Beiträge von Kalle66 im Thema „Warum werden immer Dobsons empfohlen?“

    Die eigentliche Frage ist doch:
    Ist jemand zufrieden, wenn er mit 80mm Öffnung anfängt zu beobachten.


    Vor 40 Jahren waren viele happy damit. Es gab halt keine preisgünstigen Dobson-Alternativen. Und es gab auch keine bunten Hubble-Fotos, die man per Mausklick runterladen kann.


    So landet man bei der Erwartungshaltung, die sich im Laufe der Zeit (vielleicht, zumindest vermute ich das) gewandelt hat. Es ist ja nicht so, dass man mit 70mm (bis 90mm) nichts sieht. Der Messierkatalog enthält da durchaus anspruchsvolle Objekte. Letztlich ist es eine Kopfsache, ob man es spannend findet, mit 80mm Details im Hantelnebel heraus zu kitzeln oder nicht. Störend für's Ego ist doch nur, dass man weiß, dass man für's gleiche Geld einen 8er Dobson hätte haben können, der das haushoch besser kann.


    Dann kommt m.E. noch die Frage, ob ein solch verunsicherter Einsteiger nicht besser beraten wäre, wenn er für die Hälfte des Geldes nicht einen 4"-Tischdobson kauft. Halbes Geld ist halbes Risiko ... (Ganz zu schweigen davon, dass der Tischdobson vermutlich stabiler steht als im Budget vergleichbare Stativmontierungen.)

    Mathias,
    Leute, die ohne Vorbereitung eine Katze im Sack kaufen, die gab es früher genauso wie heute. Nur meldeten die sich damals nicht mangels Foren.
    [;)]


    Typischer Vertriebsweg war früher u.a. ein Brillenoptiker vor Ort oder Quelle-Versand.

    Moin,
    jede parallaktische Montierung hat in unseren Breitengraden bestimmte Eigenschaften, die sich aus der Geometrie ergeben. Das führt dazu, dass anders als bei einer Dobson-Lagerung man gegen die Schwerkraft lagern muss, was einen erhöhten konstruktiven Aufwand bedeutet.


    Speziell bei Newton-Teleskopen kommt noch der seitliche Einblick dazu, der ständig seine Lage ändert, wenn die Achsen ~50° geneigt sind. Visuell beißen sich daher "parallaktisch montiert" und "Newton" und werden immer etwas unpraktisch bleiben. Da ändert sich erst bei "Russentonnen" oder Refraktoren.

    Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass eine Goto einem die Orientierung am Himmel erspart. Das geht schon beim Einnorden los, wenn einem die Handbox ein paar Sternnamen vorschlägt. [;)]


    Und manuell eine parallaktischen Montierung mit Sucher/Telrad nach Deepsky-Objekten ausrichten ist allemal umständlicher als mit einer Alt-Az bzw. Dobsonmontierung, die reibungsbasiert arbeitet.


    Letztlich muss man erst mal lernen, eine Sternkarte zu lesen. Das erinnert mich an eine alte Ausgabe von "Verstehen Sie Spaß", wo der Lockvogel Passanten im Stuttgarter Raum eine Strickmusterkarte vorlegte und nach dem Weg in die Innenstadt fragte.

    Das eigentliche Problem ist, dass ein "Anfänger" in der Regel selbst noch gar nicht weiß, was er eigentlich beobachten will. Vorlieben nach Doppelsterne, Sonne, Deepsky oder Planeten bilden sich erst aus, wenn man schon mal ne Runde beobachtet hat.


    Dazu kommt, dass im Preissegment eines 8-Zoll-Dobsons keine vernünftige Montierung zu kriegen ist. Selbst Feldstecher der besseren Art sind kaum billiger zu haben.


    Und eine Kombination aus Newton + parallaktische Montierung ist visuell einfach Quatsch, wenn einem das Stativ ständig den Einblick verbaut. Das sieht bei einem Refraktor anders aus. Da wird dann gern am Zenitspiegel gespart.


    Im übrigen empfehle ich immer nach Möglichkeiten von Probebeobachtungen zu suchen, bevor man bei einem Budget bis 500 Euro sich etwas anschafft. Sei es ein Teleskoptreffen, ein Astroverein oder eine der wenigen Astromessen. Man darf bei einem Budget bis 500 Euro auch nicht vergessen, dass neben Teleskop und Montierung auch noch Okulare und etwas Zubehör (Sternkarte, Sucher, Taschenlampe etc.) nötig sind.


    Das verlinkte Beispiel mit 2k-Budget ist die absolute Ausnahme.