Beiträge von Kalle66 im Thema „Woher kannte Kepler die Planetenabstände?“

    Der erste neuzeitliche Versuch der Bestimmung der Abstände der Planetenbahnen zur Sonne per Venustransit war 1688. Käptn Cook (der als Erkunder Australiens gefeiert wird) reiste dazu extra in den Pazifik. Die Ergebnisse passten, aber man war nicht zufrieden mit der Genauigkeit. Kepler musste sich mit relativen Abständswerten begnügen. Aber keine Bange, genau das war ihm klar.


    Man darf nicht vergessen, dass zeitgleich mit Kepler in Italien ein gewisser Galilei unter Hausarrest kam, weil er behauptete: Da dreht sich was. Ok, dafür musste Kepler später wg. des 30-jährigen Krieges ständig umziehen und ne katholische Kirche kämpfte auch noch laufend gegen einen sich ausbreitenden Islam im Balkan und sonstwo irgendwann sogar bis vor Wien. Man könnte auch sagen: Da lagen die Nerven blank, wenn jemand den Machtanspruch anzweifelte; in Deutschland schlugen sie sich dafür 30 Jahre die Köppe ein.

    Die älteste bekannte Bestimmung des Abstands Erde-Sonne fand schon in der Antike statt durch Aristarchos von Samos. Dahinter stand folgende Logik:


    1. Erddurchmesser ergibt sich über Schattenlängen von Stäben/Brunnenschächten auf unterschiedlichen geografischen Breiten. (Eratosthenes von Kyrene) und dem bekannten Abstand der Orte (soweit sie auf dem gleichen Längenkreis liegen).


    2. Monddurchmesser ergibt sich aus Schattenwurflinie der Erde auf dem Mond bei einer Mondfinsternis. Aus Monddurchmesser einerseits und scheinbarer Größe andererseits folgt daraus der Abstand Erde/Mond.


    3. Man messe die Winkel zwischen Erde, Mond und Sonne bei Halbmond (einer ist 90°, damit ist das Dreieck über den zweiten Winkel eindeutig bestimmt.


    4. Die Größe der Sonne steht zum Verhältnis der Entfernung im Vergleich zum Mond.


    Leider war das Ergebnis der Messung arg falsch, weil man die Lichtbrechung in der Atmosphäre bei flachen Winkeln nicht heraus rechnete. Das war seinerzeit noch unbekannt. Daneben gab's ein paar erhebliche Messfehler auch bei der Bestimmung (eher Abschätzung) des Monddurchmessers.


    Die eigentliche Glanzleistung liegt aber darin, dass dem ein heliozentrisches Weltbild zu Grunde liegt. Ohne Teleskop war man nicht in der Lage, die Richtigkeit zu belegen.