Beiträge von Kalle66 im Thema „Erdähnliche Planeten i.d.Nachbarschaft zu uns“

    Armin,
    Planet-Mond-Systeme sind etwas komplexer ... Der Regelfall ist, das "nahe" Monde recht schnell eine einfach gebundene Rotation aufweisen, wenn nicht gar von Anfang an, indem sie Teile an der Rochegrenze verlieren. Ob andererseits die Planeten sich vom Mond beeinflussen lassen, hängt vom Massenverhältnis ab. Der Erdmond hat etwa 1,3% der Erdmasse und ist im Vergleich zu allen anderen Monden im Sonnensystem der schwerste im Verhältnis zum Planet. Und bevor der Mond die Erde in doppelt gebundene Rotation kriegt, ist unsere Sonne ein weißer Zwerg und hat Erde mitsamt Mond vernichtet.


    Ob sich der Mond durch Gezeitenkräfte letztlich entfernt oder annähert, hängt von der Ausgangssituation ab. Kreist der Mond anfänglich schneller als die Tageslänge des Planeten, fällt er auf den Planeten, vorher zerfällt er innerhalb der Rochegrenze. Umgekehrt gibt die Hillsphäre den maximalen Bahnabstand des Mondes zum Planeten an, wo stabile Umlaufbahnen möglich sind. Z.B. wäre ein Mond um die Erde, dessen Abstand in der Nähe der Lagrangepunkte L1/L2 der Erde liegt, ganz sicher nicht mehr stabil unterwegs. (In L1 heben sich Erdgravitation und Sonnenanziehung dergestalt auf, dass dort ein Objekt synchron zur Erdbahn fliegen könnte, ohne die Erde umkreisen zu müssen; in L2 ergänzen sich die Anziehungskräfte ->siehe auch Herschel-/Planck-/Gaia-/James-Webb-Weltraumteleskope, die in die Nähe von L2 platziert sind.)


    Last but not least kommt es unweigerlich zu Resonanzen, wenn ein Planet-Mond-System durch Gezeitenkräfte Drehimpuls austauscht. Dann tritt früher oder später der Fall auf, dass die Umlaufdauer des Mondes ein ganzzahliges Vielfaches der Umlaufdauer um die Sonne entspricht. Die Folgen sind chaotisches Verhalten, wenn sich z.B. eine Exzentrizität aufschaukelt. Selbst bei unserem Erde-Mond-System sind solche Phasen in der Vergangenheit noch nicht richtig erforscht.