Beiträge von Stathis im Thema „Erstmal moin - und Justier-Hilfe gesucht!“

    Ok, somit kann es an den Okularen oder gar eigenem Auge schonmal nicht liegen. Am Fangspiegel kann es auch nicht liegen, sonst wäre der Fehler ortsfest geblieben.

    Du schreibst von 120° Drehung, das macht mich stutzig. Hast du den Spiegel zusammen mit der Zelle um ein Justierschrauben- Loch in 120° weitergedreht? Es könnte ja sein, dass die Spiegelzelle einseitig drückt und der Fehler mit der Spiegelzelle mit dreht, während der Spiegel in Ordnung ist. Du musst unbedingt den Spiegel selbst relativ zur Zelle drehen, z.B. um 45°, 60°, 90° oder 120°. Erst wenn der Fehler immer noch mit dreht, ist der Spiegel selbst schuld.


    Oder du machst Nägel mit Köpfen, sprich einen Foucault Test. Diese 114/900 haben in der Regel sphärische Spiegel. Bei diesen kann man im Foucault ohne jedes Messen direkt die Fehler sehen. Für einen Hobby Auto- und Motorenschrauber sollte es Klacks sein, einen einfachen Foucault Tester zu bauen.


    Ich habe deine obigen Zeilen mal in mein heute morgen frisch entflammtes Orakel geworfen und es sagte mir mit lallender aber doch eindeutiger Stimme, dass sich so jemand wie du früher oder später ohnehin mit Schleifkörnern in den Fingernägeln wiederfindet :star_struck:


    p.s. Markus:

    Zonenfehler sind symmetrisch und bleiben somit bei Drehung des Spiegels konstant. Firum müsste eine exzentrische Beule im Glas haben (Asti höherer Ordnung), um diesen Effekt zu erzeugen.

    Stathis,

    merkt man Asti nicht dadurch, das er intrafokal vs. extrafokal um 90° verdreht?

    Ja, richtig. Das wäre der klassische Asti, man spricht von "Astigmatismus erster Ordnung". Es gibt nicht einen eindeutigen Fokus, sondern einen Fokus in der einen Richtung und einen anderen Fokus in der anderen Richtung. Intra- und extrafokal hat man eiförmige Sternscheiben, wobei die Orientierung des Ovals beim Durchgang durch den Fokus um 90° kippt. Das sieht so aus:

    http://rohr.aiax.de/AstigRonchi02.jpg


    Als nächstes gibt es dreieckförmig deformierte Sternscheiben ("Trefoil" bzw. "Kleeblatt Astigmatismus"), z.B. wenn die 3 Halteklammern den Hauptspiegels zu fest runterdrücken. Das sieht so aus:

    https://images.immediate.co.uk…ality=90&resize=620%2C350


    Dann gibt es Astigmatismus höherer Ordnung, was ganz exotische Figuren mit Girlanden und Knoten erzeugen kann, z.B. so was:

    http://rohr.aiax.de/@315Gladius_16.jpg

    Da firun was von "Lichtreflexen in seiner unmittelbaren Nähe" und dreieckig, einseitig offenen Ringen schreibt, vermute ich solch einen Asti höherer Ordnung, vielleicht auch noch kombiniert mit sphärischer Aberration. Ist aber alles Spekulation, daher erst mal richtig sterntesten.


    Zitat

    ... und

    nullter Schritt: Kopf verdrehen, nicht dass es an den Augen liegt. (nur der Vollständigkeit halber)

    Gut, dass du das erwähnst, das sollte man natürlich als erstes ausschließen. Daher soll man ja auch den Sterntest bei hoher Vergrößerung machen, damit die Austrittspupille klein wird und der potenziell vorhandene eigene Augenasti (Augenoptiker sprechen von "Zylinderfehler") nicht mehr dominiert.


    p.s.

    Hier eine ausführliche Zusammenstellung verschiedener Fehler im Sterntest:

    https://www.telescope-optics.n…ttern_and_aberrations.htm

    In Deutsch:

    http://www.pteng.de/astro/justage/newton/frame_r.htm

    Sterntest Software Aberrator zum selbst simulieren der Fehler:

    http://aberrator.astronomy.net/

    So wie du es schilderst, klingt das für mich nach verspannter oder fehlerhafter Optik und nicht nach Dejustage. Du bist ja schon recht systematisch vorgegangen, jetzt müstest du dies nur konsequent nach dem Ausschluusprinzip fortsetzen:


    Den Sterntest mit einem hoch am Himmel stehenden "echten" Stern (z.B. Polarstern) mit möglichst hoher Vergrößerung wiederholen (80 bis 160 fach wäre schön). Welche Okulare hast du? Mars ist ja ein Planet und somit nicht sternförmig, sondern flächig, steht nur noch sehr tief am Himmel (hohe Luftturbulenzen) und ist noch nicht einmal mehr rund, das macht den Test wenig aussagekräftig. Wie bereits geschrieben, die intra und extrafokalen Sternscheiben vergleichen. Genau beschreiben was du siehst, am besten kleine Szizzen machen. Dabei die Orientierung aufschreiben. Hand von der Richtung des Okularauszugs rein halten, das ist deine Null Uhr Position.


    Sind die intra- und extrafokalen Scheibchen rund und der Fangspiegelschatten ist mittig? Dann wäre alles gut. Wenn nicht (was ich vermute), hast du eine Form von Astigmatismus. Jetzt kommt das Ausschlussprinpip zum Zuge:


    1. Okular drehen. Dreht die Unsymmetrie mit? Dann ist das Okular defekt.

    2. Hauptspiegel drehen und schauen, ob der Defekt mit dreht. Dann ist der Hauptspiegel defekt.

    Wenn 1 und 2 nichts an der Orientierung ändern, ist der Fangspiegel verspannt eingebaut, oder selbst defekt (nicht plan genug geschliffen).


    Bin gespannt, was du heraus bekommst.


    P.s .: In einen Tubus für 115 mm kannst du nicht einfach einen 130 mm Spiegel rein "stopfen". Die Strahlen am Gesichsfeldrand laufen schräg und der enge Tubus würde vignettieren. Außerdem gibt es am Tubusrand mehr Luftturbulenzen. Daher braucht der Spiegel immer etwas "Luft" zum Tubusrand.