Beiträge von Kalle66 im Thema „Erdrotation nicht schon vor Foucault bewiesen?“

    Holger,
    gehe davon aus, dass Foucault auch Fallexperimente kannte. Der war seinerzeit auf der Höhe der Zeit und gut informiert ...


    Richtig eindeutig wirst du das erst dann beantworten können, wenn du seine Korrespondenz durchforstest, also Geschichtsforschung betreibst. Die ersten 30 Jahre seines Lebens waren recht friedlich in Europa (Nach Napoleon/Wiener Kongress bis ~1850), Vater war Verleger, Foucualt selbst beteiligte sich am wissenschaftlichen Diskurs, auf den Feldern, die ihn interessierten.
    Wer einen persönlichen freundschaftlichen Kontakt zu Leuten wie Fizeau (LG-Messung per Zahnradlücken) hat, dies dann per Drehspiegel verbessert, dem werden Fallexperimente zur Erddrehung sicher bekannt gewesen sein. Zumal das in eine Zeit fällt, wo Franzosen gerade zuvor die Erde vermessen haben und das Urmeter und Urkilo eingeführt haben.

    Hi Delta,
    beschäftige dich erst mal mit Geschichtsdaten, wann was "entdeckt" wurde. Helio- und Geozentrische Weltbilder standen seit der Antike im Wettstreit. Bis Kopernikus im 16. Jh dem Heliozentrischen zum Durchbruch verhalf. Das Problem war, dass die Ephemeriden (Positionsangaben, wo welcher Wandelstern wann ist) deshalb nicht besser wurden. Das schaffte dann Anfang des 17. Jh. erst Keppler. Und Newton wiederum 1684, gut 50 Jahre später, lieferte das Gravitationsgesetz als Begründung.
    Mit Teleskop taugten die Ephemeriden der Jupitermonde aber immer noch nicht für eine Uhrzeitbestimmung, weil man die Lichtgeschwindigkeit noch nicht berücksichtigte. Das gelang dann erst Ole Romer 1676. Wobei dessen Messungen nicht genauer sein konnte, als die geschätzten Werte für den Abstand Sonne, Erde hergaben. Die genaue Entfernung zwischen Erde und Sonne ergab sich dann erst per Vermessung des Venustransits 1769, vorher war der Wert noch recht ungenau.


    Bei der Erdform als Kugel kann man genau auf den Ptolemäus zurückgreifen, der Jahrhunderte lang Maßstab für das geozentrische Weltbild war. Seine zu geringen Werte veranlassten Columbus nach Westen zu segeln. Von Ptolemäus stammt der Begriff des Breiten- und Längengrads. Ihm und Archimedes war bekannt, dass die Erde eine Kugel ist und dass es eine Achse (fürs geozentrische Weltbild) gibt. Ob sich dabei die Erde dreht oder die Himmelsspähre, ist mathematisch betrachtet egal.


    Es war in Europa wiederum Kopernikus um 1543, dessen heliozentrisches Weltbild auch die Erddrehung enthielt. Sein Hauptwerk heißt ja "De revolutionibus orbium coelestium" (lateinisch für "Über die Umschwünge der himmlischen Kreise").


    Übrigens ein gutes Argument für das geozentrische Weltbild ist die Tatsache, dass alles auf der Erde Richtung Erdmittelpunkt fällt. Versucht mal gegen die Logik zu argumentieren, wenn man kein Teleskop kennt, wenn man Gravitation auf anderen Planeten oder gar der Sonne nicht messen/erfahren kann und das Gravitationsgesetz nicht kennt. Wenn ich in der Antike gelebt hätte und mir jemand erzählt hätte, dass die Sonne im Mittelpunkt steht, hätte ich einfach einen Stein fallen lassen und gefragt, warum er dann nicht zur Sonne fällt.


    PS: Was beweist eigentlich der Pendelversuch? Ohne Beweise für die Massenträgheit im Sinne der Newtonschen Mechanik kommt man da nicht weit. Und akzeptiert man die Newtonschen Mechanik, dann hat man durch obige Entwicklung bereits einen "Beweis" für die Erddrehung. Der Versuch ist mehr Volksbelustigung. Ein elegantes Experiment zum direkten Nachweis für Ahnungslose.