Beiträge von Lucifugus im Thema „EAA Setup - mit selbst zusammen gestellten Komponenten“

    Auf diesen Abschnitt im Forum hätte ich mal vor 2 Jahren stoßen sollen dann wäre hier alles in eine andere Richtung gegangen z.Z C8 und 10'' Dobson

    denn alles was ich immer so gelesen habe ist Öffnung ist das A und O .


    [...]


    Ist echt nicht zu fassen was hier für Ergebnisse erzielt werden mit dem kleinen Equipment :thumbup:

    Servus Ceule,


    die Frage ist immer, was du willst. Auch vor zwei Jahren gab es z.B. in der Galerie tolle Fotos, die mit kleinen Apos gemacht wurden. Öffnung ist nicht alles. Willst du aber visuell unterwegs sein, schadet Öffnung nicht, bis das Teleskop insgesamt zu schwer und zu unhandlich wird.


    EAA ist ähnlich wie Fotografie: man sammelt Licht, indem man zigmal fotografiert und die Bilder addiert / stackt. Ob du jetzt live zuschaust, wie das Bild langsam aber sicher tiefer wird, das Objekt erscheint und immer besser zu sehen ist oder später im Nachhinein erst das Endergebnis nach dem Stacken siehst, ist in meinen Augen wenig Unterschied. Mit EAA hat man halt das Live-Feeling, dass man gerade beobachtet, dennoch ist es auch nichts anderes, als das Sammeln von Photonen.


    Kleinere Öffnung kann man, was die Tiefe angeht, durch längere Belichtungszeit kompensieren. Das solltest du eigentlich mittlerweile auch anhand der vielen Fotos hier nachvollziehen. Was aber nicht zu kompensieren ist, ist die geringere Auflösung von kleinen Öffnungen. Willst du Objekte ansehen, die keine besonders gute Auflösung brauchen, dann fällt das nicht auf.


    Was du jetzt wirklich willst, musst du dir einfach überlegen. Was stört dich an deiner Ausrüstung im Moment am meisten? Wie müsste es aussehen, damit du es öfter benutzt?


    Da ich nicht für dich sprechen kann, mache ich es beispielhaft mit meinem Equipment (8 Zoll RC auf einer äquatorialen Montierung):


    Mich persönlich hält am ehesten vom Einsatz des Equipments ab ("Minuspunkte"):


    • Aufbau plus Einnorden plus Justage plus 3-Sterne-Alignment dauert ca. 45 bis 60 Minuten (zuzgl. Zeit, alles ins Auto zu packen / zu schleppen und wieder auszuladen)
    • Aufbau nicht möglich (bzw. nur sehr aufwändig denkbar), wenn Polarregion durch Wolken verdeckt wird
    • 3-Sterne-Alignment nicht möglich, wenn zu viele Wolken und zu wenige Lücken
    • Stromversorgung nötig, was bei Temperaturen unter sagen wir mal -15° problematisch sein kann (da ist dann auch die Kälte an sich eine Hemmnis, rauszugehen)

    Wie könnte ich hier eine Verbesserung hinbekommen?


    Dobson: braucht keinen Strom, braucht kein Einnorden, braucht kein Alignment, Aufbau insgesamt schnell und einfach


    Automatisiertes Teleskop wie Stellina (etc.): ist komplett grab & go, hat interne Stromversorgung, alle Punkte fallen weg (bis auf Wolkenlücken zu klein, weil dann das Platesolving nicht klappt)


    Warum ist letzteres (im Moment) nichts für mich? Mir ist die Öffnung des Stellina-Systems und andere Automaten noch zu klein, mich überzeugen die Ergebnisse nicht und ich bin auch gerne rein visuell unterwegs, was da nicht geht. Zudem interessiere ich mich auch für kleine Objekte, die eine gewisse Auflösung benötigen, weshalb Öffnung und Brennweite mir zu klein sind.


    Warum habe ich noch keinen Dobson bzw. warum habe ich mir keinen anstelle meines 8-Zöllers gekauft? Ich fotografiere auch gerne und bin nicht nur visuell unterwegs. Geht auch mit einem Dobson auf einer EQ-Plattform, ist aber dann wieder umständlich oder man muss sehr viele Fotos mit Kurzbelichtung machen, was wieder Aufwand beim Stacken bedeutet (etc.). GoTo bzw. PushTo gibt es auch, aber mein GoTo ist recht bequem und für mich ist mein aktuelles Teleskoip ideal für die Kombinutzung visuell und fotografisch. Es wird aber sicher irgendwann ein großer Dobson als Zweitterleskop dazu kommen.


    Ich hatte mir vor dem Kauf viele Gedanken gemacht und hatte die vier oben gelisteten Negativpunkte sorgsam bedacht und kam zum Schluss, dass die Vorteile dennoch überwiegen. Ich habe deshalb extra eine sehr leichte Montierung mit viel Tragkraft gekauft, damit der Transport an sich und das Schleppen besser ist. Ich bin sehr zufrieden und versuche, das Equipment optimal zu nutzen. Ich muss halt die Erwartung, was ich erreichen kann, an das Teleskop anpassen. Großflächige Nebel gehen beispielsweise damit nicht.


    Ich habe ein bisserl den Eindruck, dass du von Equipment zu Equipment wechselst, um dann die Kirschen in Nachbars Garten anzuschauen, weil die immer besser aussehen. Du hast einen C8 mit Starsense... ich habe das Starsense-System bei einem C11 mal live erleben können. Ist schon luxuriös, das Einnorden fällt weg, da azimutal, das Alignment macht das System völlig automatisiert und das GoTo ist entsprechend exakt und man kann alles per App steuern. Coole Sache. Hätte ich das, würde ich es einfach nutzen und mir alles am Himmel anschauen, was mit dem zugehörigen Teleskop so geht. Ob ich, wenn ich ein C8 habe, noch einen 10"-Dobson haben wollte, weiß ich nicht. Da wäre ich eher bei 16 Zoll oder drüber, um visuell deutlich mehr rauszuholen, damit ich weiß, warum ich schubse, statt auf einen Knopf zu drücken ;-).


    Jetzt siehst du EAA und findest das faszinierend (ist es auch). Die Frage ist, ob du nicht enttäuscht wärst, wenn du jetzt umsteigen würdest... Vielleicht wäre es auch ideal für dich und du wärst quasi damit "angekommen". Ich würde es dir wünschen, denn ich sehe immer wieder deine Problemchen mit deinem Equipment auftauchen. Ich würde aber eben vorher zu allen Möglichkeiten die Pros und Kontras auflisten, durchgehen und dann darauf basierend den besten Kompromiss suchen – und dann mit den Kontras leben und die Pros genießen. Das gilt auch für EAA. Ewald kann dir viele Pros nennen, die EAA für ihn persönlich hat. Für ihn überwiegen diese Pros das, was die Kontras seines Systems sind. Für andere ist es vielleicht anders herum. Du musst herausfinden, wie es für dich ist ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph