Beiträge von JSchmoll im Thema „Anschaffung Schulteleskop Gymnasium“

    Hier in England bin ich mit einem groesseren oeffentlichen Observatorium involviert, das jetzt auch Vertraege ueber Astronomielernpakete mit Schulen eingeht. Geliefert wird ein Rundumpaket mit Praesentationen, mobilem Planetarium und (wenn das Wetter mitspielt) Beobachtungen an mitgebrachten Instrumenten.


    Es entstand der Gedanke, an der Schule etwas zurueckzulassen, das es Lehrern ermoeglicht, ein eventuell aufgeflammtes Interesse weiter zu foerdern. Die Idee war urspruenglich ein kleines Teleskop fuer um die 100 englische Pfund (derzeit ca. 117 Euro). Da ich an unserer Sternwarte der Instrumentenmensch bin, habe ich gleich gewarnt, dass man dafuer nicht viel erwarten kann. Wir haben dann auf 200 Pfund aufgestockt und dank der Abnahme groesserer Stueckzahlen ein schoenes Paket schnueren koennen.


    So bekommt jede Schulgruppe einen 90/900er Refraktor auf einer nachgefuehrten EQ2. Natuerlich ist das nicht ideal (eine EQ3 waere sicher besser gewesen), aber im finanziellen Rahmen ist es brauchbar. Das Geraet ist nachgefuehrt, sodass Schuelergruppen durchschauen koennen, ohne das Objekt gleich wieder zu verlieren. Eine Anleitung zur groben Einnordung des Instruments wird mitgeliefert. Es hat einen guten 6x30-Sucher und mit 25mm und 10mm zwei brauchbare Okulare, nebst achromatischer Barlowlinse.


    Vorteil: Das Geraet ist als Refraktor justierstabil. Es laesst sich an einem Stueck transportieren, ist nachgefuehrt und es zeigt auch unter Stadtbedingungen auf einem Schulhof schon Mond, die hellen Planeten oder auch ein paar helle Sternhaufen oder Nebel. Das Geraet ist auch noch in einem Schuelerbudget, sodass interessierte Schueler sich etwas Aehnliches selber anschaffen koennen und schon eine Idee ueber Staerken und Schwaechen der Kombination bekommen.


    Nachteil: Die EQ2 ist natuerlich nicht das Gelbe vom Ei. Allerdings habe ich mit so einem Geraet (handnachgefuehrt) auch schon oeffentliche Beobachtungen unternommen - neben groesseren Geraetschaften. Der "selling point" war, dass es sich um ein guenstiges Einsteigerfernrohr handelt, was viele Besucher interessant fanden - trotz der Schwaechen im Vergleich zum danebenstehendem 3000-Euro-Fernrohr.


    Gibt es in einer Schule ein ernsthafteres Interesse oder eine Astro-AG, dann waere natuerlich etwas Stabileres, vielleicht noch mit fester Saeule, angesagt. Das hier genannte Fernrohr ist eher ein "Appetitmacher" fuer Schulen, wo nur ein gelegentliches Interesse besteht und die Gefahr real ist, dass das Geraet als Schaustueck in der Sammlung verschwindet.

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Schulteleskop ist doch unnötig, so lange die Schüler nur mit solchen Dingen wie Volumen- und Dichteberechnung von Planeten und ähnlichem Blödsinn gequält werden. Begeisterung für Astronomie schafft man so nicht, dafür aber sehr effektiv das Gegenteil.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ist das nicht ein Widerspruch?


    Ein Teleskop kann sehr gut dazu dienen, die Motivation zu erhoehen. Aber im Physikunterricht geht es natuerlich auch um Wissensvermittlung, und da gehoert auch Mathematik dazu. Insbesondere wichtig fuer Schueler, die sich fuer ein naturwissenschaftliches Studium interessieren.


    Ueber Mathematik hoert man oft Aussagen wie "Das ganze Rumgerechne braucht man doch nicht im Leben." -- gerade durch einen praktischen Bezug wie das von Dir angesprochene Berechnen von Planetenvolumina und Dichten wird die Mathematik doch greifbar, und damit interessanter. Und wenn man dann solche Berechnungen angestellt hat und abends auf dem Schulhof Jupiter mit seinen vier Monden sehen kann, um so besser.