quilty,
du versuchst dich in einer quantitativen Beurteilung zu etwas, was man ohne Rechenpower bestenfalls qualitätiv (also dem Grundprinzipien nach) beurteilen kann.
Seeing sind Bildfehler durch die Unterschiede der Lichtbrechung in nicht homogener Luft. Die Inhomogenität entsteht durch Temperaturschwankungen. Auf diesem Niveau kommt man nur mit Berechnungen der Wellenfront und ihrer Fehler weiter. Wie stark eine sog. Luftzelle (als exemplarisches statisches Beispiel) mit abweichenden Brechungindex Einfluss nimmt, ist unabhängig vom konkreten Strahlengang. Es reicht vielmehr aus, dass diese Luftzelle im Strahlengang ist. Aber das erklärt nur einen zeitlichen Schnappschuss. Seeing als waberndes Bild lebt auch von den ständigen Veränderungen dieser Störung.
Überschlägig könnte man jetzt auch noch sagen: Die Stärke des Bildfehlers beurteil man anhand der Strahlenmenge/Energieanteil am Gesamtbild, wenn die Zelle nur teilweise im Strahlengang ist. Aber das allein wäre immer noch zu einfach, da der Brechungsindex der Zelle an ihren Grenzflächen zu restlichen Luft einen Gradient hat. Jetzt könnte man sagen: In fokussierten Bereichen des Strahlengangs hat man weniger Gradienten, aber dafür ändern sich diese auf diesen kleinen Bereichen auch schneller, weil die Luftzelle sich ja nur wenig bewegen muss.
Spätestens hier hört das philosophieren darüber aber dann auf. Man müsste Annahmen zur Größe, Form, Abweichungsstärke dieser störenden Luftzelle machen und ohne konkrete Experimente und Simulationen kann man da ganz schnell völlig auf dem Holzweg sein.
Beispiel:
Beobachtet man den Wasserstrahl am Küchenspülbecken. Je nachdem, wie weit ich aufdrehe, tropft der, fließt laminar oder spritzt. Du du willst jetzt das Spritzverhalten analysieren. Bleiben wir mal nur beim tropfenden Hahn ... kannst du mir sagen, welche Stellen im Spülbecken nach ~10 Tropfen dann schon nass benetzt sind und welche noch trocken sind? Du kannst ja probeweise 50 Teelichte ins Becken stellen und schauen, welche davon dann ausgehen ... interessant wird's wenn du das berechnen kannst.
PS:
Mach Dir lieber Gedanken, was in einer Situation der dominierende Faktor ist. Wenn es z.B. bewölkt ist, brauch ich mir um Seeing jeglicher Art keine Gedanken machen, weil es nicht der dominante Faktor ist. Wenn der Tubus nicht ausgekühlt ist, liegt es einfach daran. Wenn die Temperatur um 2° je Stunde fällt, kommt der Tubus mit dem Auskühlen kaum hinterher. Wenn Sterne im Winter "glitzern" sieht man das atmosphärische Seeing schon ohne Vergrößerung. usw.