Beiträge von Kalle66 im Thema „Hype um Beteigeuze“

    Roland,
    Gas und Staub, welches auf der Sichtlinie liegt, käme u.a. als Ursache in Frage. Aber bei der Größe würde ich Unregelmäßigkeiten des Sterns selbst nicht ausschließen wollen. Resonanzen könnten die Gasblase schwingen lassen.
    Selbst unsere ruhige Erde kennt ja so Sachen wie Vulkanausbrüche, die in der Atmosphäre sich erst verteilen müssen. Und schaut man auf Jupiter, wütet da schon ewig der große Fleck. Fairerweise gesagt, es übersteigt meine Phantasie, was da alles in Frage kommt.

    Martin,
    du hast den zweiten Teil meiner Antwort wohl überlesen. Da rotiert nicht mehr viel in der Außenhülle. Das mag im Kern anders aussehen.


    Nimm z.B. Sonne und Erde. Würde die Sonne ihre Hülle auf Erdbahndurchmesser ausweiten, bleibt von der aktuellen Rotation (Equator ~ 25 Tage) nicht mehr viel über bleiben. Jede Verlangsamung noch weniger als ein Jahr beträgt, würde bedeuten, dass per Fliehkraft das Gas von allein wegfliegt. Wegen Drehimpulserhaltung wird sie aber deutlich langsamer werden. Grob reicht eine Überlegung per Hebelarm (Zweisatzrechnung): 25 Tage bei 0,7 Mio. km Abstand zur Mitte vs. 150 Mio. km Abstand (Erdbahn) ... das Material würde ca. 200 mal langsamer rotieren: 5000 Tage (also mit 15 Jahren pro Umdrehung).

    Martin,
    aufgrund von Rotation erwarte ich, dass ein Himmelskörper nicht am Äquator abplattet, sondern an den Polen.


    Wenn ein Stern allerdings mit einem Teil der Hülle extrem größer wird, dann wird zumindest dieser Teil auch langsamer (Drehimpulserhaltung, Eisprinzessin streckt die Arme aus und beendet die Pirouette). Bei Himmelskörpern, die nur aus Gas bestehen kommt noch hinzu, dass nicht alle Teile gleich schnell rotieren müssen.

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Aber es entsteht ja auch Röntgenstrahlung und die braucht im Gegensatz zu sichtbaren Licht keine Ewigkeit um die Sternoberfläche zu erreichen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das hat nichts mit der Wellenlänge der Strahlung zu tun. Die Photonen können sich im dichten Plasma einfach nicht frei bewegen.

    Martin,
    nach meinen Erkenntnissen gibt es KEINEN beobachtbaren Zusammenhang zwischen Helligkeit und SN-Ausbruch.


    Die Mechanismen für einen SN-Ausbruch haben nichts mit den Kernfusionen (Schalenbrennen) zu tun. Es ist einzig der "Abfall" im Kern nach der Fusiosnorgie, die das Fass sprichwörtlich zum Überlaufen bringt, nämlich, wenn sich davon soviel angesammelt hat, dass der Kern quantenmechanisch zu einem Neutronenstern entartet und deshalb kollabiert (das Volumen auf einen Bruchteil verkleinert). Diese Millisekunden, in denen das passiert, sind der Startschuss für eine SN.

    Hi Okke,
    das Zitat betrifft den Temperatur-/Druckaufbau im Heliumkern. Der steigt dann ohne Strahlungsdruck weiter an, bis das Helium anfängt zu fusioniern. Das Heliumbrennen startet dann in der Mitte vom Heliumkern, wo Druck und Temperatur am höchsten sind. Da es intensiver abläuft als das Wasserstoffbrennen, geht die Heliummenge irgendwann zur Neige, bzw. der Rest baut nicht mehr genug Druck und Temperatur auf, denn die Wasserstoffschale liefert das Zeugs nicht schnell genug (gut 25% des Helium ist aber eh schon vorhanden und stammt noch vom Urknall). Insofern wäre "Anreichern" der besserer Ausdruck.


    Das Weiterbrennen der Wasserstoffschale und dessen Intensität ist von der Sternmasse abhängig. Alles was an Heliumabfall im Kern innen liegt, trägt in der Wasserstoffschale nicht mehr zum Druckaufbau bei. Auch der Massenverlust aufgrund des Sternenwinds mindert den Druck in der Wasserstoffschale. Als Gegeneffekt nimmt aber die Fläche zu. Das Wasserstoff brennt da am stärksten, wo die Grenze zur Heliumschale ist. Faktisch ist das die Schalenzone, in der Wasserstoffbrennen stattfindet. Wenn dann vom Heliumbrennen innen noch Energie die Wasserstoffschale aufheizt, fördert das das temperaturabhängige Wasserstoffbrennen. Wenn dieser Strahlungsdruck alles aufbläht und nach außen treibt, nimmt aber die Dichte ab, was hinderlich ist. Die spontane Fusion lebt ja von beiden Faktoren: Dichte und Temperatur. Die Temperatur macht die Teilchen schnell, so dass die Kerne sich überhaupt nahe genug kommen können und je dichter das Plasma gepackt ist, desto größer die Trefferwahrscheinlichkeit zweier Kerne. Und wenn du dir die einzelnen Zwischenschritte der Fusionsreaktionen anschaust ... es kommt auch auf die Zusammensetzung an. Es müssen sich statistisch ja die richtigen Kerne treffen. Je höher der Heliumanteil in der Wasserstoffschale ist (als Abfallprodukt), desto hinderlicher ist das und die Brandfront wandert weiter nach außen.


    Letztendlich muss man das hydrodynamisch simulieren. Verfeinern kann man es, wenn man noch die Rotation des Sterns berücksichtigt, wodurch alles nicht mehr kugelrund ist. Dazu kommt noch die Konvektion, also Strömungen ähnlich, wie der Golfstrom auf der Erde fürs Klima eine Rolle spielt. Und was auch noch eine Rolle spielt, sind Magnetfelder. Die Kerne sind ja alle elektrisch geladen, dazwischen irren die freien Elektronen herum; wir reden hier schließlich von Plasma. Zusammen mit der Rotation ist das Ganze ein riesiger Dynamo. Und da kommen die Rechner aktuell an die Grenzen. Sie kriegen dieses Chaos nicht abgebildet. Nicht nur rechentechnisch, sondern auch, weil man die einzelnen Effekte nicht gut genug gewichten kann. Was ist unter welchen Umständen der dominierende Faktor? Welcher Faktor kann einen anderen ausbremsen?

    Okke,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">au, sie muß sogar (mindestens fast) erlöschen, damit der Strahlungsdruck nachläßt, der das aufgeblähte Äußere am Kolabieren hinderte. ... <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    wie kommst du darauf?
    Das Heliumbrennen findet innerhallb der Schale des Wasserstoffbrennens statt. Das Schalenbrennen mindert nicht den Druck auf den Heliumkern, denn der ist von der Gesamtmasse abhängig. Eine brennende Schale ist kein Stützgewölbe, welches den Druck auf den Kern abschirmt. Kannst du dir bei einer Brücke ein Stützbogen aus Gas vorstellen?


    Der Wirkungszusammenhang kommt umgekehrt von innen. Brennt das Helium, schiebt es die Wasserstoffschale nach außen, durch Sternenwind findet sogar ein Massenverlust des Sterns statt. Das hat Auswirkungen auf die Bedingungen der Wasserstoffschale. Die Intensität des Schalenbrennens ist ja auch von der Temperatur und dem dort herrschenden Druck abhängig. Der Druck ist umso kleiner, je weiter die Schale von der Sternmitte entfernt ist und je weniger Masse der Stern hat. Andererseits heizt ein brennender Heliumkern die Schale auf und die Intensität ist auch abhängig von der Schalenfläche (Durchmesser). Je mehr Fläche als Brennraum zur Verfügung steht, desto mehr kann gleichzeitig brennen. Letztendlich kommt man an einer dynamischen Betrachtungsweise nicht vorbei.

    Die Metallizität (Elemente), die man in den Spektren misst, gibt vor allem Aufschluss über die Zusammensetzung des Gases, aus dem die Sonne sich bildete, also der Ausgangszusammensetzung. Sie gibt kaum bis keine Infos darüber, was alles im Stern schon verbrannt wurde, denn das findet im Kern statt und gerade die schwereren Abfall-Elemente (vor allem Helium, Sauerstoff, Kohlenstoff, viel schwerer wird ja nichts fusioniert) steigen nicht zur Hülle auf. Zum Vergleich mal die Masseverteilung in unserer eigenen Sonne: 50% der Masse befindet sich im Kern in einem 25% Radius (= ~1,5% des Gesamtvolumens). Da herrscht ein Druck von 200 Mrd. Bar und eine Dichte von 150 kg je Liter Volumen (Eisen, wie wir es kennen, hat nur 7,8 kg/l.) Ein Mensch würde da in eine Halbliterflasche passen, wenn man ihn so zusammenstaucht.


    Die Infos, was im Kern schon alles passiert ist (also die Altersbestimmung) geschieht über Kennlinien aus Sterngröße, Masse und absoluter Helligkeit und messbare Temperatur (Strahlungsfarbe), die sich im Hertzsprung-Russel-Diagramm (HR) wiederspiegeln. Das HR ist eine empirische Zusammenfassung vieler Beobachtungen.


    Größe, Farbtemperatur und Helligkeit stehen dabei ebenfalls in unmittelbaren Zusammenhang und geben Rückschluss über den Energieumsatz. Grundlage dafür ist die Theorie der Schwarzkörperstrahlung (https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_K%C3%B6rper)


    Masse ist bei Einzelsternen dagegen schlecht messbar, bei Doppelsternen oder extrasolaren Planeten hat man eine Chance durch die Keplerbahnen, mit denen sie sich umkreisen. Die Bahngeschwindigkeit kann man zumindest in Sichtlinie durch Rot-/Blauverschiebung (Dopplereffekt) gut messen, selbst wenn man die Querbewegungen nicht im Teleskop auflösen kann, eine Bahnumrundung durch die Periodendauer. Kennt man die Geschwindigkeiten beider Sterne, dann hat man auch deren Massenverhältnis (Schwerpunktlage). Der kleinere der beiden Sterne verbrennt zudem deutlich langsamer und entwickelt sich deshalb auch langsamer, worüber man wiederum Rückschlüsse auf Massenobergrenzen ziehen kann.


    Das HR-Diagramm ist so was wie eine eierlegende Wollmilchsau, ein Kataster aller Sternzustandsvarianten, denn hat man einen Stern dort erst mal sauber ins Diagramm platziert, kann man via scheinbarer Helligkeit auf seine wahre Helligkeit und damit auf seine Entfernung Rückschlüsse ziehen. Das heißt, man kennt dann andere Sterne mit gleichen Eigenschaften und wendet deren gewonnene Daten auf den neuen Stern mit an und umgekehrt. Dabei wird dann auch das HR-Diagramm (und die dahinter stehende Klassifikation) ständig verfeinert.



    (==&gt;)Marco:
    Beim Schalenbrennen interessiert sich die Kernschale nicht darum, ob weiter außen noch ein Wasserstoffbrennen läuft oder nicht. Was zählt ist einzig und allein, ob Druck, Temperatur und Dichte z.B. fürs Heliumbrennen (oder in weiterer Folge fürs Kohlenstoffbrennen) ausreichen. Es muss sich nur genug Helium im Kern als Abfall des Wasserstoffbrennens abgelagert haben und durch die Sonnenmasse dort genug Druck und Temperatur aufbauen können. Fazit: Es können mehrere Schalen gleichzeitig "brennen", zumindest übergangsweise. Denn das Starten des Heliumbrennens liefert dann Energie, die die äußeren Schalen und die Hülle aufblähen und damit das Wasserstoffschalenbrennen weiter draußen stören. Da landet man dann bei einer dynamischen Betrachtungsweise. Von innen kommt plötzlich ein neuer Schub, intensiviert kurz das Wasserstoffbrennen, bis dessen Schale so weit aufgebläht wird, dass es teilweise zusammenbricht. Das Heliumbrennen selbst ist auch nicht stabil, 5% Temperaturerhöhung im Kern intensiviert das Brennen um den Faktor 3 und umgekehrt, wenn der Heliumbreich zu wenig Nachschub aus dem Wasserstoffbrennen bekommt, lässt es auch schlagartig wieder nach. Das sind genau die Gründe, warum der Stern in den letzten 100.000 Jahren so "pumpt".


    PS: Bis sich das in der Hülle selbst bemerkbar macht, vergehen nochmals tausende Jahre. Schon in unserer Sonne braucht Licht/Energie aus dem aktiven Kern 100.000 Jahre, bis es für uns auf deren Oberfläche sichtbar wird. Fazit: Was wir auf der Oberfläche sehen, ist Ergebnis von Prozessen, die schon tausende Jahre zurück liegen.


    Das ändert sich erst beim Kernkollaps, dem Beginn der Supernova. Die Kernmitte selbst kollabiert da in Millisekunden, hinterlässt mitten in der Sonne dann eine Art Vakuum, wenn die nachfolgende Materie nicht schnell genug hinterher fällt, äußere Schalen fallen dann ungebremst auf diesen neuen "entarteten" Neutronenstern, prallen dort auf wie auf eine Mauer, der Stoß wird dann nach außen reflektiert und zerfetzt alles, was noch weiter draußen ist. Dabei entstehen Schockwellen, in denen die wirklich schweren Elemente dann erbrütet werden. Besser könnte man eine Atombombe nicht bauen, mit spiegelnder Kugel in der Mitte, die die Wirkung nach außen erhöht.

    Hi Marco,
    es geht um Kernphysik. Atombomben und die kernphysikalischen Abläufe im Inneren sind in der Physik inzwischen sehr gut verstanden. So gut, dass Staaten wie die USA auf Tests inzwischen verzichten können, weil sie sie simulieren können. Das war in den Anfängen allerdings nicht immer der Fall. Der Test Castle Bravo (Wasserstoffbombe 1953) war z.B. viel stärker, als seinerzeit berechnet. Ich habe die militärischen Tests deshalb genannt, weil sehr sehr viel Geld dort in die Forschung investiert wird/wurde. Mehr als in die zivile Kernforschung. Es die Erkenntnisse dieser militärischen und zivilen Kernforschung, die heute das Verstehen der Fusionsprozesse im Sonneninneren (Stellarforschung) ermöglichen.


    Wenn Dich das Thema weitergehend interessiert, lies Dir die Artikel im Wiki zum Wasserstoffbrennen (Bethe-Weizsäcker-Zyklus, Proton-Proton-Reaktion, zum Heliumbrennen und zum Kohlenstoffbrennen durch.


    Interessant sind die Artikel vor allem wegen ihrer Weblinks (Einzelnachweise), wo es dann wirklich ins Eingemachte geht.

    Woher weiß man, welche Kernfusionsprozesse wie stattfinden? ... ganz praktisch, von den Atombomben und den vielen Physikern, die sich damit beschäftigen. Eine Sonne ist eine Dauer-Wasserstoffbombe.


    Ansonsten ... bitte werft einen Blick auf folgenden Artikel:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Sternaufbau
    Der behandelt jetzt nicht Beteigeuze speziell, sondern ist mehr allgemein, aber das hilft beim Verständnis.
    Wenn in dem Artikel von "Hauptreihensternen" die Rede ist, dann bezieht sich das auf die Lebensphase eines Sterns. Beteigeuze ist kein "Hauptreihenstern" mehr, sonder befindet sich im Hertzsprung-Russell-Diagramm in der Klasse der "roten Überriesen". Eine Sternklasse, bei der sich im Kern bereits so viel Helium aus Wasserstofffusion angesammelt hat, dass es selbst schon wieder fusioniert. Sterne in diesem Stadium stehen vor ihrem Ende, denn Heliumbrennen, Kohlenstoffbrennen und was da folgt, ist so energiereich, dass eine Sonne das nicht gleichmäßig macht, sondern eher schubweise und dabei auch erhebliche Massen als Sternenwind abwirft. Die Zeitdauer, in der Menschen Beteigeuze beobachten ist zu kurz, um genaueres über die Schübe sagen zu können.

    Es sind solche spekulativen Statements, die es in die Medien schaffen. Ehrlich wäre die Aussage: Wir haben keine Ahnung und basta. Ich finde nicht, dass da irgendwas "Neues" zu dem Artikel, den Dominik verlinkt hat, dabei ist.


    Je nach Charakter des Wissenschaftlers sucht der eine oder andere mit medial "spannenden" aber wissenschaftlich uninteressanten Aussagen die Aufmerksamkeit, andere halten dann einfach die Klappe. Und oft macht der Journalist aus einer Mücke einen Elefant, sprich, er greift sich einen unbedachten Nebensatz aus dem Zusammenhang, setzt ein Fragezeichen dahinter (oder auch nicht) und macht daraus eine Pressemeldung. Und Hollywood macht daraus ein Einfrieren der Erdkern-Schmelze [:D].


    Physikalisch sehe ich keinen Zusammenhang zwischen einem Helligkeitsrückgang und einem möglichen Supernovaausbruch. Der wird ja durch einen Kernkollaps eingeleitet. Und schon dieser Kollaps setzt Energie frei (gravitative), sprich es wird dann heller. Alles was es an Schwankungen davor gibt, insbesondere die Abschwächungen haben damit somit nichts zu tun. Und bis die Energien strahlungstechnisch an die Oberfläche gelangen, dauert länger als ein paar Stunden, wenn es nicht der Ausbruch selbst ist. Da ist die Zunahme an Neutrinos, wenn im Kern was "Neues" passiert, schneller. Für mich bedeutet das, dass wir aufgrund von Helligkeitsschwankungen keine Aussage darüber machen können, was im Kern passiert, ob er gerade kollabiert oder nicht. Wenn er kollabiert, dann steigt die Helligkeit Stunden später als Zeichen des Ausbruchs um ganz andere Größenordnungen an und wir sehen die Supernova, egal ob er zuvor in einem Helligkeitsminimum war oder nicht. Äußere Hülle und Kern arbeiten da mehr oder weniger völlig unabhängig und nicht im Takt.


    In den Medien kommt das aktuell manchmal so rüber, als ob der Stern ein letztes Mal tief Luft holt, um damit seine Lunge zum Platzen zu bringen. Meines Erachtens eine völlig falsche Vorstellung.

    Marco,
    es sind typische "Medienberichte". Mich nervt es inzwischen, wenn sie formal zwar richtig von "... es ist möglich ..." schreiben, aber keine Aussage zur Wahrscheinlichkeit angeben. Ich denke dann immer, dass es auch möglich ist, dass ich einen 6er im Lotto haben könnte. Trotzdem spiele ich nicht regelmäßig Lotto, weil es viel wahrscheinlicher ist, dass ich dabei nur Geld verliere. Es wird unterm Strich nur die Hälfte der Einsätze ausgeschüttet.
    Sicher ist nur, dass er binnen 100.000 Jahren als Supernova enden wird. Ansonsten wissen wir zu wenig darüber. Die Stellarphysik ist in diesem Stadium viel zu chaotisch. Wir können auf der Erde noch nicht mal Erdbeben vorhersagen.

    Andre,
    etwas Dreiecksgeometrie kriegst du sicher selbst hin. Größe und Entfernung ist doch bekannt.
    Und das Auflösungsvermögen wird gemeinhin per Rayleigh-Kriterium bestimmt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Aufl%C3%B6sungsverm%C3%B6gen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rayleigh-Kriterium


    Ach ja, die Wellenlänge spielt auch ne Rolle (in der Formel das griechischem Lamda, was wie ein umgedrehtes y aussieht). Und denk daran, alles in Meter einzutippen - sprich gleichen Einheiten.
    Ein LJ in Kilometer = 60 (Sekunden) * 60 (Minuten) * 24 (Stunden) * 365,25 (Tage) * 300.000 km/s

    Ein paar Fakten frei übersetzt aus dem Artikel "EVOLUTIONARY TRACKS FOR BETELGEUSE", den Dominik verlinkt hat (doi.org/10.3847/0004-637X/819/1/7)


    2.1 Entfernung:
    Jüngere Messungen mit VLA-Hipparcos bestimmen die Entfernung auf 197 +/- 45 parsec.


    2.2 Helligkeit/Leuchtkraft und Temperatur
    Tabelle 2 zeigt eine Übersicht basierend auf der Entfernung nach 2.1


    2.3 scheinbarer Durchmesser /Tabelle 3)
    Rote Überriesen wie Alpha Orionis haben eine Oberflächengravitation, die kleiner ist als z.B. auf der Oberfläche unserer Sonne. Deshalb gibt es dort große atmosphärische Bewegungen die asymmetrisch und variabel sind.


    R = Radius
    R-Kreis-mit Punkt; = Sonnenradius (unserer Sonne)
    R/R-Kreis-mit-Punkt = Verhältniszahl zu unserer Sonne
    mas = Milliarcseconds (Winkelsekunden)


    Die Messwerte müssen um verschiedene Faktoren korrigiert werden (corr).


    2.4 Zusammensetzung der Oberfläche
    Tabelle 4 zeigt Ergebnisse diverser Häufigkeiten
    Eisen (Fe)
    Wasserstoff (H)
    Sauerstoff (O)
    Kohlenstoff (C)
    Stickstoff (N)


    2.5 Massenverlust und Variabilität
    Tabelle 5 zeigt die Ergebnisse verschiedener Autoren über die Massenverluste
    (in Sonnenmassen pro Jahr)
    M#8857; = Sonnenmasse
    M-Punkt = Massenschwund Beteigeuze (Delta M)


    Der Artikel beschreibt eine Besonderheit, dass der Sternenwind aufgrund der Eigenbewegung von Beteigeuze durch das interstellare Medium eine bogenförmige Schockwelle aufweist. (Anm. Kalle: Das kennen wir auch bei Kometenschweifen)



    3 Modelle:
    Über Simulationen versuchen die Autoren die ursprüngliche Masse zu bestimmen. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Modelle mit ~ 20 Sonnenmasse am besten passen. Es verbleiben aber große Unsicherheiten.


    3.1
    Convective Overshoot (Innere Bewegungen im Aufbau des Sterns)
    Die Simulationen kämpfen mit Unsicherheiten im Schalenaufbau (Heliumbrennen im Kern, Wasserstoff-Schalenbrenn etc.). Je nachdem man hydrodynmische Modelle variiert ergeben sich abweichende Abläufe für Beteigeuze.


    3.2
    Massenverluste
    Die Simulationen ergeben eine Spanne von 30.000 - 70.000 Jahre für das Stadium als übergroßen roten Riesen


    3.3 HR-Diagram (Hertzsprung-Russel-Daigram)
    Es werden verschiedene Plausibilitäten abgefragt, in welcher Phase sich der Stern befinden kann.
    ...


    3.6 Hot Spots und Konvektion
    Das Vorhandensein von hellen Flecken auf der Oberfläche könnte an Konvektionszellen liegen, die bis zu Oberfläche durchbrechen. Andere Autoren vermuten, dass dahinter Schockwellen stehen, die bis zur Oberfläche reichen.


    3.7 Periodische Veränderungen
    Beteigeuze gilt als semi-veränderlich. Es scheint eine Überlagerung mehrerer Schwingungsmoden zu geben (harmonische Oberwellen).


    4 Herkunft
    Man vermutet den Sternhaufen Orion OB 1a als Ursprungsort. Der Haufen ist etwa 10 Mio Jahre alt. Aber sicher ist man sich da nicht.


    ****


    5 Zukunft als Supernova


    Beteigeuze wird die Phase des Heliumbrennens zunächst fortführen. Im Kern wird es dann zum Kohlenstoffbrennen kommen, gefolgt von Sauerstoff- und Siliziiumfusionsbrennen. Die Autoren schätzen, dass innerhalb der nächsten 100.000 Jahren der Stern in einer Supernova Typ IIp endet. Dabei dürften eine Ernergie von 2,0 E+53 erg in Neutrinos und weitere 2,0 E+51 erg in explosiver kinetischer Energie freigesetzt werden. Übrig bleibt dann ein Neutronenstern mit ~1,5 Sonnenmassen.


    Wir dürften die SN hier mit eine Helligkeit von -12,4 mag sehen (heller als ein Halbmond).
    Gamma- und Röntgenstrahlen werden allerdings nicht die Erdatmosphäre penetrieren.


    Der Teilchenwind der SN wird zwar das Sonnensystem in ~ 6 Mio Jahren erreichen, aber nicht bis zur Erde durchdringen. Unser Sonnenwind wird sich dem in 2,5 AU entgegenstellen (irgendwo zwischen Mars und Jupiterbahn).



    6 Schlussfolgerungen
    Etwa 20 Sonnenmassen ist der Vorläuferstern schwer gewesen.
    Vielleicht hat der Stern in der Vergangenheit aber schon ordentlich Masse verloren, was Auswirkungen auf die Simulationen hat.
    Die bisherige Lebensdauer dürfte etwa 8,5 Mio Jahre betragen und binnen 100.000 Jahre knallts bzw. beginnt das Kohlenstoffbrennen im Kern. (Anm. das ist die Lunte zum Knall, da kann man dann Jahre einzeln zählen)


    Sie wünschen sich Modelle, mit welchen man besser 3D-Turbulenzen im Aufbau des Sterns sowie das nicht-lineare Pulsieren simulieren kann.

    Och,
    für so einen niegel-nagel-neuen Nebel würde ich auch 3 Wochen Vollmond in Kauf nehmen. Wenn's zum Sommeranfang ist, würden wir den Sternenhimmel im Norden Deutschland noch nicht mal vermissen. Eines ist doch sicher ... es wird keine Messier-Objekt-Nummer kriegen.[;)]

    Hi mag16,
    wie reden doch auf der Erde auch noch von Atmosphäre in 100km Höhe, obwohl dort fast ein besseres Vakuum herrscht, als wir es technisch herstellen können.
    Und die reicht, einen Satelliten sicher zum Absturz/Verdampfen zu bringen. Überschlägig reicht dazu eine Gasdichte, die von ihrer Größenordnung eine Masse vereinigt, so dass ein Satellit bei einer Erdumrundung mehr Masse zur Seite schieben muss, als er selbst hat. Naja, das Volumen einer solchen Erdumrundung (Erdumfang+200km)*Satellitenquerschnitt ist recht groß und auf ein solches Volumen nur ein paar Hundert Kilo Luftmasse hört sich recht wenig an, oder?

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Sind die Dichte-Unterschiede so extrem unterschiedlich?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Verwechsle die Ausmaße jetzt nicht mit durchschnittlichen Dichteunterschieden. Das ist viel komplexer. Im Kernbereich ist Beteigeuze dichter als die Sonne. Es ist die äußere Hülle, die sich aufbläht. Bildlich gesprochen: Die schäumt vor Energie, wie ein heftiger Kochtopf, wo das Wasser über den Topfrand sprudelt.


    Das, was Beteigeuze als Sternenwind schon alles wegbläst, ist ja "langsam" im Vergleich zu dem, was bei der Supernova-Explosion dann wegfliegen wird. Letzteres wird dann Jahre später auf dieses langsame Gas aufprallen und es zum Leuchten bringen, so wie beim Krebsnebel und anderen planetarischen Nebeln.

    Marco,
    bei der Frage kommt es auf dessen Masse an. Bei 20-facher Sonnenmasse, die Beteigeuze hat, dürfte er als Supernova enden. Und es dürfte am Ende ein Neutronenstern übrig bleiben. Auf jeden Fall ein Ereignis, worauf sich die Stellar-Physiker sicher freuen würden, denn damit könnten sie viele Details ihrer theoretischen Modelle überprüfen.