die Bevölkerung, zumindest nicht direkt, sondern darum zu zeigen in welcher militärischen Liga dieser bewaffnete Mob spielt. Klar sind diese Leute in ihrer in ihrer religiösen Verbohrtheit auch grausam, aber im Kern ist es eine halbwegs kampferfahrene Miliz auf Mofas mit Infanteriebewaffnung die mäßig diszipliniert und bestenfalls durchschnittlich geführt ist. So eine Aufgabe sollte für jede auch nur halbwegs ausgebildete Armee mit wenigstens bedingt einsatzfähigem Gerät, eine lösbare Aufgabe darstellen. Selbst mit Freiwilligenverbänden kann das gelingen, die Kurden haben es vorgeführt.

    Ich habe nochmal gelesen, was du geschrieben hast...:

    Was Afghanistan betrifft, so habe ich da wenig Hoffung. Nein, eigentlich habe ich gar keine Hoffnung. Wenn man sieht das sich ein ganzes Land ohne jegliche Gegenwehr von in Bettücher gehüllten und auf Mofas von Ort zu Ort fahrenden Sonderschülern einnehmen lässt, dann denke ich kann man nicht erwarten, dass sich die Bevölkerung in den nächsten Jahren erhebt und diese Vogelscheuchen verjagt. Dazu scheint es an den Grundlagen zu fehlen, leider.

    Sorry, aber für moch klang eben "ein ganzes Land lässt sich von in Betttüchern gehüllte Sonderschüler auf Mofas" und "Bevölkerung wird sich nicht erheben und die Vogelscheuchen verjagen" nicht wirklich nach "ist eine halbwegs kampferfahrende Miliz auf Mofas" oder "lässt sich mit einer nur halbwegs ausgebildeten Armee lösen".


    Zudem zeigt die Geschichte, dass diese "Sonderschüler auf Mofas" eben nicht so einfach von einer Armee besiegt werden können. Eine Armee kann gegen eine andere Armee kämpfen, nicht aber so einfach gegen radikalisierte bis völlig wahnsinnige "Zivilisten". Guerrillataktik war gegen die UdSSR erfolgreich (mit Hilfe der USA), war in Vietnam erfolgreich (gegen die USA) und ist auch hier erolgreich. Die westl. Armee konnte mit viel Aufwand das Land friedlich halten, aber eben nicht von den Taliban befreien. Denn wer gehörte alles dazu? Man konnte nicht alle inhaftieren, man konnte die Geisteshaltung dahinter nicht auflösen, man konnte nicht in Pakistan dafür sorgen, dass dort gegen die Taliban wirklich vorgegangen wird. Die Taliban waren eben nicht besiegt, sondern nur vertrieben worden. Und geht man dann, kehren sie eben zurück.


    Ich kann mir eben leider nicht vorstellen, dass die Bevölkerung die Möglichkeit hat, die Taliban zu vertreiben. Kurdistan kann man hier auch nicht vergleichen. Die Kurden hatten eine eigene Armee aufgestellt. Und sie hatten dafür Unterstützung - als sie dann aber (ebenfalls) im Irak allein gelassen wurden, haben sie auch verloren.


    ich denke, wir sind nicht weit auseinander in der Meinung. Ich wollte dich auch nicht ärgern, als ich deinen Ausdruck mit den Mofas als unfair bezeichnet hatte - ich finde es nur unfair, gegenwehr von der Bevölkerung zu erwarten, vor allem vom hiesigen bequemen Sessel vor dem PC aus. Ich kann nur versuchen, mich in die Lage der dortigen Zivilisten hineinzuversetzen... Und dann wird es schnell ziemlich übel (mental gesehen).


    Meine leider sehr pessimistische Meinung:

    Die Taliban werden ihre Schreckensherrschaft eine ganze zeitlang aufrecht erhalten. Vielleicht nicht ganz so extrem wie in der ersten Herrschaftsphase (wenn man den Nachrichten glauben kann), aber schlimm genug. Da sie aber vermutlich weder wirtschaftlich noch politisch erfolgreich sein werden, wird das ganze Systen irgendwann zusammenbrechen – es sei denn, sie werden vom Ausland unterstützt ("Arabische Welt"). Nordkorea wäre auch schon längst vom Regime vefreit, wenn nicht China ständig helfen würde, es aufrecht zu erhalten, denn wirtschaftlich wäre das Land noch kaputter, als es eh schon ist. Und ohne Geld kann selbst ein Diktator irgendwann weder Waffen noch benzin einkaufen und importieren. Die Taliban werden ebenfalls wirtschaftlich völlig scheitern und dann von alleine verschwinden. Nur wird dies eben lange dauern und sehr viel Leid und Tod nach sich ziehen. Das alles wäre nicht nötig gewesen, hätte "der Westen" die Religionsfanatiker nicht gefördert, ausgebildet, und finanziell sowie waffentechnisch unterstützt. Jetzt wird der Westen die Geister nicht mehr los, die er einst rief. Ausbaden muss es aber mal wieder eine Zivilbevölkerung, die m.E. eben am allerwenigsten dafür kann.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Matthias, servus alle,


    das Thema Afghanistan ist einfach nur unsäglich traurig. Und zwar in vielerlei Hinsicht. Da ist zum einen die Religion. Dem Islam fehlt die Aufklärung – das Christentum war ähnlich dogmatisch und wissenschaftsfeindlich und wurde durch die Aufklärung gezügelt und etwas gezähmt. Der Islam, vor allem in einer so fundamentalistischen Ausprägung wie in Afghanisten, hat diesen Schritt m.E. noch nicht vollzogen.

    Wenn ich allerdings den Erfolg von radikalen christlichen Gruppierungen ansehe (evangelikale Gruppen, Freikirchen, neuapostolische Kirche, 7-Tags-Adventisten und viele mehr), kommt mir auch bei uns das Grauen. Ich habe mit Evangelikalen versucht, über Evolution zu diskutieren. Völlig zwecklos.


    Wenn eine Religionsgemeinschaft ein Heiliges Buch besitzt und dieses streng wortwörtlich ausgelegt wird, ist sie m.E. gefährlich. Zu viel Macht erhalten dann diejenigen, die interpretieren dürfen,w as hier "wortwörtlich" gemeint ist. Und wenn dann geschrieben steht, dass der Mond einen Riss hat, und wenn jemand dann daraus ableitet, dass man den Riss im Teleskop sehen müsste und wenn das Teleskop den Riss nicht zeigt, das Teleskop lügt, klingt das noch schräg, weltfremd oder belustigend. Leider haben diese Personen dann meist auch die politische Macht, diejenigen beliebig zu bestrafen, wenn sie meinen, dass dies gerechtfertigt sei.


    Das erste Schreckenregime der Taliban war schon schlimm genug. Natürlich leben die Machthaber selbst nicht nach den "moralischen" Normen, die sie als Unterdrücker den anderen auferlegen. Wer die Macht hat, kann sich viel erlauben. Und wenn die Macht von einem "Gott" kommt, dann erlaubt das alles, was man nur tun kann. Die christliche Geschichte ist nicht von ungefähr voll mit Mord, Folter und vielen weiteren, unsäglichen Verbrechen im Namen eines Gottes. Warum soll es dann im Islam anders sein? Wenn Religion und politische Macht sich vereinen, ist das Ergebnis immer grausam. Das gilt auch für Ideologien, die als Ersatz für die Religion deren Platz einnimmt (z. B. Kommunismus, Nationalsozialismus usw.). Der Machtanspruch ist dann nicht mehr anzweifelbar, nicht mehr diskutierbar. Wer widerspricht, der widerspricht Gott oder dem politischen Führer/der Partei, die unangreifbar sind.


    Was Afghanistan betrifft, ist die Historie besonders traurig. Als Russland Afghanistan besetzt hatte, lebten die Afghanen unter einer Diktatur. Aber dafür durften Mädchen zur Schule gehen, durften Frauen studieren. Hätte, hätte... Hätten die USA nicht eingegriffen, hätte Afghanistan vielleicht den Kommunismus/Sozialismus überwunden, nachdem die UdSSR zusammengfallen ist. So haben die USA inoffiziell Krieg gegen die UdSSR auf Afghanischem Boden geführt und die radikalen islamistischen Kräfte ausgebildet und mit aufgerüstet. In anderen Ländenr wie dem Irak haben sie den islamistischen Kräften den Weg geebnet, nachdem sie ein Machtvakuum hinterließen (Stichwort IS). Gelitten hat immer die Zivilbevölkerung. Man kann jetzt endlos aufzählen, wo welche Fehler und welche Verbrechen westlicher Mächte dem Islamismus den Weg geebnet haben. Man kann auch analysieren, welche Entwicklungen nicht vom Westen verbockt wurden. Für mich steht aber fest, dass die afghanische Zivilbevölkerung am wenigsten für all das etwas kann.


    Und der Eindruck, dass die Bevölkerung vor Bauerntrampeln auf Mopeds eingeknickt ist... das ist nicht wirklich fair, denn immerhin geht es um zahlreiche dieser religiösen Fanatiker und jeder weiß, dass die Rache der Fanatiker grausam und ohne jede Gnade sein kann bzw. sein wird. Wehrt man sich gegen die Leute auf dem Mofas und dem Stock in der hand kommen später andere, die mit modernen Waffen Vergeltung üben.


    Doch was erwartet man, wenn ein Land über Jahrzehnte fremdgesteuert wurde, destabilisiert wurde, dann Krieg geführt wird, nach dessen Ende eines extrem korrupte Regierung gestützt wurde, die null Interesse am Wohl des Landes hatte und dann dieses Land schlagartig verlassen wird und religiösen Fanatikern quasi übergeben wird? Dann der Bevölkerung Mitverantwortung zu geben, wie ich es hier im Thread meine, bei manchen herauszulesen, finde ich dann perfide.


    Jetzt herrscht wieder eine Steinzeitreligion, in der Frauen und Mädchen Menschen zweiter Klasse sind (zwar nicht offiziell, aber eben real), in der Wissenschaft ein Feind ist, ind er Wissen an sich ein Feind ist. in der Kultur ein Feind ist (z. B. keine Musik) und es keine Grenzen der Gewaltanwedung gibt, da auch keinerlei Menschenrechte anerkannt werden, die das extremste an Gewalt verhindern würden.


    Dass sowas im 21. Jahrhundert noch möglich ist... Sowas von traurig.


    Dass dieses Thema aber missbraucht wird, um Klimaforschung und medizinische Forschung zu diskreditieren (wie m. E. hier im Thread angedeutet bzw. geschehen), indem man diese "Ersatzreligion Wissenschaft" in einen Kontext zu den Zuständen in Afghanistan zu bringen, finde ich ehrlich gesagt nur noch geschmacklos. Und das auch noch in einem wissenschaftsaffinen Forum wie dem hier.


    Ich hoffe, dass die Menschen in Afghanistan irgendwann Freiheit und Rechtsstaatlichkeit erleben dürfen, dass auch Mädchen zur Schule dürfen, Frauen von Ärzten behandelt werden und nicht lebenslang in Einzelhaft (Burka) verbringen müssen (jedenfalls öffentlich) und man auch nachts die Sterne beobachten darf, ohne dafür bestraft zu werden.


    Liebe Grüße,

    Christoph