Beiträge von Kalle66 im Thema „Verunsicherung für geplanten Kauf“

    Christian,

    bzgl. Platzbedarf täte ich einfach mit Möbelkarton und -Zuschnitten ausprobieren, was benötigt wird. Der Raum zwischen den Stativbeinen ist eher toter Raum und bestenfalls als Fußraum nutzbar. Auf einer Dachterrasse kann man die Stativfüße bis an die Begrenzung schieben. Rückseitig, so vermute ich, ist die Sicht durch Dach/Wand eh beschränkt nur in Zenitnähe möglich.
    Wenn es bequem sein soll, hilft ein höhenverstellbarer Bügelstuhl mit schmalem Footprint. Auf einer Wiese allerdings besser ein stabiler Astrostuhl, wie der "Füssener Astrostuhl", den Gerd oben zeigt. Der ist insoweit einzigartig, weil man kann mit ihm nicht schmerzhaft nach hinten wegkippen, sondern nur nach vorn auf die Knie.


    Man sitzt oft bequemer längs mit halber Körperdrehung zum Teleskop als frontal davor.

    Allerdings kann es sein, dass beim Drehen sich bei der aktuellen Position des Teleskops etwas ändert, wenn Du beim Drehen zu stark ziehst oder drückst.

    Gerade bei einem Newton ist die opt. Achse nicht immer die geometrische. Sonst bräuchte/dürfte man ihn ja nicht nachjustieren. Jede Drehung an den HS-Justageschrauben ändert das ja. Da ein Alignment immer der opt. Achse folgt, aber über die geometrische (via Schellen) gedreht wird, handelt man sich Alignment-Fehler ein, wenn man ihn dreht. Meist nicht relevant für geringe Vergrößerungen, aber gerade bei hohen Vergrößerungen dann wieder schon, wenn die Goto ihre Vorteile ausspielen will.


    Das Drehen in den Schellen ist lästig. Wie andere ja schrieben ... man versucht es auf Teufel komm raus zu vermeiden in einer Beobachtungsnacht. Der Komfortverlust steht und fällt mit der konkreten Montierung. Ist die eh schon schwachbrüstig, ist es mehr als lästig. Newtons auf kleiner Monti sind typische Anfänger-Konstellationen durchs Budget bedingt. Das heißt, da ist dann auch keine Kompensation durch andere Hilfsmittel/Workarounds vorhanden, weil die dann auch noch nicht angeschafft wurden bzw. man von deren Existenz nichts weiß.

    Newton auf parallaktischer Montierung ...

    ... ist das in der Praxis tatsächlich so schlimm?

    Nicht schlimm, aber nervig. Walter hat die typische Situation gut beschrieben.


    In der Praxis verzichtet man auf das Goto nach 'ner halben Stunde und schwenkt bei gelösten Achsenklemmen und per Sucher, klemmt wieder fest, so dass die Stundenachse dann nachführt.

    Wenn der Sucher dazu noch auf dem Tubus ist, dann nervt das Drehen in den Schellen doppelt, weil man ja auch ständig den Sucher noch erreichbar haben will.

    Übrig bleibt von den ganzen Steuerungsfunktionen der Montierung nur noch die Nachführung der Stundenachse. Immer noch bequem, wenn man sehr hoch vergrößert, weil dann läuft das Objekt nicht aus dem Bild.

    Glaub mir, ein geübter Dobson-Astronom findet am Himmel seine Objekte schneller als jede Goto. Ich kann mich erinnern, dass ich zwischen zwei Gewitterpausen auf einem sommerlichen Teleskoptreffen, binnen 15 Minuten, meinen 8"-Dobson aufgebaut, mit drei Kollegen einen Quick-Messier-Marathon (11 Objekte) durchgeführt und den Dobson wieder unter seinem Regenschutz hatte, wo andere erst gar nicht anfingen oder erst die Gegengewichte austariert hätten.

    Es gibt wenige Ausnahmen, wie z.B. Pluto oder Neptun und ein paar Planetarische Nebelchen. Die kann man nämlich nur bei höchster Vergrößerung von einem normalen Stern unterscheiden und dann wird "Handsuche" zum Glücksspiel, weil einem kein Sucher weiterhilft. Da bedarf es dann der Methode der Mustererkennung von Sternkonstellationen im Sucher bzw. Starhopping für Fortgeschrittene.
    Ein Stammtischfreund hat aber auch dieses Problem an seinem Dobson gelöst, indem er Winkel-Encoder installiert hat, die mit der Sternkartenapp verbunden sind. Er macht ein Alignment wie bei einer Alt-Az-Goto (z.B. vergleichbar mit den Gabelmontis von Meade), führt aber von Hand nach und sieht auf der App, wohin das Teleskop ausgerichtet ist.

    Arrghh, wegen der Datenbank-Panne gestern wurde mein letzter Beitrag gelöscht.

    Kurz aus dem Gedächtnis:


    Torsten,

    Ein Newtonteleskop ist hat visuell auf einer parallaktischen Montierung einen erheblichen Nachtteil. Man muss von der Seite reinschauen und in der Hälfte aller Fälle steht einem dann das Stativ im Weg. Dann muss man die Rohrschellen lockern und den Tubus drehen, um von der anderen Seite reinschauen zu können. Aber dadurch geht das Alignment einer Goto verloren, weil die Tubusoptik eines Spiegelteleskops praktisch nie genau auf der geometrischen Achse liegt. Deswegen empfehle ich bei visueller Nutzung eines Newtons Alt-Az-Montierungen. Die Dobson-Montierung ist Alt-Az und mit Abstand die preiswerteste und stabilste Lösung dann.

    Vor dem Kauf kannst du in der Umgebung von HH Kontakt mit anderen norddt. Astronomen aufnehmen. Z.B. via Förderverein der Sternwarte HH-Bergedorf oder GVA.


    Und am wichtigsten ist visuell ein dunkler ländlicher Nachthimmel. Kein noch so großes Teleskop kann das ersetzen, wenn man aus einer lichtverschmutzten Stadtlage beobachtet. Wenn lichtschwache Objekte (oder Details im Objekt) in einem aufgehellten Himmel absaufen, dann tun sie das in jedem Teleskop. Ist wie bei einem Schiff: Ohne Wasser unterm Kiel schwimmt es nicht.

    Torsten,

    die eierlegende Wollmichsau gibt es nicht. Und fotografisch läuft es am Ende immer übern Preis, vor allem, wenn man fotografische Großgeräte einsetzen will. Und 200mm/1000 ist fotografisch ein Großgerät.


    Aber vergleich die Preise einfach mal mit einem astrotauglichen 400mm-Teleobjektiv von Canon und Co. ... was man astronomisch übrigens auch schon auf eine kleine Montierung stellen müsste, wenn man länger als ein paar Sekunden fotografieren will. Kann man übrigens über die Winkelfunktion und Erddrehung auch ausrechnen, ab wann Sterne eierförmig werden.

    Torsten,

    visuell ist der N200/1000 Newton sicher ok. Ein guter Allrounder auch jenseits von "Einsteigern".


    Fotografisch teile ich Michas Einschätzung, dass die Montierung etwas zu schwachbrüstig ist, um als Rundum-Sorglos-Paket durchzugehen. Für Planeten-Videos geht das sicher noch (die Videos verarbeitet man dann zu einem Foto), aber Langzeitbelichtungen im Deepskybereich dürfte grenzwertig werden. Dazu wirst du zusätzlich ein Guidingsystem und Comakorrector brauchen und einen windstillen Aufstellungsort. Nicht unmöglich, aber pfriemelig, wenn man pingelig Aubalancieren muss und aus der Bilderserie die ganzen Aussetzer dann immer aussortieren muss.


    Die andere Seite der Medaille ist, man lernt auf die harte Tour, was alles für ein gutes Bild stimmen muss. Und weiß dann schnell zu schätzen, dass eine schwerere Montierung, die zu Anfang außerhalb des Budgets liegt, sein Geld wert ist.

    Schau Dich auch auf dem Gebrauchtmarkt nach einer EQ6 um. Den Newton kriegt man ja auch als Tubus allein.